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EINIGE GLASPERLEN AUS GRÄBERN DER LAUSITZER KULTUR IN SACHSEN Von Thea Elisabeth Haevernick Zu den seltenen Beigaben in Gräbern der Lausitzer Kultur, die gewöhnlich reich an Gefäßen sind, gehören Glasperlen. Leider sind diese z. T. verschmolzen, so daß eine eindeutige Bestimmung dadurch erschwert wird. Die hier vorliegende Auswahl zeigt einen sehr unterschiedlichen Charakter. In Rammenau bei Bischofswerda, Kreis Bautzen (Mus. Bad Schandau, Inv.-Nr. 607/52) lagen in einem Grab zusammen mit einer Henkelterrine mit Seelenloch, einer Deckschale, einer Knochennadel mit Nagelkopf, einem kleinen, flachen Vierkantring aus Bronze, einer Ösennadel mit schwerem, doppelkonischen Kopf und Zickzack- sowie Umlaufverzierung, 24 teilweise stark angeschmolzene Glasperlen. Sie bestehen aus einem durchscheinenden, helltürkisblaugrünen Glas. Die Kugelform ist stark durch den Brand zerstört. Das Glas war in der Hitze so weich geworden, daß sich Abdrücke von scharfkantigen Gegenständen — etwa dem kleinen Bronzering —, auf denen die Perlen lagen, gebildet haben. Das Glas selbst hat sich durch den Brand verändert und ist jetzt äußerlich rauh und blasig anzusehen, die Durchbohrung ist verschmolzen und nicht mehr durchgängig. Eine geringe Iris hat sich durch die Lagerung im Boden gebildet. Der Fundzusammenhang weist in den Übergang der Periode Montelius III zu IV. In Dresden-Laubegast, am Kronstädter Platz (Landesmuseum Dresden, Inv.-Nr. 6194 und 6195), wurden zwei Gräber gefunden mit einfachen, unverzierten Gefäßen, die neben einem Bronzeringchen drei Glasperlen enthielten 1 . W. Grünberg ordnet den Fund der Periode IV zu. Die Perlen verdienen unsere Aufmerksamkeit. Bei Nr. 6194 handelt es sich um eine sogenannte Pfahlbauperle. Wir nennen diese Stücke so, weil sie bevorzugt aus Schweizer Pfahlbaufunden stammen und so charakteristisch sind, daß man allein diesen tönnchenförmigen Perlen, die ganz von einem weißen Spiral faden umlaufen werden, den Namen Vorbehalten sollte. Damit soll nicht in Abrede gestellt werden, daß auch noch andere, sehr typische Perlen aus den Pfahlbauten stammen. V. Geßner hat sich in einem Aufsatz „Vom Problem der spätbronzezeit lichen Glasperlen“ 2 3 damit beschäftigt. Unser Exemplar gehört ihrer Gruppe III an; sie nennt sie „gestreifte Perlen“. Das Wesentliche der hellen Einlage ist nicht der Streifen, sondern der spiralige Umlauf um den Perlenkörper. Die Laubegaster Perle ist aus einem hellgrünlichblauen Glas hergestellt. Die spiralige Einlage ist voll kommen herausgefallen, was bei den Perlen nicht gerade selten geschieht. Man sicht an den entstandenen Rillen, wie tief der Einlagefaden in den Perlkörper eingerollt gewesen ist. Die spektralanalytische Untersuchung, die liebenswürdigerweise zur Verfügung gestellt wurde, ergab, daß die Perle mit Kupfer und Eisen gefärbt wurde. Sehen wir die Verbreitungskarte der Pfahlbauperlen (Abb. 1) an, so ergibt sich ein eindeutiges Zentrum in der Schweiz. Die Karte ist zweifellos noch sehr unvollständig, und es werden sich noch weitere Fundpunkte eintragen lassen. Daß sich damit aber das Gesamtbild stark verändern wird, ist nicht anzunehmen. Die Schweizer Fund- 1 W. Grünberg, Die Grabfunde der jüngeren und jüngsten Bronzezeit im Gau Sachsen, 1943, S. 100, Tafel 42, 13 und 14. 3 V. Geßner, Vom Problem der spätbronzezeitlichen Glasperlen, Festschrift Bosch, Aarau.