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Stichbandkeramik (Dresden-Nickern und Dresden-Lockwitz) erfolgte. Kupferfunde fehlen ja nicht nur in Sachsen, sondern auch in der gesamten mitteldeutschen Gruppe. Da in Sachsen zunächst nachweisbare Gräber überhaupt noch nicht aufgetreten sind, nimmt dieser Mangel hier nicht wunder. Die kennzeichnenden Keramikformen aus Sachsen sind der Henkelkrug, die Fuß schale und die sonst in der Jordansmühler Gruppe nicht allzu häufig gebrauchte Schale mit Trichterrand. Daneben tritt als besonders typische Siedlungskeramik der Topf mit Fingertupfenleiste am oder kurz unter dem Rande. Den in Schlesien so gern gebrauchten zweihenkligen Krug vermissen wir nicht nur in Sachsen, sondern auch im übrigen Mitteldeutschland. Auch dies dürfte ein Teil des Beweises für die Herkunft unserer Gruppe aus Böhmen sein, wo die einhenkligen Krüge weit vor herrschen und zweihenklige Stücke nur selten auftreten. Die Knickrandschale ist ebenfalls im Bestand der sächsischen Jordansmühler Kultur nicht zu finden, in Sachsen-Anhalt dagegen gehört sie zweifellos in die Reihe der kennzeichnenden Formen. Bei der Betrachtung der einzelnen Gefäße müssen wir allerdings berück sichtigen, daß die verhältnismäßig geringe Zahl von Funden in unserem Lande eine endgültige Formenzusammenstellung noch kaum erlaubt. Ob die Aussonderung der dreigliedrigen Vase, die Buschendorf für Sachsen-Anhalt darstellt, auch für Sachsen gelingt, ist noch nicht entschieden, da in Dresden-Briesnitz (Abb. 2,5) offenbar der Rest eines solchen Gefäßes vorliegt, das dem von Rössen ziemlich genau ent sprechen dürfte 11 . Da hier aber die Fundbeobachtungen für den klaren Nachweis einer Zusammengehörigkeit nicht ausreichen, obwohl das Scherbenmaterial größte Übereinstimmung zeigt, müssen weitere Funde abgewartet werden. Die häufigste Form des sächsischen Jordansmühl ist der einhenklige Krug, der in Dresden-Nickern zweimal und in Heidenau in einem vollständigen und einem stark beschädigten Exemplar vorliegt. Es zeigt sich dabei, daß Buttlers Annahme 12 , es handele sich in Mitteldeutschland um eine unverzierte Ausprägung der Jordans- mühler Kultur, in der nur die Wulfener Kanne 13 als Ausnahme mit Gitterschraffen versehen sei, nicht zu Recht besteht. Sämtliche vier sächsischen Henkelkrüge sind nämlich verziert, darüber hinaus auch die Schale von Dresden-Nickern und der Scherben von Dresden-Lockwitz sowie Stücke von Dresden-Briesnitz, so daß eigentlich nur die Fußschale von Zehren 13 “, die ja aber ohnehin als unverzierter Gefäß typ gilt, schlicht bleibt. Daß sich gerade auch aus der Verzierung die Ableitung aus der böhmischen Gruppe nachweisen läßt, werden wir weiter unten sehen. In der Formgebung entsprechen die sächsischen Stücke den böhmischen 14 * , nur daß eben der zweihenklige, typisch schlesische Krug, der in einigen Exemplaren auch in Böhmen auftritt, fehlt — und auch den wenigen mitteldeutschen 16 . Dabei zeigt die kleine Form (Dresden-Nickern) den weitausschwingenden Henkel, während der große Krug (Heidenau und Dresden-Nickern) den Henkel etwas näher an der 11 W. Buttler, Der donauländische und der westische Kulturkreis der jüngeren Steinzeit, 1938, Tafel 9, 18; G. Buschendorf, a. a. 0., Liste zur Karte Abb. 4 auf Seite 15. 12 W. Buttler, a. a. 0., S. 41. 13 W. Buttler, a. a. ()., Tafel 9, 19; G. Buschendorf, a. a. 0., Abb. la und Tafel III, 1. l3aErwähnt bei Frenzel, Radig, Reche, Grundriß der Vorgeschichte Sachsens, 1935, S. 136 (W. Radig). 14 J. Schranil, Die Vorgeschichte Böhmens und Mährens, 1928, Tafel VIII, 4 und IX, 3, 5 und 12. A. Stocky, La Boheme prehistorique I, L’ge le pierre, 1929, Tafel LH 1, 2, 4-6; LVI, 7 und 22; LVII, 1, 3, 9, 11, 14. Vgl. auch J. Filip, Praveke eskoslovensko, 1948, Tafel 9. 16 G. Buschendorf, a. a. O., Abb. la und b. 37