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EIN NEUER STEINZEITLICHER GRABHÜGEL IN DER HARTH, KREIS LEIPZIG Von Gerhard Mildenberger Unsere Kenntnis der vorgeschichtlichen Denkmäler in der Harth 1 hatte durch die Untersuchung des Hügels 5 am Südrande eine beträchtliche Erweiterung erfahren. Dieser stellte sich als neolithisch heraus und enthielt Gräber mehrerer Kulturgrup pen 2 . Das Ergebnis der Ausgrabung ließ es als wahrscheinlich ansehen, daß auch der etwa 500 m entfernte, gleichfalls einzeln liegende Hügel 6, der erst nach Abholzung des südlichen Teils der Harth bekannt geworden war, jungsteinzeitlich sei. Diese An nahme wurde durch die Untersuchung bestätigt. Der Hügel liegt unmittelbar am Ostrande des Jagens 4 der Harth, genau 500 m von dessen Nordrande. Das Gebiet gehört neuerdings zur Gemarkung Zeschwitz, Ge meinde Böhlen, Kr. Leipzig (Meßtischblatt 4740, S 9,7, W 10,2). Das Gelände ist fast völlig eben, der etwa 1 m hohe Hügel ist mit gleichmäßigem Abfall nach allen Seiten deutlich aufgesetzt. Der Boden der Umgebung des Hügels zeigt unter einer dünnen Humusschicht Geschiebelehm, der in etwa 40 cm Tiefe in reinen Kies über geht. Der fortschreitende Abbau am Nordrande des Böhlener Braunkohlentagebaus machte eine baldige Untersuchung des Hügels notwendig, die in der Zeit vom 15. März bis zum 26. April 1951 durch das Institut für Vor- und Frühgeschichte an der Universität Leipzig durchgeführt wurde 3 . Die Grabung wurde wegen ihres Charakters als Lehrgrabung in verschiedenen Ver fahren durchgeführt. Der Südwestquadrant wurde als Ganzes flächig abgetragen. Für die Untersuchung des Nordostquadranten wurde die Streifenmethode angewendet, die sich als nicht zweckmäßig herausstellte, da Schichtunterschiede und -Störungen in der Hügelerde nicht sichtbar und Einbauten nicht vorhanden waren. Für den Nordwest- und den Südostquadranten wurde daher die Sektorenmethode gewählt, wobei jeder Quadrant in zwei Sektoren geteilt wurde. Das stehengebliebene Steg kreuz wurde ebenso wie die Stege zwischen den Gräben im Nordostquadranten am Ende der Grabung abgetragen. Die Untersuchung ergab, daß der Hügel aus Lehm aufgebaut war. Die gelegentlich in der Hügelerde gefundenen Feuersteinstücke und kleinen Kieselsteine sprechen dafür, daß es sich um Geschicbelehm aus der unmittelbaren Nähe handelt. Die oberste Schicht der Hügelerde ist in einer Mächtigkeit von 5 bis 15 cm humifiziert. Darunter folgt eine 30 bis 40 cm mächtige Schicht hellbraunen, entkalkten Lehms, die wellen förmig von der darunterliegenden braunen Lehmschicht abgegrenzt ist (Abb. 1). Die Grenze zwischen den beiden Schichten ist durch starke, hellgraue Kalkablagerungen 1 Vgl. Zusammenstellung und Karte der vorgeschichtlichen Anlagen und Fundstellen der Harth in Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 1950/51, S. 7 ff. und Abb. 1 (G. Mildenberger). 2 G. Mildenberger, a. a. O., S. 9 ff. 9 3 Sie stand unter der Leitung des Verfassers, der in der örtlichen Grabungsleitung durch Dr. Th. Voigt, Halle, und die Studenten Ruth Schnabel, Johannes Richter, Hans Groth, Gerhard Schlawinsky, Heinz Grünert, Johannes Schneider und Rudolf Weinhold tageweise vertreten wurde. Die Grabung wurde mit Mitteln finanziert, di das Staatssekretariat für Hochschulwesen im Rahmen eines Forschungsauftrags zur Verfügung gestellt hatte. Sie erfreute sich weiterhin der Förderung durch das Kombinat Böhlen und Herrn C. Germer, Zwenkau, denen auch an dieser Stelle dafür gedankt sei.