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BEISPIELE FÜR DAS RINGWULSTVERFAHREN BEI DER KERAMIKHERSTELLUNG Von Werner Coblenz Bei dem unverhältnismäßig hohen Anteil des keramischen Materials im Bestand der Grabungsfunde Sachsens ist es nur natürlich, daß unser beson deres Augenmerk auch auf die aus den geborgenen Stücken selbst ablesbaren Merkmale der urtümlichen Herstellungsverfahren gerichtet sein muß 1 ). Erst ein zweiter, aber ebenso notwendiger Schritt ist dann die Ausarbeitung der theoretischen Möglichkeiten von Formung, Materialbehandlung und Brand mit den anschließenden notwendigen Versuchen 2 ), die sich allerdings wiederum auf die in den jeweiligen Epochen erreichten technischen Errungenschaften beschränken müssen. Zum Inventar einer Ende 1960 geborgenen dreifachen Rinderbestattung der Kugelamphorenkultur aus Zauschwitz, Ortsteil von Weideroda, Kreis Borna, gehört ein—im Vergleich zu den anderen gut überarbeiteten und geschmackvoll verzierten Gefäßen— plump und roh erscheinender, steil trichterförmiger Topf, der eine Höhe von 15,7 cm bei einem Mündungsdurchmesser von 17 cm erreicht und dessen Ton stellenweise fast ziegelrot gebrannt ist. Schon auf der Außenwandung fällt das Fehlen einer Nachbehandlung der Oberfläche auf (Abb. 1 und 2). So wird das ganze Oberteil von langen und tiefen Finger eindrücken gesäumt, die nicht die Aufgabe eines Ornamentes besitzen, sondern Reste des Durchknetens und Verschmelzens der einzelnen Ringwülste dar stellen, demzufolge auch im Gefäßinnern als entsprechende Abdrücke der gegengehaltenen Finger erkennbar sind (Abb. 1 und 3). Diese Durchknetung ist an den Stellen des Überwulstens sehr kräftig erfolgt, so daß die tiefsten *) Siehe G. Löwe und W. Coblenz, Beobachtungen an einigen bronzezeitlichen Gefäßen Sachsens, in: Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 5, 1956, S. 153—175. W. Coblenz, Gefäßherstellung der Lausitzer Kultur und die Frage der Formschiissel, in: Arbeits und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 7, 1960, S. 227—234. 2 ) P. Faßhauer, Beiträge zum Herstellungsverfahren urgeschichtlicher Keramik, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Gesellsch.-Sprachwissenschaftliche Reihe, Jg. 4,1955, Heft 5, S. 649—669, bes. Taf. 1,4 und 11,1; ders., a. a. O., Jg. 5, Heft 3, S. 329—344. 69