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WEITERE GERMANISCHE GRÄBER AUS DER NÄHE VON RIESA Von Alfred Mirtschin BOBERSEN Auf der Düne am rechten Elbufer erstreckt sich 2 km nordöstlich von Riesa das Dorf Bobersen. Hier wurde am 27. Juli 1955 zu den 1899 gefundenen drei Brandgräbern der La-Tene-Zeit 1 ) ein viertes entdeckt. Beim Planieren eines hart südwestlich des Gasthofes Bobersen angelegten Sportplatzes stieß der Arbeiter Walter Grundmann, Bobersen, unversehens in etwa 1 m Tiefe auf ein Gefäß und zerstieß es mit der Schaufel. Daß noch gerettet werden konnte, was an dürftigen Resten vorhanden war, ist dem Bauern Bennewitz aus Bobersen zu danken. Er mähte am nächsten Tage das sich zwischen Sport platz und Gasthof ausbreitende Getreidefeld, sah einige Scherben und sam melte sie am Rande seines Feldes. Ein an den Verfasser geschickter Bote meldete den Fund leider erst am Abend des 4. August, worauf sofort eine Besichtigung der Fundstelle vorgenommen wurde. Alle erreichbaren Scherben wurden gesammelt. Vom Leichenbrand war nichts mehr zu finden. Ihn hatte der Finder mit vielen Scherben beim Planieren verstreut. So bleibt die Frage nach Beigaben offen. Die Restaurierung der Urne gelang, wenn auch sehr lückenhaft, doch immerhin noch so, daß Form und Maße gesichert sind. Die Urne soll nach Aussage des Finders aufrecht, frei, allein und ohne Deck gefäß gestanden haben. Vasenförmiger Topf; Mündungsrand und Boden fehlen. Letzterer ist aber durch eine Ansatzstelle bestimmt. Die Bauchwand ist gewölbt. Der Hals ist zurück gesetzt und verjüngt sich. Die Oberflächenrauhung der Bauchwand wird durch vier teils schwer wahrnehmbare glatte, etwa 2 cm breite, senkrechte Streifen unterbrochen. Farbe und Bruch dunkelbraun. Oberfläche wie feinstes Sandpapier gerauht. Ton fein geschlämmt, enthält wenig Sand. Maße: Höhe 27,2 cm; größte Breite 25,5 cm (in 15,5 cm Höhe); Mündungsdurch messer etwa 13,1 cm; Bodendurchmesser etwa 13 cm; Wandstärke 0,8 cm, 0,75 cm (am Hals). Heimatmuseum Riesa Nr. 4927 Abb. 1 1) A. Mirtschin, Germanen in Sachsen, 1933, S. 14 ff.; ders., Neue westgermanische Grabfunde in Riesa und Umgebung, in: Unsere Heimat, Beilage zum Riesaer Tageblatt, 9. Jg., 1936, Nr. 22, Abb. 9; ders., Drei germanische Brandgräber aus der Umgebung von Riesa, in: Arbeits- und For schungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 4, 1954, S. 401 ff.