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DAS MÜNZGEFÄSS VON KASCHWITZ Von Werner Coblenz Es muß als ein besonderer Glücksfall bezeichnet werden, daß der Kaschwitzer Topf in der Oberlausitz eine nicht seltene Form darstellt, und daß so durch seine Münz datierung auf etwa 1130 eine Anzahl ähnlicher Stücke ebenfalls festgelegt werden kann. Beschreibung: Großer, weiter, eiförmiger Topf mit scharfem Bodenrand, gestrecktem hohem Unterteil, wenig ein schwingender, kurzer, steiler Schulter, kräftig geschweiftem, weitem und kurzem Hals und ver breitertem senkrecht verstrichenem Rand. Die Schulter ist kräftig schräg gekerbt, die Gefäß wandung von einem flachen Spiralgurt in 11 Windungen verziert. Die Gurtung ist nachträglich nochmals verstrichen, so daß sie jetzt ungleichmäßig breit erscheint und stellenweise unterbrochen ist. Drehscheibenarbeit. Fleckig hellgrau-ocker mit rötlichen Tönen, Oberfläche glatt, fein gemagert (glimmerhaltig), hart gebrannt. Beschädigt und ergänzt, besonders am Rand, teilweise auch am Gefäßleib. Im Innern des Gefäßes grüne Oxydationsspuren von dem Münzinhalt. Museum Bautzen 0. 1. 50.V; S.: 1/50 (Abb. 1; Tafel 47 oben). Abb. 1. Das Münzgefäß von Kaschwitz. 1:4. Mit diesem Gefäß kommen wir zweifellos in die spätslawische Gruppe der Oberlausitz (11./12. Jh.). Gleichen Gefäßaufbau und gleiche Verzierung durch eine vielfache Gurtspirale und schräge Schulterkerbung finden sich unter den veröffentlichten Materialien mehrfach: Kleinwelka, Birkau, Großpostwitz 1 ), verwaschen Coblenz 2 ). Auch das Münzgefäß von Görlitz aus der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts 3 4 ) bildet wenigstens für die Verzierung eine Vorstufe. Unser Topf hat keine Bodenmarke und auch noch nicht die nur wenigen Spiralgurtumläufe auf der Schulter, die die Spät gruppe innerhalb der spätslawischen Keramik der Oberlausitz besonders auszeichnen. Durchgehende Gurtung und hochschultrige Gefäße sind Kennzeichen des 11. und beginnenden 12. Jahrhunderts. Unser Münztopf wäre damit kurz vor dem Erlöschen dieser Form zu setzen. Schon das Münzgefäß von Puschwitz 1 ) hat weite Spiralgurtung mit wenigen Windungen und das Bodenkreuz. Es gehört stilistisch in die Spätgruppe und wird durch die Münzbeigaben in die Zeit um 1150 datiert. 1) Vgl. W. Frenzel, Vorgeschichte der Lausitzen, 1932, Taf. 32, 15—17; Birkau auch II. A. Knorr, Die slawische Keramik zwischen Elbe und Oder, 1937, Taf. 2d. 2 ) Bcs. II. A. Knorr, a. a. O., Taf. 3 II b und c (Gurtung und Kerbung). 3) II. A. Knorr, a. a. O., S. 28, Abb. 26. 4) W. Coblenz, Das Münzgefäß von Puschwitz, Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 1945—1950, S. 115, dazu Taf. 31. 200