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DER BRONZEGEFÄSSFUND VON DRESDEN-DOBRITZ Von Werner Coblenz Die Frage nach Herkunft und Alter des getriebenen Bronzegeschirrs hat für die Handelsgeschichte der Bronzezeit Europas immer mehr an Bedeutung gewonnen. Als Montelius 1 ) vor einem halben Jahrhundert die erste größere Zusammenstellung gab, schien die Herkunftsfrage von allem Anfang an zugunsten des Südens, Italiens, gelöst zu sein. Eine Diskussion hierüber schien sich erübrigt zu haben, und auch die Kossinnaschen Versuche, die Gold- und Bronzetreibarbeiten als germanisch heraus zustellen 2 ), fanden zunächst wenig Widerhall. Das Verdienst, die Frage erneut auf gerollt zu haben, gebührt Sprockhoff, der in seiner Handelsgeschichte 3 ) besonders auch die Bronzetassen neu vorlegte und nach Typen zu gliedern suchte. Er erreichte damit natürlich noch nicht in allem ein abschließendes Urteil, schnitt aber eine Menge von Problemen an und ebnete den Weg zur intensiveren Weiterforschung. Seine Darstellung hat den Lehrsatz Montelius’ abgelöst, die Verbreitung der einzelnen Typen konnte zu Herkunftsfragen besser herangezogen werden, und ebenso wurden die chronologischen Schwierigkeiten wenigstens zu einem Teil beseitigt. Die wissen schaftliche Auseinandersetzung begann wieder, und die These von der italischen Herkunft des Bronzegeschirrs ist wohl endgültig abgelöst. Arbeiten von Nestor 4 ), Lindgren 5 * ) und v. Merhart 8 ) machen uns die Herleitung unserer Gefäße aus dem ungarischen Raum glaubhaft. Daneben erschloß Holste durch die Untersuchung des Ehinger Fundes 7 ) ein jungurnenfelderzeitliches sudwestdeutsches Werkstattgebiet. Zuletzt nahm Sprockhoff 8 ) nochmals das Wort und konnte durch den Versuch einer neuen chronologischen Fixierung der Fuchsstadt- und der Kirkendrup-Tassen einen Teil der Schwierigkeiten und Unklarheiten beheben, die nach den ersten Darstellungen aufgetreten waren. Die reichen Bearbeitungen des Bronzezeitmaterials Mittel- und Südosteuropas hatten die Voraussetzungen für die Lösung mancher strittigen Frage geliefert. Jeder neue Fund an Bronzegeschirr gibt für die sichere Datierung wertvolle Hin weise, hebt die Verbreitungsgebiete klarer heraus und erschließt uns auch die Handels- Wege immer sicherer. Wir fühlen uns deshalb verpflichtet, den neuen reichen sächsi schen Geschirrfund möglichst schnell bekanntzugeben, damit auch dieses Material zur Auswertung herangezogen werden kann. Es erscheint uns verdienstvoller, der Fachwelt das wichtigste Kulturgut immer „frisch aus der Erde“ vorzulegen, auch wenn einmal dem ersten Bearbeiter keine Muße zur wissenschaftlichen Auswertung bleibt und er es, wie im vorliegenden Falle, im wesentlichen mit der Material beschreibung bewenden lassen muß. Wir hoffen, durch die Beifügung detaillierter Zeichnungen die Verwertbarkeit des Fundes gesichert zu haben. 1) 0. Montelius, Ett i Sverige funnet fornitaliskt bronskärl (Svenska Fornminnesföreningens Tidskrift, Bd. XI, Stockholm 1902, S. 1 bis 108). 2) G. Kossinna, Der germanische Goldreichtum in der Bronzezeit I: Der Goldfund vom Messingwerk bei Eberswalde und die goldenen Kultgefäße der Germanen, 1913, S. 44 ff., bes. S. 47. 3) E. Sprockhoff, Zur Handelsgeschichte der germanischen Bronzezeit, 1930. 4) J. Nestor, Ein Bronze-Depot von Moigrad, Rumänien. Prähistorische Zeitschrift XXVI, 1935, S. 24 ff. 5) B. C. Lindgren, Om Importen av ungarska bronskärl i nordisk bronsalder in: Kulturhistoriska studier, tillägnade Nils Aberg, 1938, S. 61 ff. •) G. v. Merhart, Zu den ersten Metallhelmen Europas, 30. Bericht der Römisch-Germanischen Kom mission, 1940, S. 411. G. v. Merhart, Donauländische Beziehungen der früheisenzeitlichcn Kulturen Mittelitaliens. Bonner Jahrbücher 147, 1942, S. 1 ff. ’) Fr. Holste, Der frühhallstättische Bronzegefäßfund von Ehingen. Praehistorica, Heft 5, 1939. 8) E. Sprockhoff, Chronologische Skizze, Reinecke-Festschrift, 1950, S. 137ff.