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DIE GESTEINE MITTEL- UND JUNGSTEINZEITLICHER GERÄTE DES DÖBELNER RAUMES UND IHRE VERARBEITUNG Von Reinhold Herrmann und Arno Schüller Bei Besuchen der Abteilung Vorgeschichte des Stadt- und Heimatmuseums in Döbeln überrascht immer wieder die auffällige Einheitlichkeit des Gesteinmaterials, aus dem die steinzeitlichen Werkzeuge, die aus der Döbeln-Mügeln-Lommatzscher Pflege und dem sächsischen Mittelgebirge stammen, hergestellt worden sind. Nur ein ganz kleiner Teil der in der Sammlung vorhandenen Steingeräte besteht aus recht verschieden artigen, mit der Lupe sehr schwer oder gar nicht bestimmbaren Gesteinen. Bei nähe rem Zusehen wird man in der Vermutung bestärkt, daß durch eine sorgfältige mine ralogische und petrographische Bestimmung die Herkunftsbezirke der steinzeitlichen Rohstoffe eindeutig angegeben werden können. Da eine solche Bearbeitung und Untersuchung bisher noch nicht stattgefunden hat, wurde vorliegende Gemeinschafts arbeit durchgeführt, für die R. Herrmann, Döbeln, die vorgeschichtlichen und geo graphischen Abschnitte und A. Schüller, Berlin, die Mineralogie und Petrographie bearbeiteten. Berücksichtigt wurden dabei das Material des Döbelner Museums und die reichhaltige Sammlung bandkeramischer Steinwerkzeuge und Geräte des Alt bauern Wallrabe, die derselbe in der Gemarkung des Dorfes Birmenitz bei Ostrau in jahrzehntelanger, zielbewußter und erfolgreicher Sammelarbeit geborgen hat und noch jetzt betreut. Birmenitz, ein reicher Fundort der Spiralkeramik, ist den sächsi schen Vorgeschichtlern bekannt, weil es einem mit Stichen verzierten tönernen Frauenidol den Namen gegeben hat, das von Hottenroth geborgen und von Georg Wilke als „archäologisches Zeugnis für ein alteuropäisches Mutterrecht“ gedeutet wurde 1 ). Nicht einbezogen wurden in die Untersuchung der Feuerstein und andere Quarz abarten als Rohstoffe für Steinzeitgeräte, obgleich auch diese vielleicht aufschluß reiche Beziehungen der landschaftlichen Gebundenheiten der für die steinzeitlichen Werkzeuge verwendeten Materialien vermuten lassen. So hat z. B. W. CI. Pfau auf den Bandjaspis als Werkstoff der Neolithiker aufmerksam gemacht. Es handelt sich bei dem „Gnandsteiner Bandstein“ jedoch um ein Gestein, das zwar als Mineral Bandjaspis angesprochen wurde, in Wahrheit aber ein gestreifter verkieselter Fel- sittuf des Oberen Tuffrotliegenden ist. Es findet sich in der Umgebung von Gnand stein zwischen Wolftitz und dem Eulenberg bei Kohren und Frohburg und wurde in der Mitte des vorigen Jahrhunderts für Ornamente und als Schottermaterial ver wandt 2 ). In diesem Zusammenhang sei auch darauf hingewiesen, daß R. Moschkau seltene Äxte aus gebändertem Feuerstein erwähnt, die, von kleinen Stücken abgesehen, als Handelsgut aus dem Heimatgebiet dieses Rohstoffes — dem Vorland der Wald- karpaten — eingeführt worden und wie nach Gerichshain bei Leipzig, in die Elster- Luppe-Aue und nach Lockwitz so auch nach Börtewitz bei Mügeln, Kreis Oschatz, an der Nordgrenze des Kreises Döbeln gelangt sein soll 3 ). In bezug auf diese Äxte wäre eine genaue Untersuchung durch einen mit den sächsischen Fundstellen ver trauten Mineralogen oder Geologen erwünscht. In seiner „Technik der Vorzeit“ 4 ) 1) Grundriß der Vorgeschichte Sachsens, S. 127, 231, Abb. 164, S. 385. 3) W. CI. Pfau, Topographische Forschungen der Rochlitzer Pflege, 3. Heft d. Ver. f. Rochlitzer Geschichte 1900. Erläut. z. geologischen Spezialkarte v. Sachsen, Blatt Frohburg, Nr. 59, 1878, S. 28/29. 3) R. Moschkau i. d. Grundriß d. Vorgeschichte Sachsens, 1934, S. 202. 4) R. Moschkau, a. a. O., S. 202 u. 206.