DER RÖMISCHE SCHWERTRIEMENHALTER IN EINEM BRANDGRABE VON ZAUSCHWITZ Von Hans-Jürgen Hundt Nach dem Totenrecht der meisten Stämme des freien Germanien wird die Waffe als persönliche Habe des Kriegers diesem ins Grab mitgegeben. Diesem Umstand verdankt die Forschung die Kenntnis der Waffenformen der römi schen Kaiserzeit und ihrer Entwicklung. Die großen Mooropfer des Nordens treten als zweitwichtigste Quelle für die Erforschung der germanischen Waffen an die Seite der Grabfunde. Die Waffenausstattung kaiserzeitlicher Gräber der Germania Libera unterrichtet uns aber nicht nur über die einheimischen Waffen. Die Gräberfelder und die Mooropferplätze liefern auch einen wert vollen Beitrag zur Kenntnis der Waffenausrüstung des römischen Heeres. Den römischen Soldaten begleitete seine Waffe nicht mit ins Grab, denn sie gehörte nicht ihm persönlich, sondern sie war Besitz des römischen Fiskus, an den sie nach dem Tode ihres Trägers zurückfiel. Daß auf diese Weise ein Rüstungsstück, sozusagen über die Waffenkammer des Truppenteils, mehr fach den Besitzer wechseln konnte, beweisen u. a. Namensinschriften an Helmen, wo zuweilen Soldatennamen gelöscht und durch neue ersetzt sind. Die Tatsache des Staatsbesitzes der gesamten Kriegsausrüstung macht es verständlich, daß uns die zahlreichen römischen Gräberfelder keine Waffen überliefert haben und daß, hierdurch bedingt, unsere Kenntnis der Legionärs ausrüstung des römischen Heeres noch manche Lücke aufweist, zumal begreiflicherweise die Zufallsfunde und die Zerstörungsschichten der Kastelle als Fundquelle für Waffen nie die Bedeutung und den Aussagewert einer ganzen Reihe über das Land verstreuter Gräberfelder mit Waffenbeigaben erreichen können. Wenn wir bedenken, wieviel tausend römische Soldaten durch mehrere Jahrhunderte ständig nördlich der Alpen stationiert waren, so ist die Anzahl der in unseren Museen und Sammlungen aufbewahrten römi schen Waffen und Rüstungsteile erstaunlich gering. Es darf daher jeder neue Fund römischer Rüstungsteile in germanischen Gräbern des besonderen Inter esses der Fachwelt sicher sein. Das vorstehend von W. Coblenz publizierte Brandgrab von Zauschwitz, Kreis Borna, beschenkte Germanen- und Römerforschung in gleicher Weise, da es neben einheimischen Gegenständen auch solche römischen Ursprungs ent- 39