Ein Garten für eine Vollfamilie aber, der nicht die Möglichkeit bietet, Gemüse- und Obstbau in einem zwar bescheidenen, aber immerhin vernünftigen Rah men zu betreiben, ein Garten, den der Besitzer über wiesen bekommt mit dem Hinweis auf Verzichten und wieder Verzichten, kann keineswegs jenes Stück Erde sein, deren Besitz das heiligste Recht auf dieser Welt bedeutet. Der Garten kann nicht grenzenlos verkleinert werden. Der kleine Garten für den einfachen Mann ist eine wirtschaftlich betonte Gartenform. Gemüse- und Obstbau wird dort in einem gesunden Verhältnis zu einander betrieben. Gemüsebau setzt unbeschattete Flächen voraus, Obstbau aber hat durchweg starke Schatteneinwirkungen zur Folge. Reicht der Platz nicht aus, so treten diese Gegensätze heillos hervor. Zeugnis: die „Obstwälder“ in Siedlungen und Klein gartenanlagen mit Einzelparzellen unter 300 qm Größe Sozialer Wohnungsbau und Klein garte n*). So sehr der soziale Wohnungsbau nach dem Kriege die Eigenheimwohnung fördern wird, so dürfte feststehen, daß doch die große Mehrzahl aller neu zu errichtenden *) Unter diesem Titel sowie zum Thema „Der Mindestgarten“ und „Oeffentliche Kleingartenparke“ hat der Verfasser größere Aufsätze in den Sondernachrichten des Reichsbundes deutscher Kleingärtner e. V. herausgebracht. Wohnungen unter den Typus mehrgeschossiges Miet haus fallen. Weder technisch noch städtebaulich ließe sich sonst dieses gewaltige Programm überhaupt durchführen. Das Miethaus der Zukunft ist vom Ge ruch des Unzulänglichen befreit, die Mietskaserne ver gangener Bauepochen wird nicht mehr auf er stehen. Dem deutschen Menschen wird auch in der Miethaus bauweise eine Wohnung geboten werden, deren Form und Gestalt würdig ist der hohen Auffassung, die der neue Staat von der Familie besitzt. Es erhebt sich die Frage, nach welchen Gesichtspunkten die Hofanlagen bei den neuen Miethäusern gestaltet werden sollen. Schon der Reihenhausgarten (Grundstücksbreite 4,25 m!) lenkt das Augenmerk auf gewisse Unzuläng lichkeiten, die aus einer Ueberbewertung des Eigen heimgartens entstehen. Gewiß ist die Einheit von Haus und Garten das erstrebenswerte Wohnideal. Es ist aber stets daran festzuhalten, daß diese Einheit nur dann zu einem lebensfähigen „Haus-Garten-Organis mus“ führt, wenn für beide Teile die notwendigen Entwicklungsmöglichkeiten im Gesamtrahmen gegeben sind. Das ist beim Reihenhausgarten nicht mehr der Fall. Nie kann das lange Handtuch mit dem Bau körper eine lebendige Einheit werden. Aehnliche Gedankengänge werden auch beim Miethaus wach, wenn versucht wird, die Hofanlagen hinter Bild 4: Beispiel einer planlosen Bebauung. Die planlose Entwicklung eines Vorstadtgebietes. Das Gelände ist von den Randstraßen her ganz ungeordnet bebaut worden. Die verbleibenden Restflächen sollen Kleingartenpark werden. Stu dien rat Hans Schiller, Berlin-Dahlem. Bild 5 : Entwurf zu einem öffent lichen K 1 e i n g a r t e n p a r k. Das mit Bild 4 dargestellte Vorstadtgelände wurde teilweise bereinigt, die vorhandenen Kleingärten neu geordnet. Eine weite Rasen fläche bietet dem erholungsuchenden Städter genügend Grünraum. Die ca. 100 Gärten um fassenden Kleingartenanlagen stehen zur Park fläche in einem gesunden Verhältnis, ermög lichen ungehinderte Entfaltung kleingärtne rischen Lebens, fügen sich harmonisch mit der Parkfläche zu einem wahren „Parkorga- nismus“ zusammen.