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schon oben gesagt, von der Menge der Lichteinstrah lung abhängig, weil das von der Sonne eingestrahlte Licht beim Auftreffen auf dem Boden zu einem er heblichen Teil in Wärme umgewandelt wird. Diese Bodenerwärmung hat praktisch eine große Bedeutung, vor allem im Frühjahr. Die rechtzeitige Erwärmung des Bodens im Frühjahr ist eine wichtige Voraussetzung für die Keimung der Frühjahrssaat und für den Uebergang von der pflanz lichen Winterruhe der Saaten und der ausdauernden Kulturpflanzen, insbesondere der Grünländereien, in den Zustand der Verlebendigung und des Wachstums. Mehr oder weniger früher Beginn dieser Bodenver lebendigung durch die eingestrahlte Wärme ist von er heblicher Wichtigkeit für den einzelnen Landwirt so wohl, wie für die gesamte Volkswirtschaft. Es muß darum vor allem für geeignete Maßnahmen zur gerin geren Entstehung von Kaltluft und deren Beseitigung gesorgt werden, wie es oben zur Vermeidung der Spät frostschäden beschrieben wurde. Die Erwärmung des Bodens im Frühjahr ist aber auch ganz besonders abhängig von einem rechtzeitigen Ab trocknen des Bodens, weil das Wasser im Boden mit seiner hohen spezifischen Wärme viele Wärmekräfte zur Aufwärmung verbraucht. Zusätzlich entstehen aber auch noch Wärmeverluste, die bei der Verdunstung des Bodenwassers entstehen. Windschutz ist in diesem Falle zugleich Wärmeschutz. Das überflüssige Bodenwasser soll darum ab geführt und möglichst nutzbringend anderweitig gespeichert werden, nicht auf der Boden ober fläche verdunsten. Eine gut durchgeführte Entwässerung und Durchlüftung ist ausschlaggebend für eine rechtzeitige Erwärmung des Bodens. Alle Maßnahmen zur Erhaltung eines gesunden Was serhaushaltes, zur Erhaltung der Bodenkohlensäure in der bodennahen Luftschicht usw., alles was zur Gesundung der Landschaft überhaupt vorgeschlagen wurde, dient gleichzeitig auch zur besseren Erhaltung der Bodenwärme am Einstrahlungsort. Zusammen fassend muß zur Frage der Beeinflussung der Natur kräfte durch den Menschen gesagt werden, daß der Mensch im allgemeinen nur das Kleinklima, die „Lage“, wirkungsvoll beeinflussen kann. Alle derarti gen Maßnahmen werden wirksam vor allem in der bodennahen Luftschicht, die aber auch besonders be deutungsvoll ist für das Pflanzenwachstum, auch für die Bäume, die mit ihren Kronen aus der bodennahen Luftschicht herausreichen, ihre Lebenskräfte jedoch aus den unteren Schichten beziehen. Es ist das besondere Verdienst des Meteorologen Dr. Rudolf Geiger, von der Universität München, in seinem Buche „Das Klima der bodennahen Luftschich t“ wissenschaftlich erwiesen zu haben, daß die bodennahe Luftschicht innerhalb der Erd atmosphäre eine Sonderstellung einnimmt 6 ). Er hat festgestellt, daß wir in der erdnahen Atmosphäre eine ganz klare vertikale Trennung haben in einer Höhe, die zwischen 1,50 und 2,00 m über dem Erdboden schwankt. Er nennt das Klima dieser bodennahen Luftschicht das „Pflanzenklima“, weil es entscheidend ist für das Pflanzenwachstum der betreffenden Lage. Dieses Pflanzenklima erweist sich in einem hohen Grade unabhängig von dem Klima der höheren Luft schicht. Es unterliegt anderen Naturgesetzen als die höheren Luftschichten. Der thermische Luftaustausch ist in dieser Schicht sehr gering, ganz besonders in den bodennächsten Schichten bis zu 50 cm Höhe. Das hat eine sehr erhebliche Temperaturdifferenz zur Folge. Im Durchschnitt von 18 Stationen zeigten sich während der Hauptvegetationszeit (Mai—Oktober) folgende Temperaturdifferenzen (Maxima) : 5— 50 cm Bodenhöhe = 2,7 °, 5—150 cm Bodenhöhe = 3,4 Vier Fünftel der Temperaturdifferenz entfallen auf die niedrigste Bodenschicht bis zu 50 cm. Diese Differenz würde sich noch erheblich erhöhen, wenn die Messun gen an der Bodenoberfläche gemacht wären, die jedoch technisch große Schwierigkeiten machen. Umgekehrt ist natürlich die Ausstrahlung in der Bodennähe auch am größten und damit die Frostgefahr, weil der Wärme- und Kälteumsatz an der Bodenoberfläche bzw. an der Oberfläche der Pflanzendecke erfolgt. Jedoch ist diese nächtliche Differenz bei weitem nicht so groß. Der Durchschnitt der monatlichen Minima der in dieser Beziehung ungünstigsten Station betrug nur 2,1° (S. 144). In einzelnen klaren Nächten können jedoch größere Temperaturdifferenzen auftreten. Das Erkennen dieser besonderen Gesetzmäßigkeiten der ,,Pflanzenklima“-Zone ist wichtig für alle Maßnah men zur Beeinflussung des Kleinklimas zugunsten der Pflanzenkulturen. Die für die Praxis der Landschaftsgestaltung wichtigste Besonderheit des Klimas der bodennahen Luftschicht ist der sehr geringe thermodynamische Luftaustausch. Der Austauschkoeffizient ist am Boden 0,0, in der bodennahen Luftschicht durchschnittlich 0,01 und in der höheren Atmosphäre 10 bis 100 (s. o.). Wenn in der bodennahen Luftschicht ein Austausch statt findet, dann praktisch nur durch Massenaustausch in folge von Wind. Windschutz ist also das entscheidende Mittel zur Erhaltung der Wärme, der Bodenkohlen säure und der Wasserdampfsättigung in der boden- nahen Luftschicht. Eine weitere praktisch bedeutsame Sondereigenschaft dieser Schicht ist ihre meist höhere relative Luft feuchtigkeit, d. h. ihr geringerer Wasserdurst. Die praktische Ausnutzbarkeit erfolgt durch dieselben Maßnahmen wie bei der praktischen Ausnutzung des geringen thermischen Luftaustausches der bodennahen Luftschicht. D. Methodik der Landschaftsgestaltung D. a) Bestandsaufnahme Wir gingen anfangs von dem Vergleich aus, daß der Landschaftsgestalter ein Heiler sein müsse. Wenn man heilen will, muß man von dem Befund ausgehen und darauf die Maßnahmen zur Heilung aufbauen. Darum muß der Landschaftsgestalter seine Arbeit mit den diagnostischen Ermittlungen beginnen. Da in den Neuordnungsgebieten des deutschen Westens ganz große Gebiete neu geplant werden, ist es für den Land schaftsgestalter wichtig, sich zunächst einmal einen großen Ueberblick über das ganze Gebiet zu verschaf fen, am besten ausgerüstet mit einem Kraftwagen. Aus den vorher beschafften Planunterlagen aller Art zusammen mit den Eindrücken in der Landschaft er- 137