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talwärts fließt. Je steiler der Hang, desto dünner ist die Kaltluftschicht, u. U. nur wenige Zentimeter. Fließt keine Kaltluft von oberhalb nach infolge einer Abriege lung des Kaltluftstromes, dann ist der steile Hang prak tisch frostfrei. Andererseits wächst mit der Nähe der Talsohle die Frostgefahr, weil sich die von den Hängen abfließende Kaltluft im Tal ansammelt. Durch diese Kaltluftsammlungen in den Tälern entstehen soge nannte Kaltluftseen, Kaltluftschichten von verschieden großer Mächtigkeit, je nach der Größe des Gebietes, aus dem die Kaltluft ungehindert nachströmen kann. Dieses Einzugsgebiet ist, wenn keine Abriegelung des Zustromes durch Hindernisse aller Art erfolgt, unge fähr gleich dem für die Niederschläge des gleichen Gebietes. Die Wasserscheiden sind auch die Scheiden für den Umfang des Entstehungsgebietes und den Ab fluß der Kaltluft. Von der Erkenntnis der Gefahrenquellen mußnundie Bekämpfung der Frostgefahr aus gehen. Die landschaftsgestalterischen Maßnah men zur Bekämpfung der Frostschäden sind wiederum vielfach die gleichen wie die zur Regelung des Wasser haushaltes und der sonstigen Verbesserung des Klein klimas. Beginnen wir bei der Erörterung der Frage der Verhinderung einer Entstehung von Kaltluft, insbe sondere in den höheren Lagen, von denen sie gefahren bringend abfließen kann. Nach den Erfahrungen der Agrarmeteorologischen Forschungsstelle in Trier liefern Hochwälder nachts keine Kaltluft. Darum ist auch aus diesem Grunde die Bewaldung der Bergkup pen und Höhenrücken am günstigsten für die Kultur der landwirtschaftlichen Nutzpflanzen an den Hängen, in den Tälern und Ebenen. Wenn man aus irgendeinem Grunde die Höhen nicht bewalden kann, dann muß man den zu Tal fließenden Kaltluftstrom abriegeln, insbesondere durch Windschutzstreifen oder Wall hecken oberhalb der Abbruchskanten und auf den Höhen weniger frostempfindliche Pflanzen anbauen. Die hierfür benötigten Windschutzstreifen und Wall hecken werden gleichzeitig für die schon früher erörter ten landschaftsgestalterischen Maßnahmen benötigt. Sie brauchen nur noch für die besonderen örtlichen Ver hältnisse unter dem Gesichtspunkt des Frostschutzes ge plant zu werden, ohne in der Erfüllung ihrer sonstigen Aufgaben beeinflußt zu werden. Dort, wo die Kaltluft nicht in dem erforderlichen Umfange abgeriegelt wer den kann, muß sie planmäßig zu Tal geleitet werden. Auf diesem Wege muß sie über Wasserflächen geführt werden. Das Wasser hat sich durch die tagsüber starke Sonneneinstrahlung stark erwärmt und speichert diese Wärme in großen Mengen. Diese gespeicherte Wärme wird nachts langsam an die über die Wasser fläche geführte Kaltluft abgegeben und diese dadurch unschädlich gemacht. Die von dem Wasser aufge wärmte Luft kann mehr Wasserdampf aufnehmen, als sie es vorher als Kaltluft konnte. Erneut zuströ mende Kaltluft bringt diese vorher aufgewärmte Luft wieder zur Abkühlung und läßt dann den kürzlich aufgenommenen Wasserdampf wieder als Nebel aus scheiden. Die dabei wieder frei werdende Wärme wird wiederum an die Umgebung abgegeben. Die sich bei diesem Wechselspiel bildenden Nebelschwaden wirken dann ihrerseits wieder als erwünschter Ausstrahlungs schutz. Im Interesse der Kaltluftbeseitigung und der damit verbundenen Frostschadensverhinderung sind darum die schon zur Wasserspeicherung, zum Zwecke der Regelung des Wasserhaushaltes geforderten Teiche dringend erforderlich. Ferner ist dafür zu sorgen, daß die Wege- und Straßendurchlässe genügend weit ge baut werden, damit dort keine schädlichen Kaltluft stauungen entstehen. Notfalls sind Kaltluftdurchlässe auch dort vorzunehmen, wo sie aus wasserwirtschaft lichen Gründen nicht unbedingt erforderlich sind. Da mit die Teiche ihre Aufgabe als Kaltluftbeseitiger er füllen können, müssen unterhalb derselben genügend dichte Pflanzungen gemacht werden, die durch Stau ung der Kaltluft über der Wasserfläche ein genügend langes Verweilen der Kaltluft verursachen, das not wendig ist zur Herbeiführung des Temperaturaus gleiches zwischen der kalten Luft und dem wärmeren Wasser. Dennoch entstehen über den Teichen Kaltluft seen, deren Luftmassen zwar ständig erwärmt werden, die aber immer wieder Zustrom neuer Kaltluftmassen haben. Darum ist es zu vermeiden, im Bereich der Kaltluftseen frostempfindliche Kulturen anzulegen oder bestehende zu erhalten. Unbedenklich sind in dieser Beziehung, wie überhaupt in frostgefährdeten Lagen, meist die Grünflächen. Diese be stehen zum überwiegenden Teil aus Gräsern. Der Vegetationspunkt der einkeimblättrigen Pflanzen, zu denen die Gräser gehören, befindet sich nicht an der Triebspitze, sondern im Schutze der schon älteren und darum meist unempfindlichen Blattscheiden. Obstbaumpflanzungen sind, wenn überhaupt in der Nähe von Kaltluftseen, nicht auf der Talsohle anzulegen, dagegen so hoch über dieser, daß die Kro nen auf alle Fälle über den höchstmöglichen Stau des Kaltluftsees hinausreichen. Auch aus diesem Grunde ist es für diese Lagen zweckmäßig, wie bei den Straßenbäumen eine möglichstgroße Stamm- höhe zu wählen (rund 2 m). Die zu Tal ziehende Kaltluft fließt dann besser unter den Kronen durch. Für Spezialkulturen des Obst- und Gemüsebaues, oder gar des Weinbaues, besteht außer den oben besproche nen Maßnahmen der Kaltluftbeseitigung noch die Möglichkeit der besonderen Frostschadenbekämpfung durch künstlichen Nebel bzw. durch nächt liche Beregnung der gefährdeten Kulturen unter Ausnutzung vorhandener Beregnungsanlagen. Hierfür ist jedoch eine Sonderberatung notwendig. Die Frage der Kaltluftbeseitigung ist eng verknüpft mit dem Auftreten der nun zu behandelnden Natur kräfte von Licht und W ä r m e. Im künstlichen Klima der Gewächshäuser und Frühbeete ist eine un mittelbare Beeinflussung durch den Glasschutz mög lich. Diese Möglichkeiten fallen aber für die Landschaft fort. Hier müssen wir uns auf die mittelbare Beein flussung beschränken. Im Freiland verbleiben uns zwei Beeinflussungsmöglichkeiten für einen Wärmeschutz. Erstens Verhinderung des Luftaustausches mit den Mitteln des Windschutzes. Dieser verhütet, daß die mit Wärme angereicherte bodennahe Luftschicht durch Verwehung beseitigt und durch kältere Luft ersetzt wird. Zweitens kann nachts die durch Ausstrahlung abgekühlte Luft planmäßig abgeleitet werden. Die hier für notwendigen Maßnahmen decken sich fast alle mit den schon oben erwähnten. Die Erwärmung ist, wie