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schubes aus den tieferen Bodenschichten die Unter bindung der Bodenkapillarität. Der Bauer weiß, daß abgeerntete Flächen schnellstens flach gepflügt werden müssen, damit die Verdunstung sich auf die oberste, geschälte Bodenschicht beschränkt. Das gilt besonders für die stark sonnenbestrahlten Stoppeläcker im Som mer. Gärtner und Landwirt wissen auch, daß nach einem durchnässenden sommerlichen Regen die Hack früchte aus dem gleichen Grund flach gehackt werden müssen. Die allgemeinen Maßnahmen zur Verminderung einer übermäßigen Verdunstung müssen darauf hinauslau fen, den Austausch der an einem Ort mit Wasserdampf gesättigten Luft weitestgehend auszuschalten. Das ist zu erreichen durch Einbau aller möglichen Formen eines Windschutzes. Besonderen Windschutz verlangen vor allem Jungpflanzen mit noch geringem Tiefwurzel vermögen, ebenso aber auch alle Flachwurzler unter den Kulturpflanzen. Erfahrungsgemäß spielt die aus dem Mutterboden aufsteigende Kohlensäure, die bei der Vermode rung der Humusstoffe frei wird, bei der Pflanzen- ernährung eine besonders günstige Rolle. Die aus der Humuszersetzung entstehende, noch lebendige Kohlen säure wird von Pflanzen viel besser verwertet als die atmosphärische Kohlensäure. Darum muß jeder Land- und Forstwirt darauf bedacht sein, diese Bodenkohlen säure möglichst vollständig am Entstehungsort zu er halten, um sie dadurch den Kulturpflanzen weitest gehend zur Verfügung zu stellen. Die Maßnahmen zum Schutz einer Verwehung der Bodenkohlensäure in den niederen Bodenschichten erfordern keine besonderen Aufwendungen, sie sind die gleichen wie die für den Verdunstungsschutz. Eine besondere Beachtung bei der Planung erfordern die Maßnahmen zur Vermeidung von Schäden durch extrem starke Windwirkungen, die entstehen durch Stromlinienpressungen, durch Düsenwirkung und an Flanken. Gemeint sind hierbei die oft erheb lichen Schäden durch Windbruch im Walde — vor allem durch Aushagerung des Waldbodens — und auf Halmfruchtäckern. Diese Schutzmaßnahmen er fordern ein ganz besonderes Einfühlungsvermögen des Planers in die Landschaft. Eine wirtschaftlich sehr wichtige Rolle spielt die Luft noch als Verfrachter von K a 111 u f t. Den Kaltluft schäden in den sogenannten Frostlöchern, die auch große Gebiete sein können, sahen sich die Land- und Forstwirte bislang meist hilflos gegenüberstehend. Auf diesem Gebiete kann jetzt auch in den frostgefähr deten Weinbaugebieten Wandel geschaffen werden, nachdem die bahnbrechenden Untersuchungen der Agrar meteorologischen Forschungs- stellein Trier zum Abschluß gekommen sind. Die umfangreiche, gründliche Arbeit „Die Frostschadens bekämpfung“ von D r. Keßler und D r. Kaemp fer t 3 ) hat allgemein anwendbare Methoden gezeigt zur wirkungsvollen Frostschadensverhütung. Frostschäden entstehen in der Regel dadurch, daß den sonnenklaren Frühjahrs- und Herbsttagen meist stern klare Nächte mit starker Ausstrahlung und ent sprechender Auskühlung der bodennahen Luftschich ten folgen. Diese Auskühlung ist oft so weitgehend, daß sie sich für den Pflanzenwuchs sehr schädlich auswirken kann. Schon Temperaturen von wenig unter plus 5 0 Celsius lösen oft eine Schockwirkung aus, besonders auf Jungtriebe, die häufig zu folgenschweren Wachstumshemmungen führen. Am schädlichsten wir ken sich meist die Spätfröste im Frühjahr aus. Die Frostschäden sind in der Regel erheblich größer als sie unmittelbar in Erscheinung treten, in Form von sichtbaren Gewebezerstörungen an den Kulturpflanzen, die man meist erst dann als erfroren bezeichnet, wenn die Gewebezerstörungen zu teilweisem oder völligem Absterben der Pflanzen geführt haben. Dennoch ist der unmittelbare Schaden durch Früh- und Spätfröste groß genug, um eine Frostschadensbekämpfung mit jedem geeigneten Mittel im Interesse der deutschen Volksernährung durchzuführen. Der Reichsnährstand hat z. B. im Jahre 1935, in einem Jahre mit noch nicht einmal durchschnittlichen Frostschäden, den Schaden der Frühjahrsfröste auf 350—400 Millionen Reichs mark geschätzt. Dazu kamen die Frostschäden im Herbst desselben Jahres mit rund 100 Millionen Reichsmark 4 ). Neben den unmittelbaren Frostschäden sind die mittel baren von nicht minderer Bedeutung, nämlich die durch die Verkürzung der Vegetationszeit in den frost gefährdeten Lagen. Diese Verkürzung der Vegetations zeit durch wenige Tage mit Spät- oder Frühfrösten zwingt viele deutsche Bauern, Gärtner und Kleingärt ner in Gegenden mit an sich sehr günstigem Klima und Boden, die frostempfindlichen Pflanzen aus ihren Fruchtfolgen auszuschließen, um größere Schäden zu vermeiden. Die wenigen Frostnächte im Frühjahr und Herbst veranlassen sie zu viel weniger inten siver Ausnutzung ihrer Böden, als es ohne diese Fröste möglich wäre. Die Frage nach der Ver hinderung solcher Schäden muß in die Richtung nach der Entstehung der Fröste gehen. Nach den bisherigen Untersuchungen gibt es in Deutschland im Mai keine reinen Kältefröste mehr. Wenn Ein brüche polarer Kaltluft in dieser Jahreszeit Deutsch land überfluten, dann liegt die Lufttemperatur abends immer noch einige Grade über dem Gefrier punkt des Wassers. Die schädlich wirkende weitere Unterkühlung der Luft tritt erst im Laufe der Nacht bei klarem Himmel durch Ausstrahlung ein. Diese Unterkühlung beschränkt sich auf eine ganze dünne Lufthaut von 10—50 cm über dem ausstrahlenden Boden 5 ). Die Stelle des Wärmeumsatzes ist die Boden fläche, bei fehlender Pflanzendecke die Erdoberfläche selber, sonst sind es die Oberflächen der Pflanzen. Diese Blattoberflächen können sich in klaren Nächten durch Ausstrahlung gegen den Nachthimmel um meh rere Grad noch unter die umgebende Lufttemperatur abkühlen. Die bodennahen Kulturpflanzen sind somit in dieser dünnen, kalten Lufthaut je nach dem Tem peraturgrad der umgebenden Luft und ihrer eigenen Unterkühlung in ihrem Bestände gefährdet. In ebenem Gelände liegt die Frostluft gleichmäßig dick und ist in ihrer Stärke und ihrer Temperatur von der Dauer und Stärke der Ausstrahlung abhängig. In einer durch schnittlichen Frostnacht müssen wir nach Mitteilung der Agrarmeteorologischen Forschungsstelle in Trier mit einer Kaltluftschicht von etwa 0,50 m rechnen. An geneigten Hängen ist die unterkühlte Lufthaut sehr dünn, da die abgekühlte Luft infolge ihrer Schwere 135