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den Wäldern die wichtigsten Wasserspeicher, die als Ausgleich wirkten zwischen Wassermaximum im Winter und dem Wasserminimum im Sommer. In den Wiederaufbaugebieten von Elsaß, W e s t m a r k u n d des R e g i e r u ngs- Bezirkes Trier hat sich als ein sicheres Zeichen bereits bedenklicher Störung des Wasserhaushaltes einer Landschaft das Versiegen der Quellen und Aus trocknen der meisten Gräben des betr. Gebietes wäh rend der Zeit von Ende April etwa bis ungefähr Mitte November jedes Jahres erwiesen. Für eine Neuregelung des Wasserhaushaltes stehen eine Reihe wirkungsvoller Mittel zur Verfügung, un mittelbar und mittelbar wirkende. Ferner müssen zur Ordnung des Wasserhaushaltes in der Regel die ver schiedensten Mittel möglichst gleichzeitig zur Anwen dung gebracht werden. Diese umfassen die drei Hauptgruppen: 1. Mittel zur Entwässerung, 2. Mittel zur Wasserhaltung, 3. Mittel zur Bewässerung. Zur ersten Gruppe gehört die Anlage von notwendigen Dränagen, von Entwässerungsgräben und die Neuher stellung, etwa notwendig werdende Begradigung oder Profilvergrößerung von Vorflutgräben. Häufig genügt auch schon eine ordnungsgemäße Ausräumung der leider nur zu oft in ihrem Unterhaltungszustand stark vernachlässigten alten Gräben. Zur zweiten Gruppe gehören Maßnahmen, die gewöhn lich schon einen bedeutenden Eingriff in das Gefüge der Landschaft erforderlich machen. Die weitaus wich tigste und wirkungsvollste Maßnahme ist hier die Auf forstung von höher gelegenen kahlen Kuppen oder planmäßige Erweiterung vorhandener Wälder unter dem Gesichtspunkt einer wasserspeichernden Kraft der betreffenden Wälder. Diese Maßnahme kann noch unterstützt werden durch Anlage von Wasserfang gräben. die in hängiger Lage parallel zu den Höhen linien angelegt werden müssen. Mit dieser Maßnahme haben wir schon einen Ueber- gangsschritt getan von den wasserhaltenden zu den wasserspeichernden Maßnahmen, bei denen das ge speicherte Wasser in der Hand des Menschen bleibt und zur Bewässerung in wasserarmer Zeit planmäßig verwandt werden kann. Hierher gehören die etwa in vorhandene kleine Wasserläufe eingeschalteten Stau weiher, die früher in viel größerer Zahl oft schon vor handen waren, aber aus Verkennung ihrer nützlichen Eigenschaften entweder aus Mangel an- planmäßiger Pflege verlandeten oder gar bewußt zugeschüttet wur den. An vielen Stauteichen waren früher die verschie densten Wassermühlenbesitzer interessiert. Die weit gehende Industrialisierung hat aber die vielen kleinen „Hämmer“, Schmieden und sonstigen handwerklichen Kleinbetriebe unrentabel gemacht. Sie verschwanden ebenso wie die kleinen Getreidemühlen, die von der Konkurrenz der städtischen Großmühlen verdrängt wurden. Teilweise ermöglichte auch der elektrische Strom als Kraftquelle eine Verlagerung des Betriebes in die Ortsnähe, weil die bisherige Ortsgebundenheit an die Wasserkraftquelle lästiger erschien. Diese ver lassenen Wasseranlagen lassen sich meist leicht wie derherstellen und für die Regelung des Wasserhaus haltes sehr gut nutzbar machen. Diese Wasserstau anlagen können nach Bedarf und Wasservorrat die ver schiedensten Größen annehmen bis zum Großstau zur Regelung des Wasserstandes großer Wasserstraßen. Zugleich werden diese Großstauanlagen dann meist gleichzeitig zur Erzeugung von elektrischem Strom benutzt. Der Bau von Stauanlagen ist vielfach die Voraus setzung für die Wirksamkeit der dritten Gruppe von Maßnahmen zur Regelung des Wasserhaushalts. In Ver bindung mit Stauanlagen läßt sich meist leicht eine Bewässerungsanlage verbinden. Weit verbreitet sind solche Bewässerungsanlagen in Verbindung mit der planmäßigen Anlage von Entwässerungsgräben bei Grünland in Tallagen, als sogenannte Berieselungswie sen. Kaum mehr bekannt ist jedoch die Untergrund bewässerung durch planmäßig geleitete Versickerung aus kleinen Stauanlagen, wie es die Stauweiher und Wasserfanggräben sind. Hier macht es besonders die Vielzahl der kleinen Anlagen aus, die eine mög lichst gleichmäßige Verteilung des Vorratswassers durch Versickerung in den Untergrund bewirken. Außer den unmittelbar wirkenden Maßnahmen zur Regelung des Wasserhaushaltes haben wir noch eine große Reihe von Möglichkeiten zur mittelbaren Beein flussung. Hierbei handelt es sich darum, die Verdun stung der Bodenfeuchtigkeit herabzusetzen. Bei diesen Maßnahmen kommen wir schon in Beziehung zu der dritten für das Pflanzenleben wichtigen Naturkraft, der Luft, mit ihren verschiedenen Erscheinungs formen. Die atmosphärische Luft ist ein Gasgemisch von praktisch konstanter Zusammensetzung in bezug auf die wichtigsten Bestandteile Stickstoff, Sauerstoff und Kohlensäure. Dagegen ist ihr Gehalt an Wasser dampf in ganz hohem Maße abhängig von der Erwär mung der Luft. Diese ist in der Lage, um so mehr Wasserdampf aufzunehmen, je wärmer sie ist. Auf dieser Besonderheit beruht ihre verdunstende Kraft für Wasser. Die regelmäßige Verdunstung der jährlichen Niederschläge durch die Luft schwankt in Deutschland zwischen 17 % in Klausthal (Harz), regenreiches Wald gebiet, und 84 % im steppenartigen, ausgeräumten mitteldeutschen Schwarzerdegebiet der sogenannten Magdeburger Börde. Im norddeutschen Küstengebiet werden rund 38 % der Jahresniederschläge verdunstet, im norddeutschen Binnenland 32—35 % 2 ). Die Verdunstung spielt, nach den obigen Zahlen zu urteilen, normalerweise eine verhältnismäßig sehr große Rolle im Haushalt der Natur. Die Verdunstung ist abhängig vor allem vom Winde, der Lufttempera tur, dem Sättigungsdefizit, dem Luftdruck und von der mehr oder weniger großen Rauhigkeit der Oberfläche. Für den gewöhnlichen praktischen Gebrauch zeigt in ausreichender Genauigkeit ein Hygrometer durch An gabe der relativen Luftfeuchtigkeit unmittelbar den „Wasserdurst“ der Luft an. Je kleiner die angezeigte relative Luftfeuchtigkeit ist. um so größer ist der Was serdurst der Luft, der begierig gestillt wird, solange die Möglichkeit dazu gegeben ist. Je rauher die Bodenober fläche und je günstiger das Wasserleitungsvermögen der Mutterbodenschicht ist, um so günstiger sind auch die Voraussetzungen für die Verdunstungsmöglichkei len durch den Wind. Der Landwirt und Gärtner kennt seit altersher als wichtigstes Mittel zur Verhütung des Wassernach-