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No. 36 384 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. der Varietäten bei dem Buchsbaum, wovon nur die baum artig wachsende obengenannte Art in Frage kommt, ist ziem lich gross; leider sind die bunten Varietäten nicht so hart und schnellwüchsig, wie die grüne Stammform. Sehr beachtens wert ist die myrtenblättrige Form, mit schwärzlich blau grünen, ganz schmalen Blättern; die verschiedenen weiss- und gelbgerandeten Formen haben .eine schwankende Benennung. Zum Schluss möchte ich noch einer Schlingpflanze ge denken, die im ersten Teile dieses Artikels übersehen wurde, nämlich Lonicera japonica aureo-reticulata, die auch Capri- folium- und L. brachypoda genannt wird. Dieser schnell wüchsige Schlinger lässt sich sehr leicht aus krautartigen Stecklingen vermehren, und die hellsmaragdgrünen, goldgelb und rosa geaderten Banken lassen sich gewiss sowohl in der Kranzbinderei wie zu grossen Vasendekorationen oder zur Ausschmückung der Tafel vorteilhaft verwenden. Ich hoffe, dass meine Ausführungen dem Interessenten ermöglichen, das für die verschiedenen Verhältnisse und Ansprüche brauchbarste Material herauszufinden. Die Hilgemeine berbst-Gartenbau-Husstellung in Mannheim, Begünstigt von allerschönstem Wetter, einem Wetter, wie wir es während des ganzen Sommers nicht kennen ge lernt hatten, konnte die grosse Herbstausstellung am 31. August eröffnet werden. Es war, als hätte der Wetter gott ein Einsehen gehabt, als wollte er uns jetzt für alle Unbilden dieses unfreundlichen Sommers entschädigen. Das schöne Wetter gemahnte an die herrlichen Frühlingstage während der Dresdener Ausstellung, hier wie dort blaute ein heiterer Himmel über die weiten Anlagen und über eine zahlreiche Besucherschar. Die gewaltigen Massen, auch die ausserordentlichen Kulturleistungen der Dresdener Aus stellung fand man hier freilich nicht, auch die ganze Anordnung der Gartenbau-Ausstellung war keine ähnlich glückliche; räumlich weit voneinander liegend, musste man erst noch verschiedene Hindernisse überwinden, über Treppen und Brücken steigen, um von einer Halle in die 'andere gelangen zu können. In der Hauptsache waren die Sachen im Nibelungen saal und in der Industriehalle untergebracht, da beide, wie gesagt, räumlich weit voneinander entfernt sind, kann man auch nicht gut von einem Gesamteindruck sprechen, ausser dem hatten die Gärtner der verschiedenen Städte und Landes teile sich wieder zusammengetan und verschiedene Kollektiv ausstellungen geschaffen, so gab es eine Heidelberger-, eine Stuttgarter-, eine Mannheimer-, eine Mainzer-, eine Hessische- usw. Ausstellung. Wurden hierdurch auch vielerlei Einzel bilder geschaffen, die wohl geeignet waren, auf das Publikum Eindruck zu machen, so können wir einen besonderen Nutzen für uns Gärtner in diesem Einzelzusammenschliessen nicht erblicken; denn um die Leistungen der verschiedensten Städte richtig hervortreten zu lassen, hätten aus jeder sich doch wohl mehr Firmen beteiligen müssen, dazu hätten aber dann wieder die Bäume nicht ausgereicht, so waren es meist immer nur einzelne Firmen, die den Kollektivaus stellungen die Signatur aufdrückten, und grosse Bilder und Eindrücke fehlten. Hätte man die Industriehalle nicht durch die Leinewandwände in soviel verschiedene Teile zerlegt, hätte diese Halle entschieden einen imposanteren Eindruck gemacht, und das Publikum wäre in seiner Bewegung niemals gehemmt worden, so musste es sich einmal um ein schiefliegendes Oval, dann wieder um ein geradeliegendes oder um eine Biesenpyramide, durch Schlangenwege und um vorspringende Ecken winden, wie gesagt, diese An ordnung machte sich zwar ganz hübsch, konnte unseren vollen Beifall aber nicht finden. Ein einigermassen ansprechendes Gesamtbild zeigte der Nibelungensaal; obzwar auch hier die Aussteller möglichst nach ihrer Heimatstadt geordnet waren, so fügten sich doch ihre Leistungen in solch glücklicher Weise zusammen, dass ein schönes Bild geschaffen werden konnte. Der Saalmitte z. B. hatten drei Frankfurter Handelsgärtner durch ihre prächtigen Cyclamen, die in breitem Bing eine Pflanzen gruppe des Hofgartens umgaben, die Signatur gegeben, Es war dies wohl das imponierendste Bild der ganzen Herbstausstellung, allenfalls konnte man noch, abgesehen von der Henkel’ sehen Dauerausstellung, die Pelargonien ausstellung Neubronner’s und die Gladiolenblumen pyramide Pfitzer’s als imposante Leistungen bezeichnen. Die anderen Darbietungen waren zwar durchweg gute, sehr gute, ja, die vielen prachtvollen Palmen, Araucarien, Croton usw. konnten Bewunderung erregen, — wenn sie selbst ge zogen gewesen wären! Aber man sah vielen Sachen den frischen Import denn doch zu sehr an, die Araucarien z. B. liessen, wie immer, wenn sie eben ausgeladen sind, noch die Köpfe hängen, wir hätten wirklich gern mal heimische Kultivateure dieser vielen schönen Sachen genannt! Doch mit etwas haben uns die süddeutschen Gärtner wirklich imponiert, dass sind die Leistungen in der Kultur riesiger Asparagus, Adiantum, Pteris und besonders grosser Nephrolepis, etwas derartiges haben wir denn doch kaum jemals auf Ausstellungen gesehen. Asparagus Sprengeri von 1—11/4 m Durchmesser waren keine Seltenheit. Ebenso waren manche Blütenpflanzen, die nördlich der Mainlinie weniger kultiviert werden, in hervorragender Schönheit zu sehen, das gilt namentlich von den Salvien. Wieder andere Sachen der Saison sah man dagegen selten oder gar nicht, so fehlten Lilium longiflorum und auratum, Bougainvillea, schöne Topfrosen äusser N. Levavasseur., frühblühende Chrysanthemum und grosse Kronenfuchsien gänzlich. Alles in allem war die Ausstellung schön und reich haltig, ohne jedoch imposant zu sein, wie ja auch das eigentlich Imposante der Ausstellung überhaupt während des ganzen Sommers wohl in erster Linie der Friedrichs- platz mit seinen herrlichen Pflanzungen gewesen ist. Gerade zur Zeit der Herbstausstellung blühten diese Pflanzungen in seltener Pracht, die Astern, die Salvien, die Pelargonien, Canna usw. gaben ein unvergessliches Bild. Allgemein beachtet .wurde die engl. Pelargonie Ostergruss von F a i s s - Feuerbach ; sie hat während des ganzen Sommers stets in vollem Flor geblüht, und da dieser Sommer durchaus kein ideal schöner war, dadurch wohl in genügender Weise ihren Befähigungsnachweis dafür, dass sie eine vorzügliche. Garten- und Balkonpelargonie ist, erbracht. Die prachtvollen Victoria- und Zwergchrysanthemum- Astern von Pfitzer - Stuttgart, sowie die Pflanzungen von Ernst- Stuttgart und der vereinigten Mannheimer Gärtner, ganz besonders aber das prächtige Blumenparterre von Bofinger - Stuttgart verliehen dem Platz einen ganz bewundernswerten Beiz. Besonders wirkungsvoll machten sichin letztgenannter Anlage die Heliotrop Lederle^ die Rabatten von Sedum mit Alutilon Ruhm von Quedlinburg und die Füllungen mit Celosia Thompsoni und dem' schönen Age- ratum Mannheim. Eine Pflanze, die wir sonst nur selten gesehen haben, die Swainsonia coronülaeflora alba, ein weisser Schmetterlings blütler mit feinem akazienartigem Blatte, war von reizendem Aussehen und wurde viel bemerkt; ganz besonders anziehend für den Fachmann war auch die herrliche Anpflanzung der Picea pungens Weberiana von Weber- Wiesbaden. Im Henkel - Garten hatten sich die Nymphaeen mit zahlreichen Blüten bedeckt, und die Anlage bot besonders in der Dämmerstunde, wenn sich all die weissen, rosa und blauen Blüten entfalteten, ein bezauberndes Bild. Da wir in einigen Sonderartikeln in nächster Zeit über die ver schiedensten Wasserpflanzen sprechen werden, können wir uns heute eine eingehende Besprechung ersparen, nur noch