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No. 35 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. 375 den Blättern treten die breiten, grünen Blattnerven deutlich hervor. Beide Formen gehören zu der purpurblättrigen Unterart des Bergahorns, haben also purpurrote Blattunter seite. Der goldig-bronze schillernde A. Pseudoplatamts Worleei gehört zu den schönsten gelbblättrigen Gehölzen und ist besonders starkwüchsig, das Kolorit ist aber nur an den jungen Trieben im Frühjahr scharf ausgeprägt und das Laub ist in diesem Zustande weniger haltbar. * Wenig bekannt ist Acer Ginnala, mit kleineren, fein zerteilten Blättern an schlanken, feinen Zweigen, die sich schon zeitig im Herbst blutrot färben und dann genau die Farbenschattierungen des roten Herbstlaabes von Ampelopsis annehmen. Einzelne Blätter sind ro'sig überlaufen und be reits im Austrieb sehr schön gefärbt. Allerdings ist Acer Ginnala, der mehr den Charakter eines Strauches zeigt, nicht so wüchsig als die bisher genannten Ahornformen. Bei dem Ahorn ist ein sonniger freier Standort für die Entwickelung des Kolorits ganz besonders wesentlich, auch möchte ich noch darauf aufmerksam machen, dass man Eschenahorn entgegengesetzt den meisten Laubhölzern nicht im Herbst sondern im zeitigen Frühjahr pflanzen sollte. Dies gilt besonders für die bunten A. Negundo-Varietäten, bei denen damit zu rechnen ist, dass sie frostempfindlicher als die Stammform sind. • Die Blutbuche ist allgemein bekannt, weniger bekannt ist dagegen, dass es davon ziemlich abweichende Varietäten gibt. Die als Fagus sylvatica atropurpurea latifolia im Handel angebotene Buche ist für Schnittzwecke die beste. Sie ist grossblättrig, ziemlich dunkelrot und schnellwüchsig. Die Varietät Brocklesby ist leuchtend blutrot, d. h. weniger schwärzlich rot, als die eben genannte Sorte, aber kurz- triebig und weniger starkwüchsig und zu Bindezwecken weniger geeignet. Die neue Form „Swat Magret 11 , die wohl mit F. sylvatica atropurpurea macrophylla gleich ist, zeichnet sich durch sehr grosse Blätter und üppigen Wuchs aus, ist aber zum Schneiden nicht besser zu ver werten, als die ältere Form, da an den äussersten Zweig spitzen die Blätter zu weit gestellt sind. Unter den bunten Blutbuchen ist die Varietät Tricolor die schönste, allerdings ist sie nicht so wüchsig wie die gewöhnliche Blutbuche, und werden sich ältere, starke Exemplare immer teurer stellen. Dennoch muss man zu geben, dass die Zweige dieser dreifarbigen Buche, die eine weiss und hellrosa Bandfärbung auf purpurrotem Grunde zeigen, an Schönheit mit vielen Warmhausblattpflanzen wett eifern können. Von der Goldbuche, Fagus sylvatica Zlatia, sah ich nur kleine Pflanzen; sie ist wohl kaum so stark wüchsig wie die Blutbuche, andernfalls wäre sie jetzt, nach dem sie schon 15 Jahre im Handel ist, wohl schon mehr verbreitet. Bei den Blutbuchen sollte man die Mehrausgabe nicht scheuen und gleich starke Exemplare mit Ballen pflanzen, da sonst Jahre vergehen, ehe die Pflanzen sich am Platze etablieren und sich einigermassen bestocken. Der Schnitt beim Pflanzen sollte sich auf ein Auslichten und leichtes Einkürzen beschränken; das moderne „Nichtschneiden“ ist aber ebenso verkehrt wie das barbarische Zurückschneiden der Leittriebe vor oder nach der Pflanzung. (Schluss folgt). <>■ 71 , lieber empfehlenswerte Zierstauden. II. Eine Pflanzenart, die wir eigentlich schon im ersten Teile mit hätten berücksichtigen müssen, sind die Verbascum. Die schönsten derselben sind V. olympianum, Blattaria, speciosum und pannosum. Sie werden bis zu 3 m hoch und sind auf geeignetem Standorte, besonders wenn mehrere zusammenstehen, von ganz auffallender Wirkung, sowohl durch die schöne, vielfach weisswollige Beblätterung, wie । auch durch die herrlichen leuchtenden Blüten. Schon unsere | kleineren heimischen Königskerzen vermögen eine ganz her vorragende Wirkung auszuüben, unter den vielen Spielarten sind V. Lychnitis, nigrum und Thapsus die ansprechendsten und zur Verschönerung grosser landschaftlicher Anlagen sehr gut zu gebrauchen, besonders dort, wo sie sich durch Aus- samung ungehindert ausbreiten können. Die Verbascum sind meist nicht echte Stauden, sondern nur 2— 3 jährig, | aber eine solch scharfe Grenze kann man nicht ziehen, wenn | man auch laut Ueberschrift verpflichtet ist, über Stauden zu sprechen; aus dem Grunde nennen wir hier auch noch Ricinus und Nicotiana als prachtvoll gestaltete, bei uns als Annuellen gezogene Pflanzen, die vorzüglich geeignet sind, dem Garten einen ornamental wirkenden Schmuck zu verleihen. Auch die Angehörigen der Liliengewächse gehören nicht alle streng in den Rahmen unserer Besprechung, aber nennen wir die ausdauernde Yucca filamentosa, die, wie allgemein bekannt, überall, besonders zu Felspartieen, gute Verwendung findet, und die stolzen Eremurus spectabilis und robustus, deren Wurzelknollen jedes Jahr nach dem Abblühen gut getrocknet und im Oktober frisch gelegt und etwas gedeckt werden müssen, so können wir nicht umhin, auch auf die vielen anderen Angehörigen dieser grossen Pflanzenfamilie zu verweisen, die sich fast alle als vorzügliche Ziergewächse bezeichnen lassen. Die vielen Lilienarten finden allgemeine Verwendung, zumal seitdem Nachahmungen japanischer Gärten so sehr beliebt sind. Hier auf die einzelnen Arten einzugehen, würde zu weit führen, es könnte das nur in einer besonderen Abhandlung geschehen, die aber nicht in dem Rahmen dieser Besprechung liegt. Auch die Funkie, eine speziell japanische Staude, ist seitdem mehr zu finden, und zwar nicht nur zu Einfassungen von Beeten und Bassins, sondern auch zu Einzelgruppen vereinigt, besonders werden hierzu die grossblättrigen höheren Sorten mit den langen weisslichen oder bläulichen Blütentrauben bevorzugt, z. B. Funda lancifolia. Auch die Tritomaarten sind prächtiges Material in der Hand des Gartenkünstlers, die vielen Gartenformen der Tritoma Uvaria, die besonders P f i t z e r - Stuttgart durch Neuzüchtungen so zahlreich gemacht hat, lassen sich fast überall in kleinen Trupps und auch einzeln verwenden. Guter Winterschutz ist notwendig. Auf mancherlei Art und Weise findet auch die be kannte Hyacinthus — besser Galtonia — candicans Ver wendung; reine Freilandkultur ist für sie die vorteilhafteste, sie bringt dann oft mehrere Blütenstiele, die vom Juli bis in den September ihre reinweissen, glockigen Blüten ent falten. Prachtvolle Stauden sind auch die Agapanthus, in Töpfen oder Kübeln kultiviert, machen sie sowohl einzeln in starken Pflanzen, wie auch in Gruppen vereinigt mit ihren stolz getragenen blauen Blutendolden einen überaus vor nehmen Eindruck. Phormium tenax und seine Abarten lassen sich besonders für Teich- und Flussufer gut verwenden. Soweit die Liliaceen, wie sie als grössere Zierstauden in Betracht kommen. Die nahen Verwandten, die Iriadeen und Amarylliadeen liefern ebenfalls eine »grosse Anzahl gut verwendbarer Stauden, wir erinnern nur hier an die vielen, vielen Irisarten, die besonders in den letzten Jahren durch Neueinführungen und Kreuzungen so zahlreich geworden sind, ebenso sind die Gladiolen und Tritonien, bekannter als Montbretien, Blütenstauden, die für längeren Sommerflor sehr empfehlenswert sind. Die Gladiolenarten sind im letzten Jahrzehnt so sehr vermehrt worden, dass die Kennt nis ihrer vielen Rassen und Spielarten ein Studium für sich ist. Man findet sie in allen Schattierungen, sogar schon im tiefsten Dunkelblau, wie von verschiedenen Firmen in letzter Zeit auf Ausstellungen des öfteren gezeigt. Eine überaus prächtige Staude ist das schon weiter oben erwähnte Eryngium. Sie wird gewöhnlich Edeldistel genannt, hat aber mit den Disteln weiter nichts gemein als