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309 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. No. 28 wähnt, zurück. Weisskohl erzielte beim Einhauer lange Zeit | hindurch kaum 1 Mark pro Zentner. Die Wurzelgemüse hatten i sämtlich guten Geschäftsgang; Petersilie war ständig knapp, Sellerie hatte in der letzten Zeit schleppenden Absatz. Die Bohnenernte war befriedigend. Gurken werden nur wenig ge baut, da gegen die zollfreie Einfuhr nicht aufzukommen ist. Die Tomatenernte war gut, die Durchschnittspreise waren ebenfalls für die Züchter einigermassen befriedigend. Zu wünschen wäre dem schwer arbeitenden Stande der Gemüsezüchter, wenn öfter ein Jahr einträte, mit dem er im allgemeinen zufrieden sein könnte, da obendrein die Arbeitskräfte von Jahr zu Jahr schwie riger zu erlangen sind, und die Löhne rapide in die Höhe schnellen. Samenhandel. In landwirtschaftlichen Sämereien bestand kein Mangel in irgend einer Samenart, und das Geschäft verlief deshalb ruhig ohne grosse Preisschwankungen. In Kleesamen, Inlandsarten, konnte der Bedarf nicht gedeckt werden und musste durch Zufuhren aus dem Auslande ergänzt werden. Ganz be deutend war der Bedarf in Sommergetreide, dagegen in Wicken und anderen für Grünfutter gebrauchten Hülsenfrüchten recht klein. Serradella erfuhr einen erheblichen Preisrückgang, nach dem sich die Ernte günstig gestaltet hatte. Das Herbstgeschäft in den betreffenden Sämereien war ein selten gutes. In Ge müsesamen war die Nachfrage recht rege, und die Preise hielten sich ebenso wie im Vorjahre. In Radies und Rettig war viel Bedarf vorhanden, desgleichen in Mohrrüben und Zwiebeln. Letztere standen sehr hoch im Preise, da fast die ganze Ernte verhagelt war. Es wurden 7—800 Mark pro 100 Kilo im Be- ' richtsjahre gegen 160 Mark im Vorjahre bezahlt. In Spinat war der Absatz sehr bedeutend. Staudenbohnen, die jetzt in vielen, vorzüglichen, gut kochenden Sorten vorhanden sind, verdrängen die schönen Stangenbohnen; erstere wurden sehr viel verbraucht und waren auch billig erhältlich. In Grassamen behauptete Raygras kaum veränderte Mittelpreise; auch die amerikanischen Gräser Agrostis, Poa, blieben wohlfeil. In fertigen Grassamen mischungen war ein grosser Bedarf vorhanden. Blumensamen wurden viel begehrt, besonders für Schnittblumen, Astern, Lev- : koyen, Land- und Chabaud-Nelken. Getrocknete Blumen und Gräser. Inländische Gewächse wurden im Laufe des Berichtsjahres noch weniger angebaut und verbraucht als im Vorjahre. Wahrscheinlich hatte die Feuchtigkeit des Spätsommers zur Folge, dass manche Arten, wie Xeranthemum, rot, u. dergl. m. verdorben sind. Ammobium und Helichrysun wurden zu unveränderten Preisen abgesetzt. Bromus brizaefonms war flau und kaum los zu werden. Statice tartarica in feiner Ware war zu gebessertem Preise gesucht. Starke Nachfrage bestand nach französischen Immortellen in Naturfarbe und einer Anzahl moderner Farben, welche zur Deco- ration von eleganten Schaufenstern verschiedener Branchen ver wendet wurden. Kapblumen waren in besseren Qualitäten knapp am Markte. Sie sind daher um ca. 25 pCt. im Preise gestiegen. Der Bedarf zur Binderei war, trotzdem im November die Ge orginen noch blühten, gross. Das sogenannte Islandmoos oder die Renntierflechte wurden in Massen zu gedrückten Preisen im portiert. Die Verwendung des weissen Holzbastes in der Trauer binderei hat etwas nachgelassen. Die Preise gehen daher zurück. Durch den hohen Zoll auf japanische Roh-Cycaswedel hat der Preis für präparierte Cycas wedel etwas angezogen. Die Ver wendung der präparierten Cycaswedel ist noch immer bedeutend. Trauerarrangements aus präpariertem Eichen- und Buchenlaub, italienischer Feldmyrte, in Verbindung mit anderem präparierten Laub und Wachsblumen werden wegen langer Haltbarkeit und wegen des modernen Aussehens gern gekauft. Präparierte Adiantum, Asparagus, Pteris, Selaginella usw. werden, weil sie hübsch und natürlich aussehen, vielfach in frischer Binderei ver wendet. Alle anderen in- und ausländischen Gräser waren ohne nennenswerte Umsätze. Nach der Einführung des Zolles auf Cycaswedel, welcher für 100 Kilo 250 Mark beträgt, lässt sich zurzeit der Preis für präparierte Ware noch nicht genau fest stellen. Importeure und Grossfabrikanten haben vor Einführung des Schutzzolles kolossale Einkäufe und Einlagerungen gemacht, so dass ein Mangel an zollfreier Ware bis Ende des Berichtsjahres nicht zu spüren war. Erst, wenn diese Vorräte erschöpft sind, wird sich die Wirkung des Schutzzolles kräftig bemerkbar machen. Berliner Dachgärten. Die Errichtung von Dachgärten in Berlin ist das Ziel einer Bewegung, die kürzlich in einer Konferenz von Sportsleuten, Lehrern und anderen Interessenten im Werner-Siemens-Real gymnasium in Schöneberg eingeleitet wurde. Geheimrat Prof. Dr. Zuntz, der Direktor der Landwirtschaftlichen Hochschule, hielt eine Ansprache, in der er die Notwendigkeit von Dach gärten, wie sie in Amerika vielfach üblich sind, erläuterte. Für die Strassen der Gressstadt, auf denen man sich nicht mehr er gehen, sondern die man nur unter Aufwendung grösster Auf merksamkeit passieren könne, müsse ein Ersatz in den Dach gärten geschaffen werden. Die Aufgabe bestehe jetzt darin, j flache Dächer zu Erholungsstätten auszugestalten. Dort werde I man den Gefahren der Strasse und ihrem Staube entrückt sein. Der Häuserbau würde allerdings etwas teurer werden, da die Dächer eine ziemlich starke Belastung,auszuhalten hätten. Dafür würde aber auch der Wert dieser Gebäude verhältnismässig steigen, da die sonst wertlose Dachfläche nutzbar gemacht werde. Der Redner schloss mit der Erklärung, dass die Techniker Mittel und Wege finden würden, die Einführung von Dachgärten all gemein zu ermöglichen. In der daran anschliessenden Besprechung wurde mitgeteilt, dass Aussicht bestehe, die im gesundheitlichen Interesse notwendige Reform auf verschiedenen Häusern bald verwirklicht zu sehen. Ewige Blumen. Unter dieser Ueberschrift erschien kürzlich in den Tages zeitungen eine Mitteilung, die, jedenfalls aus einer Aprilnummer einer amerikanischen Zeitung stammend, vollständig ernsthaft be handelt wird. Wir lassen sie , hier folgen: Aus Los Angeles, der berühmten Kalifornischen Gartenstadt, kommt die Nachricht, dass es einem dortigem Gärtner gelungen ist, auf abgeschnittene Blumen und Pflanzen ein Verfahren anzuwenden, das an die W i.c k er sh ei m e r sehe Methode zur Konservierung anatomischer Präparate erinnert. Er injiziert eine Flüssigkeit, deren Zusammen setzung sein Geheimnis ist, unter einem gewissen Druck in die Pflanze und bewirkt dadurch, dass sie ihr frisches Aussehen dauernd beibehält und nicht welkt oder vertrocknet. Nach einer anderen Version wird die Oberfläche der Pflanze durch einen Sprühregen der Flüssigkeit berieselt. Sollte sich die Nachricht von derErfindurg bestätigenbezw.diese selbstsich bewähren, so würden im Betriebe der Gärtnereien und Bindereien bedeutende Um wälzungen nicht ausbleiben, vor allem aber würde die Wissen schaft der Botanik grosse Vorteile davon haben und die ge trockneten Pflanzen der Herbarien bald durch frische ersetzen können. — Soweit die Notiz, man wird sich entsinnen, das auch aus Los Angeles vor einigen Jahren die Nachricht kam, dort sei ein Solanum gezüchtet worden, das Kartoffeln unten und Tomaten oben zu gleicher Zeit trüge 1 O Stand der Rosenbäume in Bulgarien. Die Rosenbäume in Bulgarien stehen in diesem Jahre im Vergleich zum vorigen Jahre um fast einen Monat zurück. Im allgemeinen ist der Stand ein guter. Bis zum 30. April (a. St.) wurde das ümhacken überall beendet. Das Pflücken und Kochen der Rosenblätter wird kaum vor dem 31. Mai, wenn nicht noch später, beginnen können. Voriges Jahr haben die Rosen an manchen Orten bereits am 30. April geblüht, in diesem Jahr kamen an diesem Tage nicht einmal die Rosenknospen zum Vor schein. (Bulgarische Handelszeitung.) S3 S Sandels-llachrichten. S S Verbot der Einfuhr von Pflanzen in Griechenland. Die griechische Regierung hat, wie die „Voss. Ztg.“ mitteilt, vor kurzem ihren Zollbehörden in einem Runderlass das Verbot der Einfuhr von Pflanzen, Bäumen, Blättern, frischem Obst usw. ins Gedächtnis gerufen und man geht wohl nicht fehl, wenn man annimmt, dass der Kauf des Achilleion durch den deutschen Kaiser und die beabsichtigte Umänderung und Neueinrichtung des Schlosses mit seiner Umgebung, bei der Gartenanlagen ge wiss auch eine Rolle spielen werden, den Anlass zur Wieder- auffrischung eines alten, zur Verhütung der Reblauseinschleppung erlassenen Verbotes gegeben hat. Die griechischen Zollbehörden pflegen alle vom Auslande kommenden Pflanzen und jedwedes „Grünzeug“ unbarmherzig ins Meer zu werfen; ein harmloser Blumenstrauss in der Hand einer Dame oder eine Rose an ihrer Brust wird von dem unerbittlichen Hüter der Gesetze den Fluten überantwortet. Vor einigen Jahren sah eine Deutsche, die zur Feier des Weihnachtsfestes sich aus Deutschland eine schöne Tanne hatte kommen lassen, dieses Sinnbild deutschen Weih nachtens trotz aller ihrer Proteste zerschlagen und in den Hafen von Piräus versenkt. Sind doch auch der Kaiserin Elisabeth, als sie ihr neues, jetzt in den Besitz des Kaisers Wilhelm über gegangene Schloss mit Blumenschmuck ausstatten wollte, ganze Ladungen von auswärts kommender Palmen und anderer Gewächse ins Meer gewoifen worden. Reisende, die zum ersten Mal griechischen Boden betreten, haben häufig wegen Unkenntnis des Verbotes Scheerereien zu überstehen. Nur die Einfuhr von ge trockneten Früchten, Samen, Pilzen usw , ist gestattet. Ersatz für verloren gegangene Wertpakete durch die Post. Bekanntlich werden Wertpakete für den Postversand trotz höheren Wertes oft nur mit 600 M. deklariert, auch wenn der Absender für den Mehrwert nicht durch Valoren-Versicherung gedeckt ist. So hatte auch eine Firma eine Sendung im Werte von 8380 M. vorschriftsmässig bei der Post eingeliefert. Nachge wiesener Massen war das Paket von einem Postbeamten entwendet. Trotzdem entschied das Landgericht Frankfurt a. M. dahin, dass