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02(602(65022(6502(65072(65 6) CD HandelsblattfürdenDeutschenGartenbau N§K und die mit ihm verwandten Zweige, (OA-) Wochenzeitschrift des Verbandes deutscher Gartenbaubetriebe. •—5===J Hauptgeschäftsstelle: Neukölln-Berlin, Bergstr. 97-98. Fernsprecher: Amt Neukölln 1123. Postscheckkonto Berlin 2986 Hauptgeschäftsstelle: Neukölln-Berlin, Bergstr. 97-98. Fernsprecher: Amt Neukölln 1123. Postscheckkonto Berlin 2986. Verkündungsblatt der Gartenbau-Beruf sgenossenschait, Sitz Cassel, der Gärtnerkrankenkasse, Sitz Hamburg, , des Gartenbau-Verbandes für den Freistaat Sachsen und der Vereinigung deutscher Nelkenzüchter. Bezugspreis für Deutschland und Deutsch-Oesterreich 80 Mk. jährlich, für das Ausland je nach Währung, Preis der Einzel-Nr. 2 Mk. Mitglieder des „Verbandes deutscher Gartenbaubetriebe“ erhalten das „Handelsblatt" kostenlos. Auszüge aus dem Inhalt des „Handelsblattes' 1 nur unter ausführlicher Quellenangabe, der Nachdruck ganzer Artikel nur nach besonderer Genehmigung der Hauptschriftleitung gestattet. Nr. 16. Neukölln-Berlin, 21. April 1922. 37. Jahrgang. Organisieren. Von Reinhold Hofmann in Oberlößnitz. Ais ich Mitglied des V. d. O. wurde, glaubte ich, daß derselbe all e aeutschen Gartenbaubetriebsinhaber-in sich schließe, mußte aber bald erkennen, daß ihm dies noch nicht ganz gelang. Wohl sind viele Tausende zu ihrem eigenen Vorteil in ihm organisiert. Doch fehlen noch immer Viele, sehr Viele. Diese Fehlenden heranzu- holen, ist Pflicht aller Verbandsmitglieder. Es ge nügt nicht, daß die Ortsgruppen Sitzungen und auch Wanderver sammlungen abhalten, es muß mehr geschehen! Die Arbeitnehmer tun schon lange mehr. Sie schicken kleine Stoßtrupps von 2 bis 3 Mann zu den Außenseitern mit der Aufgabe, diese durch persönliche Bearbeitung in den Kreis hineinzuziehen. Auch unter uns Verbandsmitgliedern gibt es hierzu fähige Leute, die sich am besten persönlicher Neigung entsprechnd zusammenfinden und zu den noch Fernstehenden gehen müßten, um ihnen begreiflich zu machen, daß es zur Selbsterhaltung gehört, sich zu organisieren, und gleich die Beitrittserklärung zur Unterschrift bereithalten. „Gehet hin, in alle Lande!“, das ist die ungeheuer wichtige Klein arbeit der Organisation, die aber unbedingt notwendig ist, damit der Verband zu dem mächtigen Bunde wird,' der dem Einzelnen ein Schutz ist. Etwas Aufopferung gehört wohl dazu, aber die Not, die große Not fordert Männer und Kämpfer, und deshalb müssen wir neue Mitkämpfer herbeiholen, jeden an seinen Platz. Aber die Kämpfer müssen auch die Waffen gebrauchen: Der größte Fehler innerhalb einer Organisation ist die Bequemlichkeit der Mitglieder. Da muß ich fra gen: Sind denn die Organisierten, die nichts für ihre Sache tun, etwa viel besser als die Nichtor ganisierten ? Organisieren müssen wir auch innerhalb der Organisation, d. h. wir müssen Bewegung und Leben in sie hinein bringen. Die Vorsitzenden müssen mit ihrer Personenkenntnis die Mitglieder zur Arbeit heranziehen, damit ein Organismus geschaffen wird, der uns allen etwas nützt. In diesem Sinne möchte ich meine Ausführungen verstanden wissen. Mehr Winterblumen ! Von J. Wintergalen in Münster i. W. Nach dem verlorenen Kriege haben sich die Verhältnisse sowohl in der Gärtnerei als auch in der Blumenbinderei gänzlich geändert. Früher lieferte uns das Ausland für wenig Geld alles, sodaß sich für den deutschen Gärtner die Kultur und Treiberei der Blumen kaum noch lohnte. Die Folge war, daß viele Gärtnereien die An zucht der Schnittblumen einstellten. Hätten wir damals einen, wenn auch nur mäßigen Zoll auf Schnittblumen gehabt, dann hätten sie nicht auf der Straße gelegen und wären mehr geschätzt und besser bezahlt worden. Unsere Schnittblumenkulturen- und Treibereien wären lebensfähig geblieben, hätten sich weiter entwickeln können und ständen heute auf der Höhe. Gärtnereien und Blumengeschäfte sind nun einmal auf einander angewiesen. Die Geschäfte verlangen von den Gartenbaubetrieben Blumen. Jetzt stehen wir vor der Frage, was können wir in den Winter monaten liefern. Im Herbste sind in der Regel noch reichlich Blu men da, und die letzte Rose wird vom Chrysanthemum abgelöst. Zu Weihnachten gibts Flieder, Tulpen, Maiglöckchen, Cyclamen blumen und Primula obconica, und vielleicht noch in einigen Ge schäften amerikanische Nelken. Viel mehr aber nicht. Der Januar aber ist wohl der schlimmste Monat. Die Auswahl ist nicht groß, sie braucht sich aber auch nicht auf die angeführten Blumen zu be schränken. Maiblumen und Flieder haben ja den Vorteil, daß sie beim Treiben wenig Platz beanspruchen und dürften deshalb wohl die lohnendsten sein. Zum Treiben kämen außerdem noch in Frage: Rosen, Deutzia gracilis, die vor ca. 30 Jahren sehr viel getrieben wurde, ferner Prunus triloba, die weißgefüllt blühende Mandel und verschiedene andere Prunussorten. Die rot und rosa blühenden Bouvardiensorten würden sowohl als Topfpflanze, wie auch als Schnittblume eine willkommene Abwechslung sein. Man vermehrt sie im Frühjahr durch Stecklinge oder Wurzel stücken, pflanzt sie ins Beet und im Herbst in Töpfe, die Blütezeit ist Oktober bis Januar. Veilchen'kann man den ganzen Winter treiben. Die im kalten Kasten ausgepflanzten deckt man im Herbst mit Fenstern zu und im Notfall mit Deckmatten. Für die eigentliche Wintertreiberei pflanzt man sie früh im Herbst in Töpfe, damit sie vorher noch durchwurzeln. Luftig und kühl gehalten faulen sie nicht und kön nen dann nach und nach bei mäßiger Wärme getrieben werden. Remontantnelken können fast den ganzen Winter zur Blüte ge bracht werden. Man braucht sie gar nicht auszupflanzen. In Töpfe gepflanzt, gedeihen sie ganz gut, man kann dann auch besser über seinen Platz verfügen. Eine sehr gute Sorte für diesen Zweck ist Agadir. Die Temperatur darf aber nicht über 10 Grad sein. Jeden falls sind dazu auch die neuen deutschen Edelnelken von O. Wolf in Leipzig-Eutritzsch geeignet. Ganz zeitig im Frühjahr kann man auch durch Ueberbauen od. Auflegen von Fenstern bei vielen Pflanzen eine viel frühere Blütezeit erzielen, z. B. bei frühblühenden Feder nelken, Veilchen, Narzissen, Maiblumen usw. Bei Narzissen weise ich darauf hin, daß die meisten Treibsorten bei nicht zu trockenem Boden auch bei uns gut gedeihen. 'Besonders trifft dies bei bicolor Horsfieldi, Victoria, Empreß, Cynosure, Stella, Princeps, ornatus zu. Man werfe also die in Töpfen abgetriebenen Narzissen nicht fort Man lasse an jeder Zwiebel etwas Laub und stelle die Töpfe im kalten Haus unter. Im Herbst pflanzt man sie dann ohne den Ballen zu zerstören aus. Im folgenden Frühjahr fangen sie schon wieder an zu blühen und dach 2—3 Jahren kann man sie wieder zum Treiben benutzen. Versuchsweise würde ich empfehlen, ganz früh im Frühjahr fol gende Pflanzen in Töpfe zu pflanzen und im kalten Haus zur Blüte kommen zu lassen: Campanula Medium, Digitalis, Doronicum. Es mag noch manche Pflanze geben, die sich zum Treiben und Schnitt eignet, aber ich kann mir nicht denken, daß Sommerblumen oder Stauden während der eigentlichen Wintermonate vorteilhaft getrieben werden können. Erstens fehlt die Sonne und zweitens werden sich die erscheinenden Blumen nicht auf den Stielen halten können. Durch die lange Entwicklung von 3—4 Monaten werden die Kosten für die Heizung zu hoch, und die an und für sich einfachen Blumen werden zu teuer. Vielleicht lohnt es sich bei den viel empfohlenen Levkojen und Wicken, aber es wird wenig Betriebe geben, die hierfür ganze Häuser übrig haben. Bei der Treiberei kann es immer nur darauf ankommen, solche Sachen zu treiben, die viel Blumen bringen und leicht und sicher blühen, die Blumen von holländischen Zwiebeln füllen wohl eine große Lücke aus. Ich kann aber zu keiner andern Meinung kommen, daß außer diesen hauptsächlich nur Rosen, Flie der, Maiblumen, Veilchen, Nelken und vielleicht Deutzien für die. Treiberei im Winter in Frage kommen. Hiervon aber sind die Vor räte viel zu gering und können mit Ausnahme von Nelken und Veil chen auch nicht so schnell beschafft werden. Es ist zwar leicht, den Gärtnern den Vorwurf zu machen, daß sie nicht genug Blumen liefern und auch keine Vorbereitungen in großzügigem Maßstab dazu treffen; keiner sagt aber, wie das zu machen ist, und ob wir unsere Rechnung dabei finden können. Daß wir rückständig sind, „müssen wir zugeben, aber die Schuld daran ist den oben angeführten Ursachen zuzuschreiben. Vor allem aber hat der ständige Ruf nach den billigen Auslandsblumen hem mend auf unsere eigene Erzeugung gewirkt. Jetzt, da wir sehen, daß die Auslandsblumen uns durch ihre Preise keine Konkurrenz machen, ist es aber trotzdem unsere Pflicht, Versäumtes nachzu holen und die notwendigen Einrichtungen zu schaffen, um unsere Kulturen auf eine derartige Höhe zu bringen, daß wir für die Folge eine Auslandskonkurrenz nicht zu fürchten brauchen. Gärtner, wehrt Euch gegen den Wildschaden! Von Kurt Knebel in Erlau in Sachsen. Schon seit Jahrzehnten haben die Gärtner das Bestreben, sich Schutz gegen das Wild zu schaffen, aber bisher war alles umsonst. Das Wild war vom Herrgott nur zum Vergnügen einiger Weniger