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Woche«- und Nachrichtsblatt zugleich AtMfls-AnMtr für Hohndorf, Kttlih, Kemdirf, Rüsdirf, Ä Cgidirn, Knirichsirt, Maric«M»Mist». Amtsblatt für den Stadttat zu Lichtenstein. Rr. 36. Dienstag, dm 12. Februar 1895. MestS Blatt erscheint täglich (außer Sonn« «Rb Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 16 Pfennige. —° Izstellungeu nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 170, alle Kaiser!. Postanstalten, Postvoten, sowie sie Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalteM Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. TageSgeschichtt. *— Lichtenstein, 11. Febr. Die Külte dauert immer ungemindert fort, denn diesen Morgen zeigte das Thermometer wieder 20 Grad Celsius Kälte und auch am Tage über hielt sich der strenge Frost auf ca. 12—14 Grad. *— Am SonnoM o machte sich Gasgeruch in den Häusern der Badergasse bemerkbar. Nach sorg fältiger Untersuchung wurde ein Gasrohrbruch, wel cher durch die Wasscrleitungsrohre hervorgerufen wor den war, vorgefunden. Durch diesen Bruch dürften ca. 400—500 Kbm. Gas verloren gegangen sein. Die Reparatur wird zur Zeit vorgenomwen und ist bei gegenwärtiger Frostwitterung eine ganze respek table Ausdauer und Kraft nötig, um in die Tiefe des Erdreichs einzudringen. — Gleichzeitig sei hier mit darauf aufmerksam gemacht, daß alle Wahr nehmungen etwaigen Gasgeruchs sofort in der Gas anstalt anzumelden find. — Während der bevorstehenden Osterferien soll ein fünfter Kursus im konstruktiven Fachzeichnen für Lehrer gewerblicher Schulen Sachsens in den Tech nischen Staatslehranstalten zu Chemnitz statt finden. Ler Kursus soll Dienstag, 16. April, 2 Uhr nachmittags beginnen und Freitag, 19. April, mittags 12 Uhr, enden. Die Teilnahme an diesem Kurse wird unentgeltlich gestattet, jedoch auf 15 Lehrer beschränkt, die Unterricht in der Projektionslehre an einer gewerblichen Schule des Königreichs Sachsen seit mindestens einem Jahre erteilen. Teilnehmer, die nicht in Chemnitz oder dessen nächster Umgebung wohnen, erhalten auf Wunsch eine Staatsbeihülfe von je 20 Mark zu den Kosten der Reise und des dortigen Aufenthalts für die ganze Dauer des Unter richtskurses. Ein Reißzeug, eine Schublehre, sowie eine Schmiege hat jeder Teilnehmer selbst mitzu bringen. Für Beschaffung von Reißbrettern, großen Reißschienen und Winkeln wird anderweit Sorge ge tragen. Gesuche um Zulassung sind bis zum 20. März d. I. an Herrn Gewerbeschulinspektor Enke (Dresden-N., Zittauerstraße 22) zu richten. Jedem Gesuche ist ein Zeugnis des betreffenden Schulvor standes darüber deizufügen, seit welcher Zeit der Ge suchsteller Unterricht in der Projektionslehre an der betreffenden Schule erteilt. Mehr als 10 Gesuche Neuetntretenber und 5 Gesuche früherer Teilnehmer können, um den Erfolg thunlichst sicher zu stellen, nicht berücksichtigt werden. Das Ministerium des Innern behält sich die Entschließung über die Zu lassung der einzelnen Bewerber vor. — Prinz Max von Sachsen wird erst Ende Februar zur Fortsetzung seiner theologischen Studien aus Gardone-Riviera (Oberitalien) nach Eichstätt zu rückkehren. Sein Begleiter, Mufikpräfekt Hacker, ist bereits wieder dort. Die ärztliche Behandlung des Prinzen leitet ein hierzu eigens vom Leibarzt des Königs von Sachsen beorderter Arzt aus Kaisers lautern. — In der vor einigen Tagen in Dresden abgehaltenen außerordentlichen Hauptversammlung seiner sämtlichen Bezirksvorsteher hat nunmehr Sachsens Militärvereinsbund beschlossen, alle Kame raden, welche einem Konsum- oder anderem Verein angehören, dessen Leitung sich nachweislich in sozial demokratischen Händen befindet, aus dem Milttär- verein auszuschließen, wenn sie sich weigern, die Mit gliedschaft in den mehrerwähnten Vereinen aufzugeben. Das Bundespräsidium hat schon vor einiger Zeit eine Anzahl Kameraden ausgeschlossen, die einem Konsumverein angehörten, besten Vorsteher sich an der Maifeier beteiligten. — Auf dem Wege von Jocketa nach Plauen find kürzlich von einigen Herren eine Anzahl einge gangener Hasen aufgesunden worden; ein noch leben der Hase war so ermattet, daß er mit den Händen gefangen werden konnte. Leider gelang es nicht, das Tier lebend bis nach Plauen zu bringen, denn schon auf dem Wege dahin verendete der Hase. — Treuen. Am Mittwoch vormittag kam ein 16- bis 17jähriges Mädchen in ein hiesiges Schnitt warengeschäft und bat, unter der Angabe, bei einem hiffigen Baumeister bedienstet zu sein, um 2 Damen- Jacketts zur Ansicht und Anprobe für die Frau Baumeister. Nach getroffener Wahl we>" s das nicht behaltene sofort zurückbringen. E -hielt die beiden Jacketts, ließ sich aber nicht i edsr sehen. Gegen Mittag stellte es sich heraus, dag die fragl. Person bei dem von ihr genannten Baumeister völlig unbekannt ist und daß es sich um ein dreistes Ma növer einer Schwindlerin handelt. Durch polizeiliche Ermittelungen ist festgestellt, daß die Gaunerin mit dem Mittagszuge am Mittwoch mit den erschwindelten Jacketts in der Richtung nach Plauen abgefahren ist. — Von der Grenze. Der diesjährige Winter mit seinem hohen und festgefrorenen Schnee und seiner nunmehr Wochen anhaltenden bitteren Külte bringt Vögeln und dem Wckdstand den Tod. Die Hasen sind kraftlos geworden und werden von Füchsen massenhaft wepgefangen. So hat Herr Re vierjäger Zimmer in Ebmath in de» letzten 14 Tagen nicht weniger als 6 von Füchsen angefressene Hasen auf den mit dem königlichen Staatsforste gren zenden Revieren Vorwerk Ebmath mit Gemsindeflur und Rittergut Sachsgrün aufgefunden. Neben einem von Herrn Zimmer im Auftrage der Herren Barone Gebrüder von Brandenstein auf Ebmath und Sachs grün für das Wild errichteten Futterplatz halte jüngst, wie Herr Zmimer beobachtete, ein Fuchs im dichten Gebüsch Posto gefaßt, um von dort den arglos dem Futterplatze nahenden Hasen aufzulauern. Kaum hatte sich ein Häslein dem Kleeheu genaht, als Freund Reinecke den Arglosen im Genick erfaßte. Von dem Jagdhunde, dem Jäger und mehreren Knaben ver folgt, ließ der freche Räuber sein Opfer fallen. Durch einen wohlgezielten Schuß wurde dem Flüch tigen der Garaus gemacht. — Döbeln. In hiesiger Zuckerfabrik ereignete sich am Freitag früh 6 Uhr em großes Unglück j< Als drei Arbeiter mit dem Reinigen des Verdampf- Apparates beginnen wollten und der Arbeiter Hein rich Hoßbach aus Großbuschla bei Mühlberg die mit Schlauch versehene, brennende Gaslampe in den Apparat zu stellen beabsichtigte, erfolgte eine Explo sion, er wurde an die Wand geschleudert und sofort geiöter. Der Arbeiter Adam Hoßbach ebendaher, welcher bereits im Apparat war, wurde schwer ver brannt, ein anderer nebenstehender Arbeiter kam mit leichten Wunden davon. Die Arbeiter hatten jeden falls am Donnerstag abend bei Schluß der Arbeit den Gashahn nicht zugedrch:, sondern die Lampe durch Zudrücken des Schlauches zum Verlöschen ge bracht und sie dann in den Verdampf - Apparat ge stellt, die während der Nacht sich mit Gas «»füllte. — Delitzsch, 9. Febr. Die Leiche der, wie gemeldet, vor einigen Tagen infolge Gasauöströmung erstickten 13jährigen Tochter des Mamers Schöne ist im Auftrage der Staatsanwaltschaft wieder aus gegraben worden. Es soll festgesteüt werden, ob das Kind thatsächlich infolge des ausgeströmten Gases oder ober an Chlorvergiftung gestorben ist. Schöne hat nämlich in einer chemischen Fabrik gearbeitet und daher waren seine bei der Arbeit getragene» Klei dungsstücke stets Von Chlor durchtränkt. Der Arzt, welcher die erkrankte Familie Schöne schon einige Tage vor dem Ableben des Kindes behandelte, hat von einem Gasgeruch in der Wohnung nichts wahr- genommen, vielmehr die Krankheit auf eine starke Erkältung zurückgeführt. Erst nachdem das Kind tot und Mann und Frau betäubt waren, ist in dem Zimmer ein starker Gasgeruch wahrgenommen worden. Z Berlin, 11. Febr. Ein Schwager des Kapitäns v. Goessel teilt mit, daß der Kapitän am Unglücksmorgen auf der Kommandobrücke stehend und den Untergang der „Elbe" vor Augen sehend, noch Zeit gefunden habe, ein paar Abschiedsworte auf ein Stückchen Papier zu schreiben und sie dem Lootsen, der gerettet wurde, mit dem Auftrage zu überg-ben, dieselben seiner Gattin zu überreichen. — Non den Kavallerie-Offizieren des 12. sächsischen Armeekorps Hut Sekondeleutnant Mielzynskt vom 18. Husaren Regiment den Ehrenpreis des Kaisers für das Jahr 1894 erhalten. — In einer anarchistischen Versammlung, die gestern vormittag hier abgehalten wurde, kam es zu einer Verhaftung und Abführung Kes Redners, des Tischlers Lächter, als dieser in seiner Rede die Worte gebrauchte, die Verhältnisse seien nun einmal unhaltbar und müßten, gleichviel auf welche Weise, umgestoßen werde», gütl'ch oder durch List werde es wohl schwerlich gehen, doch werde man den Kampf aufnehmen müssen. Die Versamm lung wurde nach der Verhaftung fortgesetzt. 8 Nach dem „Konfektionär" beziffern sich dis Verluste, welche Berliner Firmen durch den Unter gang der „Elbe" erwachsen sind, auf etwa 300060 Mark für Koufektionsartikel. Die aus dem Chem nitzer Jndustriebezirk mit der „Elbe" zum Versandt gebrachten Waren betragen etwa 46,000 M., woran mehrere große Exportfirmen, wie Wex und Söhne, Kummer und Oppelt, Hermann Stärker, Köbke-Gop- persdorf rc. beteiligt sind. Geras Verlust beziffert sich auf etwa 300,000 Mark und betrifft die Firmen Weißflog, Focke und Luboldt, Morand und Co., Ernst Weber, Focke und Co. und Bruhms Söhne. Aus der Stadt Plauen befanden sich Waren im Werte von 30,000 Mark, au« Crefeld für 60 bi« 70,000 Mark, aus Elberfeld und Barmen für etwa 200,000 Mark, aus Annaberg für etwa ebensoviel und aus Haynau für etwa 30,000 Mark an Bord des untergegangeneu Schiffes. Ueber dis Höhe der aus Greiz, Meerane, Glauchau und Reichenbach stam menden Waren ist zur Zeit noch nichts Genaueres bekannt. Z Der Erlaß des Kaisers über Soldaten-Miß- handlungen, welcher aus dem Jahre 1890 stammt, lautet: „Aus den mir von den kommandierenden Ge nerälen eingereichten Nachweisungen über die Bestra fung wegen Mißhandlung Untergebener habe ich entnommen, wie die Fälle von Mißhandlungen in meiner Armee in letzter Zeit sich erheblich gesteige.t haben. Mit Mißfallen habe ich von der vorschrifts widrigen Behandlung einiger, zur Erfüllung ihrer Dienstpflicht einberufenen Volksschullehrer Kenntnis erhalten, an der sogar einige Offiziere beteiligt waren und die zu einer öffentlichen Besprechung Anlaß ge geben hat. Ich verurteile diese Ausschreitungen, welche das Interesse des Dienstes und das Ansehen der Armee schädigen, auf das Schächte, und will, solche Zuwiderhandlungen gegen die gegebenen Be fehle auf das Strengste bestraft wissen. Ich erwarte, daß durch fortgesetzte Belehrung und Erinnerung, so wie durch scharfe Ueberwachung derartigen Ausschrei tungen vorgebeugt und denselben, falls sie dennoch stattfinden, durch energisches und unnachfichtliches Eingreifen entgegengetreten wird. Namentlich ist mir aber ausgefallen, daß in mehrfachen Untersuchungen sich herausgestellt hat, wie von einzelnen Vorgesetzten durch lange Zeit fortgesetzte Mißhandlungen und ge wohnheitsmäßige Quälereien ausgeübt worden sind, welche zum Teil schwere Nachteile für die Gesundheit der Betreffenden herbeigeführt haben. Diese Erschei nung weist darauf hin, daß es bei der Wahl des Ausbildungspersonals für die Rekruten an der durch die Ordre vom 1. Februar zur besonderen Pflicht gemachten Sorgfalt, sowie an der erforderlichen Ueber- wachung seitens der Vorgesetzten gefehlt hat. Ich mache in dieser Beziehung zunächst die Kompanie-, Eskadrons- und Batteriechefs verantwortlich, weil es ihnen bei ihrer Vertrauensstellung, ihrem unmittel baren Einwirkungsrecht und den ihnen zu Gebote stehenden reichen Erziehungs- und Strafmitteln unter gewissenhafter Mitwirkung ihrer Offiziere nicht schwer werden kann, 'die Unteroffiziere in richtigem Geiste