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Wirtschaftslammrr Sachsen 2li>s der Arbeitstagung des Beirats der W i r t s ch a f t s- k a in ni erSachsen sprach Landesbaucrnsührcr K örncr nachmals eingehend über die deutsche Ernährungslagc, über die Crzeugungsschlacht und über den Segen der Marktord- nung, nachdem er sich dazu ans der ersten Tagung der Arbcitskammer Sachsen nussichrlich geäußert hatte. Ver Landesbnuernführcr betaute auch hier wieder, das; die Er- zcugungsschlacht ahne die Mitwirkung des ganzen deutschen Volkes nicht durchgesichrt werden könne; die wichtigste Vor- nussehung siir die Erringung der Nähisrciheit bilde die Marktordnung, durch die es gelungen sei, die Preisfrage zu lösen, dadurch wiederum den Bauernstand zu heben und die landwirtschaftlichen Erzeugnisse dem Verbraucher zu einem tragbaren Preis Zufuhren zn können. Durch deu er höhten Anbau von Raps, Rübsen, Flachs und .Hanf werde in absehbarer Zeit die Leinenindustrie vallkammen mit in ländischen Rohstoffen versorgt werden können. Der Leiter der Wirtschaftskammer, Präsident Dr. Z l m- m c r in ann , sprach über die besondere wirtschaftliche Notlage Sachsens und die erforderlichen Abhilf e- maßn ahmen. Die Kammer habe die bedeutsame Auf gabe zu erfüllen, aus eigenem Vorgehen und mit Selbst- verantwartlichkeit am wirtschaftlichen Aufbau ihres Bezirks mitzuwirken und für diesen Bezirk den Mittelpunkt des Wirtschaftslebens zu bilden. Unter tätiger Mithilfe aller an leitender Stelle stehenden Unternehmer müßten daher die wirtschaftlichen Formen angepackt und zur Behebung der Notlage des sächsischen Wirtschaftsgebietes eigene, schöpferische Vorschläge entwickelt werden. Zwar müsse anerkannt werden, das; Sachsen bei der Vergebung öffent licher Aufträge bisher vom Reich durchaus'entgegenkom mend bedacht worden sei; trotzdem Zwinge der besondere Wirtschaftsaufbau Sachsens zu sofortiger zielbewußter Aus arbeitung durchgreifender Maßnahmen. Dies gelte vor allem für die in Sachsen vorherrschende Verbraüchsgüter- wirtschaft, die in ihrem Auslandsabsatz sehr zurückgegangen sei. hier sei es wichtig und unaufschiebbar, sofort tatkräftige Arbeit zu leisten. Dr. Zimmermann legte die Richtlinien scst, die bei dem notwendigen Zusammenwirken aller Wirt schaftszweige maßgebend sein sollen. Die Ergebnisse dieser Gemeinschaftsarbeit sollen demnächst zu einem gemeinsamen Plan zusanunengcfaßt und mit den zuständigen Ncichsstellen besprochen werden. Erfolge der MbeitsschlM oessenlliche Fürsorgelast um 1 Milliarde RIN zurück gegangen. Nach den neuesten, vom Statistischen Rcichsamt ver öffentlichten Ergebnissen der Ncichsfürjorgcstatistik betrug die reine öffentliche Fürsorgelast im Deutschen Reich, d. h. der gesamte Zuschußbedarf der Fürsorgevcrbände und Ju gendämter einschließlich der Zuschußlcistungcn des Reichs Geboren inItalien... Urteber-Re4I»Ich»ti V5N 0a«lle»-verl»i, »,!r«brlck Ive,. vre»dn>I 47. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) XXIV. Seitdem Stettner weitz, wo er hingehört, seitdem er weiß, daß dieses Land, das er liebt und das ihm die Ge liebte und Frau geschenkt Hal. auch die Heimat seiner Mutter ist. zeigt er sich wie umgewandelt Und Hella muß. nicht ohne leises Bedauern, feststellen. daß ihre Rolle der mütterlich beschützenden Freundin eines geguälten. leid verfolgten Menschen ausgespiclt ist. Sein letzt freies, un belastetes Wesen aber strahlt eine solche Kraft und Sicher heit aus, daß sie mit dem Tausch von der schützenden zu der beschützten Frau im Grunde genommen recht zufrieden ist. , Stettners erste Handlung in der miedergewonnenen Freiheit ist die Regelung der Becrdigungssormalitäten für den verstorbenen Vater. Er achtete streng daraus, daß keine Nachricht über Tag und Stunde des Begräbnisses in die Öffentlichkeit drang. An der stillen und bescheidenen Bei setzungsfeierlichkeit dieses „letzten Mnravius" nehmen außer Hella und Stettner nur noch ein paar alte Haus- und Ge schäftsangestellte teil Als diese wenigen Leidtragenden nach der Beerdigung die Stätte der Gruft verlassen, beginnt es zu schneien, und ein eisiger Wind fegt über die Gräber Man schreibt den 10. Januar des Jahres 1033. und niemand von den Bcgräbnisteilnehmern weiß zur Stunde noch, daß dieses Dalum das Geburtsdatum des Sohnes der Christine Classen ist. Als Hella und Stettner vor dem Friedhof in die Taxe steigen, begrüß! sie Glasemann im Vorbeigehen Sein Weg führt zur Straßenbahnhaltestelle. Der große Tourcn- wagen des verstorbenen Senators hatte aus Wunsch Stettners nicht bei der Beerdigung benutzt werden dürfen In den nächsten Lagen und Wochen nehmen dann zahl reiche Unlerredungen, Verhandlungen und Sitzungen Stett- ners ganze Zeil m Anspruch. Denn letzt muß er ja vor allem einmal danach trachten, aus seinem Vertragsverhältnis zur Firma E. A. G Moravius herauszukommen und muß auch Mittel und Wege zu sinken suchen, die es ihm ermöglichen, über seine Erfindung wieder frei und nach eigenem Gut dünken verfügen zu können. Alle diese Regelungen aber sind nicht so einfach durchzuführen und verzögern seine Reise nach Sorrent unvorhergesehen lange Sehr zu seinem Leidwesen! Er kann den Aufbruch zu dieser Reise gar nicht erwarten Denn dort in Sorrent, das weiß er, wird sich der letzte Schleier von seiner Vergangenheit heben. Dort, wo die Mutter gestorben ist, dort wird man auch wissen wo ihre Papiere hingekommen sind Und erst wenn er dos «-nahien haben wird, kann sein Glück vollkommen lein Donn wird er unter ihrem Namen eine neue FannN-> em ne.,., Ge schlecht gründen. Das Friesenblut der Muller in seinen Adern Hal ihm die Kraft gegeben, die Leiden seines bis herigen Lebens zu ertragen und zu überwinden! Mit Hella zusammen wird es ihm gelingen, ein neues Geschlecht zu gründen, das frei ist von allen Degeneration-;- und Zerjalls- crschcimmoen der fluchbeladenen Moraviusschen Familie. Als die Verhandlungen schließlich doch so weit abge schlossen sind, daß Hella und Stettner schon die Koffer zur j lind der Länder, !m Jahre 103-1'33 1073 Mill NM oder 1 j 30,3 RM aus den Kaps der Bevölkerung. In dem üristnjnhr 10Z2/Z3, an dessen Ende die nakio- ! nalsozialislijche Bewegung die Regierung des Reiches ergriff, ! waren »och 2738 Rill. RAI oder 42 RM aus den Kops der ! Bevölkerung erforderlich; die Verminderung der öffentlichen Fürsorgelasl betrug also gegenüber 10Z2G3 rd. 763 Mil lionen RM. La sich die Aürsocgclasl bereits im Jahre 19ZZ/Z4 infolge der Arbeilsbeschafsungs- und sonstigen so zial- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen um 234 Mil lionen RM ermäßig» Halle, erreichte die Gesamtentlaflnng - ' der öfsenllichen Hand mit Fürsorqeausgaben im verlaufe von zwei Jahren rd. 1 Milliarde RM. Allein bei dem Aufwand für Arbeitslose ist eine Sen- ' kung nur der laufendeu Baruuterstützungen von 1303 Mil- i lionen NM im Jahre 1032/33 aus 1220 Mill. RM im ! Jahre 1033-34 und aus 73» Mill. NM im Jahre 1034/33, j insgesamt also eine Ersparnis von rd. 300 Mill. NM er- ; zielt worden. Im Jahre 1033/30 dürften die lausenden Bar- iintcrstützungcn an die Arbeitslosen weiterhin aus schätzungs weise rd. 323 Mill. RM zurückgehcn. LeMpruch siir den 7. Februar Wie wir dos ganze Volk zttsammcuruscii und cs Zusammen leben lassen wollen, so müssen in jedem Menschen auch alle Kräfte entwickelt werden, nicht nur der Intellekt, sondern auch an erster Stelle der Wille und Charakter, nicht nur der Geist, sondern auch der Körper, nicht nur die Klug heit, sondern auch die Trene, der Mn». Ncichscrzichnngsministcr N n st. Mitteldeutsche Börse in Leipzig oom .3. Februar Jnsolge Abgabenneiguna ergaben sich überwiegend Kurs- > abschläge. Landw. Auswertung büßten 0,5 Prozent ei». Von i Wertpapieren verloren Reinecker 1.5 Prozent. Leipziger Molle 3. Leipziger Kammgarn 2 Prozent höher Siemens Glas 1,75 und i ! Albuwinaklien 2 Prozent niedriger. Heidenau 2,75 und Etzold - 8: Kießling 6 Prozent gebessert. Berliner Effektenbörse. Infolge stärkerer Neigung zu Abgaben und mangelnder Kaus- z j tust wies der Aktienmarkt der Berliner Effektenbörse vom Mitt woch eine schwächere Haltung aus. Von Montanwcrtcn büßten Hoesch, Kwcckner und Buderus 1,5—2 Prozent ein, harpcncr und ! Mannesmann 0,5 bzw. V» Prozent. Bereinigte Stahlwerke no tierten »'verändert. Am Markt der Braunkohlenaklicn waren nur Nicdcrlausitzer mit — 1 Prozent stärker verändert, von Kati- papieren Satzdetsurth, die ebensalis 1 Prozent verloren. Chemische Aktien schlossen sich der Abwärtsbewegung an (IG. Farben — 1,25 Prozent, Goldschmidt — 1,75, Rütgers — 2 Prozent). Das - gleiche war auch bei den Clcktrowertcn der Falt (AEG., Gessürel, ! Schlickert bis — 1 Prozent, Lohmeyer — 2-X Prozent, Siemens j L Halske — 2,75 Prozent). Schissnhrtswcrte waren wenig ver- ändert. Ncichsbank bröckelten leicht ab. Renten waren bei stillem j Geschäft zumeist behauptet. Am Geldmarkt ermäßigte sich der Satz sür Blankagcid mit zunehmender Flüssigkeit ans 2,«7—3.12 Prozent. Devisenkurse. Belga (Belgien! 41,3.3 (Geld) 41,02 (Bries), da» Krone 54,86 54,06, eugl Psuud 12,285 12.315. srnnz. Frau ken 16,40 16,44, holl Gulden 168,51 168,85, Unl Lira 10.80 10,84, uouo Krone 61,71 61,83, ös!cn Schilling 48,05 40,05, poln Zloty 46,80 46,00 Ichmed Krone 63,34 63,46, schwciz. Frauken 80,03 81,00, span Peseta 33,07 .34,03, tschech Krone 10,28 10.36, nmer. Smnicn 2,453 2,457. Ein Mwm macht keinen Geschäftsführer Wem» der junge Kaufmann nach der Lehrzeit sein Zeug nis in der Hand hält nnd sich, ans diesen Schein gestützt, nm einen „Posten" bewirbt, dann glaubt er, zunächst aus Ersahrungen verzichten zn können. Er hat doch systematisch alles das gelernt, was ihm während der Schnl- nnd Aus bildungszeit vorgelegt oder sonstwie von ihm verlangt wurde. Aus dieser Verkennung der Wirklichkeit entstehen die ersten Widerstände und Mißerfolge: denn die Ersah- r n n g fehlt. lind doch läßt sich Erfahrung nicht konser vieren, sic läßt sich nicht lernen oder taufen, sie muß e r q e. beitet werden. Was die Schule lehrt und was in einer Kaufmannsgehilsenprüsung an Kenntnissen vorausgesetzt wird, sind lediglich Grimdkenntnisse, die es möglich machen solle», praktische Erfahrungen zu sammeln und zu verwerten. Der ältere Kaufmann, der Geschäftsmann, der Unter nehmer wird auf diese Tatsachen genau jo Rücksicht zu neh men habe», wie der jetzt aus der Ausbildung kommende Lehrling Er wird von vornherein seine Ansprüche mäßigen, denn die Jungen werden alle Stufen der Lebenserfahrun gen erst selbst durchmachen müssen und aus früheren Ent wicklungsstufen der Weltersahrnng beginnen, weil aus dem letzten Erfahrungsstand durch die Jugend nicht weiter auf- gebaut werden kann. Die nutzlose Erhöhung der Ausbil- dnngsanforderungen nnd die Verlängerung der Aiisbii- dnngszeiten hemmen die Sammlung praktischer Erfahrun gen schon zur Genüge und führen zwangsläufig zunächst zu einer Verschlechterung der Leistung. Die wirkliche Leistung bringt jedoch nur die Persön lichkeit des Leistenden hervor. Je mehr Erfahrung, frei van jedem Künstlichen, abhold jedem ungesunden Wetteifern aufgeuommcn wird, um so größer ist die Sicherheit ständiger Leistungssteigerung. Diese Verbcsjerung der individuellen Leistung und Leistungssähigkeit wird dann dazu führen, vom bisherigen Schematismus abzuweichen und dem natio nalsozialistischen Grundsatz des L e i st u n g s 1 o h n e s zum Erfolg zu verhelfen. In der Folge wird alsdann die Lebens- impchcrhcit vermindert werden können, die die Existenz der Familie bedrohte, wenn die Bildung von Rücklagen auch einem leistungsstarken Menschen bisher nicht möglich war oder andererseits dadurch die Aufzucht von Kindern er schwert wurde. Darum praktische Erfahrungen als Grund läge eines elastischen Leistungsstrcbens, das im gesunden Menschen zu nicht erlahmender ständiger Leistungssteige rung führt. — Ein Diplom macht noch keinen Geschäfts führer. Abreijc nach Sorrent gepackt haben, flattert ihnen in letzter Stunde noch ein Schreiben des Amtsgerichts in T. ins Haus. „Herrgott", stöhnt Stettner, „was wird das nun bloß wieder sein. Lebend bekommt ihr mich jetzt aber nicht wieder aufs Gericht! Ich reife, und zwar auf der Stelle! Oder noch besser — — ich bin überhaupt schon verreist. Mach' nur den Bries gar nicht erst aus, Hella. Er hat uns ja doch nicht mehr erreicht Wir sind ja jchon unterwegs — —" „Aber Pelerlc", entgegnet sie lachend, „du hast dach selbst den Empfang des Briefes quittiert. Er kam doch als Einschreibebrief." Da gibt er sich lachend geschlagen und macht sich mit Hella, die gleichfalls geladen ist. auf den Weg zum Amts gericht Dort harrt ihrer eine Riesenüberraschung, denn es stellt sich heraus, daß der Zweck ihrer Ladung die Testaments» erösfnung des Crewerschen Nachlasses ist. Zwei Tage vorher hatte dessen Beerdigung durch die : Bestallungsanstalt „Pietät" stattgefunden, wobei die einzige ! Leidtragende bei seinem Begräbnis leine alte Hausdame gewesen mar. Bei Verlesung von Crewers letztem Willen aber erfahren Hella und Stettner, daß sie von dem Alten zu Haupterben § seines stattlichen Vermögens bestimmt worden sind. Nachdem sie sich von ihrem Staunen einigermaßen er» » holt haben, weigern sie sich ganz spontan, die Erbschaft an- > zunehmen. Erst nach stundenlangen Verhandlungen mit der Nachlaßbchörde kommen sie überein, die große Summe sür j einen Waisenhausfonds zu stiften. Die Öffentlichkeit schüttelt über solche großzügige Geste den Kops. — Geld riecht doch nicht, meint man. — Und die ! Verwunderung der braven Bürger T.s wächst noch mehr, als ! sich herumspricht. daß Stettner auch keinerlei Ansprüche auf ! die Moraviussche Erbfolge zu machen gedenkt. Er verzichtet gern Herzlich gern! Er ist allzu lange unfreiwilliger Nutz nießer dieses Moraviusschen Vermögens gewesen. Er hat j genug davon! — Frei will er sein! Frei von allen noch jo I losen Bindungen zu dieser Familie. i Beim Heraustrcten ans dem Kerichtsgebüude seufzt 1 Stettner tief auf: „Sol Das wäre nun auch erledigt. Schluß! Die Ver gangenheit ist tot! Und setzt: nach Sorrent! Zur Mutter!" „Komm nur, Pcterle, komm!" ruft ihm Hella, die schon zu ihrem kleinen Wagen vorausgecilt ist. zu. „Komm nur! Wenn wir uns eilen, können wir noch den Nachmittagszug erreichen Die Kösser sind ja jchon gepackt!" Mil zwei Sätzen ist Stettner beim Auto. Er setzt sich ans Steuer, stellt den Motor an, und wie aus Kommando lachen beide jubelnd auf. als das Geräusch des anspringenden Motors erklingt. Wissen sie doch, dieses Motorengeräusch kündet nicht nur den Start zu ihrer augenblicklichen Rückfahrt nach K. an , Es ist vielmehr das Zeichen zu einer viel längeren und : größeren Fahri! Es ist das Startsignal zur Fahr! in ein neues Leben! ! Zur Fahri ins Glück! i XXV. 1 Herrlichste Frühlingsjonne strahlt oom blauen italie nischen Himmel, als Hella und Stettner an diesem wunder- ichönen Märzmorgcn aus der Halle des Royal-Holels in Neapel aus die Via Partenope hinaustreten. Kleine weiße Wellcnkämme durchziehen die Wasserfläche des Mittelmeers, das von unzähligen Segel- und Motor- booten belebt ist. mährend am steinigen User, gegen das eine leichte Brandung schlägt, jchon die Angler in Hemdsärmeln sitzen und mit bewundernswerter Geduld stundenlang ihre langen Nuten ins Wasser halten Hella und Stettner besteige» eine der ortsüblichen alten Pserdedroschken und fahren an Santo Lucia vorbei tn Richtung des Hafens zum Moto Jmacolatella Nuova. Ge bannt blicken sie auf die mächtige Rauchsäule des Vesuvs. — Unaufhörlich entströmen dicke SchwejeUchmaden dem Schlund des riesigen Kraters und werden oom Frühlings wind tu breiter Fläche nach Osten getrieben Siegreich durch bricht sie die strahlende Morgensonne. — Die Vermischung der Sonnenstrahlen mit dem gelblich-grünen Schwcselqualm läßt die Luft gegen Osten zu in den buntesten und schillerndsten Farben zittern Im Hafen gehen sic an Bord des Postdampfers Capri und fahren mit diesem an Herculanum und Pompeji vorüber ous dem Golf ins offene Meer hinaus Deutlich erkennen sie durchs Fernglas nn Vorbeisahrcn den Weg. den vor zwei- laufend Jahren der Lavasirom vom Krater bis kurz vor die Tore Pompejis nahm — Nach ungefähr andcnhalbstimdigcr Fahrt kommt Sorrent in Sicht — Ein unbcjchreiblichcr An blick diele Stadt Tassos! — Italien! — Italien! — Fast wie Menjchengesichter lachen ihnen die schreiend bunten auf ianftcm Hügelrücken gelegenen und von der hellsten Mittags sonne beleuchteten Häuschen entgegen Während die beiden Menschenkinder über den langen Landungssteg schreiten klingt ihnen das gedämpfte Rauschen der Brandung im Ohr. die die Grotten und Höhlen des Felienusers überspült - Am Dom und am Denkmal Tassos vorbei trefsen sie auf einen schmalen Psad. der in nicht un- beschwerlicher Steigung zum Kloster der „Grauen Schwestern" hinaufführt — Dort, von» Eingang zum Kloster, bietet sich ihnen ein wunderbarer Ausblick. In der klaren und Hellen Lust können sie über die unendliche Bläue des Mittelmceres hinweg bis nach Capri blicken. — So schön dieser Blick ist, Stettners Sinn, steht jetzt nicht nach genießerischer Land» jchaftsbetrachtung. Er ist voller Erwartung, was ihm die nächsten Stunden bringen und ab er hier die letzte und er schöpfende Auskunft über die Mutter erhalten wird. Er möchte cs so gern. Möchte über der Mutter tragisches Ge schick viel lieber hier von den fromme» Schwestern als aus den schmutzigen Papieren der verstorbenen Amme unterrichtet werden — Zögernd, mit vor Erregung zitternden Händen, zieht Hella an der aitmadiichen Handschelle des Kloslcrtores. Plärrend schallt der lärmende Laut der Glocke aus dem stillen steinernen Bau zurück. — Es ist der gleiche Klang, den einst auch die Mutter im Ohr gehabt, als sie hier um Einlaß klingelte. — Nach einer Weile nähern sich schlürfende Schritte und bald darauf kommt im offenen Klappfensterchen ein altes Schwesterngesicht zum Vorschein. Stettner grüßt mit einem, ihm aus dem Pisaer Knabeninstitut in Erinnerung gebliebenen lateinischen Jcsuitengruß, woraus ihnen sofort in der zuvorkommendsten Weile das Tor geöffnet wird. Da Stettner nicht in das Innere des Klosters hinein darf, muß an seiner Stelle Hella der Oberin ihr gemeinsames Anliegen unterbreiten. Ihre Aufgabe wird ihr wesentlich erleichtert, da sich unter den Schwestern zufällig auch eine Deutsche be- kindel. (Schluß solgt.)