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Sächsische Elbzeitung : 28.07.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-193407282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19340728
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19340728
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1934
-
Monat
1934-07
- Tag 1934-07-28
-
Monat
1934-07
-
Jahr
1934
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 28.07.1934
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Ans dieser Schilderung der stattgchabtcm Vorgänge geht zn- iiächst hervor, das; ich »ich!, Ivie bchanplct wvrdcn ist, eine Vcr- mittlnugsnliiott eiugcleitet oder mich daran beteiligt habe, son der» dost ich lediglich die Niittciknng einer bereite! stnttgchabtcn Vcrcinbarnng gcwisscrmaßcn ols Zcngc c n t g c g c n g c n o m m c n linde, ohne niich dazu zn äußern. Es erhellt scrncr daraus, daß ich auch nicht nns Vcraulassuug der in dns Bundcslauzlcramt ciu- gcdrniigcucu Gruppe gchaudclt habe, sondern daß ich nnr im Ein vernehmen mit dem mir znm Ausdruck gebrachten Wunsche öster reichischer Rcgicrnngsmitglicdcr Vvrgcgangcn bin. Alle weiteren Kombinationen politischer Art, die an den von mir nnternommciicn Schritt geknüpft worden sind, werden nnch durch die infolge obiger Tarslcllung sinnfällig zutage tretende Tatsache hinfällig, daß — tote ich dies immer wieder betont habe — ich nicht alö bevollmächtigter Gesandter, sondern » n r als Mensch gehandelt habe, der geglaubt hat, dazu beitragen zu miisscn, vielleicht zahl reiche Menschenleben zn retten, als er darum gebeten wurde, wie dies übrigens auch — wie mir erst nachträglich bekannt wurde — dem letzten Wunsche entsprach, den Bundeskanzler Dollfuß vor seinem Hinschcidcu zum Ausdruck brachte. Infolgedessen trage ich auch allein die Verantwortung für das, was ich getan habe. Ich stelle auch fest, daß die Erklärungen der drei Ncgicruiigs- mitglicdcr über das freie Geleit mir gegenüber abgegeben wur den, nachdem sic mir bereits das Hinschciden des Bundeskanzlers Dollfuß mitgcteilt hatten, daß also diese Zusage in voNcr Kennt nis dieses traurigen Ereignisses gegeben worden ist. Traueranzeige der österreichischen Regierung Die österreichisci-e Bundesregierung hat folgende Trauer- anzeige veröffentlicht: Die österreichische Bundesregierung gibt die tief erschütternde Nachricht vom Ableben ihres un vergeßlichen Führers, des Herrn Bundeskanzlers Dr. Engel bert Dollfuß: Oberleutnant der Reserve, Bescher zahlreicher Orden usw. bekannt, der am 25. Juli 1934 als Opfer treue ster Pflichterfüllung und unermüdlichen Dienstes für sein Vaterland einem ruchlosen Mordanschlag im 42. Lebens jahre erlegen ist und um etwa 15.15 Uhr sein von edelster Gesinnung getragenes Lebens ausgehaucht hat. Die irdische Hülle des Verewigten wird am Sonnabend um 14.30 Uhr nach der ersten Einsegnung vor dem Rathaus der Stadt Wien in die Metropolitan-Kirche St. Stephan übergeführt, dort neuerlich feierlich eingesegnet und dann auf dem Hietzln- ger Friedhof vorläufig bcigesctzt werden. Bürgermeister Schmiß hat aus Anlaß des Ablebens des Bundeskanzlers Dr. Dollfuß die Wiener Bürgerschaft zu einer außerordentlichen Sißung einberufen. Auf An ordnung des Bürgermeisters wurden zum Zeichen der Trauer für den toten Bundeskanzler auf allen städtischen Amtsge- väuden, auf allen städtischen Wohnhausanlagen und auf allen Gebäuden der städtischen Unternehmungen Trauer fahnen gehißt. . Noch Kin neuer Bundeskanzler Vorläufig keine Regierungsumbildung in Wien. In einer halbamtlichen Wiener Mitteilung wird daraus hingewiesen, daß an der Zusammensetzung der Bundesregie rung in den allernächsten Tagen keinerlei Veränderung er folgen werde. Aus Gründen der Pietät für den verstorbenen Kanzler sei man bestrebt, im politischen Leben Oesterreichs, soweit cs möglich sei, Ruhe eintreten zu lassen. Außerdem sei die Frage einer Regierungsumbildung durchaus nicht dringend. Die lebhaft erörterte Frage der Ernennung des neuen österreichischen Bundeskanzlers soll, wie man hört, Anfang der nächsten Woche entschieden werden. In politi schen Kreisen verlautet, daß bisher noch keine Einigung über die Person des neuen Bundeskanzlers erzielt werden konnte. Man hat den Eindruck, daß noch erhebliche Gegcnsäße be stehen, die bisher noch nicht überbrückt morden sind. Im Vordergrund der Erörterungen stehen jehk, nach Be urteilung politischer kreise, als künftiger Bundeskanzler der frühere Heeresminisler General Vaugoin, der Erste Bürger meister von Wien, Schmitz, der Vizekanzler Fürst Star- Hemberg, der Unlerrichlsmimsler Dr. Schuschnigg und der Verfassungsminister Dr. Ender. Der Mörder Wie die „Neichspost" meldet, hätten die in vas Bun deskanzleramt eingedrungenen Aufständischen die dort dienst tuenden Polizcibeamten im Namen des Polizeidirektors Steinhäul und des Generalinspckteurs Dr. Goßmann ent waffnet. Gegen Polizeidirektor Steinhäul, der Vorstand der Kriminalsektion der Bundespolizeidirektion Wien ist. sowie Dr. Goßmann sei das Verfahren bereits elngcleitet. Polizeidirektor Steinhäul soll verhaftet morden sei». Der Mörder des Bundeskanzlers Dr. DollfuH sei ein 35jähriger Wehrmann namens Panetta. Er sei im Kriege üaiserjäger gewesen und das tragische sei, daß ein kaiserjägcr den ehemaligen Kaiserjäger-Oberleutnant Dollfuß getötet habe. Flüchtlinge an der Grenze verhaftet Aus der Gegend von kollerschlag versuchten österrei chischc Flüchtlinge, die deutsche Grenze zu erreichen. Hier bei entwickelte sich eine Schießerei mit schwerbewaffneten Heimwehrhaufen. Acht Flüchtlinge erreichten, teilweise ver wundet, die deutsche Grenze, wobei sie drei österreichische Zollbeamte, die sich ihnen in den Weg stellten, überwältigten und sie über die Grenze schleppten. Die deutsche Grenz polizei erschien sofort an Ort und Stelle und verhaftete di« österreichischen Flüchtlinge. Die österreichischen Beamten wurden den österreichischen Grenzbehörden übergeben. Neue Kampfhandlungen In Wien sind wieder zahlreiche Gerüchte über neue Aufslandshandlungen in der Provinz im Umlauf. Das Bundeskanzleramt ist wieder vollkommen ge sperrt .außer Diplomaten hat niemand Zutritt. In der Zentrale der Heimwehr im 3. Bezirk werden große Wann - schaftsmusterungen vorgenommen. Das „Linzer Volksblatl" meldet aus Hinlerstoder, daß 500 schwerbewaffnete Aufständische gegen Wlndischgarslen, die oberösterreichische Ausgangsstelle zum gestern umkämpf ten Pyrhn-Paß, vordringen wollten; eine starke Exekutiv- abteilung verlege ihnen den Weg. Die Aufständischen seien in den schmalen, von hohen Wänden umrahmten Kessel von hinterskoder eingeschlossen. Die Tauernbahn soll sich sechs Kilometer hinter Villach in den Händen der Aufständischen befinden, die große Ver schanzungen errichteten und insbesondere die Station Wöll brücke zu einem Stützpunkt auszubauen versuchten. Gleich zeitig kommen Rachrichten von Kämpfen bei St. Veit an der Glan und auf den Hügeln von Villach. Villach befin- I det sich in den Händen der Regierungslruppen, doch drohten ! starke Kräfte der Aufständischen jeden Augenblick mit einem Angriff auf die Stadt. In Wien wurden der Präsident des Ocsterreichisch- deutschen Volksbundes. Generaldirektor Neubacher, und Pro fessor Hugelmann verhaftet: ebenso wurde der Generaldirek tor der Alpinen Montangesellschaft, Dr. Apold, in Haft ge nommen. Ministerrat in Wien. Die Verluste der Vundestruppen. Wie». Am Freitagabend tagte ei» Ministerrat, der mit einer Tranerknndgebnng für Bundeskanzler Dr. Dollfuß ciugclcitet wurde. Anschließend gab Bundcsministcr Stoctingcr die Einzelheiten über das Lcichcnbcgängnis bekannt. Sodann nahm der Ministerrat einen Bericht über die allgemeine Lage entgegen, in dem festgestcllt wurde, daß mit wenig Ausnahmen Ruhe und Ordnung im ganzen Lande herrsche. Der Eisenbahnverkehr funktioniert normal. Es wnrdc sodann ein besonderer Minisleransschnß eingesetzt, der sich mit der Bckämpfnng des Terrors zu befassen hat und dem Vizekanzler St ar Hemberg Vorsitze» und Instizministcr Berger, Staatssekretär Karwinsky, Minister Feh und der Staatssekretär für die Landesverteidigung Zehner angc- hörcn werden. Daraus, so wurde in einer Pressekonferenz amt lich mitgetcilt, sei zu ersehen, daß alle Gerüchte, die heute (Frei tag) über eine Verhaftung Feys im Umlauf waren, glatte Er findungen seien. Die vorläufige» amtliche» Angaben über die Verluste des Biindcshccrcs lauten: Bei den Kämpfen in Steiermark sind zwei Offiziere nnd sieben Mann getötet worden, vier Offiziere und sechs Mann schwer verwundet. Im ganzen sind die Verluste des Bundcshcercs bei den bereits abgeschlossenen und zum Teil noch andauernden Kämpfen bis jetzt ans 25 bis 30 Mann zu schätzen. Die Verluste der anderen Formationen, vor allem des Sckwtz- korps, sind im Augenblick noch nicht bekannt. Am Sonnabend wird znm Zeichen der Trauer für Bundes kanzler Dr. Dollfuß der Zugverkehr auf allen österreichischen Bundesbahnen nm 14.30 Uhr ans zwei Minuten unterbrochen. Sämtliche Geschäfte werden nachmittags aus Anlaß der Traucr- feicr geschlossen. Danktelegramm des österreichischen Vizekanzlers an Freiherr von Neurath. Berlin. Der österreichische Vizekanzler Fürst Slarhcm- bcrg hat an den Rcichsaußcuministcr Freiherrn von Neu rath auf dessen Beileidstelegramm anläßlich des Todes des Bundeskanzlers Dollfuß das folgende Telegramm gerichtet: „Für die Teilnahme, die Euer Exzellenz im Name» der Ncichs- rcgicrnng »nd in ihrem eigenen Namen der österreichische» Bun- dcsrcgiernttg anläßlich des schwersten Verlustes, den sic durch die feige Ermordung des Bundeskanzlers Dr. Dollfuß erlitten hat, ausznsprcchcn die Freundlichkeit hatten, bitte ich, meinen und der Bundesregierung aufrichtigsten Tank eutgcgcnznnchmen." Die polizeiliche Untersuchung in Wien. Wien. In de» Abendblättern wird daraus hingcwiescu, daß nach der letzten Polizeilichen Ermittelung die 144 Aufständischen von zwei entlassenen Wehrmänuern geführt wurden. Ter eine von ihnen, der die Majorsnnisorm trug, sei ein gewisser Hudl, während der falsche Hauptmann der ehemalige Gefreite Holz- Weber sei. Beide hätten die Verhandlungen wegen der Ucbcr- gabe selbständig geführt. Die verhafteten Ansständstchen sollen bei der polizeilichen Unlersnchung erklärt habe», sie seien der Mei nung gewesen, die Regierung berufe sic zum Eintritt in die alten Trnppcnkörper ein. Andere behaupten, cs lvärc ihnen gesagt worden, sic scicn zur Untcrdrücknng cincs linksradikalcn Haud- strcichcs cinbcrnfcn worden. Ferner wird mitgcteilt, die polizei liche Untersuchung habe ergeben, daß der Anschlag aus das Bnm dcskanzlepnmt »ud aus die RAVAG. nur ei» Glied in der Kelte weiterer Anschläge war. Die letzten Pläne der Aufständischen seien noch nicht anfgedccll wvrdcn. Die- Veröffentlichung des gesamten Materials stehe bevor. Die Kämpfe in den Bundesländern am Freitag. Wien. Ans ciiicr Verlautbarung der Pressestelle der Heim- Wehr ersieht man jetzt, wie umscmgrcich »ud zahlreich die Kämpsc am Freitag waren. In Kärntc » sind neben zahlreiche» kleine» Orte» Frcitagiiachmittag St. Veit a. d. Gla» und Feldkir chen besetzt worden. Zn gleicher Zeit wurden Aktionen des Hci- matschntzcs gegen Obcrdrnnbcrg, Greifend« rg und Millstatt durchgcführt. Ebenso wurden Friesach und Eisen kapp el bcsrcit. In Salzburg sanden Kämpfe in Madling in der Nähe der Ennögnellc statt. Desgleichen wur den am Freitag die Kämpsc in Schlad m i n g abgeschlossen. In Steier mark fanden Kämpfe in Eibiswald statt. In de» äußeren Teilen der Stadt Salzburg kam cs ebenfalls zn Zu sammenstößen, desgleichen im Wiener Prater. Abteilungen des Hcimatschtttzcs sind nach Ha klein abgegangcn. In Steier mark wird noch in zwei Orten gekämpft. Ans dcn Mitteilungen des Heimatschntzcs ist weiter ersichtlich, daß in .Kärnten erst in den Abendstunden der Verkehr ans den Bundesbahnen wieder ausgenommen werden konnte. Die ans Niederöslerreich znr Unterstützung herbeigecilten uiedcrösterreichi- schen Heimwchrabtcilungen haben nach den Mitteilungen der Heimalschutzpressestellc zwei Tote, eine Wiener Abteilung einen Toten zu verzeichnen. Mit Rücksicht ans die Zwischenfälle in Salz burg uud die Kämpfe iu deu übrigen Gebieten des Landes Salz burg wurde der Begiuu der Salzburger Festspiele vom Sonn abend auf Sonntag verschoben. Auslöndische Mgesimge Brunnenvergifter und Kriegshetzer am Werl Trotz der eindeutigen Waßnahmen der Reichsregierung und trotz der Tatsache, daß selbst die Wiener Presse von einer wesentlichen Entspannung bereits zu berichten weiß, seht die ausländische Hehpresse ihr unverantwortliches Kessel treiben gegen das nationalsozialistische Deutschland fort. Richt nur übelste Verleumdungen gegen Deutschland werden oorgebracht, sondern in geradezu unverantwortlicher Weise wird hier und da dem erschreckten Leser über eine unmittel bar drohende Kriegsgefahr berichtet. Eine Brunnenvergiftung übelster Art leistet sich bei spielsweise die offiziöse französische Nachrichtenagentur Havas, die eine Meldung verbreitet, die beweisen soll, daß die Neichsregierung selbst an den Vorgängen in Oesterreich beteiligt sei. Das Havas-Büro erklärt, daß sich am Don nerstag der Reichskanzler im Lager der österreichischen Flüchtlinge in Ettenhausen in Bayern aufgehalten habe. Selbstverständlich ist die Nach richt von der ersten bis zur letzten Zeile erfunden. Weder der Führer noch der Reichsminister Dr. Goebbels haben Bayreuth am 26. Juli verlassen, wie das französische Büro, wenn es nur gewollt hätte, leicht hätte feststellen können. Eine bezeichnende französische Einladung Daß die Pariser Presse Oel ins Feuer gießt, kann nie manden mehr wundern. Das „Echo des Paris" orakelt, daß, wenn die Mächte sich kleinmütig zeigten, „wie sie dies zu tun pflegten", der braune Terror wieder einsetzen werde. Die^geeigneteste Waßnahme zur Abwendung der Gefahr sei das Einrücken italienischer Truppen in Kärnten und das Iusammenziehen tschechoslowakischer Truppen in der Rahe > von Dien! Die weiteren Ausführungen des Blattes sinn s eine glatte Aufforderung an Wusfolini, den Tod seines Schützlings Dollfuß zu rächen! Auch „Le Io u r" scheut kein Mittel, um die inter nationale Haßpsychose gegen Deutschland zu schüren. Das Blatt ruft: „Nie erschien die Notwendigkeit interessanter, eine Versicherung gegen das Feuer abzuschließen, das in dieser verfluchten Erde der Nibelungen schwelt »nd brennt". „Ordre" behauptet, die Mittäterschaft des Reiches sei un bestreitbar, die Mächte müßten dementsprechend handeln. „Excels i o r" kündigt eine Tagung des Völkerbundsratcs über Oesterreich an. Inzwischen ist vom Völkerbundssekre tariat erklärt worden, daß nicht zu erwarten sei, daß der Völkerbundsrat in dieser Angelegenheit angerufen werde, da es sich um eine innerösterreichische Angelegenheit han dele. Sinnlofes Säbelgeraffel Am wildesten gebärden sich einige Italienische Zeitun gen, die sich in völliger Unkenntnis der wahren Sachlage zum Teil äußerst scharf gegen Deutschland wenden. „Ta- zetta del P o p o l o" rasselt mit dem Säbel. In ihrem Leitartikel „Gewehr bei Fuß" heißt es: Italien lei vorbereitet, mit der größten Promptheit und Entschlußkraft zu handeln. Es könne von oen Ereignissen nicht überrascht werden. Roch einmal für immer künde es an, daß es kein falt accompli anerkenne, sondern entschlossen sel, die Unabhängigkeit Oesterreich» auch mlt der Waffe zu verteidigen! Im übrigen stehe Deutschlands Komplicenschaft an den österreichischen Ereignissen fest. „Wir wollen nicht ver gessen," so ruft der Artikelschreiber aus. „daß der Krieg 1914 mit einem Attentat begann!" Paris warnt Rom Die Auslassungen der italienischen Presse über ein etwaiges Einschreiten Italiens in der österreichischen Frage lösen bereits in der Pariser Presse Besorgnisse über die mög- lichen Auswirkungen eines solchen übereilten Italienischen Borgehens aus. Die „Information" erwartet vom Völker bund schnelles Handeln. Lin bewaffnetes Eingreifen Ita liens, unter welchem Vorwand auch immer, würde ohne Auftrag des Völkerbundes jenseits der Adria nicht geduldet werden. Wan müsse immer wieder allen versuchen einer Verletzung der Verträge die Forderung entgegenhalten: stets legal bleiben! wenn bewaffnete Truppen in Oester reich einrücken, so dürfe das nur geschehen, um dort ein internationales Polizeikorps zu bilden, das für die Achtung der internationalen Verträge und des Willens des österrei chischen volkess!) zu sorgen hätte. ktloas vernünftigere Sprache der römischen Presse. Roni. In dcn Artikeln von Goyda im „Giornalc d'Jtcilici", von Forgcs in der „Tribmici" und von Easini, dcm Direk tor des „Lavoro Fciscista", findet sich am Freitagabend der Bc- gmn einer etwas ruhigeren Sprache und ruhigeren Betrachtung der Dinge. Man rückt von dem Plan cincs gemeinsamen diplo matischen Schrittes der Mächte ab mit dem Hinweis daraus, daß „Italien schon kräftig für sich selbst Sorge getragen habe, was nicht nur Italiens formelle Verpflichtung, sondern ein wichtiger Grundsatz seiner ganzen Politik sei." Die getroffenen Maßnah men garantierten, daß kein Anschlag aus die österreichische Un abhängigkeit erfolgen könne, ohne das direkte Eingreifen Italiens hervorzuruscii. Diese sich im „Lavoro Fascista" findende Lesart findet man ähnlich im „Giornalc d'Italia". Trotzdem bringen die Plätter wieder unerhörte A n g r i s sc auf Deutsch land. „Lavoro Fascista" versteigt sich zn der Behauptung, daß die deutsche Schuld vor der ganzen Knltnrwclt erwiesen fei (?) und fügt schulmeisterlich hinzu, wenn Reue vorhanden sei, und vor allem, wenn sic von deutscher Seite aufrichtig gemeint fei, so würden cs die Tatsachen zeigen müsse». Gay da erklärt, daß die Eriiciiiiiiiig von Papens zum Son- dcrgcsandtcn trotz des dcnivnstralivcn Briefes des Reichskanzlers Hitler in Italien nachdenklich mache. Diese Ernennung sehe so aus, als solle in der deutschen Gesandtschaft zu Wie« ein hoher Kommissar eingesetzt werden. Ter Verfasser dcü Artikels führt gerade diesen seinen Gedanken mit unmöglichen Unterstellungen und Vergleichen besonders liebevoll ans nnd beweist damit nicht nur, wie geschickt uud richtig cr diese Maßnahme vom deutschen Standpunkt aus anerkennen mnß, sondern auch, wie unangc- nchm cs ihm zu sei» scheint, wenn eine Entspannung zwischen dem Reich nnd Oesterreich im Interesse dcü deutschen Volkes dies seits und jenseits der Rcichügrcnzcn ungebahnt wird. Wie DoNsub starb. Wien, lieber die Turchsührnng des Attentats auf Bundes kanzler Dvllsnß und seine letzten Stunden berichtet die „Wie ner Reich SP ost" in ihrer Freitagansgabe mit folgenden bc- merkenswerten Ausführungen: Die Mannschaft des ersten ciufahrcuden Anlos trug Deutsch- m e i st c r u n i s o r m. Etwa 12 Mann batten Ofsizicrsrang- abzcichcn, darunter das eines Majors. Bevor noch fcslgcstestt werden konnte, woher die neu cingedrnngene Wachmannschaft kam, war ein Trupp von ihnen schon in das Wachtzimmer ein- gcdrungen, während ein anderer Trupp zu dcn Treppen, die zu den Arbcitsräumeu des Kanzlers emporfnhren, stürmte. Bundes kanzler Dollfuß hatte eine Unterredung mit seinen Mitarbeitern in seinem Arbeitsraum eben beendet nnd wollte mit Staats sekretär Karwinsky in das Sänlenzimmer eintrclcn, das als Wartcraum dient, da dürfte er auf der Stiege Lärm gehört haben. Er trat in das angrenzende Vorzimmer, dessen Tür von einem Polizcibeamten rasch nbgesperrt wurde. Von diesem Raum zog sich Bundeskanzler Dollfuß in sein Arbeitszimmer zurück. Sein Amtsdiener folgte ihm nach nnd riet ihm dringend, sich über die Amtsränme des Bundespräsidenten in das Staatsarchiv zu begebe«. Der Kanzler stimmte diesem Anträge zn. Auf dem Wege zu den Amtsränmcn des Bundespräsidenten liegt der sogenannte Kon greßsaal. Dieser hat auch einen unmittelbaren Ausgang auf dcn Korridor. Als der Kanzler eben den Kongreßsaal erreicht hatte, so fährt die Darstellung der „Reichspost" fort, °sei die versperrte Tür durch Kolbenstöße zertrümmert wordcu. Eiuc Gruppe von zehn bis zwölf Mann sei cingedrungcu, nnd ihr Anführer habe aus näch ster Nähe zwei Schüsse gegen Dollfuß abgegeben. Der eine traf ihn in den Hals, der andere unter die Schulter. Der Kanzler erhob beide Hände gegen das Gesicht, dann drehte er sich ein wenig zur Seite und schlug rücklings zu Boden. Er rief noch zweimal mit schwacher Stimme „Hilfe, Hilfe!", dann verstummte er. Der anwesende Diener glaubte, daß er schon tot sei. Dieser Diener wurde daun aber nach zehn Minuten in eineu anderen Raum geführt, wo er mit dcn anderen Geiseln gefangen gehalten wurde. Nach einiger Zeit wurde Minister Fcv zu Dollfuß geführt. Er lag auf dem Diwan, ein Tuch über dem Kopf. Ani Halse bemerkte Fey einen kleinen Nvtverband, durch den Blut sickerte. Mit schwacher Stimme bat der Kanzler Minister Fey, er möge sich seiner Frau und Kinder annehmcn, und richtete in ihn die drin gende Bitte, es möge seinetwegen nicht Blut vergossen werden."
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