Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.01.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050130017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905013001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905013001
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- enthält ab Image 9 Beil.: "Mußestunden, 30.01.1905, Nr. 5"
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-01
- Tag 1905-01-30
-
Monat
1905-01
-
Jahr
1905
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugs-Preis i» der Hauptexprdition oder deren Ausgabe stellen ab geholt: vierteljährlich ^l S.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau» ö.75. Durch die Post bezogen für Deutsch- land u. Oesterreich vierteljährlich ^l 4.50, für die übrigen Länder laut Zeitung-Preisliste. Diese Nummer kostet aus allen Bahnhöfen und III I bei den Zeitungs-Verkäufern I * Nedaltton und Expedition: 1b3 Fernsprecher 222 Johannisgasse 8. Haupt-Filiale Dresden: Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: TarlDunckrr, Herzal.Bayr.Hofbuchbandlg^ Lützowslraße 10 (Fernsprecher Amt VI Nr. 46031 Morgen-Ausgabe. MpMr TülsMM Amtsblatt des Honigs. Land- «nd des Honigs. Amtsgerichtes Leipzig, des Mates «nd des Nolizeiamtes der Stadt Leipzig. Nr. 53. Montag den 30. Januar 1905. Au zeigen-Preis die 6 gespaltene PetitzeUe SS Familien- und Stellen-Anzeigen 20 Finanzielle Anzeigen, KeschästSauzeigeu unter Text oder an besonderer Stelle nach Tarif. Die »gespaltene Reklamezeile 75^. Unnahmefchlnst fiir Anzeigen: Ab end-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: uachmütagS 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an dir Expedition zu richten. Extra-Beilagen (nnr mit der Morgen« Ausgabe) nach besonderer Vereinbarung. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig (Inh. vr. B., R. L W. Kltnkhardti. 99. Jahrgang. Amtlicher Teil. , Die für da- Jahr 1905 erschienenen Adreßbücher der Städte » Augsburg, Berlin, VreSlan, Chemnitz, Dresden, Elberfeld, Frankfurt a. M., Halle a. T., Hamburg mit Altona, Magde burg, München, Plauen t. B. und Stuttgart liegen in unserem Meldeamte, Wächterstrabe Nr. 5, I. Etage, Zimmer Nr. 49, aus und können dort von Jedermann gegen Erlegung einer Nachichlage- gebühr von 2b Pfennigen während der gewöhnlichen Geschästsstunden eingesehen werden. Leipzig, den 24. Januar 1905. Da» Poltzeiamt der Stadt Leipzig. v. U. 327. Bretschneider. Sch - Wegen Reinigung der Sparkassenräume bleiben die Expeditionen der Sparkaffe Leipzig H in Leipzig-Reudnttz, Grenzstraße 3 und in Leipzig-Plagwip, im Rathaus, Alte Straße 22 Sonnabend, den 4. Februar 1895, für den Geschäftsverkehr geschlossen. Leipzig, den 30. Januar 1905. Des Nais Gparkaffendeputatiou. Oeffentliche Zustellung. Der Malers Christian SeiSmann zu Leipzig — Prozeß- bevollmächtigter: Rechtsanwalt l>r. Krumbiegel in Leipzig — klagt gegen den Mechaniker Fritz Oskar Han» Sieger, früher zu Brandenburg a. d. H., jetzt unbekannten Aufenthalt-, und Genossen, wegen Schadensersatz auS einem Unsalle, mit dem Anträge, die Beklagten als Gesamtschuldner kostenpflichtig zu verurteilen, dem Kläger 1) 2512 samt 4"/, Zinsen davon feit dem 19. November 1904 und 2) vom 22. November 1904 ab eine Geldrente von jähr lich 1404 in vierteljährlichen Vorauszahlungen von je 351 ^l zu zahlen, sowie das Urteil, soweit zulässig, gegen Sicherheits- leistung für vorläufig vollstreckbar zu erklären. Der Kläger ladet den Beklagten Sieger zur mündlichen Ver handlung des Rechtsstreits vor die vierte Civilkammer des König lichen Landgerichts zu Leipzig auf den 27. März 1SVS, vormittags S Uhr, mit der Aufforderung, einen bet diesem Gerichte zugelassenrn Rechts anwalt zu bestellen. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Der GertchtSschretber des Königlichen Landgerichts Leipzig, am 13. Januar 1905. MclmstMliH. Dien-tag, den 31. Januar 1905, sollen von Vormittag 10 Uhr an Leipztg-Plagwitz, Weißenfelser Straße LS, im Auftrage der Firma U. kvtrsed L Soda: 1 Partie Möbel, Haus- >>. KWeiMiite, darunter Bettstellen und Matratzen, 1 Sopha, Tische, Schränke, sowie Vartenmöbel u. v. m. öffentlich gegen so fortige Barzahlung verileigert werden. 4ckolpt» Sedaarsedlmckt, Lokalrichter. va§ Wichtigste vom rage. * Geh. Hofrat Max Staegemann, Direktor der Städtischen Theater in Leipzig, ist gestern abend gestorben. * Ein Sendschreiben de- Heiligen Shnod in Petersburg fordert die Rechtgläubigen zum Gehorsam gegen Kaiser und Obrigkeit aus. (S. Letzte Dep.) * In Warschau haben die Ruhestörungen gestern bedenklich zugenommen. (S. Letzte Dep.),/ Vie cvtill Oer „streurreilung". Wir haben keine politische Lyrik mehr. Wer weif; noch von Georg Herwegh außer einigen literarisch Inter- essigrten? Unbedingt, hier lag ein Bedürfnis vor und — Gott sei Tank! — kaum ward es erkannt, da war ihm auch schon abgeholfen. Unbomus papam: ein politische Dichter ist unS erstanden. Kein Freiheitsbarde, der von Zeiten faselt, wenn die Kreuze Schwerter werden, kein Phraisenheld, der „hingehen möchte, wie das Abendrot", kein titellosar Federfuchser bürgerlicher Abkunft, sondern ein hochanständiger Mann von vielen Graden, Herr v. Roöll, Londrat z. D., Herausgeber der „Neuen Poli tischen Korrespondenz" und des „Deutschen OrdenS- almanachs". Herwegh wurde um seiner Verse willen zum König gelaiden und das war ein Ereignis; sollte Herr v. RoCll demnächst zur Frühstückstafel befohlen werden, so wäre es keine Sensation. An der Spitze der „Kreuzzeitung" hat er in Jamben, m ungereim- ten Jamben den Kaiser angedichtct und die Lyrik des konsarvativen Organs verdient weiteren Kreisen be- kannt zu Warden, denn sie ist charakteristisch. Bereits in der zweiten Strophe beginnt der Ver fasser zu leitartikoln. Ter Kaiser regiert als „wirklicher Heor." Dieses' ist der erste Streich. „Sinken wird zum Rang eines Schattenkönigs nimmer ein ZollernI" Die Herren von der Reckten Pflegen im allgemeinen gut darüber unterrichtet zu sein, welche Saite angeschlagen werden must, um „oben" zu wirken. Sie haben in den letzten Jahren die Autorität der Regierung so wirksam untergraben, sich den Intentionen ihres königlichen Herrn so ungeniert entgegengestollt, dost sie gut daran tun, den Balsam der Poesie auf die Wunden zu träufeln, die sie in der Prosa des parlamentarischen Leben- mit rauher Hand geschlagen haben. Ihr politische» Lieblingsgedicht ist zwar ChanrissoS Nachtwächterlied, das mit den immer noch aktuellen Worten schließt: „Und der König absolut, wenn er unfern Willen tut", aber bei festlichen Gelegen heiten nimmt sich ein rhythmisches Bekenntnis zum Roya- lismus saus pbrase dock) nicht übel auS. Die Provinz abonnenten erbauen sich dran, die Auguren zwinkern ver- gnügt. Als „wirklicher Herri" Klingt famos und ver- pflichtet zu nichts! Und der König von Preußen hat sich zwar des öfteren zum Konstitutionalismus bekannt, aber noch öfter betont, einer sei Herr im Lande, also läßt sich annehmen, daß die Huldigung ein geneigtes Gehör findet. Das hindert die Parteigenossen des Dichters durchaus nicht, in ganz persönliche Opposition gegen die Willensmeinung deS Landesherrn zu treten. Wir bitten, uns nicht mißzuverstehen: gegen diese Opposition haben wir nichts einzuwenden, wir wissen aufrechte Hailtung zu schätzen, aber das Nörgeln und Nagen an den bestehenden verfassungsmäßigen Einrichtungen, die den Fürsten min- destens eben so sehr wie den Völkern zum Heil gereichen, das möchten wir festnageln. Es gibt nicht nur oine sozialdemokratische, es gibt auch eine reaktionäre Hetze. Diese gefällt sich darin, die in einem Fürsten schlum- mernüen selbstherrlichen Neigungen immer aufs Neue aufzustacheln und in ihm die Vorstellung zu erwecken, als sehne sich das Volk noch vergangenen Zeiten und überwundenen Farmen zurück. Das ist ein Spiel, das gefährlich werden kann, wenn der Herrscher nicht die Phrase in ihrem hohlen Eigennutz durchschaut. Wie soll es enden, wenn ein König nicht in den Ansckauunaen seiner Zeit wurzelt und Bilder aus der deutschen Ver gangenheit in Realität umzusetzen sucht? In dar dritten Strophe dankt der Lyriker der „Kreuz- zeitung" Gott, daß er uns diesen „herrlichen Fürsten" geschenkt habe, in der vierten gibt er der Hoffnung Aus druck, daß uns der Kaiser „herrlichen Zeiten" entgegen- führen werde. Monoton, abar gesinnungstüchtig. Ge sinnungstüchtig, aber nicht diplomatisch. Denn an die Verheißung des Kaisers sollte ein kluger M.nn nickt mehr rühren. Jeder schätzt den guten Willen', aber auf das Vollbringen rechnet heute wohl niemand mehr. Wir wollen nicht übertreiben, das Vaterland ist hoffentlich nicht in Gefahr, aber wenn wir gefragt werden, wie wir unS befinden und in den letzten Jahren befunden haben, so können wir doch der Wahrheit gemäß nur antworten: Soso lala. Tann hören wir, daß deir Kaiser jedem, der ihm naht, mit Adlerblicken ins Antlitz sieht („Sieh, das sind die Augen -es großen Ahnherrn, Friedrichs des Zweiten!") und endlich rafft sich der Dichter zu einer erhobenen phi losophischen Betrachtung auf. Mik Bitterkeit ruft er aus: „Selten findet Größe Verständnis. Wahrlich, Aus dem Staube schuf uns die Gottheit. Messen Will man an der eigenen Kleinheit eines Kaisers Gedanken!" Auf gut deutsch: Wir Staubgeborenen, Landräte und noch minder Begabte, vermögen dem Gedankenfluge eines Kaisers nicht zu folgen. Ganz einfach deshalb nicht, weil er Kaiser ist. Es ist erreicht! Die Lehre vom beschränkten Untertanenverstande ist in eine unverlier- bare poetisck)e Form gegossen. Wir empfehlen diese Perle neudeutscher politischer Lyrik zur Aufnahme in die Ge- dichtsammlungen für -en Schulgebrauch in Bnzanz. Kotau in Jamben, das war noch nicht da. Wie sagte doch der alte Fontane? „So war's und ist's geblieben durch ein Jahrhundert fort, die Hohenzollern lieben ein freies Manneswort." Aber wie dem auch soi, die Unter tanen lieben es nicht. Schon Schiller klagte darüber, wie leicht die Menschen „freiwillig ihres Adels sich be- geben". Tas hat sich seitdem nicht geändert. Freilich war Schiller trotz seiner Professur und Nobilidiarung doch politisch nicht ganz zuverlässig. Den Typus des „zuvor- lässigen Dichters" hat erst der 27. Januar 1905 uns er- stehen lassen. Und nun zum Schluß ein ernstes Wort. Tie dann kicke« des Autor? tasten wir nicht an. Er mag so den ken, so empfinden. Uns erscheint eine derartige Selbst, schätzung nicht löblich: außerdem aber halten wir solche Huldigungen für gefährlich und schädlich, weil sie die Tatsachen entstellen und die Anschauungen verwirren. Die schwerste Aufgabe eines Fürsten ist die, sich seiner Menschlichkeit und seiner Begrenztheit stets bewußt zu bleiben. Und diese Aufgabe sollen wir ihm nicht noch erschweren. vir Wrir in ffuttlanck. Dl« tag« i« Nussis<h-^)«l«n. Ueber Russisch-Polen wird der „Schles. Zta." nach den Aeußerunaen genauer Kenner der dortigen Verhältnisse folgendes geschrieben: WaS die politischen Fragen anbelonat, so besteht in den gewerblichen und intelligenten Kreisen Polen- der alt« Haß gegen Rußland unverändert fort. Dies« Gegnerschaft würde auch — und darin unterscheidet sich Polen von dem übrigen Rußland — durch di« Verleihung einer Kon ¬ st itutionnichtausderWeltgeschafftwerden, denn der Haß güt nicht dem absoluten Regiment«, sondern dem Nussentum an sich. Er zeitigt Freude über jede Schwierigkeit, die dem Russentum erwächst, auch über die von sozialistischen und anarchistischen Elementen in Polen selbst yervorgerusenen Schwierigkeiten. Mit den An- und Absichten dieser Elemente sich zu identifizieren, liegt der ,ol nischen Intelligenz unendlich fern, nur m Hasse gegen Rußland begegnet sie sich mit ihnen. Was bisher an Putschen in Russisch-Polen vorgelommen ist, das ist in keinem Falle über den Nahmen eines örtlichen Vorkommnisses hinausgegangen. Viel derartiges wurde durch die russischen Behörden bei der Mobilmachung ge radezu verschuldet: Die Einziehung der Mann- chasten geschah ganz plötzlich, überdies fehlte es an der ivtwendiaen Vorsorge für die Verpflegung, Bekleidung und Unterkunft der Eingezogenen, ja vielfach kamen unnötige Härten dabei vor. Daß die Einschmuggelung revolutionärer Schriften nach Russisch-Polen gegenwärtig eifriger als je betrieben wird, ist Tatsache- auch Frauen beteiligen sich daran wieder in ervorragender Weise. Der jüdisch-sozialdemo- ra tische Arbeiterbund steht diesen Dingen nicht ern. Endlich darf auch ein ganz besonderes Element der knruhe in Russisch-Polen nicht übersehen werden: die immer- >in ziemlich zahlreiche Gruppe derjenigen Verurteilten, welchen durch den Gnadenerlaß des Zaren bei Gelegenheit >er Geburt des Thronfolgers die Strafe erlassen worden ist. Daß diese Leute gerade jetzt auf die Straße geworfen worden sind, hat die Lage nicht verbessert. Die Möglichkeit eines regulären Ausstandes in Russisch-Polen aber ist voll- kommen ausgeschlossen. In bezug auf die wirtschaftlichen Verhältnisse wird ebenfalls viel Unbegründetes geschrieben. Richtig ist, daß die — namentlich m Lodz vertretene — Textil industrie durch den Krieg gelltten hat. Die Montan- industrie aber ist durch den Krieg eher günstiger als chlechter gestellt. Die Hütten sind vollbeschäftigt, die Lage >er Kohlenbergwerke ist unverändert. Der Kleinhandel ist einigermaßen alteriert, hauptsächlich durch Rückwirkung der mangelhaften Verhältnisse in der Textilindustrie. Was an Bankerotten vorkommt, das geht, so sehr es auch von manchen Zeitungen aufgebauscht wird, keineswegs über das Maß des in Kiefer Beziehung in Russisch-Polen Alltäg- ichen und Althergebrachten hinaus. Nur daß man vor dem Kriege von solchen Dingen nicht weiter sprach, während man etzt ein Aufhebens davon macht. Möglich auch, daß gewisse Elemente unter der Kleinkaufmannschaft den Krieg als will- ommenen Vorwand benützen, eine Zahlungsein tel l u na z u r i s k i e re n, bet der sich vielleicht etwas ver- sienen läßt. ver luzrizch-japanircbe Krieg. Regierung, presse und Parlament. Aus Tokio wird der „Frkf. Ztg." geschrieben: Schon Anlana Oktober begann die Regierung, aus eine glatte Erledigung der parlamentarischen Ver handlungen hinzuwirken, und zwar durch eine Ansprache des Ministerpräsidenten an die versammelten Regierungs präsidenten. Graf Katsuga sagte u. a. darin, die Herren möchten bedenken, daß das Ende des Krieges noch fern und )er Feind noch nicht des Krieges überdrüssig sei. Es sei nötig, entschlossen weiter zu kämpfen, solange der Krieg auch dauere. Und das wiederum erfordere Sparsamkeit ,n eigenen Ausgaben und Freigebigkeit für die Kriegszwecke. Am 15. Oktober sand dann eine Versammlung der par lamentarischen Parteiführer in Tokio statt, worin die Saiyukai (Konstitutionelle), Schimpoto ( Fort schrittler), Teikokuto (Kcnserpartei), Dsiyuto (Liberale) und die Wilden vertreten waren und zu der der Ministerpräsident und sämtliche Minister bis auf den in Korea reisenden Verkehrs minister erschienen. Der Abgeordnete Matsiida von der Saiyukai hielt eine Rede, an die sich eine Besprechung an- chlotz. Die Teikokuto ist die kleine Partei der unbeding ten Reaierungsanhänger. Die Saiyukai. die Marguis Ito gegründet und bis 1903 geleitet hat, stellt sich der Negierung unter den gegenwärtigen Umständen zur Ver fügung: doch hat sie wegen ihrer Nachgiebigkeit gegen die kon servative Regierung im Frühjahr 1903 etwa H ihrer Mit- gliedcr verloren, die heute ebenso wie die Schimpoto stark oppositionell gesinnt und nur des Krieges wegen zu einem Kompromiß mit der Re gierung bereit sind. Der Griivpierirng nnd dem Standpunkt der Parteien entsprechend fiel die Debatte aus. Die Nitschi Ritschi nnd die Koknmin richteten Ermahnungen an das zusammentretende Parlament. Die Nitschi Nitschi sagte ». a., es sei von Uebel, wenn ReickStaasabaeardnete <n Vertretern von privaten oder Parteiinteressen würden; sie müßten vielmehr den Mut der Ucberzcugung und eines felbft- losen Patriotismus beweisen. „Morallose Politik ruiniert den Staat, sagt man im Westen; besser aber sagen wir: mit steigender Sittlichkeit erreicht die Politik einen höheren Stand nnd die Ge'ellsckast höhere Ebre." Die Koknmin ermahnt dm Parlamentsmitglieder dringend, daran zu denken, daß die erste Pflicht der Gegenwart sei, einmütig die Kriegs kosten zu bewilligen, die mit den ordentlichen Aus gaben zusammen fast 2 Billionen Mark betragen, und die allerdings keine geringe Last für da? Land sind: nnd sodann der Welt zuversichtlich vor Augen zu halten nnd anzukäudigcn, daß das Land entschlossen ist, den Krieg zu wagen, bis bas Ziel voll erreicht ist, das des Volkes Wunsch und Sehnsucht darstellt. Inzwischen ist der Reichstag zusammengetrcten, hat die Vorschläge der Negierung an die Kommissionen verwiesen und die Plenarsitzungen vertagt. Die Kokumin spricht sich in einem Leitartikel vom 7. Dezember sehr erfreut über daS Verfahren deS Reichskanzlers aus, der in den Kom- Missionen zunächst eine Einigung der Parteien und dann durch die Kommission ein Kompromiß mit der Regierung herbeizu führen sucht. Sie meint, die Abgeordneten brauchten auf die Wünsche ihrer Wähler nicht allzuviel Rücksicht zu nehmen, da die ganze Nation nnr den einen Wunsch habe, dieKriegS- ka sie stets gefüllt zu sehen, damit die Kampfer vor dem Feinde nicht außer dem Kampf auch noch andere Sorgen Wien Die Nitschi Nitschi dagegen, welche kürzlich auS dem Besitz deS Herrn Ito Miodsie in den Besitz deS Herrn Kato Takaaki Übergegangen ist, tadelt daS einaeschlagene Verfahren als „einen Prozeß hinter verschlossenen Türen" und al- Po litik, wie sie von despotischen Negierungen befolgt werde. Di« Abgeordneten sollten vielmehr auf die Wünsche ihrer Wähler Rücksicht nehmen und vor der Oessentlichkeit reden und handeln. Sie sollten die Negierung und die Oessentlichkeit wissen lassen, daß di« Lasten des Volkes schwer sind und daß das Volk so kühlt, daß es jedoch den Druck ertragen werde, um einen glücklichen Ausgang deS Krieges zu ermöglichen. Deutsches Keich. Leipzig, 29. Januar. * Zum Generalstreik t« Nuhrrevter ist von den National- liberalen des Abgeordnetenhauses folgender Antrag Bachmann eingebracht: Das Hau» der Abgeordneten wolle beschließen, die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, nach Abschluß der vom Herrn Minister für Handel und Gewerbe bei dem Oberbergamt Dortmund ungeordneten Untersuchung eine aus Staatsbeamten und Sach verständigen zu bildend« Kommission zur Untersuchung der Arbeiterverhültnisse im gesamten preußischen Kohlen bergbau einzusetzen. lieber den Umfang de» Streiks meldet der „Reich-anz.*: Auf den vom Ausstande betroffenen Zechen des RuhrremerS vermehrt sich, wenn auch unbedeutend so doch stetig, die Zahl der Anfabrenden. Die folgende Zusammenstellung gibt eine Uebersicht über die Ergebnisse der letzten Tage. Auf den vom Ausstand betroffenen Zechen fuhren an: am zur Frühschicht zur MittagS- schicht insgesamt also gegen den vorher gehenden Tag mehr 20. Januar 46 896 168 47 064 ——- 21. „ 47 770 162 47 932 868 23. „ 48135 196 48331 399 24. ,, 49 484 207 49 691 1360 25. ,, 50 432 205 50 637 946 26. „ 51 267 206 51473 836 27. „ 51811 —— — — Auf der Zeche Mansfeld (Bergrevier Witte«) fand am 2K. d. M. vormittags eine größere Ruhestörung statt, bei der eine Menge von mehreren hundert Ausständigen mit blanker Waffe auseinandergetrieben werden mußte. Miß handlungen einzelner Arbeitswilligen wurden wiederum mehr fach gemeldet. Die Löhnungen verlaufen ruhig. Einzelne Zechen zahlten die für Dezember und Januar fällige» Löhne durch die Post aus. Da nach dem Bekanntwerden der Verhandlungen im Oberbergamt zu Dortmund allgemein befürchtet wurde, die Untersuchungskommissionen der Regierung würden, falls die Bergleute weiter streiken, ihre Arbeit nicht verrichten können oder erschwert finden, befragte ein Vertreter deS „L.-A." darüber den Obcrberghauplmann von Velse» in Dortmund, der erwiderte: „Die Kommissionen können doch arbeiten und werden arbeiten." Ihr Verfahren dürste nämlich dem einer gerichtlichen Untersuchungskommission ähneln. Berg- leute, welche schriftlich Klagen über die Mißstände eingereicht haben, erscheinen gewissermaßen als Kläger, andere als Zeugen, die Vertreter des Bergbauvereins und der Organi- lationen als Beisitzer. Die Arbeiterführer sind vom Verlauf der Verhandlungen befriedigt und drückten die Zuversicht auS, daß ihre Klagen als berechtigt anerkannt werden. Hat doch Sachse ein Lohnbuch eingereicht, nach dessen Aufzeichnungen einem Berg mann während eines Monats 79^ für Arbeitsmaterial ab gezogen werden. Den Vorwurf, daß die Siebenerkommission gegenüber dem Vorschlag des OberberghauptmannS, wieder anzufahren, nunmehreigentlich ebensowenig Entgegenkommen wie der Bergbauverein gezeigt habe, w»eS Sachse zurück. Er habe dem Oberberghanplmann erklärt, daß die Arbeiter bereit seien, über ibre Forderungen zu reden und Konzessionen zu machen. Wenn beispielsweise die verkürzte Arbeitszeit von Beginn der Einfahrt bis zu Beginn der Ausfahrt bewilligt werde, so wolle man sich nicht starrköpfig zeigen und als conciitio «in« czua non fordern, daß die Ausfahrt in die Arbeitszeit eingerechnet werde. Die Führer geben nun ein Flugblatt aus, in dem sie sagen: „Nach reiflicher Uederlegung raten wir, den Ausstand fortzusetzen, dis wir Garantien in der Hand haben; denn mit Versprechungen allein ist der Bergmann schon oft ab gefunden und getäuscht worden." Dieselbe Auflassung be kunden die Führer dem geplanten Bergnolgesetz gegenüber. Sie sprechen von ihm als einer Prophezeiung, die sich erst erfüllen muß, ehe man mit einer Tatsache rechnen kann. O Berlin, 29. Januar. * Hofnachrichten. Der Kaiser fuhr mit den Prinzen August, Oskar, Joachim und der Prinzessin Viktoria Luise heute nachmittag nach Potsdam und begab sich nach dem Stadtschlosie. Vorher war die Kaiserin dort eingelroffen. Zpäter machten die Majestäten einen Spaziergang nach Sanssouci. Um 4ss> Uhr kehrte der Kaiser nach Berlin zu rück, während die Kaiserin sich nach dem Kabinettshaus begab. * Vom Krankenlager deS Prinzen Eitel Friedrich. Der heute abend 8 Uhr 15 Minuten über das Befinden des Prinzen Eitel Friedrich ausgegcbene Krankheitsbericht lautet: Im Laufe des Tage- Temperatur zwischen 88,1 und 38,3. Puls 90 kräftig, wiederholt Schwein. Am Abend wieder etwas größere Atemnot und mehr Hustenreiz. Kraus. Wiedemann. Wiemuth. * Der Bundesrat hat die sieben Handelsverträge seinen Ausschüssen für Zoll- und Sleuerwcsen und für Handel und Verkehr überwiesen. Von diesen Ausschüssen wurden zu Referenten für daS Plenum die Vertreter deS Königreich- Sachsen und der Hansastädte bestimmt. Die ent scheidenden Sitzungen finden in den ersten Tagen dieser Wocke statt. * Bom Aentralvorstand »er nationalliberalen Partei. Die heutige Zusammenkunft deS Zentralvorstandes der nationalliberalen Partei soll in erwünschter Weis« Anlaß zu einem Meinungsaustausch darüber bieten, in welchen Teilen deS Vaterlandes die Arbeit der Partei erfreulich gedeiht, und wo ein stärkere- Ansetzen des Hebels der DereinS- und Preßtätigkeit erwünscht ist. Wer auf die Zeichen der Zeit zu achten weiß, wird e« nicht al- eine betrübende Erscheinung ansehen, sondern im Gegenteil eine freudige Bürgschaft weiteren GcdeibenS der Partei darin erblicken, daß sich vielerorts neue- Leben und frische Lust zu politischer Betätigung in -reisen der Bevölkerung regt, in drnen der Grundzug ve- den Dingen de- Vaterland«- gewidmeten Denken- und güdlen- ebenso liberal wie national »st. Wie sich von selbst ergibt, wird der erste Teil de-Zusammensein- de-Zentralvor- stände- der nationalliberalen Partei der Ehrung de- Andenken- des unlängst verstorbenen Vorsitzenden Friedrich Hammacher «widmet sein. Durch Festhalte» der Uebung, di« Dankbar keit -ege» ihr« Führ«» s» Höch »i« «Lglich z» ftrll-n, «hrt sich
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite