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Budapest. Aus Salgo Tarjan wird ge- s zu und schlage wie rasend uff ihn ein. Ick hätte zu und fchlage wie rasend uff ihn ein. Ick hatte Ein Kenner. Gattin: „Ich glaubt, die Stimme, ooch kamen die Nachbarn mit Licht raus- lst Ulcht emer von ihnen verheiratet. G atte. Das glaube ich auch ; wenn man verheiratet ist, 1« Deutschlands Triumph auf der Pariser Weltausstellung. Die in London erscheinende, nichts weniger als deutschfreundliche ,Daily Mail' schreibt über die deutsche Ausstellung in Paris folgendes: Die Deutschen find nach ihrer Gewohnheit wieder allen anderen voraus. In der That, ich möchte die große Rolle, die fie auf dieser Ausstellung spielen, als das vielsagendste Zeichen der Zeit hinstellen. Der Kaiser erntet endlich einige Früchte seiner Versöhnungspolitik gegen Frank« reich. Man muß es hier eingestehen, daß er bei all seinen Ideen, die uns so oft überraschen und entrüsten, in diesem Falle mit Ausdauer und Erfolg seinen Zweck erreicht hat, mit dem Erfolg, daß die Deutschen die zahlreichste Be sucherschar bilden und die deutschen Erzeugnisse mehr ins Auge fallen, als die irgend einer andern Nation. Ich will ein vielsagendes Bei spiel ansühren. In der Schiffahrts-Abteilung sollte jedermann erwarten, England am stärksten vertreten zu finden. Doch jeder Besucher könnte die Ueberzeugung davontragen, daß die wirklich große Seefahrer-Nation der Welt Deutschland ist. Zwei Gebäude stehen nebeneinander, daS eine grob, schön, Achtung einflößend, daS andere klein, niedrig, halb versteckt. Das erste gehört den Deutschen, das andere stellt die Schiffahrt Englands dar, der Herrin der See. . . . Andere Abteilungen gewähren dasselbe Bild. Unter den Maschinen hebt der große Krahn aus Berlin englische Güter. Deutsche Dynamomaschinen er zeugen zwei Drittel der elektrischen Beleuchtung der Ausstellung. Wer gut essen will, geht am besten in das geräumige deutsche Restaurant in der Rue des Nations. Und hier erlebte ich eins der merkwürdigsten und unglaublichsten Dinge dieser Zeiten, wo alles drunter und drüber her geht. In diesem Restaurant ist nicht nur alles deutsch, sondern alle Augenblicke hörte ich aus den vielen Speisesälen das „Hoch, hoch, hoch!" und Hellen Gläserklang und alle andern Aus drücke ungetrübter, voller deutscher Festesfreude. Und die Seine floß wenige Meter von diesen deutschen — Siegern im Frieden wie im Krieg. sichel warf ihr Silberlicht durch die Lücken der Wolkenmauern. Eine Stunde später lag der Gerettete aus dem Squirehause Avonshire in einem alten Lehnstuhl, den John Gilbert dem neu ange fachten und hell prasselnden Herdfeuer nahe ge rückt hatte. Der junge, feine Herr nahm sich ein wenig seltsam in dem Flausrock Williams aus, aber die trockene Kleidung 'behagte ihm vortrefflich, und abgesehen von einer merklichen Schwäche und Steife in allen Gliedern, fühlte er sich voll kommen wohl. Er teilte dem alten Fischer die Einzelnheiten über daS Unglück der Jacht mit, und John Gilbert erfuhr, daß die Verunglückten, deren Leichen im Bootshaus des Fischerdorfes ge borgen waren, zum Dienstpersonal des Squires gehört hatten. Der junge Mann selbst befand sich nur zum Besuch auf Avonshire. Die Art und Weise seines Erzählens, der tiefe Schmerz, der sich in seinen Worten über das Schicksal der mit ihm Verunglückten aus sprach, mußten die Zuhörer fesseln. Henny war wieder zurückgekehrt; sie nahm ihren früheren Platz am Fenster ein und blickte, während der fremde, feine Herr erzählte, schweigend hinaus, und hinauf nach dem Himmel, wo die zerrissenen Wolken jetzt hin und her wogten. Kein Wort, das der Er zähler sprach, ging ihrem Ohr verloren, obwohl sie anscheinend wie gedankenvoll dasaß, viel leicht den einsamen Stern betrachtend, der jetzt eben aus einer lichten Stelle am Horizont ihr entgegenblickte. Schüsse/verwundet vorgefunden, von denen 6, darunter der Kapitän, bereits gestorben sind. Die Wrigen an Bord des „Prinz Karl" be findlichen Personen waren eingesperrt. Einer der Verwundeten ist Donnerstag gestorben. Donners tag nachmittag wurde der Mörder im Wartesaal des Bahnhofes Skogstorp verhaftet. Im Augen blick der Verhaftung wollte er einen Revolver schuß auf die Polizisten abfeuern, wurde jedoch entwaffnet. In seinem Besitz wurden zwei Revolver mit 57 Patronen gefunden. Der Ver haftete erklärte, derselbe Johann Philipp Nord lund zu sein, welcher im April nach Verbüßung einer Strafe wegen Brandstiftung aus dem Gefängnis entlassen worden war. Bezüglich des Massenmordes erklärte Nordlund, es sei Sache der Polizei, den Thatbestand aufzuklären. Petersburg. Auf einem russischen Torpedo boot im hiesigen Hafen wurden am Mittwoch durch die Explosion eines Dampfkessels sechs Personen getötet, eine verwundet. New York. Im Gefängnisse Sing-Sing ist ein Mann namens Franz v. Himmer ge storben, der vor einer Reihe von Jahren in der Wiener Verbrecherchronik häufig genannt wurde. Himmer entstammte einer angesehenen böhmischen Familie, kam nach Wien, um Medizin zu studieren, geriet jedoch auf Abwege und kam wegen Dieb stahls und Betruges in Untersuchung. Er entzog sich der Strafe durch die Flucht, verübte dann einen frechen Diebstahl in Triest und wendete sich hierauf nach Amerika. In New Jork wurde er 1895 wegen versuchten Mordes zu achtzehn Jahr Kerker verurteilt. Seine Identität wurde dadurch festgestellt, daß man bei seiner Ver haftung eine Zeitung bei ihm fand, die den vom Wiener Landesgericht gegen ihn erlassenen Steckbrief enthielt. meldet: Am Sonntag nachmittag wurde in Baglyasalja in Anwesenheit der ganzen Be völkerung der Berginspektor Krauß begraben. Drei Tage darauf besuchte ein alter Bergmann den Friedhof, hörte, starr vor Entsetzen, aus dem Grabe des Inspektors Geräusch. Er alar mierte sogleich das Dorf, man öffnete das Grab und den Sarg, und den Leuten bot sich ein unsagbar schrecklicher Anblick dar: Der Begrabene wurde noch lebend vorgefunden. Der Unglückliche wurde in daS Spital gebracht. — Ein hiesiges Abendblatt meldet, die Erz herzogin Maria Theresia, die Witwe des ver storbenen Erzherzogs Karl Ludwig, des Bruders des Kaisers Franz Joseph, die Stiefmutter des präsumtiven Thronfolgers Erzherzogs Franz Ferdinand, habe sich mit ihrem Kammervorsteher Grafen Ladislaus Cavriani verlobt. Die Ver lobung werde einstweilen geheim gehalten. Der Beichtvater der Erzherzogin, Domprobst Mar schall, habe bereits für die Vermählung die not wendigen kirchlichen Schritte unternommen. Der Entschluß der Erzherzogin sei unwiderruflich. London. Ein entsetzliches Eisenbahnunglück ereignete sich in Greenock. Eine Lokomotive mit Tender ging vom Princes Pier nach Glasgow um halb 3 Uhr mit dem Lokomotivführer und Heizer und zwei Passagieren, welche den letzten Zug nach Glasgow nicht erreicht hatten. Infolge eines Fehlers seitens des Signalwärters wurde die Lokomotive in eine Nebenlinie geführt, die in starker Neigung zum James Watt Dock führt, während das richtige Geleise ansteigt. Der Lokomotivführer scheint nicht gemerkt zu haben, daß er sich auf dem falschen Geleise befand; denn die Lokomotive sauste, nach Aussage eines Augenzeugen, mit einer Geschwindigkeit von 50 bis 60 Meilen die Stunde abwärts. Am Ende der Strecke fuhr fie mit rasender Wucht gegen die Schwellen, sprang in die Luft und grub sich dann etwa zehn Meter tief in die Erde. Die vier Männer wurden von den fallen den Kohlen verschüttet und waren, ehe Hilse ein- traf, tot. Der entweichende Dampf hatte fie zur Unkenntlichkeit verbrannt. Cardiff. In den Kohlenbergwerken von Ruabon, Nordwales, ereignete sich am Mittwoch, kurz vor Feierabend, ein Unglück, das vielleicht noch böse Folgen haben kann. Diese Mine ist eine der tiefsten des ganzen Bezirks, der Schacht ist 600 Ellen tief. Das Seil des Aufzuges riß plötzlich, der ganze Aufzug stürzte in die Tiefe hinab und richtete großen Schaden an. 500 Bergleute, die sich im Schacht befanden, können diesen nicht verlassen und man fürchtet, daß ihre Lage kritisch werden wird. Rom. Das Unglück in Ronciglione, über welches schon berichtet wurde, stellt sich als noch viel furchtbarer heraus, als man glaubte. Nicht weniger als 43 Personen, meist junge Mädchen und Burschen im Alter von 14 bis 20 Jahren, sollen auf dem Grunde des Sees liegen. Nach dem Bericht eines Augenzeugen geriet eine über füllte Barke ins Schwanken. Auf die schreck lichen Angstschreie kam eine andere Barke zu Hilfe. In diese stürzte alles in wilder Hast, so daß beide Schiffe umkippten. Im klaren Wasser des Sees sieht man deutlich die Leichen der Verunglückten liegen, von denen bis jetzt ein undzwanzig Leichen geborgen worden sind. Kopenhagen. Der norwegische Konsul in Durban (Natal), der hier angekommen ist, be richtet, daß Präsident Krüger nach Ende des Krieges nach Deutschland reisen und in Berlin seinen stetigen Wohnsitz nehmen werde. (!) Stockholm. Von einer Tragödie zur See Wird aus Köping gemeldet: Als der Dampfer „Köping" Mittwoch abend 11 Uhr auf dem Mälar-See den Dampfer „Prinz Karl" passierte, sprang an Bord des letzteren eine Person her vor mit dem Ruf: „Wenn jemand sich nähert, schieße ich!" Eine Frauensperson hing, um Hilfe rufend, an der Außenseite des „Prinz Karl". Der Unbekannte, welcher den Ruf aus gestoßen hatte, entkam in einem Boote. An Bord des Dampfers wurden 12 Personen durch ' Kuntes Allerlei. Reguläres Winterwetter mit Schnee fällen hat leider in den letzten Tagen viele Teile Deutschlands heimgesucht. In den Nächten trat Frost ein. Die Hoffnung auf eine einigermaßen ergiebige Obsternte ist trotz der herrlichen Blüte völlig vernichtet, ebenso ist es um die diesjährige Weinlese geschehen. Die Aehren des Getreides find, soweit sie schon hervorgeschossen waren, stellenweise weiß, die fingerlangen Stengel der Kartoffeln schwarz, auch der Hafer hat gelitten, ebenso der Klee. Schlimm ergeht es dem armen Getier in Feld und Wald. Die jungen Hasen und Hühner, sowie die Brut der Singvögel gehen größtenteils, hauptsächlich infolge der Kälte, zu Grunde. „Nun Henny, James Clifford sagt Ihnen und Ihrem braven Vater seinen herzinnigsten Dank, er wird niemals vergessen, wer seine Lebensretter find." Der junge Mann hatte seine beiden Hände die rechte dem alten Fischer, die linke Hand dessen schönen Tochter entgegengestreckt. Er fühlte sie beide ergriffen, — er fühlte den festen Druck der eisenharten Faust des Asten, gleichsam als einzige Antwort auf seinen Dank — er fühlte aber auch das schüchterne Hinein legen der kleinen Mädchenhand in die seine, er fühlte auch den Gegendruck dieser Hand, die sich dann rasch der seinen entzog. „Gute Nacht — Henny —" sagte er mit sanfter Stimme — „gute Nacht —" „Gilbert", — John Gilbert heiße ich —" sagte der Fischer, — „gute Nacht junger Herr, mögt Ihr unter meinem armseligen Dach so zu frieden träumen, wie ich es seit fünfzig Jahren gethan habe —" Welch' unschätzbares hohes Glück lag in diesen wenigen Worten des schlichten Alten aus gedrückt. Deui jungen Mann wurde jetzt von Gilbert seine Ruhestätte angewiesen; — Henny löschte das Feuer, indem sie mit der ringsum auf dem Herd gehäuften Asche die Flamme erstickte und die glimmenden Kohlen bedeckte. Dann wurde es bald still in der Fischer hütte, Vater und Tochter legten sich nieder, in dem flohen Bewußtsein, eine gute That vollbracht zu haben, — der neben ihnen Schlummernde verdankte ihnen die Rettung seines Lebens von den am Duell Beteiligten, bezw. deren Estern, um Einstellung des Verfahrens an den Kaiser Franz Joseph gerichtet, nach dessen Er ledigung Teinitzer sofort enthaftet wurde. Der junge Mann hatte mit dem Erzählen längst inne gehalten; er saß so, daß sein Auge das Fischermädchen betrachten konnte, und während Henny unverwandt hinausblickte, hatte er mehr mals einen prüfenden Blick auf ihre schlanke Gestalt geworfen. John Gilbert unterbrach das Schweigen. „Herr," sagte der Alte, „der William wird kaum vor Tagesanbruch wieder hier sein, Ihr solltet Euch einige Stunden auf meines Sohnes Bett zum Schlafen legen, — alles Klagen um Tote hat noch nie einem das Leben wieder gegeben, aber Euch thut Ruhe nötig und ich rate Euch, Schlaf und Erholung zu suchen." „Ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft," erwiderte der Fremde, „und ich glaube gut zu thun, wenn ich Eurem Rat folge." Dann erhob er sich nicht ohne Mühe — aber plötzlich fragte er den Alten: „Ist das schöne Kind Eure Tochter? —" „Meine Tochter," antwortete Gilbert. — Die Antwort warkurz und in rauher Weise gegeben. Der junge Mann trat dem Mädchen, das nicht einmal den Kopf gewandt hatte, näher; er stand dicht vor ihr. „Ich habe Ihnen noch nicht einmal meinen Dank ausgesprochen," wandte er sich an Henny, „gestatten Sie mir, daß ich es hiermit nachhole. Aber wie heißen Sie denn?" fragte er, als sie ihm jetzt voll ins Auge blickte. „Henny ist mein Name —" antwortete fie mij leiser Stimme. Eine gewisse Verlegenheit spiegelte sich in des Fremden Gesicht, aber so treuherzig klangen die Worte: . Gerichtslialle. Berlin. „Sie sind der Drechsler Albert Neu mann, 32 Jahre alt und unverheiratet?" fragt der Vorsitzende des Schöffengerichts den vor der Anklagebank stehenden Sünder. — „Jawoll, Herr Präsident," lautet die Antwort, „det bin ick." — „Sie sind angeklagt, am 11. Februar d. Ihren Stubengenossen Hertwig durch mehrere wuchtige Stockhiebe am Kopfe schwer verletzt zu haben. Was haben Sie zu Ihrer Entschuldigung an- zusühren?" — „Det ick unschuldig bin!" — „Sie leugnen also, den Zeugen Hertwig geschlagen zu haben?" — „I Jott bewahre, Herr Präsident. Jeschlagen hab' ick ihn schon, aber nich mit Absicht. Ick werde Sie die janze Jeschichte auseinanderpolken. Seit zwee Jahren wohnten wir, der Hertwig un ick, zusammen bei Frau Lehmann, wat unsere da- maliche Schlummermutter war. In scheenster Har monie ertrugen wir zusammen die Wechsel fälle des Schambernarjarnistenlebens, liehen uns ge meinsam im Sommer von die Villen Wanzen an knabbern und im Winter in det unjeheizte Schlaf zimmer die Nasen blau frieren, und halfen beede dreimal der Mutter Lehmann aus eene Wohnung in de andere rücken. Da kam der verhängnisvolle 11. Februar, der unsere brüderliche Jemeinschaft jählings beendigen sollte. Ick hatte an dem Tage etwas früher Schicht jemacht un jing denn zu'n Ver- einsverjniegen, wo man mir injeladenhatte. DetAmüse- mang war jroßartig, und wie ick jejen Uhre dreie den Heimweg antrat, hatte ick eenen mächtigen Zacken weg. Mein Freind Adolf brachte mir bis vor die Hausdiere, schloß uff un schuppste mir rin, un ick machte mir nu daran, die vier Treppen nach unsern Schlafsalon hoch zu klettern. In der dritten Etasche versagten mir aber die Beene den Dienst. Ick mußte mir eenen Oogenblick hinsetzen, um aus zuruhen un bin woll dabei injeschlafen, denn plötz lich höre ick, wie aus eenem Traum erwachend, vor mir een nervenerschütterndet Jetrampse. Natürlich weeß ick in meinem Dusel nich, wo ick bin, sondern denke, ick befinde mir in meinem Bette. Ick richte mir janz entsetzt uff, im selben Moment fühle ick eenen stechenden Schmerz uff mein scheenstes Hühnerooge, jleichzeitig fällt eene jijantische Gestalt über mir her, und ick stürze — wie ick staubte aus mein Bette — in Wahrheit aber die Treppen runter. Nu war't mit meine Selbstbeherrschung vorbei. Hilfe, Reuber, Mörder! schrei ick, wat ick aus'n Halse bringe, dabei erwische ick von den mir Unbekannten, der mit mir jelrudelt is, die Jurjel drück' ihm die Potsdam. Das ausgefertigie Todesurteil des Doppelmörders Köberle ist nunmehr vom Landgericht dem Zivilkabinett zur königlichen Entschließung eventl. Bestätigung unterbreitet worden. — Köberle sieht der Vollstreckung des Urteils nicht nur mit großer Ruhe entgegen, sondern er scheint auch den Tag der Hinrichtung nicht erwarten zu können. Er soll nämlich seinem ehemaligen Verteidiger, dem Rechts anwalt Stein, den Wunsch zu erkennen gegeben haben, daß die über ihn verhängte Todesstrafe je eher desto lieber an ihm vollzogen werden möge. Leipzig. Der zweite Sohn Robert Blums, Bauinspeltor des Tiefbauamts der Stadt Leipzig, Richard Blum, hat sich der Leipziger Staats anwaltschaft selbst gestellt. Er soll sich umfang reicher Wechselfälschungen in Höhe von 75 000 Mark und wahrscheinlich auch eines betrügerischen Bankrotts schuldig gemacht haben. Blum wurde verhaftet; im Gefängnis machte er einen Selbst mordversuch, der ihm jedoch mißlang. Frankfurt a. O. Ueber das Attentat des Rittergutsbesitzers Buchholz wird noch berichtet: Buchholz stand am Dienstag hier vor der Straf kammer unter der Anklage der Aufforderung zur Begehung des Verbrechens der Brandstiftung. Dem Angeklagten brannten im Oktober zwei Strohmieten ab. Bei der Untersuchung kam es zur Sprache, daß er seinen Leuten eine Beloh nung für die Brandstiftung versprochen habe. Die Zeugen beeideten dies. Der Angeklagte wurde zu zwei Monat Gefängnis verurteilt. Bei der Heimfahrt mit den Zeugen schoß Buch holz zwischen Giesendorf und Kossenblath plötzlich aus kleiner Entfernung in seinem blinden Hasse auf dieselben. Zwei wurden tödlich ver letzt, drei andere leicht verwundet. Bei der sofort beabsichtigten Verhaftung drohte Buchholz jeden, der sich ihm nähere, niederzuschießen. Einige Stunden später hat er sich dann selbst durch einen Schuß entleibt. Stettin. Die an den schwarzen Pocken Erkrankten in dem Fabrikort Glienken befinden sich außer Gefahr. Eine weitere Verbreitung ist dort nicht eingetreten, dagegen find auch unter den polnischen Arbeitern des Gutes Strachmin in dem Kreise Kolberg mehrere Fälle von schwarzen Pocken festgestellt worden. Auch dort wurden Maßregeln getroffen, um die Seuche auf ihren Herd zu beschränken. Weimar. Die von hier flüchtig gewordenen Inhaber der falliten Bankfirma C. Callmann haben im Kochelsee in Oberbayern einen Selbst mordversuch gemacht. Der ältere der beiden ist tot, der jüngere jedoch gerettet. Die offenen Depots find verloren. Liegnitz. Ur-Ur-Großmutter ist jetzt die 85jährige Auszüglerswitwe Anna Marie Hübner in Lauterseiffen geworden; ihrer zahlreichen Nachkommenschaft reihte sich in voriger Woche ein Glied der fünften Generation, ein Ur-Ur- Enkel, an. Myslowitz. Aus Rache versuchte ein Hüttenarbeiter einen Schmelzmeister in den glühenden Hochofen zu stürzen. An diesem Vor haben gehindert, erstach der Arbeiter den Meister und verletzte mehrere Kameraden. Wie«. Es wird mitgeteilt, daß Prof. Haberda den Schädel und die Gliedmaßen des Joseph Ott in der Asche, welche tm Herd der Wohnung des Ehepaars Ott gefunden wurde, unzweifel haft konstatiert hat. Nun ist nach der beendeten Analyse der Asche von dem Gelehrten das Gut achten abgegeben worden, daß diese auch Knochen- oestandteile des übrigen Körpers, mithin auch Bestandteile des Rumpfes, enthalte. Dadurch ist es erwiesen, daß das erste Geständnis Otts, er habe die Leiche des Kindes vollständig in dem Herd verbrannt, den Thatsachen entspricht. Ae Frage jedoch, was der Grund der Ver- Trennung gewesen und was vor derselben mit Kind geschehen, ist vorläufig noch nicht be antwortet. Graz. Der Mediziner Ernst Teinitzer, der u°r ewiger Zeit den Juristen Heinrich Fuchs im wurde auf freien Fuß gesetzt. R.Mr hatte stch nach dem Zweikampf der selbst gestellt und war seither in Haft ocyaiten worden. Es wurde ein Gnadengesuch beste ist, du machst dich auf nach Avonshire und L°chnchtigst den Squire. Unsere Hütte ist Kr». Wohnung für den jungen Herrn. Der ^lurm hat ausgerast, laß einen geschlossenen OtMn mitkommen, der den Herrn warm und wohlbehalten ins Schloß bringt." "Da, Herr," wandte er sich an diesen, „trinkt einen guten Schluck Rum, der wird Euch woyithun, und wenn Jhr's vermögt und Euch - » A nicht gar zu hart drückt, so könnt Ihr Enes,Jungen Sonntags-Anzug anlegen, der ist ttocken und warm; Eure nassen Fetzen müssen jetzt vom Leibe herunter." Der junge Gilbert schenkte sich aus der Rumflasche ein tüchtiges Glas voll, das er mit tmem Zug leerte, knöpfte seinen Oeltuchrock fest und zog den Südwester bis auf den Hals her unter, dann ging er, ohne ein Wort weiter Kl sagen, fort, während Henny sich in ihre kleine Schlafkammer zurückzog, den alten Gilbert vor der Hand mit dem vornehmen, jungen Herrn allein lassend. Rau behüte Herzen, diese armen Anwohner des Meeresstrandes. William hatte einen langen Weg über weite Dünen; fast zwei Stunden mußte er gehen, bevor er nach Avonshire gelangte. Gefahr für den einsamen Wanderer war aber nicht vor handen. Die Ebbe war bereits eingetreten, mit ihr hatte stch, wie ost bei plötzlich herein- Rechenden Nordweststürmen, der Orkan gebrochen, ja der Wind begann sich zu wenden, die Wolken- »lassen dort oben schienen zu stauen, durch- «innnderzuwirbeln, sich übereinander zu türmen; hier und da zerbarsten fie auch und die Mond- jestürzt, so det ick mein Jejenüber sehen konnte. .. Ick denke, mir soll der Schlach rühren, vergeht einem das Witzemachen! Hertwig lag da wie dot un blutete aus Maul und Neese, während ick ver schiedene blaue Oogen hatte und permanent Blut spuckte. Hertwig'n brachten sie zu 'n Doktor und mir setzten sie trotz meine Proteste an die Luft. Hoher Herr Jerichtshof, ick bitte Ihnen, versetzen Se sich in meine Lage, wenn det Nachts een uner kennbarer Kerl über Sie herfällt un " „Nun, es ist gut, Angeklagter," unterbricht der Vorsitzende, „wir wollen hören, was die Zeugen zu sagen haben." Durch deren Aussagen wird festgestellt, daß der ge schlagene Hertwig thaisächlich das Opfer eines Irrtum- geworden ist, indem der schwerbetrunkene Angeklagte sich überfallen wähnte. In Rücksicht darauf wird Neumann wegen fahrlässiger Körperverletzung nur zu 30 Mark Geldstrafe verurteilt. „Bruderherz, ver- jiß die Jeschichte un laß uns jetzt een Verseehnungs- teppchcn drinken," ruft Neumann, aus der Anklage bank tretend, und fällt gerührt dem Zeugen Hertwig um den Hals. Dieser kann nicht widerstehen — und Arm in Arm verlassen die wiedervereinten Schlaf kollegen den Gerichtssaal.