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Allgemeiner Anzeiger Zeitung für die Geychaften: Breinig, Wauswalöe, Großröhrsdorf, Mankmihal unö Umgegend Redaktion, Druck und Verlag von A. Zlhuvig, Bretnig. Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen „Illu strierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mk. bei freier Zusendung durch Boten ins > aus I Mk. 20 Pf., durch die Post iMk. exkl. Bestellgeld. Expedition: Bretnig Nr. 13 9 Inserate, die gespalten Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Exp edition in Bretnig dieHerren A. F. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft Inseratc bitten wir für oie Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag 1-11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Nr. 12. Sonnabend, den 10. Februar 1894. 4. Jahrgang. Sonnabend, den 17. dieses Monats, vormittags 9 Uhr öffentliche Bezirksausschuß-Sitzung. Die Tagesordnung ist aus dem aushängenden Anschläge ersichtlich. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 3. Februar 1894. Von Erdmannsdorff. Die Abhaltung öffentlicher TanMuslk betreffend. Da in einem Monat nicht mehr als zwei Mal öffentliche Tanzmusik stattfinden soll, so hat in diesem Monate, wenn am Fastnachtsdienstage und am Sonntag, den 4 d. M. öffentliche Tanzmusik abzehalten worden ist, die Tanzmusik am Sonntag, den 18.,'auszufallen. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 5. Februar 1894. vou Erdmannsdorff. Lcrtlichcs und Sächsisches. Br etnig, den 10. Februar 1894. ! Bretnig. Am Donnerstag vormittag entschlief sanft und unerwartet der Rentier Friedrich Gotthold Gebler, Gründer der Firma Gotthold Gebler u. Sohn, in einem -Älter von 78 Jahren. Der Verblichene hat sich um die hiesige Kindersparkasse be deutende Verdienste erworben, aber auch in gesellschaftlichen Kreisen erfreute sich derselbe "g'oßer Beliebtheit. Sein Name dürfte schließlich noch Vielen durch die Gedichte, Erzählungen rc., die der Verstorbene in den Blättern veröffentlichte, unvergeßlich bleiben. Friede seiner Asche! Bretnig. (Sparkassenbericht auf Jan. d. I.) In 213 Posten wurden 15547 Mk. 43 Pf. eingezahlt, dagegen in 94 Posten 8405 Mk. 42 Pf. zurückgezahlt, 35 neue Bücher ausgestellt und 10 kassiert. — Sächsischer Landtag. In der Mon- tags-Sitzung der Zweiten Kammer erklärte ! sich dieselbe in Uebereinstimmung mit der Ersten Kammer mit den in den Jahren 1891 und 1892 am Staatsgut vorgenommenen Veränderungen einverstanden und erteilte ohne Debatte ihre Genehmigung dazu. So dann wurde in Beratung über vier Petitionen eingetreten: 1) über die des Schulvorstan des zu Kitzscher, die Erlangung des den Sckulgemeinden überwiesenen Grundsteuer- Anteils für eine in Kitzscherscher Flur ge legene, dem Staatsfiskus gehörige Wald parzelle betreffend; 2) die des Dr. Engel mann in Dresden um Beseitigung der Prügelstrafe in den Schulen; 3) des Guts besitzers und Gemeindevorstands Göttsching in Sommerfeld und Genossen um Abschaffung der Einschätzung des persönlichen Arbeits- "verdienstes der Ehefrauen der Landwirte; 4) der Ernestine Pauline Pötch in Leipzig um Erhöhung der ihrem Ehemanne als Wagen revisor ausgesetzten Pension. Die erste Pe tition ließ die Kammer dem Deputationsan trage entsprechend, auf sich beruhen Bei der .Petitwn Engelmanns entspann sich eine längere Debatte, da der sozialistische Abg.! Goldstein den Antrag stellte, die Petition der j Negierung zur Erwägung zu überweisen, während die Deputation, als deren Referent Herr Dr. Schober-Leipzig fungierte, der Kammer empfahl, die Petition in Ueberein- ßimmung mit dem bereits von der Ersten Kammer gefaßten Beschluß auf sich beruhen SU lassen. Für den Antrag Goldstein er klärte sich der Abg. Seifert, während Staats; Minister v. Seydewitz in zweimaliger Rede den sozialistischen Standpunkt widerlegte und dabei u. a. darauf verwies, daß in der "Gegenwart in weiten Kreisen leider nicht mit Unrecht Klagen über zunehmende Verrohung, Ungehorsam, Widersetzlichkeit und Unsittlich keit geführt werden. Die Schule habe daher die Pflicht, diesen Erscheinungen entgegenzu- arb»iten. Als besonders geeignetes Mittel hierzu eignet sich nur die Aufrechterhaltung einer guten strengen Disziplin in der Volks schule. In den Fällen frecher Widersetzlich keit oder grober Unsittlichkeit, die unserer Jugend nicht bekannt sein soll, halte er eine körperliche Züchtigung für angezeigt, da sich in solchen Fällen dieselbe als das einzig rich tige Korrektiv darstellt. Abg. Dr. Minckwitz- Großröhrsdorf, welcher nächstdem das Wort ergriff, exemplifizierte auf die Anschauungen Pestalozzis, Niemeyers, Frankes u. a. in be treff der Anwendung körperlicher Züchtigung als Strafmittel in den Schulen. Alan müsse nur die Rohheit zwölf- bis vierzehnjähriger Jungen sehen, wenn sie zur Schule gehen; für solche Rüpel sei eine tüchtige Portion auf die Kehrseite wohl am Platze. Im kleb rigen trat Redner für das Deputationsvotum ein, welches schließlich denn auch seitens der Kammer gegen 13 Stimmen angenommen wurde. — Die Fastnachtsfreude wurde letzten Sonntag in Wiesa gar arg gestört. Um 11 Uhr nachts brach im Bauergute Nr. 25, Besitzer Heinrich Kaiser, ein jedenfalls von verbrecherischer Hand angelegtes Schaden feuer aus, welches in kurzer Zeit die 4 zum Gute gehörigen, mit Stroh gedeckten Gebäude bis auf die Mauerreste zerstörte. Der Kala- mitose wird trotz der (bloß geringen) Ver sicherung schwer getroffen. Die Windrichtung und massive Nachbargehöfte verhinderten ein Weitergreifen des Feuers. Viele Spritzen waren zur Hilfe erschienen. Die Elstraer und Prietitzer griffen nächst der Ortsspritze zuerst ein. Glücklicherweise konnte außer Hühnern und Tauben sämtliches Vieh und ein großer Teil des Mobiliars gerettet werden. — Der auch in Sachsen sehr bekannte Bandwurm-Doktor Mohrmann, der am ver gangenen Montag vom Schöffengericht in Braunschweig zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt worden war, ist an demselben Tage entsprungen. Er sollte nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr nach Heiligenfelde, wo er eine Strafthat zu verbüßen hat, zu rückgebracht werden. Auf dem Wege nach dem Bahnhofe gelang es ihm, in dem gerade herrschenden Meßgetummel dem Transporteur zu entweichen. Bis jetzt konnte er noch nicht eingefangen werden. — Vor dem Dresdner Schöffengericht unter Vorsitz des Herrn Amtsrichter Bockwitz begann am Mittwoch vormittag 10 Uhr die Hauptverhandlung in dem mit der antisemit ischen Bewegung in Dresden eng verknüpften Prozeß der beiden Redakteure Dr. Lohan (Dresdener Nachrichten) und Dr. Liman wegen gegenseitiger Beleidigung gemäß ß 186 des Reichsstrafgesetzbuchs. Als Zeugen waren vorgeladen und zwar auf Antrag Dr. Lohans: Rentier Lvwi, Kaufmann Herzfeld und Redakteur Rohland aus Berlin, Lehrer Ritscher aus B'schofswerda, Bczirksassefsor Niethammer, königl. Galeriedirektor Proseffor Wörmann, Reichstags-Abgeordneter Zimmer mann, Hauptmann a. D. v. Santen, Kom missionsrat Reichardt, Redakteure Krrchbach und Starke und Prokurist Pfennig, sämtlich an« Dresden. Der Zeuge Zimmermann hat sein Nrchlerscheinen unter Hinweis auf seine Thätigkeit im Reichstage entschuldigt. Auf Antrag Dr. Limans ist dessen Bruder, Haupt mann a. D. Liman aus Berli: als Zeuge erschienen. Als juristische Vertreter der Parteien sind die Rechtsanwälte Bräuer (für Dr. Lohan) und Dr. Graf (für Dr. Liman) thätig. Der Gerichtshof wies bei Beginn der Verhandlung mehrere von Dr. Graf ge stellte weitere Beweisanträge behufs Vertag ung vorläufig ab. Die gegenseitigen Klagen stützen sich auf den Inhalt eines von Dr. Lohan in den „Dresdner Nachrichten" ver öffentlichten offenen Briefes an die Reform partei in Sachsen und auf eine Erklärung Dr. Limans in der „Deutschen Wacht". Die Urteilsverkündung findet Mittwoch den 14. d. M. statt. — Der kürzlich in der Socistö in Dres den verhaftete berüchtigte Einbrecher Krüger versucht auch letzt wieder, wie einem Berliner Blatte aus Dresden geschrieben wird, den „wilden Mann" im Gefängnis zu spielen. Er steht fortwährend auf einem Beine, ver dreht die Augen und setzt allen Fragen ein beharrliches Stillschweigen entgegen. Um ein Entweichen des gefährlichen Ein- und Aus brechers zu verhüten, sind die denkbar größ- tei. Vorsichtsmaßregeln getroffen; zu dem er sten gerichtlichen Verhör, das Krüger in den nächsten Tagen zu bestehen hat, wird der selbe deshalb auch nicht m das Gerichtsge bäude vorgeführt, sondern der Untersuchungs richter begiebt sich in die Zelle des Ver brechers, um jedem Fluchtversuch desselben von vornherein die Möglichkeit des Gelingens ab zuschneiden. — Wie das „G. T." erfckhrt, sehen eine Anzahl Bewohner eines an der Elbe gelegenen Dorfes bei Meißen einer schweren Bestrafung wegen Vergehens gegen die Sitt lichkeit entgegen. Ein Vertreter der königl. Staatsanwaltschaft mar bereits anwesend, um die Voruntersuchung zu eröffnen. — Auch etn Zeichen der Zeit. In einer neulich in Meißen abgehaltenen orts gerichtlichen Auktion ging ein noch sehr passables „Kanapee" für den Preis von 20 Pf. weg. Es sehlte an Liebhabern und Geld. — Am Montag Nachmittag hatte sich auf der Eisenbahn Weischlitz-Gera kurz vor der Haltestelle Barthmühle von dem daselbst ^2 Uhr eintreffenden Zuge der etwa 40 Jahre alte Maschinensticker Rammig aus Plauen, verheiratet, Vater von 4 Kindern, überfahren und töten lassen. R. war. dem Trünke ergeben und zur Zeit arbeitslos. Er lief dem ihn überfahrenden Eisenbahnzuge mit ausgespreizten Armen entgegen; die Sig nalpfeife des Maschinenführers ließ er unbe achtet. Die Maschine erfaßte ihn und schleifte ihn mindestens 300 m weit; er wuroe teil weise zerstückelt, gab aber noch Lebenszeichen von sich, als der Zug zum Stehen kam. — In einem Restaurant der Nürnber ¬ ger Straße zu Leipzig verkehrte am Sonn abend Abend ein Gast, der den merkwürdigen Schmuck eines Strickes um den Hals trug. Vom Kellner ließ er sich Tinte, Feder und Papier geben und schrieb einen Brief. Der Wirt, der dies beobachtete, fragte den son derbaren Gast, ob er sich hängen wolle, da er den Strick um den Hals trage. Hierauf antwortete der Mann: „Jawohl, allemal." Die Anwesenden nahmen die Antwort als Scherz auf und lachten darüber. Nachdem der merkwürdige Gast seinen Brief geschrie ben und zu sich gesteckt hatte, verließ er das Lokal und ging nach der Seeburgstraße. Dort benutzte er den Strick und- hing sich da mit an einen Laternenpfahl. Ein anderer Gast, der die Straße passierte, sah den Mann hän gen. Er holte rasch noch mehr Leute da-M und schnitt den Lebensmüden ab. Der so fortige Versuch, den Mann wieder lebendig zu machen, gelang auch. Als der Selbst mordkandidat wieder stehen konnte, war sein erster Ausruf: „Du Hund, wa rum schneidest Du mich denn ab!" Mit die sem Wort gab er seinem Retter vom^Tode ein paar tüchtige Ohrfeigen. Auf solche Un verfrorenheit waren die Umstehenden nicht gefaßt: sie waren „paff". Die Gelegenheit benutzte der Todeskandidat, um schleunigst zu verduften. — Die Schwere des Dynamitgesetzes erfuhren jetzt eine Steinbrechersfrau aus Wil denfels und Sohn, welche je mit 6 Mona ten Gefängnis wegen Inbesitznahme von Dy namit ohne polizeiliche Erlaubnis vom Zwi ckauer Landgericht verurteilt wurden. Kirchennachrichten von Hauswalde. Sonntag Jnvoc.: Vorm. 8^ Uhr Beichte, 9 Uhr Gottesdienst mit Abendmahlsfeier; ab. 6 Uhr Gottesdienst in der oberen Schule zu Bretnig mit anschl. Abendmahlsfeier. Beichte 5V2 Uhr; Freitag den 16. Febr. früh 8 Uhr Passionsandacht Getauft: Hulda Frida, des E. u. Manglers M. W. Schölzel in Br. T. — Frida Maria, des E. u. Maur. O. E. Haase in Br. T. — Anna Martha, des Dienstkn. G. R. Hexelschneider in Hauswalde T. Getraut: G. Ad. Jörke, Wirtschaftsbes. in Br. m. Klara Aug. Nitzsche aus Hausw. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburts-Register. An Geburten wurden eingetragen: Ernst Max S. des Güterbo denarb. Friedrich Emil Haufe. — Außerdem 2 uneheliche Knaben. Die Anordnung des Aufgebots haben beantragt: Karl Hermann Hennersdorf, Fa brikarbeiter in Dresden, und Bertha Emilie Haufe. Heirats - Register. Die Ehe schloffen: Reinhard Edwin Werner, Fabrikarbeiter, mit Marie Martha Hennig. — Paul Heinrich Reinhold Hirte, Böttcher, mit Emilie Ma thilde Imme.