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Allgemeiner Anzeiger : 28.02.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189402283
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18940228
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18940228
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-02
- Tag 1894-02-28
-
Monat
1894-02
-
Jahr
1894
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 28.02.1894
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Gestalt erschreckt worden. (Sollte dieser Natur mensch nicht durch die Polizei zur Kultur zurück- -eführt werden?) In einer grausigen Lage befand sich dieser Tage ein Polizeibeamter aus Stade in der Nähe von Harburg. Der Beamte war be auftragt worden, den wegen Mordversuchs ver hafteten Kaufmann Balke aus Bremervörde nach der Irrenanstalt in Hildesheim zu transportieren, als derselbe in der Nähe des Unterelbebahnhofs » plötzlich von Tobsucht befallen wurde und sich auf seinen Begleiter warf, mit dem er sich allein im Eisenbahnwagen befand. Balke zerkratzte dem Beamten das Gesicht und suchte ihn aus dem Wagen zu werfen. Hierbei entstand ein entsetz licher Kampf, durch den der Polizist in eine furchtbare Lage geriet. Die Freude des Bedrohten, als endlich der Bahnhof erreicht war und er aus den Händen des Wahnsinnigen befreit wurde, ist leicht begreiflich. Hinrichtung. Der Maurer Wilhelm Plötz, der wegen Ermordung seiner Ehefrau znm Tode verurteilt Ivar, ist am 22. d. morgens im Hofe des Gerichtsgefängnisscs in Duisburg durch den Scharfrichter Rcindel - Magdeburg hingerichtet worden. Ein sonderbarer Kans ist dieser Tage in Passau abgeschlossen worden. In einer Wirt schaft verkaufte ein Gast einen Harzer Kanarien vogel um 6 Meter Pfennige, die zu seiner nicht geringen Uebcrraschung die Summe vou nur 3,66 Mk. ergaben, während ihm zuvor ein viel höherer Betrag geboten war. Die Zacherlinbombe. Der ,Neuen Freien Presse' war von Graz telegraphiert worden, daß bei dem vorjährigen Rektor Heyne eine Spreng bombe gefunden worden sei. Die ernsten Be trachtungen, die das Blatt an dieses Ereignis geknüpft hatte, erhalten jedoch einen heiteren Anstrich, denn die ,Köln. Ztg.' erfährt, daß die angebliche Bombe mit — Insekten - Zachcrlin gefüllt war. Milans Pariser Heinig Man schreibt der,N. Fr. Pr.' aus Paris: Seit nahezu zwei Jahren ist au den: Privathotel, das König Milan in Paris, Avenue du Bois Boulogne bewohnt, eine Tafel angebracht, die besagt, daß dieses Gebäude zu verkaufen sei. Allein so gesucht auch die Wohnungen und die Privathotels in dieser Avenue sind, für die, welche als die schönste in ganz Paris mit Recht gilt, fand sich bis jetzt unter den zahlreichen Liebhabern kein ernster Käufer. Alle schreckt die horrende Summe ab, die der Ex-König fordert, und die sich dadurch erklärt, daß König Milan sein Hotel auch seiner Zeit zu einem unvoneilhaften Preise erstand. Könige pflegen eben nicht wohlfeil einznkaufen und wenn sie wieder verkaufen wollen, macht sich dieser Umstand unangenehm fühlbar. Das leer stehende Hotel bedeutet für Ex-König Milan einen jährlichen Miete- oder Zinsenvcrlust von etwa 50 000 Frank, ein Umstand, der nicht dazu angethan ist, die ohnehin stets etwas angegriffenen Finanzen Milans angenehm zu beeinflussen. Wieder ein Mord im Bahnzuge. Un weit Thyerry wurde in einem Eilzuge eine alte Dame in ihren: Koupee von einen: Unbekannten überfallen und fast zu Tode gewürgt. Allein bevor er das Verbrechen noch vollenden konnte, hielt der Zug, und kurz vor dem Bahnhof sprang der Attentäter hinaus. Er hatte die Geldtasche der Ueberfallenen mitgenommen. Letztere wurde schwer verwundet in das Stationszimmer ge schafft. Seit zwei Monaten ist dies bereits der dritte ähnliche Fall. Anscheinend handelt es sich um eine organisierte Bande, die es nur auf Eiscnbahnreisende abgesehen hat. Verhaftung auf der Bühne. Auf der Bühne des Manzoni - Theaters in Rom wurde am 20. Februar während der Vorstellung der Schauspieler Miroui wegen Diebstahls verhaftet. Unsere Kolonisten nehmen in Rußland zu einen: besonders schmerzhaften Mittel ihr Zu flucht, um die Befreiung voni Militärdienste zu erreichen, nämlich zur künstlichen Erzeugung echter Leistenbrüchc. Es gibt dort, wie der russische Militärarzt Dr. Schultz in Wratsch mit- leilt, förmliche „Spezialisten", die dieses Ver krüppeln als ihr Handwerk betteiben. Das Ver ehren ist sehr einfach. In den Leistenkanal in der Schenkelbeuge wird mittels eines dem be kannten Handschuhdehner ähnlichen Instrumentes die äußere Haut hineingedrückt und hierauf durch Oeffuung des Instrumentes der Leistenring ge waltsam gesprengt. Selbstverständlich ist die Operation äußerst schmerzhaft, dafür befreit sie aber, wenn sie den nötigen Erfolg hat, auch sicher vom Militärdienst. Sofort nach dem Ein griffe werden gymnastische Uebungen und schwere Arbeiten verrichtet, damit ein Stück Eingeweide den: zerrissenen Leistenringe sich vorlagert oder gar sich hindurchpreßt. Das auffallend häufige Vorkommen derartiger Brüche bei den Ge stellungspflichtigen fiel schließlich auf und hat die Militärärzte auf die Entdeckung des Schwindels geführt. An der unregelmäßigen Form des Leistenringes, aus dem Mißverhältnis zwischen der Größe der Bruchpforte und der Kleinheit des stets innerlichen Bruches, sowie an dessen unge wöhnlicher Empfindlichkeit erkennt der Militärarzt sofort, daß er einen künstlich erzeugten Bruch vor sich hat. Ueber einen argen Theaterskandal be richtet ein in Odessa erscheinendes Blatt fol gendes: Ein Musik- und Theaterkritiker hatte jüngst eine russische Operettengesellschaft, die in einem Odessaer Theater Vorstellungen gab, in sehr geringschätziger Weise behandelt; er hatte unter andern: gesagt, daß ein gewisser Herr Lionow, eine der Hauptstützen der Truppe, derart zwischen den Zähnen spreche, daß niemand ver stehen könne, was er singe oder sage. Vor einigen Abenden trat nun nach Beendigung des ersten Aktes einer Operette dieser Herr Lionow vor den Vorhang, und redete zu dem Krittler, der sich in einer Loge befand, folgendermaßen: „Du bist also dieser Dummkopf, der behauptet hat, daß ich die Hälfte der Worte, die ich sagen möchte, nicht aussprechen kann? Was würdest du erst über meine Aussprache sagen, wenn ich dir sagen würde, daß du ein ganz thörichter Tölpel bist." Der Kritiker erhob sich sofort und erwiderte, indem er sich graziös verneigte: „Ich würde sagen, daß du besoffen oder verrückt bist." Es folgte eine unbeschreiblich stürmische Szene. Ein Teil des Publikums und die Mitglieder der Kapelle zeigten das lebhafte Verlangen, den Journalisten zu lynchen, aber dieser ließ sich unter den: Schutze der Polizei ruhig auf seinen Sitz nieder und blieb bis zum Ende der Vor stellung im Saale. Bayern-Vereine in Amerika. Im Staate New Jork bestehen gegenwärtig 17 Bayern- Vereine, von Ebenen jener der Stadt New Jork 12 000 Mitglieder zählt, ein eigenes Miliz- Regiment umfaßt, ein Theater besitzt und sich mit Unterstützung und Stellenvermittelung für neucingewanderte Landsleute befaßt. Der im Oktober stattfindende „Bayrische Kirta", sowie das Oktoberfest der Bayern, auf Cunny-Jsland abgehalten, soll origineller sein, als die im Mutterlande jetzt üblichen. Der letzte Jahres bericht weist ein Vereins-Vermögen von 47 000 Dollar auf. Im Vereinshause zu New Dort liegen die dreißig bedeutendsten Zeitungen des Königreichs Bayern auf. Gerichtshalle. Berlin. Einen interessanten Prozeß hat ein Berliner Schlächtermeister gegen den Eisen bahnfiskus angestrengt. Vor sechs Wochen er wiesen sich aus dem Zenttal-Viehhof 13 Schweine dadurch für den Genuß unbrauchbar, daß sie stark karbolisiert waren. Wie die Untersuchung ergab, waren die Borstentiere in einem frisch karbolisierten Eisenbahnwagen transportiert wor den und die Karbolgase hatten sich dem Schweine fleisch mitgeteilt, das bei der Untersuchung ver worfen wurde. Der geschädigte Schlächtermeister hat nunmehr gegen den Bahnfiskus die Klage auf Schadenersatz angestrengt. Leipzig. Die von dem „ollen ehrlichen" Seemann und dem Agenten Hollmann gegen das Urteil im Hannoverschen Spielerprozeß eingelegte Revision ist am Donnerstag verworfen worden. Bezüglich der von Hirsch, dem Gehilfen Holl manns, eingelegten Revision wurde die Ent scheidung ausgesetzt; es soll zuvor eine Plenar entscheidung sämtlicher Strafsenate über eine auf getauchte materiell-rechtliche Streifrage eingeholt werden. Prag. Im Omladinaprozeß wurden nicht zwei, sondern acht Angeklagte freigesprochen. Wie verlautet, wird Raschin im Namen sämt licher Verurteilter die Nichtigkeitsbeschwerde ein bringen. Die Niederwerfung des Aufstandes in Kamerun durch „Hyäne". Unter dieser Ueberschrift ergänzt der ,Reichs- Anzeiger' in seiner neuesten Nummer die bis jetzt bekannt gewordenen Berichte über die Er eignisse in Kamerun im Dezember v. in nach stehender Weise: S. M. S. „Hyäne", Kommandant Kapitän- Leutnant Reincke, kehrte von einer dreiwöchigen Krenztour in den Gewässern ihres Stations bereichs am 20. Dezember v. nach Kamerun zurück. Die ersten Nachrichten über den inzwischen in Kamerun ausgebrochenen Aufstand der Dahomey- Neger der Gouvernements-Polizeittuppe erhielt „Hyäne" au: 19. Dezember nachmittags bei der Insel Mandoleh durch ein Boot aus Viktoria und am 20. Dezember früh bei der Snellaba- Spitze durch ein Schreiben eines Herrn Lütje aus Malimba, das dieser mit einem Kanu über sandte. Unterhalb der Barre des Flusses kamen dann die Dampfer „Nachtigal" und „Soden" längsseit. Auf der „Nachtigal" befand sich der stellvertretende Gouverneur Kanzler Leist; dieser bat um die Hilfe der „Hyäne" gegen die meu ternden Polizeisoldaten. Ohne weiteren Aufenthalt dampfte „Hyäne", nunmehr begleitet von „Nachtigal" und „Soden", flußaufwärts und ging oberhalb des in den Händen der Aufständischen befindlichen Gouver- nementssitzes (Joß-Platte) und außerhalb des Feuerbereichs der Meuterer bei der Hickory-Spitze zu Anker. Beim Passieren der Joß-Platte wurden „Hyäne" und die beiden Dampfer von den Aufrührern mit Gewehren heftig beschossen. Das Feuer wurde von „Hyäne" mit den Schiffs geschützen und Revolverkanonen erwidert, wodurch die Meuterer zeitweilig zurückgettieben wurden. Das Feuer der Dahomeys hatte nur eine leichte Verwundung auf „Soden" — Unteroffizier Steincke Streifschuß über die Brust — bewirft, obgleich die Fahrzeuge öfter getroffen wurden, so daß z. B. abgeschossene Takelageteile auf das Deck herunterfielen. Nachdem der Kommandant S. M. S. „Hyäne" sich über die Sachlage genau informiert und er alle in Bettacht kommenden Umstände sorgfältig geprüft hatte, beschloß er, die Vertreibung der Meuterer von der Joß-Platte durch ein inten sives Geschützfeuer gehörig vorzubereiten. Es lagen keine Umstände vor, die einen sofortigen Sturm auf die Joß-Platte unumgänglich for derten. Dagegen gebot die geringere Stärke des Landungskvrps der „Hyäne" — dasselbe war, wenn alles Verfügbare ausgeschifft wurde, nur 50 Köpfe stark — mit den: Personal möglichst sparsam umzugehen. Es war deshalb zweck mäßig, keine Menschenverluste zu riskieren, die durch die Verausgabung einiger Granaten mehr, als unbedingt notwendig, voraussichtlich vermieden werden konnten. Die Beschießung der Joß-Platte mit Geschützen wurde von „Hyäne" am 21. und 22. Dezember vorigen Jahres ausgeführt. Das Kanonenboot dampfte dazu im Flusse vor der Joß-Platte in verschiedenen Entfernungen auf und ab. Den Dahomeys wurde dadurch das Treffen mit ihren Gewehren derart erschwert, daß nur eine Ver wundung auf „Hyäue" vorkam — Mattose Stange vom Heckgeschütz Streifschuß am Kopf. Dagegen bewirkte das Geschützfeuer der „Hyäne", daß der Widerstand der Meuterer am zweiten Tage mehr und mehr abnahm und schließlich beinahe aufhörte. Wie die Kundschafter in Er fahrung brachten, hatte u. a. eine in eines der Häuser einschlagende Granate fünf Meuterer (vier Männer und ein Weib) auf der Stelle getötet. Die so vorbereitete Wiedercroberung der Joß- Platte wurde dann am 23. Dezember v. I. frühmorgens zur Ausführung gebracht. Der treugebliebene Teil der Polizeittuppe (etwa 40 Weyleute), verstärkt durch 22 schwarze Plan tagenarbeiter aus Viktoria unter Führung des Premier-Leutnants Häring von der Polizeittuppe und des Leutnants zur See Deimling, wurden um 4 Uhr morgens bei Aqua-Dorf oberhalb der Joß-Platte gelandet und marschierte von dort gegen die Nordseite der feindlichen Stellung. Gleichzeitig dampfte „Hyäne" flußabwärts und beschoß die Joß-Platte mit Geschützen, um die Dahomeys an der Westseite ihrer Stellung zu beschäftigen. Sobald der bei Aqua-Torf ge landete Teil der Polizeitruppe bis an die Nord seite des Gouvcrncmentsgebiets herangelangt war — was durch das Abfeuern eines roten Signalsterns angezeigt wurde — ankerte „Hyäne" unter der Joß-Platte und schiffte ihr Landungs korps unter dem Befehl der Unter-Leutnauts zur See Vles und v. Koschembahr am Bootshause des Gouvernements aus. Während der Ausschiffung eröffnete das Detachement der Polizeittuppe an der Nordscite des Gouvernementsgebiets bereits das Feuer und erleichterte dadurch die Ausschiffung der „Hyäne"-Mannschaften. Unmittelbar nach der Landung der letzteren gingen beide Abteilungen von Norden und Westen her zum Sturm auf das Gouvernementsgebiet vor und verjagten die Aufrührer ohne Aufenthalt aus allen Teilen des Gouvernementsgebiets. Noch unter dem Feuer der an der Lisiäre des Urwaldes, der die Joß - Platte emgibt, einen kurzen, letzten Wider stand versuchenden Aufrührer wurde die deutsche Flagge am Flaggenmaste des Gouvernements wieder gesetzt. Da die Aufrührer die Flaggleine ausgeschoren hatten, mußte ein Mann der „Hyäne" — Matrose Unruh — nach oben gehen, um die Flagge zu befestigen. Er führte dies trotz des lebhaften Feuers, das auf ihn gerichtet wurde, mit großer Kaltblütigkeit aus. Leider gestatteten die örtlichen Verhältnisse nicht, die Stellung der Aufrührer umfassend an- zugrcifcn; ihre Flucht in den Urwald konnte daher nicht verhindert werden. Die Absicht des Kommandanten aber, die Niederwerfung des Aufstandes mit möglichst geringen Verlusten zu bewirken, war mit vollen: Erfolg durchgeführt worden. Gemeinnütziges. Vorsicht vor dem Speichel der Haus tiere muß stets von neuem empfohlen werden, da keineswegs unschädliche Mikroorganismen darin nachgewiesen sind. Fiocca hat darüber eine Arbeit veröffentlicht. Er fand im Speichel der Pferde verschiedene Bacillen und Coccen und darunter drei, die giftig wirken, wie Versuche an Meerschweinchen ergaben. Einer davon tritt be sonders häufig auf, er findet sich auch im Erd boden und kommt von da auf das Gras und Heu. Anders war wieder der Speichel von Katzen beschaffen, er enthielt außer vielen Bacillen und Coccen (Kugelpilzen) einen neuen Bacillus, der, Kaninchen und Meerschweinchen eingeimpft, schon nach 24 Stunden tötete. Am allermeisten Bakterien enthält der Hundespeichel. Bian muß daher namentlich Kinder, die weniger widerstands fähig sind, ernstlich davor warnen, in ihrer Liebe zu Hund und Katze gar zu zärtlich zu werden. Nicht zu tief pflanzen ist eine Hauptsache beim Baumpflanzen. Der Wurzelhals, d. h. der Uebergangsvunkt des Stammes in die erste starke Wurzel muß dem Erdboden gleich liegen! Diese Stelle bedarf der Luft! Das Tiefpflanzen rächt sich nach Jahren, die Blüten bringen keine Früchte. Kuntes Allerlei. An die Luft gesetzt. Bummel: „Gestern kolossales Pech gehabt! Kneipe da in der Brand straße recht gemütlich, dann Wortwechsel mit einigen Philistern, schließlich . ." — Rnmmcl: „Fliegst du hinaus!" — Bummel: „Woher weißt du . . . . ?" — Rummel: „Weiß gar nichts — kenne mir deine Gewohnheiten!" Kann sein. Junger Mann (in einem Friseurladen): „Glauben Sie, daß ich jemals einen hübschen Schnurrbart haben werde?" — Barbier: „Das kann ich wirklich nicht sagen." — Junger Mann: „Aber mein Vater hatte einen wundervollen Schnurrbart." — Barbier: „Das kann wohl sein, aber vielleicht sind Sie mehr nach Ihrer Mutter geraten!" Sie iah ihn nachdenklich an. „Das ist nicht ganz leicht zu deamworten; ich liebe ei e be stimmte Art von Geselligkeit, aber ich mag kein Gedränge und kein Getöse." Ec lächelte, und sie fuhr fort: „Ich gehe gern zu Gartenfesten, weil man sich da im Freien bewegt, auch aus Bälle, wo neben dem Tanzsaal kühle Galerien und Gewächshäuser sind." „Sie nehmen alles vou der poetischen Seite; das ist schön, so lange man seine Illusionen hat; aber je schöner diese sind, desto schrecklicher ist bas Erwachen." „Muy man denn erwachen?" „Es kommt wohl für jeden Menschen eine Zeit, wo er aus efiem schönen Traume auf wacht und sich der rauhen Wirklichkeit gegenüber sieht." „Sie sind noch'zu jung für solche Erfahrun gen," sagte Clara lachend. „Eine Illusion habe ich doch noch," räumte er ein, „ich glaube an wahre, treue Lieoe." Sie errötete, und er sah, wie sie diese Worte aus sich bezogen hatte, dann sagte sie leise: „Ich hoffe, das Leben läßt mir meine Illusionen; ich glaube, es wäre mein Tod, wenn sie zerstört würden." Beiden fielen diese Worte in späteren Jahren wieder ein. Lord Ryeburn hatte dies Mittagessen ge fürchtet und gedacht, es würde ihm endlos sein; er war erstaunt, als es schon zu Ende war. „Sie gesällt mir," sagte er zu sich, „und ich hatte das Gegenteil erwartet; sie ist schön, an mutig und geistreich, aber ach, sie ist nicht Carmen, und ich kann keine lieben wie Carmen." Lady Klara war in eine Fensternische getreten. Sie erwog die Frage, ob er nachher zu ihr kommen und weiter mit ihr reden würde, sie hätte gerne gewußt, ob sie ihm gefallen hatte und weshalb er immer so traurig aussah. Es mußte damit eine besondere Bewandtnis haben, und sie wünschte, sein Gesicht einmal in jugend licher Frische ausleuchten zu sehen. Als die Herrn den Salon betraten, suchten Lord Ryeburus Blicke Klara, und als er sie erspäht Halle, trat er zu ihr und setzte die Unter haltung fort. Lady GordonS Herz war voller Freude, und die Gräfin Ryeburn lächelte an dem Abend zum ersten Mal wieder seid ihres Mannes Tod. „Nun wird alles gut," dachte sie, „Viktor gefällt Klara, er wird lernen sie zu lieben und dann hat alle unsere Not ein Ende." Während einiger Musikvorträge fand sie Ge legenheit zu ihrem Sohne zu treten. Viktor,* sagte sie, „ich bin nie eine über schwängliche Natur gewesen, aber ich möchte dir gleich einen Kuß geben." „Warum Mutter?" fragte er, überrascht über solchen Gefühlsausbruch. Ich kann es nicht definieren, ich bin so glücklich, es »reut mich so, daß Klara dir gefällt." „Sie muß jeden gefallen," erwiderte er, „sie hat "ebenso viel Herz wie Geist." In seinem Innern fügte er hinzu: „Carmen erreicht sie aber doch nicht." Der Abend verlief für alle vergnügt und unterhaltend, es wurde hübsch musiziert und viel gesprochen. Jever war heiter u >d angeregt, be sonders Klar-; sie hatte noch ve schiedentlich mit Lord Ryeburn geredet, und er gefiel ihr immer besser. Ich muß Sie noch etwas fragen," sagte sie, „aber halten Sie mich nicht für eingebildet: Bin ich so, wie sie gedacht hatten, oder hatten Sie anders erwartet?" „Ganx audeA" antwortete er aufrichtig. „Ich möchte^uoch weiter fragen," fuhr sie zögernd fort. „F'ind Sie befriedigt oder ent täuscht?" "2, Der freund liSruMick seiner Augen war schon eine Antwort. har. „Ich bin angiste 1 überrascht," sagte er. „Wer könnte auch aMAHnen enttäuscht sein, Lady Klara!" Nach einigen Min,^ -qann sie von neuem: „Und Sie fragen miL.^" nicht nach meinem Urteil über Sie?" Die Worte: „Wasi- doch ixan!" wollten ihm schon entschlüpfen, aoDiechkoxum sich und erwiderte : „Ich durfte kaum aünevmen, daß Sie sich schon eins gebildet hätten." Sie sah ihn mit ihren großen Augen fest an. „Ich will ebenso offen sein, wie Sie: In mancher Hinsicht gleichen Sie dem Bilde, das ich mir von Ihnen gemacht hatte, aber in Ihrem Gesicht steht eine Geschichte, die ich nicht lesen kann. Sie haben einen so traurigen Blick; doch um Ihnen in Offenheit nicht nachzustehen, Sie gefallen mir." „Ich danke Ihnen," sagte er. Er war jung, und solche Worte von so schönen Lippen würden wohl jeden Mann entzückt haben; sie erweckten nicht das leiseste Gefühl in ihm, mit dem er Carmen zu nahe getreten wäre. Lady Gordon trat in dem Augenblick heran. „Wir besuchen morgen den Ball in dec fran zösischen Gesandtschaft, haben Sie auch eine Ein ladung ?" fragte sie. „Ja, aber die meinigen werden nicht hin- geh.u." „Dann bitte ich Sie um Ihre Begleitung," fiel sie schnell ein. „Ich gehe so ungern ohne Herren zu solchen Festen, aber mein Manu bleibt noch einige Zeit aus dem Fcstlande." Lord Ryeburn halte sich vorgenommen, sich nicht öffentlich mit Lady Klara zu zeigen, damit ihre Namen nicht zusammen genannt werden könnten, aber wie sollte er Lady Gordons Bitte abschlagen? Ihres Mannes Entgegenkommen und Freundlichkeit hatten die letzten Lebenslage seines Vaters erhellt, er selbst stand in seiner Schuld — nein, es war unmöglich. Er verbeugte sich zustimmend, aber Lady Gordon, die eine freudige Annahme erwartet hatte, ging etwas enttäuscht weiter. Die letzten Gäste hatten das HauS verlassen und seine Herrin sank ermattet in einen Sessel. „Laß mir noch ein Glas Wein bringen, Klara! Ich bin abgespannt, eS war ein an strengender Abend." „Aber Mama, du hast doch keine besonderen Anstrengungen gehabt, der Abend verlief doch wie alle unsere Gesellschaften sehr hübsch." „Ich sorgte mich um Lord Ryeburn und dich. Wäre irgend etwas schief gega gen, so hätte dein Vater mir Vorwürie gemacht. Aber ich brenne vor Neugierde, Klara beiriedigc sie. Sage mir aufrichtig, wie gefällt dir Lord Ryeburn?" W g iLortjeymlg solzrq
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