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Allgemeiner Anzeiger : 16.01.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190401168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19040116
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19040116
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-01
- Tag 1904-01-16
-
Monat
1904-01
-
Jahr
1904
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 16.01.1904
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Polin lebe Armälcbau. Deutschland. * De>- Kaiser traf am Montag mittag in Landeskut ein und wohnte dort in der Gnaden kirche der Trauung der Gräfin Armgard v. Stol berg mit dem Grafen v. Platen-Hallermund bei, woraus er im Schlofi Kreppelhof am Hochzeits mahl teilnahm. Abends war der Kaiser in Breslau, wo er an einem Souver des Fürstbischofs Kopp teilnahm. Am Dienstag vormittag ließ der Kaiser die Breslauer Garnison alarmieren und nahm auf dem Sckloßplatz eine Parade ab. Vor der Parade empfing der Kaiser den Fürfibischof Kopp. N ick der Parade nahm er im Offizierkasino der Leibkürassiere am Frühstück teil. Während des Frühstücks wurde dem ,Wölfischen Bureau' zu- wlge an den drei jüngsten Offizieren des Regi ments der Ritterschlag vollzogen. Am Dienstag abend nach HO Uhr traf der Kaiser wieder im neuen Palais ein. *Der Großherzog von Mecklen burg-Schwerin ist in Cannes leicht an Influenza erkrankt. Seine Reise nach Berlin zum Kapitelfest des Ordens zum Schwarzen Adler ist aus diesem Grunde anfge- geben worden. * Der Herzog von Altenburg hat, dem Beispiele des Großherzogs von Sachsen und des Regenten von Koburg-Gotha folgend, öffentliche A.udienztage eingeführt; der Herzog. ist regelmäßig jeden Mittwoch von 10 bis 12 Uhr für jedermann — nach vor heriger Anmeldung beim Hofmarschallamt — zu sprechen. * Der bayrhche Staatsministcr Frh. v. Podc - Wits ist wiederum an einem Furunkel erkrankt und war in den letzten Tagen genötigt, das Bett zu hüten. * Zur Schaffung einer einheitlichen deut schen Medizinal-Statistik haben im Reichsgesundheitsamt Konferenzen stattgcsuuden. Ein entsprechendes Schema wird Ende Januar sertiggestcllt werden. *Ein Telegramm der ,Kolon. Ztschr.' aus Windhoek bestätigt die vor einigen Tagen ver zeichnete Meldung, wonach in unserem süd - westafrikanischen Schutzgebiete, dessen Süden durch den glücklich meder geworfenen Aufstand der Bondelzwarts heim gesucht worden ist, auch im Osten Unruhen ausgebrochen seien. Die gemeldete Bewaffnung von Eingeborenen und die Einziehung der Ersatz- Reserve würde, wenn die Depesche zutrifft, den bedenklichen Charakter des neuen Ausstandes beweisen. Es wäre dringend wünschenswert, daß bald eine amtliche Darstellung der Vor gänge erfolge. Osterreich-Ungarn. * Zum Befinden desdänischenKönigs meldet das Wiener,Fremdenblatt' aus Gmunden: Die Besserung schreitet fort. Der König wird in Wiesbaden eine Kur gebrauchen, nach deren Beendigung er der in Gmunden stattfindenden Vermählung der Prinzessin Alexandra von Cumberland mit dem Großherzoge von Mecklen burg-Schwerin beiwohnen wird. Frankreich. * Prinz Louis Bonaparte ist am Montag in Varis eingetroffen und am Bahn hof Vonden Führern der bonapartistischen Partei empfangen worden. Es waren umfangreiche Maßregeln zur Aufrechterhaltung der Ordnung getroffen. England. *Ein Briefwechsel zwischen Chamber lain und dem Herzog von Devonshire kündigt den Zerfall der Partei-Organisation der liberalen Unionisten in England an. Der Herzog erklärt sich außer stände, die Verteilung der Parteigelder unter die Parlamentskandidaten fortzuführen, nachdem er Führer der freihändlerischen Unionisten, Chamberlain aber Führer der Tarifreformer geworden ist. Italien. , * In vatikanischen Kreisen verlautet, so meldet ,Wolffs Bureau', der Papst werde, um das Vetorecht abzu schaffen, anordnen, daß jeder Kardinal bei seiner Ernennung schwören solle, er werde niemals in einem Konklave im Namen seiner Regierung von dem Vetorecht Gebrauch machen. Auch die gegen wärtigen Mitglieder des Kardinalkollegiums würden einen solchen Eid leisten. Rußland. *Die Kaiserin von Rußland ist, wie dem ,Berl. Lok.-Anz.' aus Petersburg ge meldet wird, an hefliger Influenza er krankt und konnte in der ganzen vergangenen Woche das Zimmer nicht verlassen. Sie durfte sich auch nicht an der russischen Weihnachtsfeier beteiligen. Balkanstaaten. *Die Albanesen wollen nichts von Reformen wissen. Aus Serajewo wird nach Ex-Königin Marie von Hannover. Aus Gmunden kommt die Nachricht, das; die Königin Maric von Hannover an Bronchitis er krank! ist. Bei dem hohen Alter der Königin — sie steht im 86. Ledensiahre — ist ihr jetziger Zustand ernst zu nehmen. Königin Marie ist eine geborene Prinzessin von Sachfm Altenburg. Sie vermählte sich am 18. Februar 1843 mit den, damaligen Kron prinzen G.org von Hannover, dem Sohn der jüngsten Schwester der Königin Luise. Der König von Han nover starb am 12 Juni 1878. Der Sohn der Königin ist der Herzog Emst August von Cumber land. Die eine Tochter, Prinzessin Friederike, ist die Gemahlin des Frh. Allons von Pawel-Rammingen, während die andere Prinzessin Marie unvermählt bei ihrer Mutter in Gmunden lebte. Wien gemeldet, daß 4010 bewaffnete Miriditen die Straße von Prizrend nach Skutari besetzt hätten, um der Reform der Gendarmerie Widerstand entgegen zusetzen. *Jn Belgrad findet, da die Gesandten der auswärtigen Mächte sämtlich abgereist sind, kein Neujahrsempfang statt. König Peter reist am Neujahrslage nach Topola, wo er übernachtet. Aus der Reise begleiten ihn außer seinen Adjutanten zwei Minister. Amerika. * Aus der Negerrepublik San Domingo wird berichtet, Präsident Jimenes von der in Santiago errichteten provisorischen Regierung habe Santo Domingo beschossen. Eine Granate ist in der amerikanischen Gesandtschaft explo diert. — Dafür werden die „Nigger" schwer büßen müssen. Afrika. * Die letzt en 500 Burengefangenen, die sich bis dahin geweigert hatten, den Friedens vertrag von Vereeniging und die englische Herr- schast über Transvaal und den Oranjestaat an zuerkennen und bisher im Gefangenenlager von Ahmund-Nager eingeschlossen waren, haben sich jetzt, wie aus Bombay gemeldet wird, dort nach Südafrika eingeschifft. Bekanntlich hatte U falk. 10s Roman von Theodor Almar. (Fortsetzung.) „Was du auch sagen magst, Ludwig, der Brief bietet doch immerhin einen Anhaltspunkt und hat Frau Falk wunderbar ausgerichtet. Sah sie nicht wie verklärt aus, als Rosen ihr die Versicherung gab, nicht eher zu ruhen noch zu rasten, als bis er Licht in dieses Dunkel ge bracht haben würde?" „Darüber sag' ich auch gar nichts; es freut mich ganz außerordentlich, daß die Unglückliche sich wieder enger an unS anschließt, wieder hoffnungsreicher ins Leben blickt und nicht mehr so menschenscheu für sich dahin grübelt; aber deshalb braucht doch der Oswald nicht ge radezu ganz und gar nur für sie zu leben! Hast du's nicht bemerkt, wie sonderbar er sie manchmal anfieht?" „Wie er sie anfieht? Mir ist dabei nichts ausgefallen. Er bewundert die schöne Frau, was doch wahrhaftig nicht so sonderbar ist; denn trotz ihres Kummers hat sie etwas dämo nisch Liebliches in ihren Zügen," plädierte Frau Millner in weiblicher Selbstlosigkeit. „Ihre Schönheit lasse ich gelten, dagegen läßt sich nichts einwenden," fiel der Baurat ein, „und jetzt, nachdem sie sich wieder einiger maßen erholt hat, sieht sie entzückender als je aus — aber das ist ja eben das Gefährliche für Oswald; der Ärmste ist auf dem besten Wege, sich in di- schöne Frau wahnsinnig zu verlieben I* „Aber, Ludwig, was sprichst du nur da; wie kannst du auf so etwas kommen! Ein solcher Gedanke — schäm dich doch! Eine verheiratete Frau, eine Mutter von drei Kindern I" Der Baurat mußte lächeln. „Meine gute Marie," sagte er belehrend, „was find solche Kleinigkeiten gegenüber einer Männerleidenschast! Hatte Charlotte von Stein nicht schon sieben Kinder, als der junge Goethe ihr seine Huldigung darbrachte und viele Jahre hindurch in ihren Fesseln lag?" „Das ist kein Vergleich, lieber Mann; Frau Falk steht hoch über einer Frau von Stein; denn trotz der Schmach, welche über ihren Mann gekommen, lebt und webt sie nur für ihn. Oder siehst du nicht in dem unerschütter lichen Glauben an ihres Mannes Makellosigkeit und seine Rehabilitation die tiefste Liebe wur zeln ? Und auch dein Freund Oswald tritt in dieser Beziehung sicherlich nicht in die Fuß tapfen eines Goethe." „Ereifere dich nicht, liebe Marie; daß es so weit mit den beiden kommen könnte, glaube ich auch nicht. Jedoch Oswald ist Idealist in dieser Beziehung, und wenn er mit dem Bilde der schönen Frau im Herzen Junggeselle bliebe, wäre es um einen meiner schönsten Pläne ge schehen l" „Um einen deiner Pläne?" fragte Frau Millner neugierig. „Was hast du denn für einen Plan." „Je nun, siebst du nicht ohne Grund be stürme ich Oswald, endlich einmal wieder für einige Zeit zu uns zu kommen. ES wäre mir überhaupt lieb und ich wirkt schon lange da- sich General Dclarey nach Indien begeben, um für die Rückkehr dieser letzten Burengefangenen zu sorgen, und es gelang ihm, sie zur Unter weisung unter die Friedensbedingungen zu be wegen. Alle mit Ausnahme von zweien haben den Treueid geleistet. *Mit der Heerschar des Mullah haben die englischen Truppen, wie .Reuters Bureau' am Montag aus Aden meldet, ein siegreiches Gefecht gehabt. Die So malis verloren 1000 Tote. Zwei englische Offiziere wurden getötet, acht schwer ver wundet. Affen. * „Die Verhandlungen werden fortgesetzt." So meldet der Draht täglich aus Peters burg und Tokio. Die Friedensliebe der Russen scheint größer zu sein, wie die der Japaner. In Japan ist der Krieg gegen Ruß land volkstümlich; in Rußland ist man einem kriegerischen Vorgehen über haupt abgeneigt, wenngleich man in der Sache nicht gern nachgeben möchte. Nun hat auch noch China die Handelsverträge mit Japan und Nordamerika formell zum Abschluß gebracht, wodurch drei Häfen der Mandschurei, die sich tatsächlich in russischem Besitz befinden, den Japanern und Amerikanern geöffnet werden. Das ist neues Ol ins Feuer. Zudem heißt es, Japan zöge die Verhandlungen nur hin, um Zeit zu gewinnen, seine Rüstungen zu vervollständigen. VeMscber Keickstag. Am 12. d. wird die Sitzung durch den Präsi denten Grasen Ballestrcm eröffnet, der den Reichstagsmitgliedern ein herzliches „Prosit Neujahr" zurufl. Erster Gegenstand der Tagesordnung ist die d e f i n i ti v e W a h I des Präsidenten und der Vize präsidenten. Auf Vorschlag des Abg. v. Normann wird das bisherige Präsidium durch Zuruf wieder- gewählt. Die Gewählten nehmen die Wahl mit Dank an. Es folgt eine Reihe von Rechnungssachen, die meist ohne Erörterung erledigt werden. Bei der ersten Beratung der Übersicht über die Einnahme n und Ausgaben dcrSchutz - gebiete Kamerun und Togo für das Rechnungs jahr 1900 rügt Abg. Bachem (Zentr.) die wiederholten starken Etatsüberschreitungen, die sich unter dem ominösen Titel „Sachliche und vermischte Ausgaben" fänden, namentlich beim Kolonialetat. Der neue Reichs schatzsekretär sollte ein scharfes Auge auf diesen alten Fehler unseres Etats haben. Abg. Dasbach (Zentr.) bemerkt, daß die Rcchnungskommission sicher ihre Pflicht tue. Die Negierung kehre sich aber nicht an die Bewilli gungen. Es werde nicht eher besser werden, bis der Reichstag den Überschreitungen seine Genehmi gung versage. Darauf wird diese Übersicht an die Rechnungs kommission zurückverwiesen. Bei der Übersicht über die Reichsanleihen seit 1875 ist eine Zumwortmeldung des Abg. Kämpf (fr. Vp) übersehen worden. Auf Antrag des Abg. Richter sfr. Vp.) wird die Debatte wieder er öffnet. Abg. Kämpf fuhrt nunmehr aus, die Berliner Bö-se sei von ihrer Weltbedeutung zu einem lokalen Geldplatz herabgcsunken. Das könne im Falle eines Krieges zu einem schweren Unheil führen. Bedenk lich sei der niedrige Stand der 3 Proz. Reichs- an leihen. Der Weg der Subskription sei falsch, man muffe sie freihändig begeben. Zum Schluß fragt Redner an, wann die Börsengesctznovelle er scheinen werde. Reichsschatzsekrctär v. Stengel hält die Geld lage des Deutschen Reiches nicht für bedenklich. Eine Abbröckelung des Kurses sei überall erfolgt. Es sprachen zn diesem Gegenstand noch die Abg?. Arendt (freikons.), Semmler (nat.-lib.) und Dove fff. Vgg ). Der letztere stimmt dem Abg. Kämpf bei. Damit schließt die Diskussion. Die Denkschrift über die Anlcihcgesetzc wird genehmigt. Es folgt die Interpellation Trimborn ! (Zentr.) bclr. die Rechtsfähigkeit der Berufsvereinc j und die Errichtung von Arbeitcrkammern. Auf An- s frage des Präsidenten Graf Bollcstrem erklärt Staatssekretär Graf Posadowsky: Der Reichskanzler ist bereit, die Interpellation zu be- l antworten. Ich werde im Laufe der nächsten Tage i für, wenn er allgemach hier bei uns sich sein Nest bauen möchte. Er kann ja Amts- oder Kreisrichter werden, oder auch als Notar sich niederlassen. Ein Advokat würde hier noch hinlänglich sein Auskommen finden. Deine Schwester ist hübsch, klug und nicht gerade arm. Was aber die Hauptsache ist: Ich glaube, die beiden passen ganz vorzüglich für einander. Denke dir nur das schöne Familienleben, wenn die ein Paar würden! Außerdem glaube ich sicher, daß Oswald unserer lieben Erna nicht mehr gleichgültig ist." „Ja, leider — da muß ich dir beistimmen; ich glaube sogar, sie liebt ihn ernstlich, was mir nicht gerade paßt; denn sieh — ich hatte eben auch einen Plan in dieser Beziehung. Nämlich, als Herr von Werden bei uns seinen Besuch machte und sich vorzugsweise gern mit Erna unterhielt, dachte ich so bei mir, wie schön es wäre, wenn die beiden sich fänden. Daran ist aber gar nicht mehr zu denken, denn sie sympathisiert auch darin mit Rosen, daß sie gegen Herrn von Werden Stellung genommen. Ter interessante Mann, der gewiß ip den vor nehmsten und reichsten Familien mit einer Werbung willkommen geheißen würde, der miß fällt ihr! Sie weicht ihm sogar aus und neu lich meinte sie, er hätte zwei Gesichter, sie halte ihn für einen falschen Menschen." „Tas sagte sie? Ah, das ist nicht hübsch von dem Mädchen!" rief der Baurat ärgerlich und griff nach einer Zeituug, die er aber un- ewiMet wieder hinlegte. „Weißt du, ich fürchte, daß die jetzt beständig vorkommenden Reibe reien zwischen Oswald und Werden einmal ein dcni Präsidenten mitteilcn, zu welchem Termin er dazu bereit sein wird. Es folgt die Interpellation Auer betr. Maßregeln gegen die W u rm kr a n k h e i t. Sic lautet: „Was gedenkt der Herr Reichskanzler zu tun, um die unter den Bergleuten Deutschlands stark grassierende und bereits in bas Heer eingedrungcne Wurmkrankheit wirksam zu bekämpfen?" Graf Posadowski erklärt sich bereit, die Interpellation sofort zu beantworten. Zur Begründung der Interpellation erhält das Wort Abg. Sachfe (foz): Wenn stinerzeit unscr„ denselben Gegenstand betreffender Antrag nicht durch die Schuld des Zentrums zu Falle gekommen wäre, so hätte die Negierung sicherlich Veranlassung ge nommen, mehr zu tun, als es bisher geschehen ist. Die Zechenverwaltungen hatten sehr viel Geld zur Verfügung, um die Seuche einzudämmcn; sic nahmen aber das Geld aus Knappschaftsmittcln, zu denen auch die Arbeiter beitragen, und verwendeten es zu Barackenbautcn und andern Dingen. Unter diesen Umständen ist die Krankheit zu einer absoluten Volksseuche geworden, die nicht nur die Bergarbeiter, sondern die ganze Bevölkerung bedroht. Die Reichs- Regierung müßte Mittel bereit stellen, um der Seuche Einhalt zu tun. Da dies bis jetzt nichi geschehen ist, so fragen wir die Regierung, was sic nun zu tun gedenkt? Es müssen wissenschaftliche Kräfte aus gebildet werden, um der Krankheit zu begegnen. Die Berieselung soll sich als gefährlich erwiesen haben. Wie denkt die Regierung darüber? Die Berieselung ganz einzustellen, möchte ich warnen, weil sonst die schlagenden Wetter überhand nehmen können. Hoffent lich wird die Regierung ihre Pflicht tun, bannt die Arbeiter nicht durch die Wurmkrankheit weiter ge schädigt werden. Staatssekretär Gras Posadowsky: Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die Wnrmkrankheit unter den Bergarbeitern einen so ernsten Charakter angenommen hat, daß Wissenschaft und Technik un zweifelhaft verpflichtet sind, dafür zu sorgen, daß alles geschieht, was zur Bekämpfung dieser Krank heit nützlich und notwendig ist, und daß namentlich Fiskus und Private kein Opfer scheuen dürfen, um olle Maßregeln zu ergreifen, die Wissenschaft und T-chnik für notwendig halten. Der Minister be richtet über das Auftreten der Seuche in nicht-prcußi- fchcn Ländern und fährt fort: Der Herr Kciegs- minister hat mir mitgetcilt, daß die Militärärzte auf die Wurmkrankhcit aufmerksam gemacht worden sind. Bisher sind 40 Fälle von Wurmkrankhcit in der Armee gemeldet worden, 39 der Erkrankten stammen aus dem rheinisch westfälischen Kohlenrevier. Sechs der Erkrankten mußten wegen hochgradiger Blutarmut entlassen werden. Bei 28 nach Ableistung ihrer Dienstzeit als gesund Entlassenen wurde gelegentlich ihrer Untersuchung durch Knappschaftsärzte der Nach weis von Wurmeiern erbracht. Der Herr Vorredner hat verlangt, daß die ganze Bekämpfung der Wurm krankheit in die Hände des Reiches gelegt werde. Das ist nicht notwendig und auch nicht ausführbar. Nicht notwendig, weil die Einzclstaaten vollkommen im Besitz des ärztlichen Materials wie der wissen schaftlichen Jnstnutc sind, und nicht ausführbar^ weil die Bcrgbohcit nicht in den Händen des Reiches, fordern der Einzclstaaten liegt. Redner weist den Vorwurf des Abg. Sachse, daß die Zechenverwal tungen die Wurmkrankheit benutzten, um die Frei zügigkeit der Arbeiter zu beseitigen und Lohnbrücke- reicn zu treiben, entschieden zurück. Preuß. HandelSminister Möller: Alle Be teiligten müssen zusammen arbeiten, um die schäd- lickcn Folgen der Krankheit zu bekämpfen, und ich erkenne dankbar an, daß die Bergarbeiter-Zeitung mindestens anfänglich die Arbeiter darauf hinge wiesen hat, daß die Reinlichkeit die beste Bekämpfung der Wurmkrankhcit ist. In Preußen sind wir der Krankheit mit größter Energie zuleibe gegangen. Die Krankheit ist nicht ganz neu, sie ist ur sprünglich wohl nur in den Tropen vorhanden gewefen und hat sich zuerst in Europa bet dein Bau des Gotthard-Tunnels bemerkbar ge macht, wohin sie wahrscheinlich von italienischen Arbeitern cingeschleppt ist. In der ersten Hälfte der 80er Jahre hatte sie sich bei Lippeschen Zieglern ge zeigt In größerem Umfange ist sie dann in den 90er Jahren in den Bergwerken in die Erscheinung getreten und bereits 1895 hat Professor Löbker Vorschläge gemacht, welche die Grundlage aller späteren Polizeiverordnungcn auf diesem Gebiet in Preußen gebildet haben. Leider liegt cs in der Mcnschennatur, einer Gefahr erst dann scharf cnt- gegcnzutrcten, wenn man ihre Größe erkannt hat. R^bn-r geht auf die einzelnen in Preußen cr- wffcncn Vorschriften näher ein und bemerkt, daß die cingefübrte ärztliche Beobachtung bisher zu gMcn Ergebnissen geführt hat. Auf Antrag des Abg. Singer beschließt daS Haus die Besprechung der Interpellation und ver tagt sich dann. — > böses Ende nehmen werden; Oswald scheint eS fast darauf anzulegen." „Meinst du wirklich? Nun, das müssen wir zu verhüten suchen." „Verhüten, Frau, das ist leicht gesagt. Wo durch denn verhüten? Ich kann doch nm Os walds bloßer Laune willen so ohne Grund und Ursache nicht mit Werden brechen, zumal der Mann so überaus höflich und zuvorkommend gegen mich ist." »Zu einem Bruch würde ich dir auch nicht raten, anderseits aber müssen wir die beiden Widersacher nach Möglichkeit auseinander zu halten suchen, und was die Erna anbetrifft, die soll zur Tante." „Zur Tante? Weshalb denn — wozu? Nein, nein, Marie, laß sie nur hier bei uns, und sei nicht so ängstlich. Es wird sich alles klären, sobald wir erst in der Falkschen Sache durch all' die Wirrnisse hindurch sind. Auch ich habe mich, wie du weißt, durch Wort und Handschlag verpflichtet, mein möglichstes dazu beizutragen, dem Bösewicht nachzuspüren, der den guten Falk ins Zuchthaus gebracht. Sicher ist, daß hier eine Schmkerei ohnegleichen vor liegt. Nachher wird Oswald —" Der lebhafte Baurat hatte sich in solchen Eifer hineingeredet uud seine Frau hörte mit so großer Aufmerksamkeit zu, daß beide nicht bemerkt hatten, wie jemand von draußen her mit leichten Schritten die Stufen der Veranda erstiegen hatte und nun schon einige Augen blicke zögernd an der nur halbgeschlossenen Lür stand. „Bitte um Verzeihung, wenn ich störe —
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