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Onkelchon tat natürlich, als habe er nicht das Geringste gemerkt. Ruhig, leichthin. fuhr er fort: „Ja, sie ist nämlich nur ans der Durchreise. will nach Tirol zu einer verhei rateten Freundin. Ihr Trauerjahr ist ja nun um, und da will sie jetzt Wohl den Witwenschleier ablegen. Gott, ver denken kann ich es ihr ja nicht: sie ist 'ne hübsche junge Frau, nebenbei doch 'ne sehr gute Partie, denn der selige Doktor Bergmann hat ihr ein ganz nettes Vermögen hinterlassen. Also wird sie sich nun Wohl nach dem Leben zurücksehnen." Eine Stille trat ein, eine etwas peinliche Stille, die wohl eine Minute lang anhielt. Dann, da niemand auf die Neuigkeit reagierte, sprang der gute Onkel Klaus schnell zu anderen Gesprächsthemen über. Aber auch jetzt wollte die Unterhaltung nicht mehr so recht in Fluh kommen, denn dem jungen Hausherrn schien mit ein mal alle Laune abhanden gekommen zu sein; einsilbig, fast interesselos klangen seine Antworten. Und da lächelte Onkelchen pfiffig in sich hinein und em pfahl sich schleunigst. Seinen Zweck hatte er nun ja erreicht. Vorerst wollte er nicht mehr. Als Brnno allein war, ging er wieder hinaus aufs Feld. Denn jetzt gab es nur eins: arbeiten, arbeiten bis zur Be- wußtlosigkeit! Nur nicht nachdenken über das, was des Onkels Mitteilung in ihm wachgerufen hatte! So ging er denn mit wahrem Feuereifer seiner Beschäfti gung nach. Aber so emsig er sich auch in alle wirtschaftlichen Angele genheiten vertiefte, dennoch wanderten seine Gedanken immer ivieder zurück zu dem, was er hellte gehört hatte. Also sie wollte zurückkommen, — sie, sie, die einst sein Zaubertrauni gewesen war! Wie ein Wunder erschien ihm das. Und er sollte sie Wiedersehen, sollte noch einmal mit ihr sprechen? Nein, unmöglich, ganz undenkbar erschien 'ihm das. Nein, nein, das durste einfach nicht geschehen! — Bis in den späten Abend hinein blieb er draußen im Feld, erst nach dem letzten Arbeiter ging er heim. Es war, als habe er plötzlich Augst, zu Hause mit seinen Gedanken allein zu sein. Und beim Abendbrot dann war er gesprächiger denn je, sodaß die zwei Tischgeilossen baß verwundert waren; und als nach beendeter Mahlzeit der Inspektor Miene machte, aufzu stehen, hielt er ihn in Gesprächen weit über die gewöhnliche Zeit hinaus fest. Aber schließlich rückte die zehnte Stunde heran, und man trennte sich. Nun war er allein, ganz allein, nun war er seinen Ge danken und Erinnerungen rettungslos preisgegeben, denn an Schlafen war natürlich nicht zu denken. Sinnend saß er da und blickte traumverloren in die Nacht hinaus, —- —— sternhell und mondlicht war es draußen, Ian und mild; und ein Windhauch brachte den Duft von frisch ge mähtem Heu, die ganze Luft war voll von süßen Düften; lind durch die heilige Stille klang von fernher das sehnsüchtige Schluchzen einer Nachtigall, ja, so, genau so war auch, damals jene Nacht, die nun wieder mit allen Wonnen und' mit allen Schauern vor ihm erstand. Die Grete, die braune Grete, ja, ja, er hatte sie geliebt, er hatte sie angebetet, — sie war sein Zaubertraum gewesen! Damals, als er aus der Ferne heimgekehrt war, als er sich draußen Jahre lang hatte hermnstoßen lassen, als er unter Püffen und Knuffen 'des Schicksals znm ernsten Manne heran gereift war, da hatte er sie, seine Angebetete, gefunden. Er übernahm sein mütterliches Erbteil, das Gut. Einsam und von allen, aber auch voll allen verlassen, stand er da. Und seine Seele suchte nach einem Freund, nach einer gleichgestimm ten Seele. Und da plötzlich fand er sie, sie, sein alles. Der Himmel ging ihm auf, der ganze Hinimel mit all seinen Se ligkeiten. Denn er liebte znm erstenmal. All das tiefe Gefühl, das jahrelang im Herzen zurückgedrängt und versteckt gchal-, teu war, nun brach es hervor mit der ganzen heiligen Keusch heit der ersten, reinen, wahren Liebe. (Fortsetzung folgt.) U e b e r t r u m p f t. Dichter (und Reklameheld): „Ist etwa auch schon von Ihnen eine Büste angefertigt Worden?" Redakteur: „Das nicht; ich habe aber einmal 'nen ganzen Monat in Gips gelegen I" Bei der Theaterprobe. Direktor: „Sie spielen ja heute miserabel, Herr Kleinmüller? Was machen Sie denn?" Klein müller: „O, ich danke. Es geht mir ja soweit ganz gut!" M a l i t i ö s. A.: „Was, Sie können nicht schlafen? Ich trinke jeden Abend meine acht Glas Kulm bacher und schlafe wie ein Ochse!" B.: „Na, wissen Sie, sollte das Bier was dazu tun?" Grob. „Na, schöne Alpenfee, was würdest Du denn machen, wenn ich Dir hier in dieser Einsamkeit einen Kuß raubte?" „Da kunnt' ich Dir bloß no' meinen Korb geben, daß d' Deine Knochen Ham tragen kunnt'st!" Anzüglich. „Schlechte Zigarre, die Du mir an geboten hast!" „Geschenk von meinem Vetter!" „Würde ich zurückgeben!" „Wieso? — einem geschenkten Gaul sieht man nicht ins Maul!" „Aber man steckt ihn auch nicht hinein!" Ihre Auffassung. „Zu meiner neuen Winterjacke brauche ich aber unbedingt ein neues Kleid." „Kind, Kleider und immer wieder Kleider. Hast Du denn gar keinen Sinn für etwas Höheres?" „Höheres? Ja, Männchen, ich brauche auch einen Hut!" Schreckliches Gesicht. Meisterin: „Herjotte, die Milch is schonst ivieder sauer." Lehrbub (aus sicherer Entfernung-: „Warum kieken Se ooch immer rin?" „Warum trägt denn unser Bureanchef jetzt eine blaue Brille?" „Ach, der versucht dadurch nur den roten' Schimmer seiner Nase zu vertuschen." Truck und Benag: ICcuc Berliner Lerlaas-AnstaN, Ang. Krebs, Charlottenburg bei Berlm, Berlinerin. 40. Lcranuvorrlich inr die Siedattton der Hi-mcn Berttner Berlage-Anstatt, Ang. Krebs: Mai Eckerlcm, Charlottenburg, Wcanarerstr. io.