Volltext Seite (XML)
Jahrgang 1W8. Rr. 21. <Ki»t alter Held. Humoreske von Adolf Thiele. Nachdruck verboten- „Sucre bleu! Bleibt da schon wieder einer liegen? Seid Ihr Soldaten oder seid Ihr alte Weiber? Euch soll doch gleich tausend Donnerwetter in die Knochen fahren, Ihr Schwätzer Ihr!" — Also wetterte der Kapitän von seinem Gaule her unter in die Kompagnie hinein, die sich mühsam auf dem durchweichten Lehmboden dahinschlep pte. Dem Grenadier Bap tiste Caraffon ging dieses Fluchen durch und duzch. Wie gern hätte er sich im winkenden Chaussee graben Ruhe gegönnt, aber die Angst, die Her zensangst vor dem Ka pitän! Vor sich selbst hätte er es schon verantwortet. Es mußte doch auch Sol daten geben, die den Rücken decken; er hatte ja übrigens auch den Krieg nicht augefangen. Man hätte ihm nur sei nen eigenen speziellen Feind entgegenstellen sollen: er würde sich ge wiß mit ihm vertragen haben. Im Winter — man schrieb 1814 — hatte.man den kräftigen Burschen konskribiert, und das paß te ihm garnicht. In einer Art war der Krieg bisher allerdings ganz nach Caraffons Wunsche ver laufen: sein Regiment hatte den Feind noch nicht zu sehen bekommen. Eines Morgens jedoch, als Caraffon geradej den Kaffee für die Offiziere seiner Kompagnie gekocht hatte, siel Plötzlich ein Schuß. Es verdient bemerkt zu werden, daß der Kapitän außer seiner Leidenschaft für das Fluchen eine solche für den Kaffee hegte. Nun hatte Caraffon einer alten Tante das Geheim nis, einen guten Kaffee zu kochen, abgelauscht und sich durch diese schöne Gabe die Zuneigung seines Kapitäns erworben. Also es fiel ein Schuß, und gleich darauf knallte es noch ein paarmal. Der Kapitän gab die nötigen Befehle, trank seinen Kaffee aus und führte dann die Kom pagnie gegen den Feind. Caraffon, an Leib und Seele tief erschüttert, war jetzt nur von einem Ge danken beseelt, von dem glühenden Wunsche, sich seinem Vaterlande zu erhalten. Und ein günstiger Stern leuchtete demFried- sertigen. Während seine Kameraden in einer ihm unbegreiflichen Tollheit dahinstürmten, gelang es ihm, sich in ein verlassenes Gehöft einzuschleichen. Ein entsetzlicher Ge danke durchzuckte ihn, als er die Stalltür öffnete : an seinem Kopfe flatterte ein Huhn vorüber. Be bend kroch er in einen großen Futterkasten. Hier saß er nun still und hörte dem Schießen zu. Plötzlich bemerkte er, daß einezMaus sein Ob dach teilte, vor Mäusen hatte er immer riesige Angst gehabt, er suhralso mit einem vehementen Satze wieder zum Futter kasten hinaus. Leise schlich er nun in Vorderzimmer und blickte verstohlen auf die ver ödete Gasse hinaus. Vor- Iolephine: „Kitte, mein Kerr, Kriegsrus gefällig?" Kerr: „Kanu, wat haben Lie denn mit'» Kriegsrus ,u tun?" Josephine: „Alh bin ein Soldat Les Himmels." Herr: „Konnermctter, haben Sie et aber weit in die Halerne!"