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Allgemeiner Anreiger Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinöerat zu Bretnig. Lotal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Hau« i Mark 2v Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gesvaltene Korpu-zeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All« gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Uebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag l/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag '/»II Uhr einzusenden Nr. 90. Fchristleilung, Druck unü Verlag von A. ZAchuvig, Bretnig Sonnabend, den 9. November 1907. 17. Jahrgang. Die Kefselexploston auf dem Schul schiff „Blücher". Unsere Marine ist leider wieder von einem folgenschweren Unglück heimgesucht worden. An Bord de« bei Mürwik in der Flensburger Föhrde vor Anker liegenden, jetzt al« Hulk dienenden früheren Schulschiffe» „Blücher" explodierte am Mittwoch vormittag« der Hilf», dampskeffel, wobei nach teil bisherigen Fest stellungen acht Personen ihren Tod gefunden haben, wahrend 22 schwer verletzt wurden. Die Explosion erfolgte S Uhr 10 Minuten während des im Maschinenraume erteilten Unterricht« an di« Maschinistenanwärter. Von außen sah man plötzrich eine mächtige Rauch- und Feuergarbe, die das Schiff für einen Augenblick völlig einhüllle. Der Teil des Mittelschiffe«, in dem der Kessel ruhle, war völlig zerstört. Au« den Trümmern heran» waren laute» Schreien und entsetzliche Hilfe« rufe vernehmbar. Durch die gewaltige Ex plosion wurden die Leute gegen die Wände und Decken geworfen. Der Anblick, der sich den Zuhilfeeilenden bot, war wegen der Art der Verletzungen ein entsetzlicher. In der Hauptsache waren den Verletzten Beine und Arme abgeschlagen, anderen waren wieder die Köpfe abgerissen und die Brust total zerquetscht. Bis jetzt ist die Zahl der Toten und Verletzten Nicht genau festgestellt, man mutmaßt, daß die Zahl der Toten 8 beträgt. Die «eue Verhandlung im Pr-zetz Moltke Harden. Berlin, 7. Noo Die neue Verhand lung im Prozeß Moltke Harden wird voraus sichtlich in der letzten Woche de« November oder im ersten Drittel de« Dezember stattfinden. Der Beleidiguug-prozetz deS Reichs- kanzlerS. In dem Beleidigungsprozeß des Reich», kanzler« Fürst Bülow gegen den Schriftsteller Adolf Brand, der in einem Flugblatt: „Fürst Bülow und die Abschaffung de« § 175" den Reichskanzler homosexueller Neigungen be schuldigt hatte, wurde der Angeklagte Brand zu 1'/, Jahren Gefängnis verurteilt. Wegen Fluchtverdacht« wurde seine sofortige Verhaf tung angeordnet, LertlicheS «ud «»»stkck-- Bretnig. Am Mittwoch hielt der Homöopath R. Große au« Salzungen im Gasthof zur goldnen Sonne vor zirka 200 Personen einen Vortrag über oa» Thema: „Hautkrankheiten, deren Verhütung und Be handlung nach den Grundsätzen der Homöo pathie". Er erklärte zunächst die anatomische Zusammensetzung der Haut und ihre Funkti onen und dann di» verschiedenartigen Krank heilen und Krankheitsursachen: die chemischen, tierischen und pflanzlichen. Zur Verhütung von Krankheiten empfahl er neben der Haut pflege die homöopathischen Arzneimittel. Hier- auf verbreitete sich dir Vortragende recht eingehend über die Vererbung von Krankheiten, Kindererziehung und häusliche Krankenpflege. Die Au-sührungen de« Genannten, die vom Publikum aufmerksam verfolgt wurden, fanden lebhaften Beifall. Wünschenswert wäre e» nur, wenn derartige, rein sachliche Vorträge recht oft wiederholt würden. — Stille Tage. Am Bußtage und am Totenfestsonntage sind Konzerte und andere ge räuschvolle Vergnügungen, auch Privatbälle in Lokalen geschloffener Gesellschaften und in Prioatbäusern, theatralische Vorstellungen. Schaustellungen, öffentliche Auf- und Umzüge, Vogel- und Scheibenschießen, öffentliche Ver sammlungen aller An, Versammlungen der Innungen und anderen Genossenschaften ver boten. Doch dürfen am Totensestsonntage- wie auch am Vorabend de» Bußtage« Theater stücke, jedoch nur ernster Art, aufgeführt wer den. Auch an den Vorabenden der beiden Feiertage sind Tanzbelustigungen und andere geräuschvolle Vergnügungen, sowie Konzerte verboten. Dagegen sind ernste Mu sikstücke am Vorabend de« Bußtage» und Ver- sammlungen an den Vorabenden beider Tage bi« nacht» 12 Uhr gestattet. — Zur Stiftung eine» Allgemeinen Ehren zeichen». Se. Majestät der König hat die Urkunde über die Stiftung eines Allgemeinen Ehrenzeichen» vom 31. Januar 1876 und den Nachtrag dazu vom 18. Januar 1901 in nachstehender Weise abzuändern besohlen: 1) Da« Allgemeine Ehrenzeichen erhält von jetzt an die Bezeichnung „Ehrenkreuz". Was in der Stiftung-Urkunde unter dem Nachtrage vom 18. Januar 1901 über da» Allgemeine Ehrenzeichen bestimmt worden ist, gilt nun mehr von dem Ehrenkceuze. 2) Zur Erhöhung der Auszeichnung kann dem bronzenen Kreuze eine königliche Krone beigefügl werden (Ehren kreuz mit der Krone). Wird einem Inhaber de» Allgemeinen Ehrenzeichens ohne Kriegs dekoration oder in Zukunft einem Inhaber de» Ehrenkreuze» ohne Kriegsdekoration nachmal» da» Ehrenkreuz mit der Kriegsdekoration verliehen, so erhält er da» Ordenszeichen mit zwei hinter dem Mittelschilde befestigten gekreuzten Schwertern. Der letzte Satz de» Nachtrage» vom 18. Januar 1901 wird auf gehoben. 4) Wer da« Allgemeine Ehrenzeichen oder da« Ehrenkreuz schon besitzt, gibt, wenn ihm da» Ehrenkreuz mit der Krone oder mit der Kriegsdekoration oder mit beiden Aus zeichnungen zugleich verliehen wird, das vorher empfangene Ordenskreuz zurück- Die» gilt auch, wenn dem Inhaber de» mit der Kriegsdekoralion verliehenen Ehrenkreuze« nochmal» da- Ehrenkreuz mit der Krone und mit der Kriegsdekoratlon verliehen wird. — Der Oktober 1907 ist der wärmste seit etwa 200 Jahren gewesen. Seine durchschnitt, liche Temperatur mit mehr al» 13 Grad Cel- siu« überstieg oie normale um rund 4 Grad und kam derjenigen de» Mai nahe. Der November aber brachte nun schon da« erste Winterwetter, denn in den Nächten des 2. November herrschten bi» 5 Kältegrade. Großröhrsdorf. Die freiwillige Sanitätskolonne vom roten Kreuz, ein gar segensreiche» Institut, veranstaltet am morgigen Sonntag im Gasthof zum grünen Baum einen öffentlichen Unlechaltungsabend mit Darbiet ungen verschiedener Art. Indem wir zumBesuch der Veranstaltung auch an dieser Stelle Höf- lichst einladen, bitten wir um Beachtung de» diesbezüglichen, in heutiger Nummer befindlichen Inserate». — Am Montag wurde in der in der Zir- kusstraße in Drerven gelegenen Wohnung de« geschäftlich verreisten Schlosser« Rückert dessen Ehefrau und Stieftochter bewußtlos, den Mund mit Schaum bedeckt, vorgesunden. Einem so fort herbeigerufenen Arzte gelang es schließ lich, beide wieder zum Bewußtsein zu dringen. Wie ssch herausstellte, ist die Erkrankung aus den Genuß einer größeren Menge gekochter Kastanien in metallenem Gefäß zurückzusüh- ren. — Schwer bestrafte Pnche--mnen. E>e empfindliche Strafe mußten vor einigen Tagen zwei Kratzauer Damen am österreichischen Zoll amt in Zittau entrichten. Sie hatten e» unter nommen, spitzenbesetzleDamenhemden zu paschen, die fie unter ihrer Kleidung versteckt trugen. Kurz vor Abgang de« Zuge» wurden fie eurer hochnotpeinlichen Untersuchung unterzogen. Diese zeitigte das Ergebnis, daß die Pascher innen 553 Kronen Strafe entrichten mußten- Groß-Schönau, 6. Nov. Am Dienstag abend fand die Ehefrau eine» Bäcker, meister» ihren Mann im Bette tot mit durch, schnittenem Halse auf- Ein anhaltende» Lun. genletden hat ihn in den Tod getrieben. — Als am Dienstag mittag in der 12. Stunde da« mit Torfziegeln und Kartoffeln beladene Geschirr de» Gutsbesitzer« Kohl au» Düben von Ragewitz zurückfuhr, gingen zwi schen Haupitz und Bröhsen die Pferde durch. Die auf dem Wagen befindliche Frau Döche au» Döben und die 20 jährige Tochter Kohls wurden herausgeschleudert. Der Wagen ging über Frau Döche weg und tötete sie sofort. Die Kohl kam mit dem Schreck davon. — An Blutvergiftung gestorben ist die 20- jährigeLochter Mrnna de« Gutspachter» Gustav Klaub in Harthau. Da» jung« Mädchen hatte bei der Kartoffelernte in eine Hacke getreten, wobei e» sich eine unbedeutende Wunde am Fuße zuzog, der man weiter keine Beachtung schenkte. Tag» daraus ging da» Mädchen, da» kurz vor seiner Vermählung stand, mit schwarzen adiäcbenden Strümpfen bekleidet, zur Tanzmusik. Nunmehr sch-voll da» Bein derartig an, daß schleunigst ärztliche Hilfe herbeigeholt wurde. Leider war es schon zu spät; es lag schwere vlutoergislung vor. Fräulein Klauß starb am Montag nachmittag. Callenberg. Eine heitere Diebstahl«, geschichte spielte sich am Sonntag abend hier ab- Ein im Erbgericht eingekehrter Fabrikar beiter in Kirschau eignete sich beim Weggehen von den in der dunklen Hausflur stehenden Branntweinsässern ein kleineres Fäßchen Likör an und trug e» unbemerkt bi» an den Au-gang de» Dorfe». Bei der näheren Besichtigung seine» Raubes sah er, daß er Getreidekümmel erwischt hatte. Die» war jedoch nicht seine Sorte und so beschloß er denn, sich etwas Passendere» zu holen. Er verbarg da» Fäß- chen und ging zum Gasthof zurück. Hier wählte er sich ein Fäßchen Bittern au«; al» er e« aber forttragen wollte, kam der ihm un kannte Wirt hinzu und erbot sich, ihm tragen zu helfen. Der ungenierte Spitzbube war ganz erfreut darüber, einen Helfer zu finden und so trugen denn beide da» Fäßchen bis zur selben Stelle, an der da« zuerst gestohlene lagerte. Zum Danke für die freundliche Hilfe sollte sich nun der Wirt den Getreide kümmel nehmen, während sich der Dieb den Bittern behalten wollte. Man wird sich den Schreck de» vertrauensseligen Diebe» vorstellen können, al« sich der Wirt jetzt zu erkennen gab und ihm recht fühlbar begreiflich machte, daß Stehlen eine verbotene Sache ist. Wie verlautet, ist tue Sache zur Anzeige gebracht worden. Zwickau. Ein junge» Mädchen, da» ein halbgeleerte» Fläschchen mit der Hand fest umklammert hielt, wurde in der hiesigen Kaserne bewußtlos aufgefunden. Em Arzt stellte fest, daß eine Vergiftung durch Sudli mat vorliege. Da« Mädchen, eine 18jährige Kellnerin, unterhielt mit einem Offizier der hiesigen Garnison ein Lisbesverhältni» und wir dieser Tage von seinem Liebhaber einoe. laden worden, ihn aus seinem Zimmer in der Kaserne zu besuchen. Al» die Kellnerin dieser Einladung Folge leistete, traf sie in der Wohnung de» Offizier» eine Rivalin an; ver zweifelt griff sie zum Gift, um ihrem Leben ein Ende zu bereiten. Da« Mädchen wurde in bedenklichem Zustande in da» städtische Krankenhaus gebracht. Leipzig, 5. Noo. Ein traurige« Fa milienbild. Wiedereinmal hat ein Schnap»- teufet große» Unheil angerichtet. In dem Hause 70 vierte Etage in der Elisenstraße hat der 20 Jahre alte Arbeiter Rodert Oskar Gutte auf feinen 42 Jahre alten Vater ge« schossen und ihn an der Wange und der Brust verwundet. Der junge Mann stellte sich selbst der Polizei. Der Vater wurde in» Kranken haus geschafft. Der Vater, einst ein geachteter Kaufmann, rst jetzt Gelegenheitsarbeiter. Der Schnaplteufel hat ihn heruntergebracht. Da» wenige Geld, da» er verdient, vertrinkt er- Der Sohn ist ein nüchterner, fleißiger Mensch. Ec konnte schon längst da» Elend daheim nicht mehr ansehen und wollte sich dethalv oft da» Leben nehmen. Al« gestern der Vater aber mals betrunken nach Hause kam und Frau und Kinder mißhandelt» und dem Sohne ein unsittliches Verhältnis mit seiner Mutter voc- warf, schoß der Sohn, außer sich vor Zorn, aas oen Barer. —Otkar Gurte, oec die Waffe auf den Vater gerichtet hat, war zuletzt b« der Farina Heydel <L Sohn auf dem Güter- baynyof in Beschäftigung. Ec wird von dort al» ein sehr arbertsamer, zuvorkommender uno solider Mensch geschildert, dem jede Streit sucht und Roheit sernlag. Bei der Firma bekleidete er die Stelle eine» Rottenführer»; ec halte mehrere Arbeiter unter sich. Infolge seiner Zuverlässigkeit bezog Gatte mit den höchsten Lohn. Wre die Firma versichert, vertiert sie in ihm einen der besten Arbeiter. Vor dieser Zeit war Gutte in einer Bildhaue rei in der Schenkendorfstraße tätig gewesen. Luch von dort wird ihm da« beste Zeugni» au«gestellt. Ebenso von der Erziehungsanstalt Hohenleuben, wohin man ihn al« Schulkind wegen der in der Familie herrschenden Zwistig keiten gebracht hatte. Kirchennachrichten von Bretnig. 24. Sonntag n. Tcin.: 9 Uhr: Lese» gotte«dienst durch Herrn Kantor Schneider. Geboren: dem Zimmerer Max Emil Nitzsche eine Tochter; dem ansässigen Fleischer- meister Ernst Llwin Röntzsch eine Tochter; dem Fabrikarbeiter Bernhard Rodert Paufler ein Sohn. Getauft: Frida Helene, T. de» Tisch lers Friedrich Gerhard Rosenkranz. Getraut: Friedrich Emil Fichte, Fär ber, mit Olga Anna Schreier von hier. Gestorben: Emma Agne» verw. Schäfer geb. Zschiedrich, 52 I. 9 M. 28 T. alt. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf- Geburten: Moritz Walter, S. des Polierer» Wilhelm Moritz Kirstan 91 st. — Max Arthur, S. des Gutsbesitzer« Iuliu- Bernhard Schöne 57. — Hilüegart Johanna, T. des Bäckermeister» Arthur Wohlgemut 229. — Mmna Margarethe, T. de» Buchhalter- Gustav Llwin Focke 259 b. — Elsa Martha, T. de» Fabrikarbeiter» Alwin Bernh. Lüsche 35 b- Sterdefälle: Ein totgeborener -»nag'-.