Volltext Seite (XML)
i Selrat bel den Suscinnsnnern. Wie ein Afrikareisender Aurel Schulze mitteilt, besitzen die Moffaro-Busch- männer in der Kalahariwüste trotz ihrer mangelhaften Nahrung eine bewun derungswerte Ausdauer im Laufen; diese Eigenschaft und ihr wunderbarer Spürsinn setzen sie in den Stand, jedes verwundete Stück Wild zu verfolgen und einzuholen. Keiner dieser Busch männer darf eher eine Frau nehmen, bis er gezeigt hat, daß er eine unver- wundete Antilope im Dauerlauf ein- zubolen und zu erlegen vermag, was bekanntlich sehr schwierig ist bei der Schnelligkeit dieses Tieres und oft einen mehrstündigen Dauerlauf nötig macht. Hartherzige Väter begnügen sich aber damit noch nicht, sondern verlangen sogar mitunter die Erlegung einer Giraffe, und der Heiratslustige muß dann oft tagelang hinter diesem Wilde herlaufen wie ein Bluthund, bis er sie endlich erreicht. Hat er sie erlegt, so schneidet er ihr den Schwanz ab, bedeckt das Wild mit Buschwerk zum Schutze gegen Raubvögel und kehrt zum Lager zurück; sofort brechen dann alle Stammes- genoffen auf und folgen seiner Spur, bis sie das erlegte Tier erreichen, das sie ins Lager schleppen. Ohne sonstige Feierlichkeiten wird das Wild verzehrt und nachdem dies geschehen, nimmt der Freier seine Erwählte an der Hand und führt sie nach seinem Lager. Mir die Sdiweden die ^lulrkantenmörder bestraften. Die Wertschätzung, welche die Musik bei der schwedischen Nation vor Gustav Wasas Zeit genoß, scheint sehr gering gewesen zu sein. Das geht schon aus der Gleichgültigkeit hervor, mit welcher das Gesetz den Mörder eines Musikus behandelte. Der Mörder konnte die Erben abfinden mit neuen Schuhen, neuen Handschuhen und mit einer drei jährigen Kuh, deren Schwanz geschoren und mit Fett eingeschmiert wurde. Der Erbe mußte nun überdies noch eine be sondere Geschicklichkeit entfalten, wollte er die Kuh erlangen, denn man führte sie auf eine Anhöhe, trieb sie durch Schläge an, und der Erbe mußte sie an dem durch das Fett schlüpfrig gewordenen Schwanz festhalten. Gelang ihm dies nicht, entschlüpfte das Tier seinen Händen, so ward ihm statt des Lohnes nur Spott zuteil, und der Mörder zog mit seiner Kuh wieder davon. SSV Aindererziehung. ÜLrperlkcke Lücktlgung. Die Frau ist die Erzieherin des Kindes. Dem Mann ist es nicht mög lich, sich viel darum zu kümmern, weil er in der Regel durch seinen Beruf in Anspruch genommen wird. Und doch sollte er die Erziehung nicht ganz aus der Hand geben, damit das Kind nicht allzu weichlich wird und damit die Rute der Kinderstube erhalten bleibt, aus der empfindsame Frauen sie verbannen wollen. Wenn man nun die Frage, ob Rute oder nicht, in Ruhe betrachtet, so erscheint sie lediglich als eine Frage der Zweckmäßigkeit. Wer ohne Rute seine Kinder zu nützlichen Menschen heranzu bilden vermag, wohl ihm! Den meisten gelingt's nicht; sie nehmen, wo das Wort nicht fruchten will, den Stock. Wenn sie's damit erreichen, weshalb sollen wir ihnen in den Arm fallen? Wie aber nun im bürgerlichen Leben ^Strafandrohungen des Gesetzes ab- I schreckend wirken, so ist es auch im Leben /des Kindes. Ein Kind, das Böses nur /aus Furcht vor Strafe unterläßt, ist durchaus kein gutes Kind. Der Er zieher oder die Erzieherin darf sich nicht damit begnügen, sondern muß vor allen Dingen versuchen, das Gute im Kinde zu fördern. Wenn das ohne körperliche Strafe erreicht wird, dann ist es gut. Jedenfalls darf man nicht glauben, daß das, was bei einem Kinde gelingt, bei jedem anderen auch gelingen muß. Temperament und Charakter sind doch nicht bei allen Menschen gleich. Wir sind alle Stümper in der Erziehung, und wenn ein Kind über Erwarten gut ein schlägt, dann sollen wir bescheiden bleiben, denn unser Verdienst ist nur gering. Anderseits soll man dem, der nach bestem Wissen und Gewissen sein Kind erzogen hat, keinen Vorwurf machen, wenn das Kind mißrät. LZ Ungereimte Perlen. Wahre Zufriedenheit ist kein Werk der Notwendigkeit, kein Geschenk des Zu falles, kein Eigentum des Gedanken losen oder des Leichtsinnigen. Sie ist die Frucht vielen Nachdenkens und vieler Übung, die Frucht ruhiger, edler und mit allen unseren Gedanken und Empfindungen innig verwebter Grund sätze. * Der einzige Lohn für wahre Liebe ist Gegenliebe; alles übrige gehört in das Gebiet des Handels. * Eifersucht beim Manne ist Furcht be trogen zu sein. Bei der Frau ist sie das Entsetzen, übertroffen zu sein. * Einseitigkeit und Mangel an Kennt nissen begünstigen viel mehr die Selbst überschätzung als Vielseitigkeit und reiche Erfahrung. Daher die Jugend öfter kühn, unerschrocken und verwegen ist, als das Alter. LQV Bunte Geschichten. Ser »Ue ^ritr und der ^sknenjunker. Friedrich der Große bemerkte einst bei einer Truppenschau einen Fahnen junker, welcher für diese Stellung unge wöhnlich alt zu sein schien. Der König fragte ihn, wieviel Jahre er zähle und wie lange er gedient habe. Der Fahnen junker antwortete, er diene über neun Jahre und sei 28 Jahre alt. Der Monarch erkundigte sich bei dem Obersten, warum der Junker noch nicht zum Offizier vorgeschlagen sei — und ob er Fehler begangen habe, welche dies ver- boten hätten. Der Oberst antwortete, die Aufführung des Fahnenjunkers sei stets tadellos gewesen, aber er sei zu arm, um die Ausrüstung bestreiten zu können, welche ein angehender Offizier nötig habe. Da machte der König ein ernstes Gesicht und sagte: „Warum ist mir das nicht früher gemeldet worden? Die Armut ist kein Grund, einen Mann zurückzusetzen, wenn er sonst geschickt ist. Ich werde für die Ausrüstung des Be treffenden sorgen." Er ernannte den Fahnenjunker darauf zum Offizier, und da er stets nur Vorteilhaftes hörte, nahm er sich des Wackeren auch ferner ganz besonders an. Viebesglüdr. Im Theater zu Valencia wurde eines Abends ein Stück gegeben, in dessen Verlaufe sich einige Schauspieler unter das Publikum zu mischen haben, um vom Zuschauerraum-aus mitzuwirken. Kaum hatte nun der Künstler Miralles einen Sperrsitz in der ersten Reihe ein genommen, als ihm ein Taschendieb seine wertvolle Uhr entwendete. Der Schauspieler packte den Strolch beim Kragen und rief mit Stentorstimme: „Schutzleute, zu Hilfe! Ein Dieb! Ein Dieb!" Das Publikum glaubte, daß dieser Zwischenfall mit zum Stück ge höre und lachte darüber. Auch die Schutzleute belächelten den komischen Zwischenfall und rührten sich nicht vom Fleck. „Das ist keine Komödie", schrie jetzt der Künstler wütend, der Kerl hat meine Uhr!" Die Stimme klang so natürlich, daß das Publikum nunmehr über dieses ausgezeichnete Spiel in donnerndes Beifallsklatschen ausbrach. Inzwischen war es dem frechen Dieb gelungen, sich aus den Händen des Künstlers loszumachen und sich mit seinem Raube zur Tür hinauszuschleichen. Erst jetzt fand der arme Miralles Glauben und auch glücklicherweise bald Trost durch den Umstand, daß er von diesem Abend an der erklärte Liebling des Publikums wurde und infolge be deutend erhöhter Einkünfte seinen Ver lust leicht verschmerzen konnte. Gefährliche Berufe. Grollte kiLltdlütigkeit. Herr Hamilton, der Leiter einer in Nordamerika reisenden Menagerie, ward eines Tages von einem Irländer um Arbeit angesprochen und, da man gerade jemanden zum Reinigen der Tierkäfige brauchte, wurde der Mann angenommen, mit dem Auftrage, die Löwen- und Tigerkäfige sowohl innerhalb als außer halb gründlich zu reinigen. Der An kömmling machte sich sofort an seine Arbeit, während Hamilton seinen Ge schäften nachging. Einige Zeit darauf kam dieser zurück und war befremdet, die neue Arbeitskraft nirgends zu sehen. Schließlich fand er den guten Irländer in einem mit fünf Löwen besetzten Käfig, wo er in aller Gemütsruhe seine Arbeit verrichtete. Er ging auf höchst metho dische Weise dabei zu Werke, indem er den Boden mit kräftigen Besenstrichen kehrte, und dabei sich noch den Luxus erlaubte, jedem Löwen, der sich ihm zu fällig näherte, mit seinem Besen ziem lich unsanft über die Nase zu fahren. Die Tiere waren augenscheinlich so er staunt über des Mannes Gleichgültig keit und Unehrerbietigkeit ihnen gegen über, daß sie in einem Winkel kauerten, bis auch dieser ausgefegt werden sollte. Der Ire jagte sie ohne viel Federlesens mit Hilfe seines Besens weg und die Könige des Tierreichs ließen sichs ruhig gefallen und schritten, schweigsam und sozusagen ihrer eigenen Würde ver gessend, in ihrem Gefängnis umher. Herr Hamilton war gefaßt darauf, den Mann nicht mehr lebend den Käfig ver lassen zu sehen, da er sicher erwartete, daß die Bestien ihn in dem Moment seines Austretens aus dem Zwinger überfallen würden. Er rief daher schleu nigst einige der erfahrenen Arbeiter herbei und forderte den Iren auf, den Käfig zu verlaffen. Der wollte aber zuvor seine Arbeit vollenden und lachte über den Einfall, daß die Tiere ihm etwas zu leide tun würden, folgte aber schließlich der Aufforderung und verlieb den Käfig so heil, wie er gekommen war. Es brauchte einige Zeit, bis der Mann der großen Gefahr, der er ent gangen war, inne wurde und überredet werden konnte, sich des Rechens zum Reinigen des Inneren der Käfige zu bedienen, mittelst deren die Arbeit ohne Betreten des Käfigs in aller Ruhe be sorgt werden kann. Dte graue frau Roman von K. (17. Fortsetzung.) Im nächsten Augenblick fiel die Tür hinter ihm ins Schloß. Die Mutter hatte sich von Frau Magdalenens Fingern befreit und drängte den Widerstrebenden selbst hinaus. Dann wendete sie sich zurück. Sie schien jetzt ruhiger, gefaßter. „Was willst du von mir?" fragte sie und sah die Blinde fest an. -Aber Frau Magdalene war schwer in den nächsten Sessel gesunken. Das Blut sauste ihr plötzlich so eigen in den Ohren, ein Schwindel faßte sie. Und das Herz klopfte ihr zum Zerspringen. Wer noch einmal zwang sie den schwachen Körver. „Angela", stieß sie mühsam hervor. „Wo warst du, als wir die Schüsse hörten? Du warst nicht oben, nicht neben mir? Jetzt, ganz plötzlich fiel es mir ein —" „Nein", sagte Angela. „Ich war einen Augenblick in mein Zimmer gegangen." Es klang ziemlich gelassen und doch hörte die alte Frau den vibrierenden Ton einer furchtbaren, inneren Er regung hindurch. „In deinem Zimmer? In deinem Zimmer?" murmelte sie mehrmals vor sich hin. Sie hatte die Hände an die Stirn gepreßt und schien angestrengt nachzudenken. „Aber da war einmal etwas", murmelte sie, fast un verständlich vor sich hin. „Etwas Sonderbares, etwas Seltsames ... Ich besinne mich nicht mehr, Angela, ich kann gar nicht denken . . . Wer doch — doch —" Sie murmelte abgerissene Worte. Und so tief war sie in ihre Gedanken versunken, daß sie es gar nicht merkte, wie Kurt sachte die Tür öffnete. Leise trat er ein. Dort stand seine Mutter, die Hände wie abwehrend gegen die alte Frau gestreckt. Und dort lag die Großmutter in den Lehnsessel zurückgesunken . . . „Es war da etwas", murmelte sie undeutlich vor sich hin. „Ein Geheimnis; — das alte Haus — ja, ja — und ich eine junge Frau, jung und neugierig. Und Anselms Vater saß an seinem Schreibtisch. Draußen in unserem alten Haus in Nußdorf. Ja. Und er batte ein Papier vor sich — ein altes Papier — einen Plan — ja, einen Plan. Wie war es doch? Ein Gang — ein verborgenes Schloß —" Sie hatte sich mit einem Ruck erhoben. Irgendein Gedanke durchblitzte sie. „Das Versteck", sagte sie lallend. „Da — da war es. Und — Angela, von dir zu ihm — ich erinnere mich — ich — ich — der Gang!" Sie stand mit vorgeneigtem Kopfe und hatte ihr Antlitz nach Angela Gerhard gewendet. „Komm noch einmal hierher — näher, ganz nahe." Wer die Frau regte sich nicht. Sie sah mit wett offenen, entsetzten Augen nach der Greisin hin. Und die Blinde stand noch immer und starrte hinein ins Leere. Wer dann mußte ein Gedanke ihr Gehirn durchzucken, ein furchtbarer, grauenhafter Gedanke, vor dem sie selbst erschrak. Ihre Lippen wollten Worte formen. kjottner-Grefe. (Nachdruck verboten.) aber die Zunge gehorchte ihr nicht mehr; nur ein un artikuliertes Stammeln ward hörbar. Und dann plötzlich ein Stöhnen — ein Wanken. Mit einem dumpfen Auf schrei fiel Frau Magdalene Gerhard zurück. „Du — du —" Sie wollte noch etwas sagen, etwas Klärendes, Er lösendes. Aber als Kurt hinzustürzte, um sie empor- zurichten, war sie nicht mehr imstande, eine Silbe hervorzubringen. Schwer sank der weiße Kopf gegen seine Brust. „Großmutter!" schrie er auf, von einer großen Angst geschüttelt. Wer sie hörte ihn nicht mehr. . . Als der alte Hausarzt, welcher rasch geholt wurde, kam, konnte er nur einen Schlaganfall konstatieren. Und ein Schlaganfall in so hohem Alter —; er schüttelte sehr bedenklich den Kopf. „Ja — ja! Ich habe mir immer so was gedacht", sagte er gemütsruhig zu Frau Angela, welche ihn in ihren kleinen Salon geführt hatte, während Frau Magda lene zu Bette gebracht wurde. — „Die Aufregungen dieser Zett sind nicht ohne Folgen geblieben. Von einer Erholung der alten Frau kann kaum mehr die Rede sein. Vielleicht, daß noch ein paar lichte Momente sich einstellen." Er trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. „Aufgebraucht — aufgebraucht", sagte er vor sich hin. „Das alles war zu viel für sie. Nun ja, nun ja. Das Leben verrinnt ..." Er sprach noch lange fort. Wer die bleiche Frau dort am Fenster hörte ibn gar nicht. Sie sah still vor sich hin. Und jetzt war wieder in ihren Augen der Ausdruck einer unendlichen Sehnsucht. Wonach? Diese Frage schoß ihrem Ältesten wieder, wie schon manchesmal, durch den Kopf. Wer zugleich auoll ein tiefes Mitleid mit ihr in ihm empor. „Mama!" sagte er und zog die Zitternde, Bebende an sich. „Liebe, liebste Mama!" Sie schmiegte sich in seine Arme und legte das schöne Haupt fest an seine Brust. „Meine Kinderl Oh, meine Kinder!" stieß sie mühsam hervor. Da drängten auch die beiden anderen Söhne, die rasch geholt worden waren, herzu. Und sie alle legten wie schützend die Arme um die Frau, welche jetzt zu weinen begann, so bitterlich, so krampfhaft, als ob sie eine Last von ihrer Seele lösen wollte. Einige Stunden später war auch hier das Letzte über standen. Frau Magdalene Gerharb schied aus diesem Leben, ohne die Wahrheit, nach welcher sie sich so sehr sehnte, gefunden zu, haben. Kurz vor ihrem Tode be stimmte sie noch, daß ihr Lieblingsenkel Kurt ihr altes Haus in Nußdorf erben sollte. . „Versprich es mir, Kurt", hatte sie mit letzter Kraft gesagt — „versprich es mir, daß du nachsiehst! In Groß vaters Zimmer der alte Schreibtisch — der Plan — das Versteck — mein Gott, ich kann ia nicht denken, mein Korst