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Naunhofer Nachrichten Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden DicnStag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum deS nachfolgenden Tage? Schluß der Anzeigenannahme: Vormittag? II Uhr am Tage deS Erscheinen-. 35. Jahrgang. Freitag, den 7. August 1914. Nr. 93 WM et»er Vieri ettige» WL«W-nerte« GOM»taDsseU«M Ortsblatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend Vet«g»vreis: Frei in- Hau- durch Au-träger Mk. 1.2V vierteljährlich. Frei in- HauS durch die Post Mk. 1.30 vierteljährlich. «nkS*»is«»-e*: Für Inserenten der Amt-Hauptmann« schäft Grimma 18 Pfg. die fünfge« spaltene Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige 15 Pfg- Bei Wiederholungen Rabatt. Verlag rmd Druck: L Eule, Nasuhof. Redaktion: Ausruf! Unter den im Lande befindlichen Ausländern, besonders Russen, befindet sich eine große Anzahl Leute, von denen Spionage und Störung unserer Mobilmachung zu besorgen ist. Während man die russischen Landarbeiter ihre Arbeit ungestört verrichten lassen soll, ist es notwendig, besonders die im Lande studierenden und die seßhaften unruhigen Elemente scharf zu beobachten. Ich fordere die Bevölkerung auf, sich an der Ueberwachung derselben zu beteiligen und bei dringendem Verdachte sür Festnahme und Ablieferung an die Zivilbehörden zu sorgen. Der Schuh unserer Eisenbahnen, Telegraphen und Bahnhöfe verlangt für die nächste Zeit die größte Aufmerksamkeit. Leipzig, 4. August 1914. Der kommandierende General. v. Lasfert. Amtliches I. Bis aus weiteres hülfen die im Bezirke der Kgl. Amts houpimannschafi Grimma einschließlich der Siädte Eoloitz, Grimma und Wurzen aufhälilichen Personen russischer und französischer Staatsangehörigkeit von abends 8 Uhr bis morgens 6 Uhr ihre Wohnstätten nicht verlosten. Die OrtSpolizeibehörden haben die Durchführung dieser Anordnung in geeigneter Weife strengstens zu überwachen. 2. Das Betreten des Geländes an allen Eisenbahn- und sonstigen Brück n über die Mulde ist verboten. Bei Zuwiderhandlungen wird von den Brückenbewachungen schars geschossen werben. Wurzen, Grimma, Colditz, den 4. August l914. Die militärischen Befehlshaber. Obcist Garcke. Oberstleutnant Bvbsicn. Die Königliche Amtshauptmannschaft. v. Bose. Die Stadlräte. Dr. Seetzen. Lobeck. Liebert. Stadtgemeinderatssitzung Freitag, den 7. August LSI4, abends 8 Uhr. Die Tagesordnung befindet sich an der Ratstafel im Rathausdurchgange. Raunhof am v. August 1914. Der Bürgermeister. Latcrnenwärter Gesuch Zur Bedienung eines Teiles der hiesigen Straßenlaternen wird baldigst ein Laternenwärter gesucht. Die jährliche Vergütung beträgt 400 «^. Gesuche sind bis zum LS. d.M. hier einzubringen. Naunhof, am 1. August 1914. Der Stadtgemeinderat. Bekanntmachung Der Postverkehr zwischen Deutschland und England ist gänzlich eingestellt und findet auch auf dem Wege über andere Länder nicht mehr statt. Es werden daher keinerlei Postsendungen nach dem angegebenen fremden Lande mehr angenommen, be reits vorliegende oder durch die Briefkasten zur Einlieferung gelangende Sendungen werden dell Absendern zurückgegeben Der private Telegraphen- und Fernsprechverkehr zu und von diesem Lande ist ebenfalls eingestellt. Kaiserliche Ober-Postdirektion. Bekanntmachung. Da die Reichs-Postverwaltung eine namhafte Zahl ihrer Beamten zum Feldheere teils für den Dienst mit der Waffe teils zur Wahrnehmnng des Feldpostdienstes abgegeben hat, werden voraussichtlich an manchen Orten die Beamtenkräste nicht mehr ausreichen, um die seitherigen! Dienststunden der Postämter für den Verkehr mit dem Publikum in ihrer vollen Ausdehnung aufrecht zu erhallen. Die Postämter sind daher ermächtigt worden, ihre Dienst- stllnden einzuschiänken, soweit die unabwetsliche Notwendigkeit dies bedingt und es ohne wesentliche Beeinträchtigung der Ver- kehrsbedürfniffe geschehen kann. Der Staatssekretär des ReichS'Postamts. Kranke. Englands Kriegserklärung. Berlin, 4. August. Kurz vor 7 Uhr erschien der engliche Botschafter, Sir Goschen, auf dem Auswärtigen Amt, nm den Krieg zn erklären nnv seine Pässe zu fordern. Was im Stillen befürchtet und vermutet wurde, es ist eingetrelen: England hat sich auf die Seite unserer Gegner geschlagen, es hat uns den Krieg erklärt. Nun stehen wir mit "Oesterreich-Ungarn allein da in der Runde der Völker. Allein, aber kraftvoll, gewappnet bis an die Zähne, entschlossen, den Kampf zu führen auch gegen drei Fronten, mutig, tapfer, bis der Arm uns sinkt im Streit um unser Recht. Fürwahr, ruchloser und frivoler ist noch nie ein Krieg vom Zaune gebrochen worden, als dieser, der uns von Rußland und seinen Verbündeten aufgezwungen wurde. Die ganze Verruchtheit und Verlogenheit der der Ententepolitik, sie zeigt sich hier im grellsten Lichte. Doppelt klar wird uns heute, warum Rußland, Frank reich und England ein Netz von Spionen über unser Land verbreiteten. Aber: noch lebt die deutsche Treue und die deutsche Kraft! Kinier dem Keere steht das Volk, und wisset, Ihr Feinde ringsumher: nicht umsonst soll das Blut unserer Väter, Söhne und Brüder vergossen, nicht um sonst all der Jammer und das Kerzeleid über unser Vaterland gekommen sein: die gerechte Sache ist mit uns, und Gott ist unser Bundesgenosse. Ist Golt für uns, wer mag wider uns sein? So ziehe denn dein Sturmband fester, du wackerer, deutscher So dat! Greif mit der nervigen Rechten zum erprobten Siegesschwert, und schmettere es nieder auf die Köpfe, darin Falschheit und List sich eingenistet. Laß blaß werden die Lippen, die das Wort „Frieden" aufs schimpflichste entweiht! Es geht um Weib und Kind, um Kaus und Kerd um alles, was deutschen Kerzen teuer ist. Dies Bewußtsein gibt der Seele Schwung, den Armen Kraft, gießt neuen heiligen Zorn in das Gemüt. Vorwärts! Ihr braven Männer, die Luch das Vaterland ruft. Vorwärts, drauf und dran, und Gott mit Euch! Zusammentritt des Reichstages. Die Thronrede. Berlin, 4. August. Der Kaiser eröffnete mittags l llhr den Reichstag mit einer Thronrede, in der er zunächst darauf hinwies, daß wir fast ein halbes Jahrhundert lang und besonders während der Wirren der letzten Jahre in erster Reihe standen, um den Völkern Europas einen Krieg zwischen den Großmächten zu er sparen. Nach Erwähnung der Ursache des österreichisch- ungarisch-serbischen Krieges heißt es weiter: Bei der Verfolgung ihrer berechtigten Interessen ist der verbündeten Monarchie das russische Reich in den Weg getreten. An die Seite Oesterreich Ungarns ruft uns nicht nur unsere Bündnispfltcht, uns fällt zugleich die gewaltige Aufgabe zu, mit der alten Kulturgemein- schafl der beiden Reiche unsere eigene Stellung gegen den Ansturm feindlicher Kräfte zu schirmen. Mit schweren Kerzen habe ich meine Armee gegen einen Nachbar mobilisieren müssen, mit dem sie auf vielen Schlachtfeldern gemeinsam gefochten hat. Mit aufrichtigem Leid sehe ich eine von Deutschland treu bewährte Freundschaft zerbrechen. Rußlands Mo iv sei unersättlicher Nationalismus. Frankreichs Verhalten könne uns nicht überraschen, denn es hege alte Kofs- nungen und alten Groll. In aufgedrungener Notwehr mit reinem Gewissen und reiner Kand ergreifen wir das Schwert. An die Völker und Stämme des Deutschen Reiches ergeht mein Ruf: Mit gesamter Kraft, in brüderlichem Zusammen- slehen mit unseren Bundesgenossen zu verteidigen, was wir in friedlicher Arbeit geschaffen haben, nach dem Beispiel unserer Väter, fest und getreu, ernst und ritterlich, demütig vor Gott und kampfesfroh vor dem Feind. So vertrauen wir der ewigen Allmacht, die unsere Abwehr stärken, und zu gutem Ende lenken wolle. Auf Sie, geehrte Kerren, blickt heute, um seine Fürsten und Führer geschart, das ganze deutsche Volk. Füssen Sie ihre Entschlüsse einmütig und schnell. Das ist mein inniger Wunsch! Der Kaiser setzte der Thronrede folgendes hinzu: Sie haben gelesen, meine Kerren, was ich zu meinem Volke vom Balkon des Schlosses aus gesagt habe. Ich wiederhole: Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur Deutsche (stürmisches Bravo), und zum Zeichen dessen, daß sie fest entschlossen sind ohne Partei unterschied, ohne Stand- und Konfessionsunterschied zusammenzuhalten, mit mir durch Dick und Dünn, durch Not und Tod, fordere ich die Vorstände der Parteien auf, vorzutreten und mir dies in die Kand zu geloben. * Die KrieMzun- -es Reichstags. es. Berlin, 4. August. Das Kaus und die Tribünen sind überfüllt. An den Tischen des Bundesrats haben sich sämtliche Staatssekretäre, alle preußischen Minister und die Vertreter sämtlicher Bundesstaaten cingefunden. Um 3'/, Uhr erschien der Reichskanzler im Saale. Der Präsident der bisherigen Tagung Dr. Kaempf eröffnete darauf sofort die Sitzung und auf Antrag des Abg. Gras Westarp (k.) werden dann unter lebhaftem Beifall die bisherigen Präsidenten und Schriftführer wtedergewählt. Präsident Dr. Kaempf: Der Kaiser hat bereits den Wunsch ausgesprochen, das Präsi dium des Reichstags heute abend 7 Uhr zu empfangen. (Lebhafter Beifall.) Ich hoffe daß ich dann Seiner Majestät mitteilen kann, daß die sämtlichen vorliegenden Gesetzentwürfe Annahme gefunden haben. (Stürmischer, anhaltender Beifall.) Darauf nimmt sofort das Wort Reichskanzler o. Bethmann Kollweg: Ein gewaltiges Schicksal bricht über Europa herein. 44 Jahre lang haben wir in Frieden gelebt und den Frieden Europas beschirmt. In friedlicher Arbeit sind wir stark und mächtig geworden und darum geneidet. Mit zäher Geduld haben wir es ertragen, wie unter dem Vorwande, daß Deutschland kriegslüstern sei, in Ost und West Feind- schäften genährt und Fesseln gegen uns geschmiedet wurden. Der Wind, der da gesäet wurde, geht jetzt als Sturm auf. Wir wollten in friedlicher Arbeit weiterleben, und wie ein unausgesprochenes Gelübde ging es vom Kaiser bis zum jüngsten Soldaten: Nur zur Verteidigung einer gerechten Sache soll unser Schwert aus der Scheide fliegen. (Einmütiger starker Beifall.) Der Tag, da wir es ziehen müssen, ist erschienen. Gegen unseren Willen, gegen unser redliches Bemühen! Rußland hat die Brandfackel an das Kaus gelegt. (Stürmisches Sehr richtig!) Wir stehen in einem aufge- zwungenen Kriege mit Rußland und Frankreich. Wir haben Ihnen eine Reihe von Schriftstücken vorgelegt. Lassen Sie mich die Tat sachen herausheben, die unsere Kaltung kennzeichnen. (Der Reichs kanzler hebt von lebhaften Entrüstungsrusen und stürmischen Beifalls- Kundgebungen begleitet, das Wichtigste aus dem bereits veröffent lichten Telegrammwechsel hervor.) Wir sind jetzt in der Notwehr, und Not kennt kein Gebot. Unsere Truppen haben Luxemburg be- setzt, vielleicht auch schon belgisches Gebiet betreten müßen. (Lebh. Beifall.) Frankreich hat uns dazu gMwnaen. Wir steyen Schulter an Schulter mit Oesterreich.Ungarn. Was Englands Kaltung betrifft, so hat Sir Edward Grey im Unterhaus den Standpunkt klargesteut. Mir haben der englischen Regierung erklärt, daß, solange sich Eng land neutral verhält, unsere Flotte die Nordküste Frankreichs nicht