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Nachrichten für Naunhof : 08.06.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178785101X-191906089
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178785101X-19190608
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178785101X-19190608
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-06
- Tag 1919-06-08
-
Monat
1919-06
-
Jahr
1919
- Titel
- Nachrichten für Naunhof : 08.06.1919
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„Die Regierung aufzufordern, bei der Reichsleikung dahin zu wirken, daß die Verpflegung der Negierungstrup pen der zivilen Bevölkerung gleichgestellt wird." Dazu bemerkt die Unabhängige Volkszeitung: „Dieser Antrag dürste von her breiten Masse des Volkes als sehr zeit gemäß empfunden werden." -Merkwürdig! Jetzt auf einmal! Wie war es aber sn Leipzig? Und in Pirna? In Leipzig und in Pirna dienten nachgewiesenermaßen, wie auch in der Volkskammer sestgestellt wurde, die 3000 Mann Sicherheitstruppen einzig und allein den Zwecken der U. S. P. Diese Truppen waren „Regie- rungslruppen" der Leipziger Diktatoren. Bekamen etwa sie dieselbe Verpflegung wie die Zivilbevölkerung? I bewahre! Wer Gelegenheit hatte, mit diesen nunmehr glücklicherweise ent waffneten Leipziger Regierungstruppen zusammenzukommen oder, wie wir dazu Gelegenheit hatten, sse beim Mittagessen zu beobachten, mutzte mit Neid feststellen, daß sie mehr als das Doppelte der Nahrung der Zivilbevölkerung bekamen. Es ist nichts als widerliche Heuchelei der Unabhängigen, wenn sie jetzt, nadem ihnen ihre Prätorianer-Garde entwaffnet ist, die Bevöl kerung auf einmal auch wegen der Verpflegung gegen die Re gierungstruppen aufzuputschen versuchen. Hier wie überall zeigt sich die Unehrlichkeit der Unabhängigen. Da, wo sie die Macht haben, vernichten sie die Pretzsreiheit. Wenn aber sie selber die Preßfreiheit in schamloser Weise mißbrauchen und die Regie rung sieht sich gezwungen, sie einzuschränken, um Katastrophen zu verhüten, so schreit die U. S. P. Zeter und Mordio. Stadtgemeinderats-Sitzung (Nichtamtlicher Bericht vom 5. Juni 1919 abends ^8 Uhr.) Anwesend sind: Kerr Bürgermeister Willer als Vorsitzender, sowie 2 Stadträte und 8 Stadtverordnelen-Mitglieder. Als ent schuldigt fehlen. Stadtr. vr. Richter und Stadtv. Kühne. Zur Ver handlung stehen 16 Punkte: 1. In der Bausache des Kerrn Martini, Grimma betr. Errich tung eines Doppelwohnhauses (mit separaten Eingängen) in der Lenau- straße wird unter den üblichen Bedingungen Befürwortung erteilt. 2. Gegen das Gesuch des Postamts um Verlängerung der Fern sprechleitung in der Schillerstratze werden Einwendungen nicht erhoben. 3. Von der Aushebung der Verträge über die Gas- und Wasser lieferung an die Staatsbahnoerwaltung wird Kennlnis genommen. 4. erfolgt Durchberatung des Ortsgesetzes über die Ruhezeit sür Gehilfen, Lehrlinge und Arbeiter in offenen Verkaufsstellen. Die Einhaltung über das Ofsenhalten der Verkaussläden soll sich auch aus solche Verkaufsstellen erstrecken, die kein Personal der bezeichneten Art beschäftigen. Sladto. Kackelberg wünscht, daß die Zeiten über das Offenhalten der Verkaufsläden von Zeit zu Zeit amtlich im Lokalblatt bekannt gemacht werden, um etwaigen Zweifel darüber fernzuhallen: diesem Anträge soll entsprochen werden. Im übrigen findet das Ortsgesetz durch gen. Ergänzung Genehmigung. 5. Der Vorsitzende gibt das Ergebnis über die diesjährigen Grasnuhungen bekannt und wird den Zuschlägen Genehmigung er teilt. Einige wesentliche Erträgnisse belaufen sich wie folgt: Die Lehmgrubenwiesen an der Fuchshainer Straße 739 Mk. (1918: 1210 Mark), der 2. und 3. Teich 222 Mk. (1918: 405 Mk ). Die Straßengräben 464 Mk. (1918: 312 Mk.), die Grundstücke an der Kläranlage 1995 Mk. (1918: 766 Mk.), die Kläranlage selbst 700 Mark (1918: 321 Mk.). 6. Zur Unterhaltung des Schlotzmühlen-Bades wurden bisher aus städtischen Mitteln 200 Mk. gewährt, ferner noch 100 Mk. für das Baden der Schulkinder, sowie 3000 cbm Wasser kostenlos hier für abgegeben. Dem Gesuch des Schlotzmühlenbesitzers um Weiter gewährung der bisherigen städt. Beihilfe und unentgeltliche Abgabe der Wassermenge wird entsprochen, jedoch unter der Bedingung, daß das Bad einer gründlichen Reinigung unterzogen wird. Es wird allgemein darüber Klage geführt, daß das Bad vollständig unrein resp. verschlammt sei, so daß selbiges bei dem weiteren .unsauberen Zustande nur wenig benutzt werden würde. Sämtliche Mitglieder, namentlich aber die Stadtv. Meusel und Oberläuter treten dafür ein, datz sofort etwas getan werden müsse, um das Bad der Allgemeinheit, namentlich aber den Schulkindern, wieder ohne Scheu zugänglich zu machen. In diesem Zustande würden nur Krankheits- kelme erzeugt resp. weitergetragen, anstatt daß ein Bad auf den Menschen wohltuend wirke. Es mußte allerdings auch anerkannt werden, daß eine geeignete Pumpe bei den jetzigen Zeiten schwer zu bekommen und außerdem mit hohen Kosten für den Besitzer ver knüpft sei. Im Interesse unserer Stadt soll innerhalb 14 Tagen eine gründliche Reinigung des Schlotzmühlen-Bades vorgenommen werden und wird dem Besitzer hierfür ein Beitrag von 100 Mk. zuerkannt, ferner soll selbiges nach erfolgter Reinigung von zwei Stadtv.-Mit gliedern besichtigt werden. 7. Die den Militäranwärtern vorbehaltenen Beamtenstellen sollen nach den gestellten Bedingungen ausrechterhalten werden. 8. Von der Mitteilung des Vorstandes des Sachs. Gemeindetages über Arbeitgeber-Verbände, Beamtenausschüsse und die Gemeindelehr- anstall wird Kenntnis genommen. 9. Der Vorsitzende gibt eine Verfügung der Amtshauptmannschaft über die Bildung von Einwohnerwehren (Nachtwachen) bekannt, die lediglich zum Schutze des Eigentums gestellt werden sollen. Kierbei platzten die Gemüter tm Stadtoerordnetenkollegium zeitweise heftig aufeinander und wurde die Sache zu scharf vom Standpunkte der Partei anstatt von hoher objektiver Warle aus beurteilt. Allerdings liegt direkte Veranlassung nicht vor, in unserem friedlichen Städtchen eine derartige Sicherheitswehr zu gründen — immerhin durste man die Sache nicht allzu schwarz ansehen. Wenn hier verschiedentlich Einbrüche und Plündereien vorgekommen sind, so doch wesentlich gering, im Verhältnis zu manchen anderen Orten. Datz unser Eigen tum auch künftig nach Möglichkeit geschützt werden soll, darauf wer den unsere Nachtschutzleute ein scharfes Augenmerk haben. Geeigneter noch als Einwohnerwehren dürste sich die Anschaffung eines „Polizei hundes" erweisen. — Was sür eine Meinung bei unseren Stadtvälern über die Bildung einer Einwohnerwehr vorherrschte, darüber einige wichtige Darlegungen. Im übrigen haben sämtliche Mitglieder an dieser Aussprache sich rege beteiligt. Stadtv. König ist der Ansicht, datz mit dem Augenblicke, wo in Naunhof eine derartige Wehr ins Leben gerufen würde, Ruhe und Frieden unter unserer Arbeiterschaft gestört und böses Blut ge- stistet würde. Er sei deshalb ein Gegner, auch mit Rücksicht darauf, datz hier bisher Ruhe und Ordnung geherrscht habe. — Stadtv. Krübler erblickt hierin einen „verkappten Militarismus" und be merkte, man wolle damit nur einen leisen Druck ausüben. — Stadtv. Schimpf meint, man dürfe die Einwohnerwehr nicht mit Noske- Truppen verwechseln, sie solle lediglich nur zum Schutze des Eigen tums, als Nachtwache dienen. — Stadtr. Thiemann vertritt die Ansicht, daß diejenigen Kerren, die beschützt werden wollten, die Letzten sein würden, die sich zur Bürgerwehr melden, der Arbeiter würde immer wieder das Karnickel sein: ihm aber könne nicht zu- aemutet werden, daß er sich noch des Nachts hinstelle, wo er den Tag über habe schwer arbeiten müssen. — Stadtv. Meusel stellt richtig, daß die Einwohnerwehr nicht zum Schutze der Bürgerschaft, sondern zum Schutze der gesamten Einwohnerschaft gebildet werden solle, aber es frage sich nur, wer würde den dadurch entstehenden Kostenaufwand decken? Er halte es für richtiger, wenn behördliche Organe verstärkt würden, solche seien sympathischer als Einwohnerwehr. — Der Vor sitzende bemerkt hierzu, daß eine Vermehrung der Nachtwache nach dem Umbau des städtischen Grundstücks in Aussicht genommen sei, — Stadtv. Krübler führt ein Beispiel über die Kandhabung des Nacht wachdienstes aus seiner Jugendzeit an und bemerkt, datz ein solches System unbedenklich erscheine, er halte dies sür annehmbar. Sein Antrag in diesem Sinne wird leider von seinen eigenen Parteifreunden mißverstanden und falsch widerlegt. — Stadtv. Oberläuter stellt die falsche Auffassung des Stadtr. Thiemann, welcher sich über den Vorschlag des Stadtv. Krübler sehr entrüstet zeigt, richtig und betont, datz ein solcher Wachtdienst nicht in Soldatenform, sondern in der einfachsten Einwohnersorm erfolgen könne — es sollen keine Keere aus der Erde gestampft werden. — Stadtv. Kerfurth hält eben falls in Anbetracht der hier herrschenden Ruhe die Bildung einer Ein wohnerwehr sür überflüssig, tritt aber sür eine Verstärkung der Nacht schutzleute und deren genügende Bewaffnung ein, wie auch Stadtv. Oberläuter für dringend erforderlich hält, datz den Nachtschutzleuten Kilssleute beigegeben werden, die diese beim Wachchalten unterstützten. — Stadtv. König meint, man solle unsere Einwohner nicht unnötig belasten. In dem Moment, wo ihnen eine Waffe in die Kand ge drückt würde, sei das Milizsystem eingerichtet und dieses System sei entschieden zu verwerfen. — Der Vorsitzende ergreift, um der wettschweisenden Debatte ein Ende zu machen, das Schlußwort und hebt hervor, datz die Bildung einer Einwohnerwehr nur in der ein fachsten Weise gedacht sei, neige aber auch zu der Ansicht, datz es wieder wie bisher in der Kauptsache die Arbeiterklasse sein werde, die sich in den Dienst zum Schutze des Eigentums stellen würde, andere Kreise dürften sich zurückhaltend zeigen, die Erfahrungen von früher (namentlich bei der Pflichtfeuerwehr) lassen daraus schließen. Eine zwangsweise Keranziehung passe aber nicht in die heutige Zeit und solle deshalb künftig die Bewaffnung und Vermehrung der Nacht schutzleute noch besser organisiert werden. — Die Bildung einer Ein wohnerwehr wird abgelehnt. 10. Es finden einige Beschlüsse des Gasanstalts-Ausschusses Er ledigung. U. a. wird zugestimmt, datz das Gasaufgeld aufgehoben, dafür aber die zeitweise Gassperre eingetreten ist. Ferner soll ab 1. Juli das Gasgeld von 40 auf 60 Pfg. und die Gasmessermiete um das Vierfache erhöht werden. 11. Den Beschlüssen des Bauausfchusses wird Zustimmung erteilt und Kenntnis genommen von der sich nötig machenden Entfernung der Kastaniendäume in der verl. Bismarckstratze sowie von der Ein führung des elektrischen Lichts und Ausbesserung der Ratskeller- Wirtschaft. 12. Stadtv. Oberl-äuter gibt Kenntnis von seinem persönlichen Vorstelligwerden in Dresden, wonach eine Staatsbeihülse sür die Stadt Naunhos zur Ausführung der Kleinwohnungsbauten in diesem Jahre nicht gewährt werden kann. Es wird beabsichtigt, die Vor arbeiten trotzdem zu erledigen und Pläne ausarbeiten und vorlegen zu lassen, da eine staatliche Beihülfe für nächstes Jahr in Aussicht gestellt sei. Die Anfertigung einer kostenlosen Zeichnung von Kerrn Koppe soll aufrecht erhalten werden. 13. Von dem Eingang der Kostenanschläge für den Umbau des Kaufes Lange Straße 1 wird Kenntnis genommen und sollen die selben durch den Bauausschutz geprüft werden. Kiernach fordert Kerr Baumeister Kerfurth 12400.— Mk. und Kerr Baumeister Oehmichen 10742.50 MK. 14. Einige von den hier weilenden Sommerfrischlern haben an die Stadtgemeinde Naunhof das Ansinnen gestellt, in den Gassperr- zetten für sie Ausnahmen zu gewähren, wie selbige auch mit in die Kohlenversorgung unserer Stadt eingeschlossen zu werden wünschen. Dieses Verlangen sand der Stadtgemeinderat als zu weitgehend, Kohlenkarten seien zwar noch genügend vorhanden, aber keine Kohlen, denn unsere Einwohnerschaft kann nicht einmal mit dem notwendigsten Feuerungsmaterial versorgt werden, weshalb in beiden Punkten glatte Ablehnung erfolgte. 15. Die Aufbringung der 20000 Mk. für die letzten Gehalts und Lohnzulagen wurden aus Mitteln der Kriegsanleihe bewilligt. 16. Die hier beschäftigten städtischen Straßen- (Nolstands-)Arbeiter sind an den Stadtgemeinderat mit einem Lohnzulagegesuch heran- getreten und beanspruchen eine Erhöhung von 1.25 Mk auf 1.70 Mark pro Stunde, rückwirkend ab 1. Mai. Es wird beschlossen, den Stundenlohn auf 1.50 Mk. zu erhöhen, ab Montag, 2. Juni. Kiermit war die umfangreiche Tagesordnung der öffentlichen Sitzung erledigt. ?. Sächsische und Lokal« Mitteilungen Naunhos, den 8. Juni 1919. — Zu den Psingslfeierlagen. Launenhafte Witterung und Temperatursturz, wie wir sie mit dem Beginn der Psingstwoche wie der vielfach in Deutschland erleblen, wollen um diese Jahreszeit nicht mehr viel bedeuten. Ueber Nacht kann der Kimmel stets wieder ein heiteres Gesicht machen, und allen Wünschen nach günstigem Sonnen schein für eine Fußwanderung Rechnung tragen. So werden auch die Konzerte und fonstigen Feiertags-Veranstaltungen ihr dankbares Publikum haben. Frische Birkenzweige werden auch in dieser Pfingst- zeit Türen und Fenster schmücken, aber in manchem deutschen Keim wird auch der Kriegsgefangenen gedacht werden, die gegen alles Völkerrecht noch in Frankreich und Belgien schmachten und Fron arbeit verrichten müssen. Grünes Laub schmückt auch die Lokomo tiven zum Feiertagsoerkehr. Manche alte und hart mitgenommene Maschiene ächzt und stöhnt, aber sie tut ihre Schuldigkeit bis zum Aeutzerslen. Der Pfingstverkehr ist noch nicht wieder unbeschränkt, die Fahrterlaubnisscheine sind nicht sortgesallen, und die Zahl der Waggons, und damit die der Plätze, bleibt begrenzt. Um so ange- brachtet ist es, ans den Psingstauspflügen die engere Keimat genauer kennen zu lernen. Allüberall herrscht Grünen und Blühen, Wald und Flur wetteifern um den Preis der Schönheit, und der in diesem Jahre wieder gesteigerte Festtagsputz der Ausflügler erhöht die Mannigfaltigkeit des farbenreichen Bildes. — Naunhof. Kirchemusik am 1. Pfingstfeiertag: „Es pran gen Kaus und Garten", Pfingstlied von Schietterer, gesungen vom Ev. Iungfrauenoerein. Kirchenmusik am 2. Psingstfeierlag: „Der Geist des Kerrn geht durch die Welt." Motette von Keinrich Schöne, gesungen vom freiw. Kirchenchor. — Naunhof. Das am 1. Feiertag in der Wa l ü s chä nk e geplante Nachmittag-Konzert kommt in Wegfall, dafür findet Früh schoppenkonzert statt. — Im Ratskeller konzertieren am 3. Feiertag die Leipziger Saronia-Sänger, und künden für den Abend ein auserwähltes Großstadtprogramm an. Im übrigen ist ja sür die Festtage hinreichend sür Vergnügungen gesorgt. — Naunhof. Voraussichtlich wird Mittwoch, den 18. Juni, abends 8 Uhr im groben Sternsaale sür die hiesige Schulgemeinde ein öffentlicher Elternabend stattsinden. Kerr Lehrer Richter wird über die Einheitsschule und Kerr Schuldirektor Schäfer über die örtlichen Schuloerhältnisse sprechen. Außerdem soll die Wahl der Schulpflegschaft erfolgen. Näheres darüber wird noch in diesem Blatte mitgeieilt werden. — Naunhos. Die Ausgabe der Steuerzettel ist in diesen Ta gen erfolgt. Es wird deshalb manchem Leser lieb sein, zu wissen, was er bei der Nachprüfung seiner Einschätzung zur Staatsein kommensteuer zu beachten hat. Nach den Vorschriften des Ein- kommenfteuergesetzss gelten hinsichtlich des Lohn-, Gehalts- und Ge- schäftseinkommens sür die Einschätzung aus 1919 folgende Grund fätze: Es unterliegen in diesem Jahre der Einschätzung: Feststehende Bezüge, (Gehälter, seste Wochen- oder Tagelöhne usw. von be- stimmlerKöhe) mit demIahresbelrage, der zur Zeit der diesjährigen Einschätzung bezogen wurde. Schwankende Bezüge (Stücklöhne, Tantiemen, Vergütungen sür Uederstunden, Provisionen usw. von unbestimmter Köhe) mit dem Iahresbetrage der im Kalenderjahre 1917 verdient wurde. Das Einkommen aus Kandel und Gewerbe nach dem Durchschnitte der Geschäftsjahre 1915, 1916 und 1917. Wenn Einnahmen der vorgenannten Arten noch nicht so lange be stehen, was bei ^Kriegsteilnehmern der Fall ist, so ist der Stand zur Zeit der diesjährigen Einschätzung zum Anhalt zu nehmen. Das letztere gilt bei feststehenden und schwankenden Lohn- usw. Bezügen. Ebenso beim Einkommen aus Kandel und Gewerbe, soweit das Ge schäft eines Kriegsteilnehmers während des Krieges ruhte. Der Be- fteuerung unterliegen auch die Ansprüche aus der Erwerbslosen-Unter- ftützung. Gegen zu hohe Einschätzungen kann innerhalb 3 Wochen vom Empfange des Steuerzetiels ab gerechnet, Reklamation bei der Bezirkssteueretnnahme eingewendet werden. Reklamationen sind nach FZ 51 und 54 des Einkommevsteuergetzes unter eingehender Darlegung der Einkommens- und Vermögensoerkältnisse gehörig zu begründen und zu bescheinigen. Wichtig ist, daß Beitragspflichtige mit Lohn- oder Gehaltseinkommen ihrer Reklamationen eine Be- scheinigung ihres Arbeitgebers beizusügen haben. Zur schnelleren Erledigung der Reklamationen ist das unerläßlich. Gesuche um Er laß oder Stundung von Steuern sind bei der Gemeindebehörde einzureichen. Aus diesem Grunde dürfen solche Gesuche nicht mit Reklamationen verbunden werden. Die Einkommensteuer solcher Personen, deren Steuervflicht infolge ihrer Entlassung aus dem Kriegs- dienst im Steuerjahre bereits vor der Beendigung der allgemeinen Einschätzung eingetreten ist, ist monatweise mit der Maßgabe zu be rechnen, daß die im Kataster ausgeworsene Jahressteuer nur aus die Zeit vom ersten Tage des Monats ab, der auf den Eintritt der die Steuerpslicht begründenden Tatsache folgt, bis zum Schluß des Steuerjahres erhoben wird. Im Inseratenteil der heutigen Nummer weift die seit 1865 be- stehende Wasch-, Bleich- und PlNlanstall K. Reinhardt in Leisnig auf ihre vor kurzem in Raunhof, Waldstraße 4« (kein Laden) errichtete Anna hme fiel le hin. Der Betrieb der Firma befindet sich in Leisnig auf der Muldenwiese mit einem ca. 16000 qm großen Bleich- und Trockenplätze. Die Wäsche wird in schvnendster Weise und bei sachgemäßer Behandlung gewaschen und geplättet. -s- Dem Wirtschaftsleben in Sachsen droht eine ungeheuere Katastrophe. An zuständiger Stelle wird mitgeteilt, daß es unmög lich ist, den Bahnverkehr, die Elektrizitätsversorgung, die Gasver sorgung in bisheriger Weise aufrecht zu erhalten, wenn nicht in aller nächster Zeit eine ganz bedeutende Erhöhung der Kohlenförderung möglich ist. In8bis10Tagen muß mit großen Ein schränkungen des Verkehrswesens gerechnet wer den, wenn die Kohlenförderung bleibt wie bisher. Bekanntlich hat der Bergarbeiterverband neue sehr weitgehende Forderungen ausge- stellt. Die Regierung ist bestrebt, auf dem Verhandlungswege die Differenzen zu beseitigen und so einer Katastrophe vorznbeugen. — Ueber die neuen Formen des militärischen Grußes hat die Reich-regierung u. a. verordnet: Vorgesetzte, im Dienstrang Köhere und Untergebene haben sich gegenseitig zu grüßen. Der Untergebene und Rangniedere soll im Gruß zuvorkommen. Die gleiche Gruß pflicht besteht zwischen Angehörigen des Keeres und der Marine. Der Gruß wird von allen Keeresangehörigen in der Bewegung, im Stehen und im Sitzen durch Anlegen der rechten Kand an die Kopf bedeckung und freies Ansehen des Gegrüßten ausgesührt. Grußbe wegungen mit der Peitsche, Reitstock und dergleichen sind unstatthaft. Radfahrer, Kutscher und Krastwagensührer sind während der Fahrt vom Gruß besreit. — Posten vor der Wohnung des Reichspräsiden ten, des Ministerpräsidenten und des Reichswehrmtnisters erweisen Such diesen den vorgeschrtedenen-Gruß durch Stillstehen. Geschlossene Abteilungen erweisen nur ihren unmittelbaren Vorgesetzten imOffizier- rang Ehrenbezeigungen. Die Grußpflicht ruht bei Ansammlungen, Verfammlungen usw. — Leipzig. Eine Räuberbande von zwölf Per sonen fest genommen. Am Sonnabend den 3l. Mai erfuhr die Kriminialpolizei die Nummern von drei Leipziger Autodroschkcn, mit denen mehrfach Räubersahrten in die Umgebung Leipzigs und auch nach dem Preußischen hinüber ausgesührt sein sollten. Die Droschkenführer wurden feskgenommen und an der Kand des Ver brecheralbums konnte noch in der Nacht der Besteller der Droschken ermittelt und dingfest gemacht werden. Auf Grund des vorhandenen Beweismaterials konnten dem Festgenommenen alsbald mehrere Raudansälle in Mühlen in Leipzigs Umgebung nachgewiesen werden, und schließlich bequemte sich der Festgenommene, der einer der Führer der Räuberbande ist, zu einem umfassenden Geständnis. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag wurde nun in das Weißwaren- geschäst von Reiter in der Kurzestraße eingebrochen und Stoffe usw. im Werte von annähernd 25000 Mark gestohlen. Die Einbrecher, vier an der Zahl, wurden von zwei Schutzleuten überrascht und, als diese zur Festnahme schreiten wollten, entspann sich ein hestiger Kampf, bei dem aus die Schutzleute mehrere Schüsse abgegeben wurden. Die Schüsse gingen fehl, doch wurden die Schutzleute bei dem Kampf nicht unerheblich verletzt, so daß die Festnahme der Einbrecher zunächst nicht gelang. Einige Stunden später wurde aber die Kehlerin der gestohlenen Sachen, die sie in einem großen Korbe beiseite schaffen wollte, durch Zufall festgenommen und die Sachen zum größten Teil gesichert. Die mit aller Energie sofort ausgenommenen krimtnalpolizcilichen Erörterungen führten alsbald zur Ermittelung und Festnahme der gesamten Räuberbande, die aus l2 Köpfen bestand, und cbensalls zur Festnahme eines Leipziger Gastwirts und eines Leipziger Kauf mannes, die gestohlenes Mehl und entwendetes Vieh angekaust hatten. Zwei der Festgenommenen sind ehemalige Angehörige der Leipziger Marine-„Sicherheits"wehr. Bei den weiteren Ermittelungen stellte sich dann heraus, daß es sich um eine außerordentlich gut organisierte, bewaffnete Räuberbande handelte, die auf allen ihren Streifzügen die Waffen zur Einschüchterung der Beraubten gebraucht hat. Bisher konnten den Festgenommenen solgende Straftaten einwandfrei nach- gewiesen werden: Zwei Raudansälle zum Nachteile des Windmüllers Iakob Kuber tn Gastewitz bei Grimma, bei denen sie auf die Mühlenbewohner schossen. Ein Raubanfall und ein versuchter Raub in der Mühle des Müllers Fleischhammer in Altenha 1 n, bei denen die Täter mit Gesichtsmasken arbeiteten, in Gegenwart der Familie fdes Mühlenbesihers, die durch vorgehaltene Schußwaffen eingeschüchtert wurde, die getamten Lebensmittel verspeisten und neben Kleidungsstücken noch ' z Zentner Fleisch- und Wurstwaren und 700 Mark raubten. Ferner ein Raubansall in Werben bei Pegau, ein Raubansall in Boblos bei Naumburg, ein Treibriemendiebstahl in Alienhain, ferner in der Gegend von Dürrenderg usw. Die Stehler und Kehler wurden dem Standgericht zur Aburteilung übergeben. — Niesa. Zu unbesoldeten Stadträlen wurden drei der aus scheidenden Mitglieder wieder- und zwei Sozialdemokraten, Schersfig und Richter, neu gewählt. — Dresden. Ernennung. Der Geheime Regicrungsrat Dr. Morgenstern, Vortragender Rat im Wirtschaftsministerium, wurde zum Kreishauptmann von Zwickau ernannt. — Dresden. Verschwundene Brillanten. In der Dresdner Bevölkerung macht das aussehenerregende Gerücht die Runde, datz in dem weltberühmten, in den Räumen des früheren königlichen Schlosses untergebrachten Grünen Gewölbe, welches Kunst- schähe von ungezählten Millionen birgt, Abgänge zu verzeichnen fein sollen. Das Museum war seit der Revolution geschlossen und wurde von den im Schlosse untergebrachten Truppen bewacht. Das Gerücht besagt nun, datz die wertvollsten Diamanten in den Kunstgebilden durch falsche Steine ersetzt worden seien. Eine Bestätigung war bis jetzt nicht zu erlangen, doch heißt es weiter, datz grotze Bestechungen vorgekommen wären,-durch welche das Verbrechen ermöglicht wor den sei. Das ist kaum zu verstehen, da seit der Revolution das Museum dem Publikum nicht mehr zugängig war. Amtliche Auf klärung wäre jedenfalls am Platze. — Falkenstein i. v. Auslösung des Arbeiislosen- rates. Keule Mittag ist sine Verordnung des Regierungsbeauf tragten Grund und des Obersten von Berger erschienen, in der ge- sagt wird, datz der Ardeitslosenrat in seiner jetzigen Zusammensetzung sich Befugnisse angematzt habe, die über das Matz dessen hinaus- gehen, das ihm als Vertretung der Interessen der Arbeitslosen zu- fällt. Es wird daher angeordnet: 1. Der Arbeitslosenrat wird mit dem heutigen Tage aufgehoben. 2. Die Interessenvertretung der Ar beitslosen übernimmt der Arbeiterrat. Er wird aus Kreisen der Arbeitslosen Kilfskräfte heranztehen.die dann in Erwerbslosenfragen be- ratende Stimme haben. Die Bezahlung und Unterbringung regelt der Ar beiterrat. 3. Die Räume im Rathaus, die dem aufgelösten Arbeits- losenrat zur Verfügung standen, sind bis 4. Juni 1919, 2 Uhr nach mittags zu räumen. 4. Wer sich den in Punkt 1 bis 3 gegebenen Anordnungen dieser Verordnung widersetzt oder ihnen nicht Folge leistet, wird, falls nach den bestehenden Gesetzen nicht schwerere Strafen verwirkt sind, mit Gefängnis bis zu einem Jahre und mit Geldstrafen bis zu 10000 Mark oder mit einer dieser beiden Strafen belegt. Kirchennachrichten. I. Psingstfeierlag. Naunhos. Vorm. '/,10 Uhr FestgotleSdicnst. — Kirchenmusik deS Jung srauenvercinS. — Nachm. 2 Uhr Kindergottesdienst. — Nachm. 3 Uhr Taufen. II. Psingstfeierlag. Naunhof. Vorm. '/,10 Uhr FestgolteSdienst — Kirchenmusik des Frcim. KirchenchorS. — Nachm. 2 Uhr Taufen. Spielplan der Leipziger Theater. Neues Theater. Sonntag 7 Uhr: „Tannhäuser". Montag 7 Uhrr „Carmen". Dienstag '/,8 Uhr: „Salome". Altes Theater. Sonntag V,8Uhr: '.Diebeiden KlingSbera". Montag '/-8Uhr: Flachs mann als Erzieher". Dienstag '/,8 Uhr: „College Crampton". Neues Operetten-Theater. Sonntag '/,8 Uhr: „Der liebe Augustin". Montag Uhr: „Schwarz- waldmädel". DienStag '/,8 Uhr: „Der Bettelstudent".
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