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Naunhofer Nachrichten Ortsblatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. B^ugspreiS: Frei inS HauS durch Austräger Mk. 1.20 vierteljährlich. Frei inS HauS durch die Post Mk. 130 vierteljährlich. Mit ei«er TLußMert«« Epa«ta-S-MaM Verlag rmd Druck: Gü«z är Eule, Naunhof. Redaktion: Nuideel WÄNA, WMmDiH, Anküad1-«»se«: Für Inserenten der Amtshauptmann« schäft Grimma 12 Pfg. die fünfge spaltene Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige 15 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt. Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum deS nachfolgenden Tage?. Schluß der Anzeigenannahme: Vormittags 11 Uhr am Tage des Erscheinens. Nr. 24 Mittwoch, den 25. Februar 1914. 25. Jahrgang. Amtliches Stadtgemeinderatssitzung Mittwoch, den LS. Februar LS14, abends /z7 Uhr. Tages-Ordnung. Erbauung eines Wasserwerkes. Milkelm 1. von -Adamen. »Unser Land ist reich und ergiebig, aber es ist keine Ordnung darin; so komm denn und regiere uns!" sagten vor mehr als tausend Jahren die Abgesandten des russi schen Volkes zu dem Wiking Rurik, der denn auch kam und ihr erster Gesamtherrscher wurde. Fast wörtlich wiederholt sich dieses Schauspiel jetzt zwischen den Ab gesandten des albanischen Volkes und wiederum einem germanischen Fürstensproß, dem Prinzen Wilhelm zu Wied. Ordnung soll er schaffen mit starker Hand in einem reichen und ergiebigen Lande, das aber zerrissen ist durch viel hundertjährige Blutfehden, Ordnung schaffen wie einst auch der Burggraf Friedrich von Hohenzollern aus Nürn berg in der Mark Brandenburg. Er hat sich dem neuen Werke gelobt, und der Führer der Abordnung, der oielgesürchtete Essad Pascha, hat seinerseits dem neuen König namens des Volkes der Schkipetaren Treue geschworen. Nun zieht in wenigen Tagen der hochgewachsene Potsdamer Gardeoffizier hinaus, um eine neue Dynastie der Pflichtgetreuen am Adriatischen Meer zu begründen, so wie an Donau und Schwarzem Meer Karl von Hohenzollern als König von Rumänien es ihm vorgelebt hat. Eine ganze Anzahl größerer und kleinerer außerdeutscher Staaten in Europa, darunter Rußland und England, hat Herrscherhäuser deutscher Ab stammung, und macht mit deren Energie die besten Er fahrungen. Auch der neue König von Albanien ist von den sechs Großmächten, unter deren Schutz er sein Amt antritt, auserwählt worden, weil sie der deutschen Ge wissenhaftigkeit vertrauen; und Wilhelm zu Wied wird dieses Vertrauen sicherlich nicht zuschanden werden lassen. Es hat lange Jahrzehnte gedauert, bis Rumänien aus einer Wüstenei ohne Wege und Eisenbahnen zu einem modernen Staate entwickelt war, und so wird auch Albanien nicht sofort erblühen, nicht sofort aus einer Ge meinschaft von rauhen Analphabeten zu einer solchen von hochgezüchteten Kulturträgern werden. Manches wird uns vorerst operettenhast anmuten. Schon die Phantasie uniform, in der der neue Herrscher in Durazzo landen wird, ist mehr auf das kindliche Staunen der Schkipetaren zugeschnitten als auf Feldgebrauch: ein weißer Waffenrock mit viel Silberstickerei und dunkler Husarenverschnürung, dazu eine weiße Fellmütze mit Reiherstutz und Doppel adler; so etwa trug sich auch der „Oberst" Schiel bei den Buren, annähernd so war übrigens auch die Montur der Meldereiter unseres 15. Armeekorps während der kurzen Zeit ihres Bestehens vor Umwandlung in Jäger zu Pferde. Auch gibt es wohl kaum eine Operette mit Balkanfürsten als Helden, in der sie nicht auch in dieser Uniform glänzten. Der Hofstaat des Königs wird durch die wilden 200 Leibwächter, die Essad ihm stellt, ebenfalls eine ganz eigenartige Note erhalten. Der gleichen haben wir 1878 bei dem damals neuerstandenen Bulgarien schon erleben können, wo ein ehemaliger preußischer Kürassierleutnant der erste Kavallerieinstrukteur bei dem Battenberger wurde und in Phantasie-Uniformen schwelgte. Aber das ist nur immer der Anfang, die wirkungsvolle Inszenierung, und nachher kommt die ernste Arbeit, die in Albanien auch nicht ausbleiben wird. Dem neuen König geht ein guter Ruf voraus, denn die Königin von Rumänien, seine Muhme Carmen Sylva, hat von dem bisher recht unbekannten preußischen Ulanen rittmeister aus ihrer familiären Kenntnis heraus ein glänzendes Bild entworfen, das durch die ganze südost europäische Presse gegangen ist. Dazu kommt, daß er auf die Abgesandten des Volkes einen imponierenden Eindruck gemacht hat; schon daß er eines Hauptes länger ist, denn sie alle, kommt ihnen „majestätisch" vor. Nun bat er auch schon die Genehmigung dazu erteilt, daß sein kleiner Stammhalter, der freilich vorerst weder albanisch noch auch deutsch sprechen kann, sondern ein großer Bub erst werden soll, einen neuen Namen in sein Taufregister erhalten soll: Skanderbeg. Das ist der große Nationalheld der Schkipetaren. Auf Wilhelm 1. von Albanien wird also einst, wenn — keine Umwälzung alles über den Haufen wirft, Skanderbeg 11. folgen, und da durch wird von vornherein zum Ausdruck gebracht, daß die Herrscherfamilie den Willen hat, ganz in dem neuen Volke aufzugehen, wie das Haus Holstein-Gottorp in Rußland russisch, das Haus Welf-Koburg in England englisch geworden ist. Au diesen Gedanken müssen wir uns von vornherein gewöhnen, um uns deswegen „keine Schwachheiten einzubilden", weil wieder ein deutscher Fürst eine europäische Krone erhält. Wenn Königswerber kommen, so wünschen sie, daß der Gekürte einer der Ihren wird; und das ist auch immer der Fall. Deutsche Ouppenlandung in sNexiko. Veracruz, 28. Februar. Der hier liegende deutsche kleine Kreuzer „Dresden" landete zwei Maschinengewehre mit 4VVSV Patronen und eine Abteilung Matrosen, die auf Ersuchen des deutschen Gesandten sofort zum Schutz der bedrohten deutschen Ge sandtschaft nach der Hauptstadt Mexiko abgingen. KombenAttentat auf eine Kischofsreliäenr. Aus Nationalhoß. Budapest, 23. Februar. Ein geradezu furchtbares Verbrechen ist in der Residenz des griechisch-katholischen Bischofs in Debreczin verübt worden. Eine ganze Anzahl Menschen mußte dabei ihr Leben lassen. Durch drei Dynamitpatronen wurde heute mittag das Palais des Bischofs Dr. Miklossy in die Luft gesprengt. Sechs Personen wurden buchstäblich in Stücke gerissen und getötet, acht schwerverletzt. Das Gebäude ist völlig zu- sammengcstürzt. Der Bischof selbst, der krank daniederlag, ist wie durch ein Wunder dem Tode eutroune», da er kurz vor der Explosion aus einer Bahre au- dem Haus getragen wurde. Die gewaltige Explosion wurde meilenweit ge- hört. Man vermutet, daß fanatische rumänische Nationalisten das Attentat verübt haben, da dieses Bistum der griechisch- katholischen Kirche sich von den bestehenden dadurch unter scheidet, daß die Sprache des Ritus ungarisch ist. Schon früher wurde von feiten der extremen rumänischen Natio nalisten der Gegend ein scharfer Kampf gegen die Er richtung des neuen Bistums geführt, da eine Anzahl rumänischer Gemeinden, die früher zu rumänischen Bis tümern gehört hatten, in das neue Bistum einbezogen wurden. Heute hat nun diese Nationalitütenpropaganda in eitler furchtbaren Art ihren Ausdruck gefunden. Vie kriegsverlutte cter Serben. 20 000 Tote. Belgrad, 23. Februax. Bei der Beratung der Jnvalidenversorgungsoorlage im serbischen Parlament erklärte der Kriegsminister, daß die genaue Zahl der Versorgungsberecht gten erst nach Abschluß der amtlichen Erhebungen festgestellt werden könne. Die Verluste der Serben in den beiden Kriegen beliefen sich nach den bisherigen Daten auf zwanzig tausend Tote und achtundoierzigtauseiid Verwundete. Die Vorlage wurde mit 105 gegen eine Stimme in erster Lesung angenommen. Politische Kunälckau. Deutsches R,eick. 4- Eine besondere Ehrung des Sanitätsoffizierkorps ist diesem durch den Kaiser zuteil geworden, worüber halbamtlich folgendes bekanntgegeben wird: „Bisher er wiesen Abteilungen, die von Unteroffizieren oder Mann schaften geführt werden, den Militärärzten keine Ehren bezeugungen. In Zukunft werden den Sanitätsoffizieren von diesen Abteilungen die gleichen Honnenrs zuteil werden wie den Offizieren. Auch die Ausstattung der Chefärzte größerer Garnisonlazarette mit der Disziplinar strafgewalt über die zu den Lazaretten gehörenden und die darin aufgenommenen Unteroffiziere und Gemeinen be deutet in bezug auf diese Vorgesetztenbesugnis eine Gleich stellung des Sanitätsoffiziers mit dem Offizier. Besondere Genugtuung wird das Sanitätskorps darüber empfinden, daß für die Beisetzung seiner verstorbenen Mitglieder be sondere Festsetzungen über die dabei zu erweisenden mili tärischen Ehrungen getroffen werden. Die Verleihung einer Feldbinde nach besonderem Muster bringt für die Militärärzte ein ihrem Offiziercharakter entsprechendes Dienstabzeichen, dessen Fehlen sie bis dahin schmerzlich empfunden haben. Der Zeitpunkt ihrer Einführung ist um so bester gewählt, als sich gerade in den letzen Tagen die überaus verdienstvolle Einwirkung unseres Sanitäts korps auf den Gesundheitszustand der Armee wiederum im hellsten Lichte gezeigt hat." 4- Der Reichsverband Deutscher Arzte hat in einer in Berlin abgehaltenen Tagung die Auflösung unter folgender Begründung beschlossen: „Im Verfolg der jüngsten Einigungsverhandlungen im Reichsamt des Innern, an denen auch der Reichsverband Deutscher Arzte auf Veranlassung des Staatssekretärs des Innern beteiligt gewesen ist, ist unter dem 23. Dezember 1913 ein Ab kommen zwischen den Ärzten und Kassenoerbänden be schlossen morden, wodurch die Programmsorderungen des Reichsverbandes erfüllt und auf zehn Jahre festge:egt sind. Demzufolge hat der Reichsoerband nunmehr seine Ziele erreicht und kann befriedigt die Waffen niederlegen." * Der Kaiser begibt sich am 3. März über Oldenburg nach Wilhelmshaven zur Rekrutenvereidigung. Am 5. be sichtigt der Kaiser die Befestigungen auf Helgoland. Die Rückkehr nach Berlin erfolgt ani 7. März nach einem kurzen Aufenthalt in Bremen, wo der Kaiser dem Rathause einen Besuch adstattet. * Das Befinden des Deutschen Kronprinzen hat sich in den letzten Tagen soweit gebessert, daß der Kronprinz wieder ins Freie gehen konnte. Die Halsentzündung ist völlig geschwunden. * Der Kardinal Kopp befindet sich außer Gefahr. Die Lungenentzündung nimmt einen normalen Verlauf, nur die Regenbogenhautentzündung verursacht noch Schmerzen. * Der kürzlich zum Gouverneur von Metz ernannte Generalleutnant o. Lindenau ist in Trier an den Folgen einer Operation gestorben. Der Verstorbene, einer der begabtesten Offiziere der Armee, wurde am 31. Mai 1856 in Gotha geboren und entstammte einem Geschlecht des meißenschen Uradels. * Die Königin von Rumänien hat sich einer Star operation am linken Auge unterzogen. Die von dem Straßburger Professor Landolt ausgeführte Operation ist vollkommen gelungen. Das Befinden der Königin ist durch aus normal. * Zu der Verlobung im griechischen Königshause verlautet, daß Kaiser Wilhelm an den in Äthen stattfindenden Vermählungsfeierlichkeiten zwischen dem griechischen Kron prinzen und der Prinzessin Elisabeth, der Tochter des rumänischen Thronfolgers, teilnehmen wird. Aus In- unet ^uslanck. Berlin, S3. Febr. Der neue bulgarische Gesandte beim Deutschen Reiche, General Markow, ist nunmehr zur Übernahme seines Postens in Berlin eingetroffen. Halle a D., 23. Febr. Maior Schlee vom 75. Feld- atlillerie-Regiment erhielt einen Rus an die deutsche Mi l.tär misston nach Konstantinopel. Dresden, 23. Febr. Von liberaler Seite ist in Sachsen angeregt worden, in der Zweiten Kammer das System der „kleinen Anfragen" wie im Reichstag einzuführen. Da durch würde eine Änderung der Landtagsordnung nötig werden. Die Regierung hat sich aber dagegen ausge sprochen. Marienwerder, 23. Febr. Der deutsche Wahlverein in Sch wetz hat einstimmig den bisherigen reichsparteilichen Abgeordneten Landrat v. Halem wieder als Kandidaten für die Neuwahl aufgestellt. Frankfurt a. M., 23. Febr. Rosa Luxemburg hat gegen das Urteil der Frankfurter Strafkammer, das sie zu einem Jahre Gefängnis verurteilte, Revision angemeldet. Konstantinopel, 23. Febr. Der türkische Leutnant Kemal-Bei, der im Balkankrieg zu den Griechen überging und ihnen Geheimniste der Festung Janina verriet, wurde gestern in Konstantinopel standrechtlich erschossen. Athen, 23. Febr. Der griechische Ministerrat beschloß, einen Dreadnought der argentinischen Republik und einige andere Schiffe anzukaufen. Washington, 23. Febr. Der Senat bat die Schieds gerichtsverträge mit Großbritannien, Japan, Italien, Spanien. Norwegen, Schweden, Portugal und der Schweiz ratifiriert. Berlin, 23. Febr. Bei der Vorführung eines Sturz- fluges auf dem Flugplatz Johannisthal verunglückte der Flieger Breitbeil. Äus 100 Meter Höhe stürzte sein Apparat ab. Der Pilot erlitt einen Bruch des rechten Oberschenkels. Wismar, 23. Febr. Der Freiballon „Limbach" ist hier glatt gelandet. Er hat unter Führung von Hauptmann Krey die 400 Kilometer betragende Strecke von Schwarzen berg bei Karlsbad in fünf Stunden zurückgelegt. Heidelberg, 23. Febr. Auf der Strecke Heidelberg- Wieblingen wurden zwei Bahnarbeiter vom Zuge über fahren und völlig zerstückelt. Vermutlich wollten sie auf dem Bahndamm einem Zuge ausweichen und sind dabei unter einen anderen geraten. Stuttgart, 28. Febr. Beim Trainbataillon Nr. 13 in Ludwigsburg sind 81 Mann unter Vergiftungs erscheinungen erkrankt. Die Ursache der Vergiftung ist noch nicht einwandfrei aufgeklärt. Recklinghausen, 28. Febr. Auf der Zeche „Flothow" wurden zwei Monteure, die beim Ausbestern einer Stark stromleitung beschäftigt waren, durch unvorsichtiges Ein schalten des Starkstromes von 5000 Volt auf der Stelle ge tötet. Das Fleisch war ihnen bis auf die Knochen weg gebrannt, Paris, 23. Febr. Ein über Lyon niedergegangener Orkan hat schweren Schaden angerichtet. Die Lyoner Aus stellung ist so gut wie vernichtet; der Schaden beläuft sich auf über eine Million Frank. GroÜbritannlen. X Ein seltsamer Spionageprvzesi beschäftigt allgemein die Öffentlichkeit. Und zwar erschienen der 55jährige Zigarrenhändler Frederic Adolphus Gould und seine 50jährige Gattin, Maud Gould, von denen die zuletzt Ge nannte ani Sonntag bei der Abfahrt des Bootzuges für Ostende auf dem Londoner Charing-Croß-Bahnhof als Spionin verhaftet wurde, vor dem Bow-Street-Polizei- gericht und wurden wegen Vergehens gegen die Akte über die Amtsgeheimnisse unter Anklage gestellt. Der Polizei inspektor Hefter erklärte, daß mehrere belastende Dokumente bei der Angeklagten gefunden wurden. Der Gatte sei später in ihrer Wohnung in der Merton Road in der Londoner Vorstadt Southfields verhaftet worden. Auch in der Wobnuna des Ehepaares fand man belastende Schrift-