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Uaunhofer Nachrichten Nr. 5. Sonntag, den 11. Januar 1914. 25. Jahrgang. Kirchlicher Jahresbericht über bas Jahr 1913. I. Evangel. luthcr Kirchgemeinde zu Naunhof. (Die in Klammern beigefügten Zahlen beziehen sich auf das Jahr 1912.) Es wurden geboren (36) 47 Knaben und (48) 49 Mädchen, zusammen (84) 96 Kinder: darunter waren (15) 8 unehel., (2) 7 totgeborene, bezw. bei der Geburt verstorbene: (2) 5 aus gemischten Ehen, (1) — Zwillinge. Die heilige Taufe empfingen (71) 85 Kinder, einschließlich (9) 20 aus den Vorjahren, und (2) 2 auswärts geborene sowie 1 unehel. röm.-kath., und zwar (66) 78 in der Kirche und (5) 7 im Kaufe, davon (3> 5 die Notkäufe. (1)2 Kinder starben ungetauft und (19) 23 sind noch zu taufen. (72) 65 Konfirmanden, nämlich (34) 28 Knaben und (38) 37 Mädchen, wurden eingesegnet: (4> 4, je zwei Knaben und Mädchen, hatten den Konfirmanüenunterricht auswärts genossen. Das heilige Abendmahl haben bei (35) 35 Abendmahlsseiern, einschließlich der Neukonfirmierlen (1109) 1076 Kommunikanten, nämlich (467) 442 männliche und (642) 634 weibliche in der Kirche, und (6) 10 als (2) 2 männliche und (4) 8 weibliche im Kause ge nossen, so daß die Gesamtzahl der Abendmahlsgäste sich auf (1115) 1086 belief, (469) 444 männliche und (646> 642 weibliche. Kirchlich aufgebolen wurden 149) 28 Paare, darunter (4) 1 gemischte, während (36) 24 einschließlich <2) l gem schien, hier gekraut wurden. Kier verstorben sind (16) 27 Kinder inkl. (2) 4 totgeborene, (6) 8 Ledige, (12) 13 Ehemänner, (5- 9 Ehefrauen, (4) 7 Witwer, (6) 3 Witwen, zusammen (49) 67 Personen, darunter (6) 2 Selbst mörder. Beerdigt wurden auf hiesigem Gottesacker durch den ev.- luth. Geistlichen (47) 60 Verstorbene, einschließlich (5) 5 von aus- wärts hierher überführten und (1) 2 durch den röm.-kath. Geist- lichen. Von hier Verstorbenen sind 15) 5 zur Beerdigung und (2) 5 zur Einäscherung nach auswärts überführt worden. Die Asche von (1) 2 Verstorbenen wurde hier beigesetzt. Im Jahre 1713 bez. 1813 wurden in hiesiger Parochie 19 bez. 21 Kinder geboren und 18 bez. 17 getauft, 5 bez. 6 Paare auf- geboten und 5 bez. 4 getraut, 14 bez. 47 Verstorbene beerdigt. An den (8) 5 Katechismus-Unterredungen nahmen (48) 22 Iüiqlinge und (65) 36 Jungfrauen, insgesamt (113) 58 Verpflich tete teil. ^on l^angfukr nack Berlin. Zur Versetzung des Kronprinzen. Wie jedesmal, wenn der Deutsche Kronprinz versetzt oder befördert wird, allerhand Gerüchte auftauchen, v^n denen jedes die Gründe zu einer solchen Maßnahme besser wissen will, so sind auch jetzt wieder an die Übersiedlung des Thronfolgers nach Berlin und seine dienstliche Ver wendung im Großen Generalstab allerhand Kombinationen geknüpft morden. Ein sonst jeder Sensation abholdes nationales Berliner Blatt will wissen, daß die Versetzung nach Berlin auf den Kommandierenden General des 17. Armeekorps in Danzig, General der Kavallerie v. Mackensen, und den Kommandeur der Leibhuiaren- brigade, Graf v. Schmettom, zurückzuführen sei, denen es angeblich „nicht leicht wurde, ihre Aufgabe als militärische Berater des Kronprinzen im Sinne des Kaisers zu lösen". Des Kronprinzen Abschied von den Husaren. General o. Mackensen soll nach dem gleichen Blatt etwa 14 Tage vor der Versetzung des Thronfolgers in Audienz beim Kaiser in Berlin gewesen sein. Auch soll es ein öffentliches Geheimnis in Danzig gewesen sein, daß sich der Verkehr zwischen dem Kronprinzen und den beid n Generalen in der jüngsten Zeit nur noch in rein dienstlichen Fermen bewegt habe, was man aus gewissen Anzeichen schließen will. Ferner will man auch der Fassung folgenden Regimentsbefehls, mit dem sich der Kronprinz von seinem Regiment veraschiedete, eine gewisse Bedeutung beilegen: Das Spiegelbild. Eine Neujahrsgeschichte von Käthe LaSker. (Nachdruck verboten.) Sie saßen im Kreise und spielten „kindliche Spiele". Die jungen Herren batten zuerst lachend dagegen pro testiert, aber die blonde Haustochter konnte so allerliebst bitten, daß schließlich sogar Assessor Schirmer ganz fried lich auf dem Mokierstuhl saß und die größten Liebens würdigkeiten mit anhörte. Draußen war es bitter kalt, scharfer Ostwind und funkelnde Sterne au) dem zur Seite gerückten Eß tisch dampfte lockend der Punsch in den niedrigen Gläsern, und der Duft der Silvesterkrapsen umschmeichelte ver führerisch das zum Riechen prädestinierte Organ. „Was spielen wir nun?" fragte Referendar Krüger tatendurstig, nachdem er durch die sonderbarsten Fragen, auf die ihm immer nur ein lakonisches „Ja" oder „Neir? zur Antwort geworden war, festgestellt hatte, daß der Kreis in seiner Abwesenheit an den hohlen Backenzahn Karls des Dicken gedacht hatte. „Jetzt wollen wir ein bißchen tanzen", entgegnete die blonde Haustochter — „Mama hat mir versprochen, ein Stündchen aufzuspielen!" Ein einstimmiger Jubelruf war die Antwort. Assessor Hollmann und Referendar Damme ergriffen wie auf Kommando den Teppich und rollten ihn mit anerkennens werter Geschicklichkeit zusammen, während Referendar Krüger und Leutnant Balz die Stühle ins Nebenzimmer trugen, in dem die Hausfrau seit zwei Stunden en Buch vors Gesicht hielt. Sie halte es irgendwo aufgeMagen, denn an Lesen war ja bei dem lachenden Stimmengewirr nicht zu denken, und obivohl sie rechtschaffen müde war, so atmete sie doch auf, als Assessor Schirmer ihr in seiner galanten Weise den Arm bot, um sie zuin Klavier zu führen. Es war dock immerhin interessanter für sie als die stumme Rolle der äsm« ct'boniwur. Die Hände auf den Tasten fragte sie: „Erst doch einen Walzer, nicht wahr, Else?" Mch ja, Mamachen, einen recht gefühlvollen!" rief die Tochter. Gleich darauf eröffnete sie mit Assessor Schirmer das improvisierte Tänzchen. Ihre beste Freundin Ruth Kaltenhofs folgte mit Leutnant Balz, und als drittes Pärchen drehte sich Referendar Krüger mit Ruths Schwester, der sechzehnjährigen Leonie. Die schmiegte sich zutraulich an ihren Tänzer und vertraute ihm an, daß sie Heber die Beteiligung an christlichen Liebeswerken ist zu be richten: Die (12) 12 Landeskirchen.Kollekten erbrachten ins- gesamt (273,49) 278,52 im Einzelnen: für die Keiden-Mission — 2 Kollekten - (40,45) 51,31 Innere Mission (24,50) 21,86 ^1, Kauotbibelgeiellschast (36,38) 48,68 Landeskirchenfonds (23,58) 20,86 -F, für den Kirchenbau in iKolmitz 9,63) Oberbärenburg 17,85 und in (Rom 14,07) Oelsa 15,26 Gotteskasten (17,26) 15,62 für die eoangel. Deutschen im Ausiande (31,44) 38,82 ^1, Gustav-Adolf-Verein (18,33) 21,90^1, Mission unter Israel und im heiligen Lande (33,56) 16,31 Jugendpflege (15,29) 10,05 -L. Außerdem wurden an kleineren und größeren Gaben ge spendet: für die äußere Mission (13,46) 44,31 .F, Gustav-Adolf- Verein (20.01) 16,16 Gotteskasten (4,39) 10,77 Jerusalems- Verein 20,98 und besonders für das Syrische Waisenhaus (19,63) 17,09 nämlich von den Konfirmanden 12,02 und vom Jung- frauenverein 5,07 <^, Armenische Witwen und Waisen (5,47) 3,33 Nachbar-Chrislbäume (44,50,50,00^, Innere Mission (1,30) 6,42^, für kirchlichen Schmuck am Erntedankfest (9,63) 16,25 und Kirch weihfest (10,44) 7,91 Lutherspende (-) 4,60 von Konfir mandinnen und an sonstigen Dankopsern (127,19) 87,45 Nachbarleser waren am Ende des Jahres (191) 192, von denen (178) 176 auch das monatliche hielten. Ferner wurden (64) 68 Nachbar- und (77) 68 Kinderkalender begehrt. Aus der Bibel- Niederlage im Pfarrhause wurden (39) 29 Bibeln, als (30) 17 Trau- und (9) 11 Schulbibeln und (2) 1 Neues Testament entnommen. n Evangel.-luth. Kirchgemeinde Klinga-Stand knitz. Geboren wurden in Klinga (6) 5, in Staudnitz (6) 11 zu sammen einschließlich (—) 1 aus gemischter Ehe, (—) 1 unehelichen und (1) — totgeborenen (12) 16 Kinder, davon (8) 9 Knaben und (4) 7 Mädchen. Gelaust wurden (9) 16 Kinder und zwar in der Kirche. (3) 2 Kinder sind noch zu taufen, (—) 1 Kind starb ungetaust bald nach der Geburt. Konfirmiert wurden (7) 5 Knaben und (5) 3 Mädchen, ins gesamt (12) 8; davon waren (5) 3 aus Klinga und (7) 5 aus Staudnitz. Die Gelegenheit, das heilige Abendmahl zu genießen, war (18) 20 mal gegeben. Es sanden sich einschließlich der Neukonfir- „Huiaren meines Regiments! Über zwei Jahre babe ich mit euch denselben Rock getragen und derselben Standarte treue Gefolgschaft gehalten wie ihr. Seine Majestät der Kaiser und König hat mir ein neues militärisches Arbeitsfeld zugewiesen, und so habe ich zu gehorchen. Es wird mir verflucht schwer, und das Herz will mir brechen, daß ich nun nicht mehr an eurer Spitze durchs Leben reiten soll: das werdet auch ihr in dieser Stunde fühlen, besten bin ich sicher. Die beiden glücklichsten Jahre meines Lebens habe ich in euren Reihen verbracht: meine Jugend trage ich heute zu Grabe. Wohl kann matt mich von euch trennen, aber mein Herz und mein Geist bleibt unter euch. Wenn einmal der König ruft und das Signal „Marsch, marsch!" wird geblasen, so denkt an den, dessen sehnlichster Wunsch es stets war, Listen Augenblick des höchsten soldatischen Glücks an eurer Seite miterleben zu dürfen." Der Regimentsbefehl schließt: „Das feste und innige Band aber, das euch, meine Kinder vom Regiment, mit mir unlöslich verknüvft, wird erst dann zerrissen werden, wenn auch für mich die Stunde des Abmarsches zur großen Armee dort droben geschlagen haben wird. Mein altes, heißgeliebtes Regiment Hurra!" Der Kaiser a« den Kronprinzen. Kurz nach der Versetzungsorder hat der Kaiser in Anerkennung der militärischen Verdienste an den Kron prinzen folgendes Telegramm gerichtet: „Es ist mir ein Bedürfnis und eine Genugtuung, Dir am heutigen Tage an dem Du schwersten Herzens vom geliebten Ersten LeibhusarewRegiment Abschied nimmst, meine Anerkennung und meinen Dank anszn''->rechen flir d-16 Du der heute zum erstenmal in das stneue Jahr hmern wachen dürfe. Der kleine Themisjünger konnte das nur loben, da „gnädiges Fräulein doch ganz erwachsen sei!" Ruth Kaltenhofs kokettierte fürchterlich mit dem schlanken Leutnant. Wenn sie mit ihm sprach, schlug sie immer ganz langsam die breiten L der mit den wunder vollen, langen Wimpern auf. Assessor Schirmer tanzte kein einziges Mal mit ihr. „Dann nicht!" dachte sie trotzig, „es gibt auch noch andere Männer. Und ich finde sein hochmütiges Gesicht jetzt einfach unausstehlich!" — Verstohlen aber sah sie doch ängstlich in sein schmales Gesicht, und ihr Herz klopfte so beklommen. Leutnant Balz nutzte die günstige Gelegenheit aus Wenn er auch vermutete, daß Fräulein Kalten hoff nur den Assessor Schirmer, der sonst ihr eifrigster Kurmacher gewesen, ärgern wollte, so erfreute er sich als Realpolitiker an den nun einmal feststehenden Tatsachen. „Ruth ist köstlich", sagte Else halblaut zu Assessor Schirmer, der sie soeben nach köstlichem Rheinländer auf ihren Platz führte. „Ruth rächt sich", entgegnete er leise, „sie kann es mir nicht verzeihen, daß ich die Schlittenpartie neulich nicht mitmachte. Meine Gründe hält sie für Ausflüchte, sie behauptet, es hätte mir nur nicht genug daran ge legen!" Fräulein Else sah ihn nachdenklich an. Dann sagte fie mit mütterlicher Beschützeömiene, die ihr höchst drollig stand: „Kinder, warum macht ihr euch das Leben nur so schwer!* Darauf wußte selbst Assessor Schirmer keine Antwort. Indessen versuchte Leonie auf ihre Weise dem Referendar Krüger den Kopf zu verdrehen. Sie sagte zu ihm: „Hören Sie, was Tante Doktor spielt? „Einmal noch leben, eh' es vorbei, einmal noch leben, lieben im Mai!" Ist das nicht himmlisch? Mir geht es immer durch Mark und Bein, und richtige Gänse haut kriege ich davon!" — Dabei hielt sie ihm ihren mageren Kinderarm unter die Nase. Die Hausfrau brach mit einigen Akkorden ab: „Nun kann ich nicht mehr!" Man dankte ihr stürmisch. „Silentium!" rief Leutnant Balz und tippte mit seinem groben Siegelring an sein Punschglas „die hoch« verehrte Haustochter will reden." Und sie redete denn auch: ES wäre doch heute der letzte Tag im alten Jahre — nein — sogar die letzte Stunde wäre es doch nun! Und das neue Jahr, das aleick kommen würde, das läge doch dunkel vor ihnen mierten aus Klinga (189) 193 und Staudnitz (95) 89 zusammen, (284) 282 Abendmahlsgäste und zwar (133) 125 männliche und (151) 157 weibliche ein, während (1) 2 das heilige Abendmahl in Staud- nitz zu Hause genossen. Die Gesamtzahl der Kommunikanten betrug demnach <285) 284. Kirchlich aufgebolen wurden (7) 11 Paare, während (3) 8 durch den Ortspfarrer getraut worden find. Verstorben sind (1) 2 Kinder, (—) — Lediges, (2) 3 Ehe männer, (1) 1 Ehefrau, (1) — Witwer und (—) 1 Witwe, in Summa (5) 7 Personen, von denen (2) 1 aus Klinga, (3) 6 aus Staudnitz waren. (5) 6 Verstorbene wurden auf dem Gottesacker zu Klinga beerdigt, während 1 noch zu beerdigen war 1914. Im Jahre 1713 bez. 1813 waren 7 bcz. 16 Geburten und 7 bez. 14 Taufen, 3 bez. 5 Aufgebote und 3 bez. 5 Trauungen, 7 bez. 21 Sterbesälle und Beerdigungen in der Parochie zu verzeichnen. Die (4) 4 Katechismus-Unterredungen wurden von (45) 25 Jünglingen und (29) 26 Jungfrauen, insgesamt von (74) 51 Ver pflichteten besucht. lieber die Beteiligung an christlichen Liebeswerken ist zu be- richten: Die (12) 12 Landeskollekten erbrachten insgesamt (40,23) 34 26 nämlich für Keidenmission — 2 Kollekten — (5,43) 5,69-F, Gotteskasten (1,55) 1,19 Innere Mission <3,94) 3,14 Kaupt- bibelgesellschaft (5,26) 5,60 Landeskirchensonds (4,63) 2,90 -F, für den Kirchenbau in Kolmitz 1,10^/, Oberbarenburg 2,17 und in (Rom 3,80) Oelsa 1,34 -F, für die evangel. Deutschen im Aus- lande (6,18) 3,43 ^//, für den Gustao-Aüolf-Verein (3,48) 3,24 -F, Mission unter Israel und im heiligen Lande (2,90) 4,33 °F, Jugend pflege (1,96) 1,23 <^. Außerdem gingen ein für die Keidenmission (6,86) 2,42 einschließlich (1,08) — von den Fortbildungsschülern, Gustav- Adolf-Verein (7,40) 4,99 -F, für den Gotteskasten (0,48) 0,34 für Innere Mission (1,46) 3 42 -F, für das syrische Waisenhaus von den Konfirmanden (1,36) 1,60 «F, für Jerusalems-Verein (1,76) 1,24-st/, für armenische Witwen (0,55) 0,39 ^k, für kirchlichen Schmuck am Erntedankfeste (4,00) 5,00 und an sonstigen Dankopsern ein schließlich Nachbar-Ueberschuß (14.84) 8,19 Der Nachbar wurde am Ende des Jahres in (29) 27, das Beiblatt in (19- 21 Eremp'aren gehalten: außerdem sind (43) 32 Nachbar- und (25) 32 Kinderkalender bezogen worden. Aus der Bibel-Niederlage im Pfarrhause zu Naunhof wurden (—) — Schul- und (2) 4 Traubibeln entnommen. S itze dieses schönen Regiments gelautet hast. Das Regiment wird allezeit stolz darauf sein, daß es in Dir seinen Kommandeur verehren durfte. Möge der Reiter geist, den Du gepflegt und gehegt hast, in dem Regiment wellerleben und Dein Beispiel stets Nachahmung finden." Oie R.üstungskommission. Arbeitsprogramm. Berlin, 9. Januar. Die Kommission zur Prüfung der Rvstungslieferungen ist mster dem Vorsitz des Staatssekretärs Dr. Delbrück w eder zu einer Sitzung zusammengetreten, die insofern besonderes Interesse beanspruchen darf, als der Staats sekretär sich in längeren Aus ührungen über die Ziele und Zwecke der Kommission verbreitete. Der Staatssekretär erklärte darin u. a.: „Es wird nach meiner Ansicht eine der Aufgaben der Kommission sein, festzustellen, inwie weit überhaupt von einer Abhängigkeit des staatlichen Rüstungswesens von privaten Unternehmungen gesprochen werden kann. Die Kommission wird ferner zu unter suchen haben, ob das Mittel, den reinen Staatsbetrieb für die Rüstungslieferungen weiter auszubauen, in der Tat empfehlenswert ist. Bei diesen Untersuchungen werden Vergleiche zwischen privaten Firmen und Staatsbetrieben auf dem Gebiete des Rüstungswejens, soweit sie neben einander bestehen, angestellt werden müssen. Das kann vielleicht schon geschehen durch andere Formen der Ver gebung, bei denen den Eigenarten des Betriebes Rechnung getragen werden muß. Danach hat die Kommission die Methoden der Veraebung von Rüstungslieferungen auf allen wie ein Rätsel oder gar wie eine Art Sphinx. Na ja! Und jeder wollte doch gern wissen, was daS neue Jahr brächte. — Und so ein bißchen könnte man auch wirklich hinter den Vorhang sehen, der das neue Jahr verhüllte. Einer oder eine — d. h. ein Herr oder eine Dame müßte sich mit verbundenen Augen vor den Spiegel setzen — natürlich dürfe niemand hinter ihr stehen — und dann müßte man bis drei zählen, und wenn dann der Herr oder die Dame daS Tuch lüftete, dann sähen fie im Spiegel das Bild der oder des Zukünftigen. Aber felsen fester Glaube wäre Bedingung. Fräulein Else war ganz außer Atem. Aber un geteilter Applaus belohnte ihre Jungfernrede. „Ruth, du mußt den Anfang machen", rief die Haus tochter. Die Hausfrau holte eins von deS Sanitätsrats Taschentüchern, und unter andächtigem Schweigen wurden Ruths schöne, dunkle Augen verbunden. Mit ernsten Ge sichtern stellte sich daS junge Volk zu ihren beiden Seiten auf. Elses Stimme zitterte, als sie langsam zählte: Eins, zwei, drei! Und wie Ruth die Hand zum Haupte führte, um den Knoten des Tuches zu lösen, da fühlte Leutnant Balz sich san t zur Seite geschoben, und Assessor Hollmann ward an die Wand gedrückt. Ruth blickte auf und ihre Augen wurden starr. — Ein schmales, unausstehliches, ach! so geliebtes Gesicht schaute ihr aus dem Spiegel entgegen, und da lag sie auch schon lachend und weinend in seinen Armen. „Hab' ich das nicht genial gemacht?" schrie Fräulein Else. Leonie stand neben Referendar Krüger. — Niemand achtete auf sie, denn alle umringten das glückliche Braut paar. Und als Schwester Ruth und der hübsche Assessor sich so zärtlich küßten, da spitzte sie unwillkürlich die frischen Lippen und Referendar Krüger konnte es nicht übers Herz bringen, die frischen Lippen nicht zu küssen. Es wurde ja nur ein flüchtiger Kuß, denn ein bißchen gefährlich blieb es ja immerhin — aber LeonieS Augen wurden doch ganz dunkel. Und dann läuteten die Glocken das neue Jahr ein, daS neue Jahr, daS rätselvoll und dunkel vor ihnen allen lag. Neuestes aus «len MltrblLttern. Kurzer Befehl. Ein Lehrer bemüht sich, die Befehls- formen zu erklären und stellt dabei folgende Frage: Kleidet also folgenden Satz in die Befehlsform „Das Pferd zieht den Wagen." Und er erhält zur Antwort: „Hüb!"