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Fernsprecher Nr. 22 Die „sächsische Clbzeimnz" erscheint Dienstag, DoinierS- tag und Sonnabend. Die Angabe des Blattes crsolqt Tags vorher nnchin. 4 Uhr. Äbonncments-Prcis viertel jährlich l.50 Bit, 2nionatlich 1 Mk., 1 monatlich 50 Pitt- Cinzclnc Nnnnncrn 1» Php ?IIlc kaiserlich. Pos,anstallen, Postboten, sowie die ZcitttttgSträaer nehmen stets Bestellungen ans die „Sächsische Clbzcitnng" an. Tätliche Roman-Beilage. Sonnabends: „,INnstri«rteS Unterhaltungsblatt". MW LözeiluW Amtsblatt iii ilis Uuiziilhc A^tsUiichl, dis Riililicht HWhMmi «id dtli slidlul j» IM«. s»lm sir dti sl«dlU«itiidnal zu MW«. Verantwortlicher Redaktciir: Hugo Lehmann, Schandan. — Druck und Bcrlag: Legler Zenner Nachf. Tel.-Adr.: Elbzeitung. Anzeigen, bei der weiten Bec> breitung d. Bl. von großer Wirkung, sind Montags Mittwochs nnd Freitags bi! svätcstens vormittags 9 Uh: anfzngcben. Preis für di- 5 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 15 Pfg. (tabel- larischc nnd komplizierte An zeigen nach Uebereinkunft.) Auswärtige Anzeigen 20 Prq „Eingesandt" und „Reklame' 50 Pfg. die Zeile. Bei Wiederholungen ent sprechender Rabatt. Alle 14 Tage: „Landwirtsch. Vellage.* Inseraten-A n » a hm c stc l le n: In Schandau: ErvcdiUou Zaukenstraße 1.94; ili Dresden nnd Leipzig: die Annonccn-BnreauS von Haasensteiu Vogler, Jnvalidendank und Rudolf Mosse: iu Frankfurt a. M.: G. L. Daube er Co. Nr. 103. Schandau, Donnerstag, den 28. August 1913. 5/. Jahrgang. Politische Tagesübersicht. Erinnerungsfelcr in Kelheim. Der Kaiser wohnte am Montag mittag im Verein mit den dentschen Bundessürsten, dem Statthalter von Elsaß-Lothrlngen und den Bürgermeistern der Freien Städte der Erinnrrnngsseicr an 1813 bei, welche auf Anordnung des Prinzregenten von Bagern in der Be- sreiungshalle bei Kelheim abgehalten wurde. Ferner waren hierzu der Reichskanzler, die Mitglieder des Reichstags präsidiums, die bayerischen Minister, Vertreter der beiden Häuser des bayerischen Landtages, die bayerischen Erz bischöfe und Bischöfe, die Spitzen der evangelischen Geist lichkeit Bayerns, Ordensritter, Staatsräte und noch sonstige zahlreiche Festgästc erschienen; eine geivaltige Zuschauer menge umgab die Befreiungshalle. Nachdem am Mon tag vormittag zunächst Prinzregent Ludwig, begleitet von den Prinzen des bayerischen Herrscherhauses, im Sonderzuge aus Mönchen in Kelheim eingctrosfen war, ersolgte dann daselbst in drei Svnderzügen die Ankunft der Bundessürsten, nnd znletzt, um 11.50 Uhr, traf auch der Kaiser, im Sonderzuge von Homburg v. d. H. kommend, aus dem Kelheimer Bahnhose ein, wo er vom Prinz regenten Ludwig empfangen wurde. Dann begaben sich der Kaiser und der Prinzregent in Automobilen, gefolgt von den Fürstlichkeiten, auf den Marktplatz, wo der Bürgermeister von Kelheim eine Begrüßungsansprache an die erlauchten Gäste hielt. Dann fuhren diese unter dem Jubel der Massen des Publikums zum Michaelsberge, aus dessen Spitze die Befreiungshalle liegt. Im feierlichen Zuge bewegten sich nun die Festteilnehmer zu der prächtig geschmückten Befreiungshalle und nahmen dort Platz. Alsdann hielt Prinzregent Ludwig eine überaus bedeut same Ansprache an den Kaiser und die Bundesfürsten, in welcher er von der Gründung der Befreiungshalle, als eines monumentalen Erinnerungszeichens an die Zeit des deutschen Befreiungskampfes, durch König Ludwig I. aus ging, weiter einen Rückblick aus den allmählichen Zersall des alten deutschen Reiches und die schmachvolle Zeit des Rheinbundes unter dem Protektorat Napoleon i. wars und hierauf das patriotische Wirken des damaligen Kron prinzen Ludwig von Bayern hervorhvb. Des Ferneren erinnerte der erlauchte Redner daran, wie dann von den wiedererstarkten Preußen das Feuerzeichen zur Erhebung des gesamten deutschen Vaterlandes gegen die fränkische Fremdherrschaft gegeben worden sei und wie dann erst nach einem schmerzlichen Bruderkriege um die Vorherr schaft in Deutschland zwischen Preußen und Oesterreich durch die glorreichen Siege der vereinigten deutschen Waffen unter Führung König Wilhelms I. über den Erbfeind im Westen die nationale Einigkeit zur Wirklichkeit geworden sei. Im Schlußteile seiner markigen Ansprache pries der Prinzregent Ludwig das enge Bündnis zwischen dem neuen Deutschen Reiche und Oesterreich-Ungarn, feierte die mächtige und einflußreiche Stellung im Völkerrate, hob die Notwendigkeit der Wahrung der deutschen Einig keit hervor und endete mit einem dem Deutschen Reiche gewidmeten Hoch, in welches die Festversammlung be geistert einstimmte. Massengesang beendete den eigent lichen Festakt in der Befreiungshalle, worauf Hoftasel für die Festteilnehmer in der Banketthalle nachfolgte. Im Verlaufe der Tafel, bei welcher der Kaiser zwischen dem Prinzregenten Ludwig und dem König von Sachsen saß, brachte der Prinzregent einen Trinksprnch auf den Kaiser, die Bundesfürsten und die regierenden Bürgermeister der Freien Städte aus, in dieser seiner Kundgebung dem Gefühle der starken Zusammengehörigkeit der deutschen Fürsten Ausdruck verleihend. Der Kaiser antwortete namens der Festgäste mit einem Toast auf den Prinz- rcgenten Ludwig, das Haus Wittelsbach und das Bayern land. Er dankte hierin dem Prinzregenten für die Weihe stunde in der Befreiungshalle, hob die fortwirkende Be deutung der Befreiungskriege hervor und mahnte eben falls zur Wahrung der deutschen Eintracht und Einigkeit. Um 4 Uhr verließen der Kaiser und der Prinzregent Kelheim mittels Sonderzuges wieder, der Kaiser, um sich nach Posen weiter zu begeben, der Prinzregent, um nach München zurückzukehren. Im weiteren Verlaufe des Nachmittags fuhren auch die übrigen Festteilnehmer von Kelheim ab. -s Posener Kaisertage. Trotz strömenden Regens war am gestrigen Dienstag die Feststraße vom Bahnhof nach dem Residenzschloß schon vom frühen Morgen an von einer dichten Menschenmenge besetzt, die der Ankunft des Kaisers harrte. Die Kaiserin, das Kronprinzenpaar, das Prinzenpaar August Wilhelm und die Prinzen Oskar und Joachim waren bereits am Montag eingetrosfen. Die Stadt trägt so reichen Festschmuck, wie er noch nicht zu verzeichnen war. Selbst das polnischen Großgrund besitzern gehörige Basarhotel, das beim letzten Kaiserbesuch dunkel und tot dalag, ist mit Tannengrün geschmückt. Um 7 Uhr traf der Sonderzug des Kaisers und des Prinzregenten Ludwig ein. Prinz Eitel Friedrich, der in der Frühe als letzter der kaiserlichen Prinzen in Posen angekommen war, war mit seinen Brüdern zum Empfang anwesend, ferner waren u. a. der Kommandierende General des 5. Armeekorps von Strantz, der Festungskommandant Exzellenz von Koch, Oberpräsident Dr. Schwartzkopff und Polizeipräsident von Knesebeck erschienen. Unter dem Donner dec Kanonen suhr der Kaiser in Begleitung des Kronprinzen zum Schlosse, der Prinzregent »ahm im Generalkommando Wohnung. Um 9 Uhr begab sich das Kaiserpaar nach dem Paradcplatz von Lawica, an dem polnischen Basarhotel vorbei, aus dessen Fenstern heraus im Jahre 1868 bei dem allgemeinen Polen ausstand aus die deutschen Soldaten geschossen worden ist. Kaiser und Prinzregent ritten die Fronten der Truppen, die in zwei Treffen standen, ab, woraus ein maliger Vorbeimarsch ersolgte. Nach Beendigung der Parade ritten der Kaiser und der Prinzregent an der Spitze der Feldzeichen in die Stadt zurück. Trotz ver schiedener Versuche einiger Hetzer, Ruhe und Ordnung zu stören, zeigten sich die polnischen Arbeiter durchaus besonnen. Sämtliche 88 Polen, die zum Kaiseressen eingeladen wurden, hatten zugcsagt. Der Frauenarzt Dr. Heliodor von Swiencicki erhielt den Professorentitel, der Kammcrjunker Stanislaus von Loncki-Pakoslaw wurde zum Kammerherrn ernannt. * Zur braunslhwcigischcll Thrv»folgcfragt. Aus Braun schweig wird genieldet: In der letzten Zeit mehren sich die deutlichen Anzeichen dasür, daß die Regentschaft bald zu Ende gehen und Prinz Ernst August die Regierung übernehmen wird. Dem Personal des Herzog-Regenten Johann Albrecht, der sich hier übrigens gar nicht mehr aushäit, ist zum 1. Oktober gekündigt worden. An diesem Tage soll der Regent, dem Vernehmen nach, die Regentschaft nicderlcgen. Die Eiunuhmcu des Reichs au Zöllen, Steuern nnd Gebühren haben sich im Monat Juli im großen und ganzen recht günstig gestaltet. Besonders gilt das von den Zöllen, die in den ersten drei Monaten des lausenden Rechnungsjahres eine ungünstige Entwicklung genommen hatten, jetzt aber durch ihren Ertrag den anteiligen Monatsansatz erheblich übertroffen haben. Während die Einnahmen aus den Zöllen hinter dem Etatsansatz zurück geblieben waren im April um 6,3, im Mai um 10,2, im Juli 11,8, insgesamt um 28,4 Millionen, hat die Julieinnahme 78,9 oder 18,8 Millionen mehr als der etatsmäßige Monatsanteil betragen. Infolgedessen ist der Ausfall an Zolleinnahmen für die bisher verflossene Zeit des Rechnungsjahres von 28,4 aus 9,6 Millionen zurückgegangen, wodurch das Gesamtbild der Einnahme entwicklung auch sür das bisher verflossene 1. Drittel des lausenden Rechnungsjahres günstig beeinflußt wird. * Ein Rcichstagsgencht sür Wuhlprüsuulscu. Beim Wiederzusammentritt des Reichstages wird sich der ver stärkte Geschäftsordnungs-Ausschuß im Zusammenhangs mit dem Anträge Bassermann, die Wahlprüfungen einer richterlichen Instanz zu übertragen, mit dem Vorschlag auf Einrichtung eines Reichstagsgerichts sür Wahlprüsungen zu befassen haben. Der Vorschlag geht dahin, dieses Gericht mit 5 Mitgliedern aus den Reihen der Reichs gerichts- oder Oberoerwaltungsgerichtsräte und einem rechtskundigen Mitgliede des Reichstages zu besetzen. Die Erhebungen und Vernehmungen über Unregelmäßig keiten sollen besonderen Ermittelungsrichtern übertragen werden. * Zur Frage des Ncichspettolemmnottopols nahm aus dem reichsdeutschen Mittelstandstage zu Leipzig die Ver sammlung der Detaillisten und übrigen Petroleuminter essenten Stellung. Mit dem Monopol, das der Reichs tag im Herbst in dritter Lesung zu erledigen hat, war die Versammlung unter gewissen Kautelen einverstanden. Der Vorsitzende, Bürgermeister Dr. Eberle, mies in seinem Referat darauf hin, daß das Leuchtölgesetz den Detail listen einen großen Einfluß auf den Petroleumhandel gewähre. Allerdings seien bedauerlicherweise die Sitze in der Petroleumvertriebsgesellschast ihrer Zahl nach nicht nach sachlichem Maßstabe, sondern nach der politischen Macht festgesetzt worden. Es sei nun Pflicht der ein zelnen Mitglieder der Detaillistenverbände, auf die Reichs- tagsabgeordueten einzuwirken, daß in dieser Frage eine sachliche Wertung, d. h. eine Stimmverteilung nach dem Quantum des Umsatzes Platz greife. Von größter Wichtigkeit sei die Beschaffung von Detaillistenausschüssen für die Verwaltung der Tankanlagen, weil dann durch die Gesamtheit dieser Ausschüsse ein bedeutsamer Einfluß aus die Petroleumvertriebsgesellschast ausgeübt werden könne. Aus der an den Vortrag sich anschließenden Debatte ging hervor, daß nur einzelne abseits stehende kleine Detaillistenvereine gegen ein Neichspetroleum- monopol sind im Gegensatz zu den großen Detaillisten- verbänden. * Sachsens Eisenbahnbcschwcrdcn. Einer der mannig- sachen Wünsche Sachsens in bezug auf die preußische Eisenbahnpolitik ging dahin, einen viergleisigen Ausbau der Anhalter Bahn zu erreichen, da diese seit langem völlig überlastet ist. Es handelt sich hierbei auch um ein preußisches Interesse, da davon auch die Verbindung über Halle, die bekanntlich sehr wichtig ist, betroffen wird. Jetzt wird endlich, wie man aus Dresden berichtet, nach der Meldung eines dortigen Blattes geplant, zwei neue Geleispaare zu legen. Die Ermittelungen sollen bereits zu einem bestimmten Plane geführt haben. Aller dings wird seine Verwirklichung Millionen kosten, da vor allem große Ankäufe in den Berliner Vororten nötig sein werden. * Die evangelische Sammlung für die Nationalspcnde zum Kaiserjubiläum zugunsten der christlichen Missionen ist seit der letzten Mitteilung Anfang Juli wieder um 233 657 Mark gestiegen, sodaß das bisherige Endresultat 3 441 170 Mark beträgt. * Unter zahlreicher Beteiligung der Mitglieder aus allen Teilen des Reiches und von Vertretern befreun deter Korporationen trat am Montag in Leipzig die Jubiläumstagung des Deutschen Zcnlrulberblindcs sür Handel und Gewerbe zusammen. Der Vorsitzende Stadt rat Seifert (Leipzig) wandte sich in seiner Eröffnungsrede dagegen, daß aus den Handelshochschulen, nunmehr auch in Berlin, die Bedeutung der Warenhäuser auf Kosten des Detailhandels in übertriebener Weise gelobt würde. Die Früchte solcher Erziehung zeigten sich darin, daß in einer Schülerarbeit der Handelshochschule das Warenhaus geradezu als das größte Wunder der Neuzeit gepriesen wird. Wir aber wollen trotz aller solcher Erscheinungen auch weiterhin unsere Pflicht erfüllen im Zusammenschluß des deutschen Mittelstandes zum Segen für unser Vater land. Nach mehreren Begrüßungsansprachen erstattete dann der Syndikus Dr. Ehrhardt (Leipzig) seinen Ge schäftsbericht, dem zu entnehmen ist, daß der Zentral verband zurzeit aus 250 Vereinen und Verbänden mit 30 000 Mitgliedern besteht. Der Bericht gedenkt der schlechten Einwirkungen des Balkankrieges auf die Ge schäfte, fordert ein energisches Einschreiten gegen den unlauteren Wettbewerb, gegen das Ausverkaufs- und Zugabeunwescn, tritt sür die Errichtung eines Neichs- perroleummonopols und für die Errichtung einer eigenen Detaillistenberussgenossenschaft ein und fordert schließlich die Detaillisten auf, bei den Wahlen zu dieser Berufs- genosscnschast Vertreter ihrer Interessen zu wählen. Der Redner bekämpft auch eine Erhöhung des Stempels auf Versicherungsscheine. * Der Zentralverband sür Handel und Gewerbe be auftragte seinen Vorstand, wegen der Festlegung des Osterfestes bei Bundesrat und Reichstag vorstellig zu werden. * Haudwcrtcrgcnoffcnschnften. Der Genossenschaststag in Posen beschäftigte sich ini Verlaus seiner Beratungen auch mit der Frage der Handwerkergenossenschaften und trat entschieden der Auffassung entgegen, als biete die Verbindung ortsansässiger Handwerker zu einer Genossen schast keinen Vorteil, sondern habe sür die Beteiligten noch Schädigungen zur Folge. Richtig sei nur, daß die Genossenschaft nicht sür alle Zweige des Handwerks segensreich wirke. Die Form der Genossenschaft empfehle sich jedoch zum gemeinsamen Einkauf von Rohstoffen. Auch die Magazin-Genossenschaften sind wertvoll, da sie nicht nur über ein Lager eingelieserter Waren verfügen, sondern den Handwerkern, die ihnen «»gehörensauch die Möglichkeit bieten, sich wirksam an großen Submissionen zu beteiligen. Weiterhin wurde ein Antrag angenommen, wonach es Ausgabe der Genossenschaften ist, die existenz berechtigten schwächeren Faktoren unseres Wirtschaftslebens zu befähigen, sich das Kapital und die Vorteile der