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Der Handelsgärtner
- Bandzählung
- 5.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf5
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1824034628-190300002
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1824034628-19030000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1824034628-19030000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Der Handelsgärtner
-
Band
Band 5.1903
-
- Ausgabe No. 1, 3. Januar 1903 1
- Ausgabe No. 2, 10. Januar 1903 1
- Ausgabe No. 3, 17. Januar 1903 1
- Ausgabe No. 4, 24. Januar 1903 1
- Ausgabe No. 5, 31. Januar 1903 1
- Ausgabe No. 6, 7. Februar 1903 1
- Ausgabe No. 7, 14. Februar 1903 1
- Ausgabe No. 8, 21. Februar 1903 1
- Ausgabe No. 9, 28. Februar 1903 1
- Ausgabe No. 10, 7. März 1903 1
- Ausgabe No. 11, 14. März 1903 1
- Ausgabe No. 12, 21. März 1903 1
- Ausgabe No. 13, 28. März 1903 1
- Ausgabe No. 14, 4. April 1903 1
- Ausgabe No. 15, 11. April 1903 1
- Ausgabe No. 16, 18. April 1903 1
- Ausgabe No. 17, 25. April 1903 1
- Ausgabe No. 18, 2. Mai 1903 1
- Ausgabe No. 19, 9. Mai 1903 1
- Ausgabe No. 20, 16. Mai 1903 1
- Ausgabe No. 21, 23. Mai 1903 1
- Ausgabe No. 22, 30. Mai 1903 1
- Ausgabe No. 23, 6. Juni 1903 1
- Ausgabe No. 24, 13. Juni 1903 1
- Ausgabe No. 25, 20. Juni 1903 1
- Ausgabe No. 26, 27. Juni 1903 1
- Ausgabe No. 27, 4. Juli 1903 1
- Ausgabe No. 28, 11. Juli 1903 1
- Ausgabe No. 29, 18. Juli 1903 1
- Ausgabe No. 30, 25. Juli 1903 1
- Ausgabe No. 31, 1. August 1903 1
- Ausgabe No. 32, 8. August 1903 1
- Ausgabe No. 33, 15. August 1903 1
- Ausgabe No. 34, 22. August 1903 1
- Ausgabe No. 35, 29. August 1903 1
- Ausgabe No. 36, 5. September 1903 1
- Ausgabe No. 37, 12. September 1903 1
- Ausgabe No. 38, 19. September 1903 1
- Ausgabe No. 39, 26. September 1903 1
- Ausgabe No. 40, 3. Oktober 1903 1
- Ausgabe No. 41, 10. Oktober 1903 1
- Ausgabe No. 42, 17. Oktober 1903 1
- Ausgabe No. 43, 24. Oktober 1903 1
- Ausgabe No. 44, 31. Oktober 1903 1
- Ausgabe No. 45, 7. November 1903 1
- Ausgabe No. 46, 14. November 1903 1
- Ausgabe No. 47, 21. November 1903 1
- Ausgabe No. 48, 28. November 1903 1
- Ausgabe No. 49, 5. Dezember 1903 1
- Ausgabe No. 50, 12. Dezember 1903 1
- Ausgabe No. 51, 19. Dezember 1903 1
- Ausgabe No. 52, 26. Dezember 1903 1
- Register Register 4
-
Band
Band 5.1903
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- Der Handelsgärtner
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nisse in Oldenburg eignen sich vorzüglich zur Erbsen-Kultur und es dürfte sich für die Inter essenten empfehlen, mit den dortigen Land wirten grössere Abschlüsse zu machen. — Misstände in der Beförderung von Postpaketen auf der Eisenbahn. Es wird neuerdings wieder über beträchtliche Verzögerungen in der Beförderung von Post paketen geklagt. Die Handelskammer von Coblenz hatte nun gefunden, dass dieser Miss stand auf eine Verordnung der Eisenbahn vom 1. April 1903 zurückzuführen ist. Sie schränkt die Beförderung von Postpaketen mit den Schnellzügen erheblich ein, schliesst sie sogar für die Unterwegsstationen nahezu vollständig aus. Am 1. Mai ist zwar infolge Vorstellungen verfügt worden, dass die „dringenden Pakete“ nach wie vor mit Schnellzügen befördert werden können, worauf wir im „Handelsgärtner" schon aufmerksam machten, aber auch dieses Zu geständnis soll nur soweit gelten, als nicht „Unzuträglichkeiten“ entstehen, so dass also alles im Einzelfalle von den betreffenden Be amten abhängt. Nur frische Blumen können stets auch ohne den Vermerk „dringend“ mit Schnellzügen befördert werden. Die Verfügung vom 1. April ist durch diese Anordnungen zwar gemildert worden, aber die Schwierigkeiten, welche von den Eisenbahnverwaltungen ge macht werden, wenn es sich um die Beförde rung von Postpaketen mit Schnellzügen handelt, sind doch so gross, dass die Milderung mehr nur auf dem Papier zu merken ist. Die Be förderung der Postpakete in Deutschland ist im ganzen sehr reformbedürftig. Man müsste sich endlich einmal entschliessen, besondere Postzüge einzurichten, die nur Pakete be fördern. In anderen Ländern ist man, um eine schnellere Besorgung der Postpakete zu er möglichen, längst zur Absendung solcher Züge geschritten. — Erwärmte Güterwagen werden namentlich in der Rheinprovinz dringend ge fordert. Wein, Obst, Blumen u. s. w. bedürfen in der Zeit des Frostes heizbarer Sonderwagen, wie sie jetzt auch von der Handelskammer zu Coblenz befürwortet worden sind. Die Kammer sagt: „Am besten würde den Anforderungen des Verkehrs durch die Einstellung von Sonder wagen entsprochen werden können. Wenn die bisher mit solchen Wagen gemachten Ver suche nicht den gemachten Erwartungen hin sichtlich der Benutzung entsprachen, so scheint das daran gelegen zu haben, dass jene Wagen nur auf sehr wenigen und anscheinend meist auch verhältnismässig kurzen Strecken zur Verwendung kamen und somit ihren Zweck nur ganz unvollkommen erfüllen konnten. Den Bedenken, welche die Eisenbahndirektion Mainz wegen des Auskühlens der Wagen infolge Bei ladens anderer Güter und wegen der Ein wirkungen des mehrfachen Wechsels der Wärme während der Verladung und Beförderung hegt, glauben wir allzu grosse Bedeutung nicht bei messen zu sollen. Bei zweckmässig ein gerichteten Sonderwagen, sowie bei beschleunig tem Anbringen, Verladen und Abholen wird die Auskühlung niemals so stark sein, dass Güter zu Schaden kommen, die zwar gegen Kälte empfindlich sind, aber doch kleine Schwankungen der Wärmetemperatur zu er tragen vermögen. Daher wäre es erwünscht, wenn die Eisenbahntechniker ihr Augenmerk auf den Bau frostsicherer Sonderwagen richten wollten. Die Einstellung solcher Wagen würde natürlich nur dann ihren Zweck erfüllen, wenn sie nicht, wie bei den bisherigen Versuchen, vereinzelt, sondern in genügender Zahl ge schieht. Solche Wagen könnten aber auch im Sommer zur Verwendung gelangen, wenn gegen übermässige Wärme ein Schutz erzielt werden soll.“ Diesen Ausführungen der Coblenzer Handelskammer wird man auch in gärtnerischen Kreisen voll und ganz beitreten. Bei der Langsamkeit, mit welcher indessen Reformen im deutschen Verkehrswesen vor sich gehen, lässt sich so bald noch nicht an die Erfüllung unserer Wünsche glauben. Rechtspflege. — Wieder die Haftung für Ange stellte. In § 831 des Bürgerl. Gesetzbuchs heisst es: „Wer einen andren zu einer Ver richtung bestellt, ist zum Ersatz des Schadens verpflichtet, den der andre in Ausübung der Verrichtung einem Dritten widerrechtlich zu fügt. Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn der Geschäftsherr bei der Auswahl der bestellten Person die im Verkehr erforderliche Sorgfalt beobachtet, oder wenn der Schaden auch bei Anwendung dieser Sorgfalt entstanden sein würde.“ Fraglich ist dabei, was unter der im Verkehr erforderlichen Sorgfalt zu verstehen ist. Das Reichsgericht hat in einer neueren Entscheidung ausgeführt, dass nur die An wendung derjenigen Sorgfalt zu beweisen sei, welche im vernünftigen und normalen Verkehre für erforderlich und genügend erachtet wird. Von dem Landschaftsgärtner, der z. B. eine Mehrheit verschiedener Arbeiten durch seine zahlreichen Gehilfen ausführen lässt, wird man nach Ansicht des Reichsgerichtes, auch wenn ihm an sich die Leitung der Ausführungen obliegt, doch nicht verlangen können, dass er den einzelnen Arbeiter bei jeder vorkommenden Verrichtung persönlich überwache oder beauf sichtigen lasse und dass er für jede einzelne Hantierung besondere Anordnungen treffe. Bei erwachsenen, eingelernten und geschäftskundigen Angestellten darf der Unternehmer vielmehr bis zu einem gewissen Grade eigene Urteils fähigkeit und Umsicht auch mit Rücksicht auf die Vermeidung von Gefahren für die Arbeiter oder dritte Personen voraussetzen. Er wird daher Vorsichtsmassregeln von der Art, wie sie in dem betreffenden Arbeitszweige allgemein bekannt und eingeübt oder auch schon nach gesundem Menschenverstand für jeden als not wendig erkennbar sind, den Arbeitern nicht stets von neuem einschärfen müssen. Ob und in welchem Masse sich bei einem mit besonderen Gefahren verbundenem Betriebe, wie z. B. Erd arbeiten, eine Beaufsichtigung durch den Unter nehmer oder eine bestellte Aufsichtsperson er forderlich macht, ist nach dem einzelnen Falle zu beurteilen. — Schadenersatz wegen unterlas senen Klebens der Invalidenmarken. Ein Arbeitgeber wurde kürzlich verurteilt, einem Lehrling eine jährliche Invalidenrente von 125 Mark 40 Pfg. zu zahlen, weil er für die Dauer der Beschäftigung 58 Beitragsmarken zu wenig geklebt hatte und diese Beiträge wegen Verjährung auch nicht mehr eingezogen werden konnten. Der Lehrling war von der Versiche rungsanstalt wegen nicht erfüllter Wartezeit mit seinem Anspruch abgewiesen worden und klagte nunmehr gegen den Lehrherrn, wobei er ein obsiegendes Erkenntnis erzielte. Das Gericht erblickte in dem Verhalten des Arbeitgebers ein Verschulden und verurteilte ihn zum Scha denersatz. Möge dieser Fall wieder zur Vor sicht mahnen, das Kleben von Invalidenmarken, wie überhaupt alle Anforderungen der Arbeiter versicherungsgesetze auf das gewissenhafteste zu besorgen. Die Folgen einer Nachlässigkeit können, wie wir sehen, sehr ernste sein. — Festsetzung bestimmter Wechsel proteststunden. Wechselproteste dürfen in den alten Landesteilen von Preussen, in Schles wig-Holstein und Lauenburg nur von 9 Uhr vormittags bis 6 Uhr abends aufgenommen werden. In den übrigen Landesteilen Preussens, wie in den anderen Bundesstaaten, existieren bestimmte Stunden nicht. Es wird aber der Protest in den üblichen Geschäftsstunden auf genommen. Der deutsche Handelstag hat es nun schon früher als wünschenswert erachtet, dass die Tageszeit für die Erhebung von Wechsel protesten durch Festlegung bestimmter Stunden einheitlich für das Reich geregelt werde. Der preussische Minister will für Preussen als Proteststunden die Zeit von vormittags 9 Uhr bis abends 7 Uhr einführen. Die Handels kammern haben dem in der Mehrzahl beige stimmt. Ausstellungen. — Zur Herbst-Ausstellung und deut schen Chrysanthemumschau in Köln, welche vom 6.—13. November in der „Flora“ stattfindet, teilt uns die Leitung mit, dass so wohl die rheinische Landwirtschaftskammer sowie die Königliche Lehranstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau in Geisenheim ihre Teil nahme zugesagt haben. Ferner ist auch die beabsichtigte Angliederung einer Ausstellung kolonialer Planzenprodukte gelungen. Auch der Verein rheinischer Aquarien- und Terrarien- freunde „Sagittaria“ zu Köln wird sich mit einer Kollektivausstellung von Aquarien und Terrarien sowie den hierzu notwendigen Hilfs mitteln beteiligen. — Wir wünschen dem Unternehmen, welches mit grossem Eifer vor bereitet wird, recht guten Erfolg und machen nochmals darauf aufmerksam, dass das Pro gramm durch Rudolf Rausch, Obergärtner der „Flora“ zu Köln bezogen werden kann. — Die grosse Frühjahrsausstellung zu Berlin 1904, welche vom „Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten“ veranstaltet wird, soll nunmehr in den Tagen vom 29. April bis 8. Mai in der Phil harmonie zu Berlin stattfinden. Der Verein hätte gern den Wünschen der Mehrheit entsprochen, und die Eröffnung einige Tage früher gelegt, doch wird das von der Beendung der popu lären Konzerte abhängen, und eine Entscheidung hierüber erst im Februar des nächsten Jahres erfolgen können; zunächst musste der obige Termin festgehalten werden. Während der Debatte wurde auch in Betracht gezogen, dass die Ausstellung in Düsseldorf, welche gleich falls mit einer grossen Frühjahrs-Blumenschau beginnt, am 1. Mai eröffnet wird. Bei der grossen Entfernung beider Städte, und der Bedeutung Berlins als Verbrauchszentrale für gärtnerische Erzeugnisse hofft man trotzdem eine ausreichende Beteiligung zu erlangen und will rechtzeitig eine Umfrage bei den Inter essenten veranstalten. Ausserdem hat der obige Verein 45 000 Mk. auf Antrag des Aus stellungs-Ausschusses für dieses Unternehmen zur Verfügung gestellt, damit die Ausstellung in einer der Reichshauptstadt würdigen Aus ¬ dehnung veranstaltet werden kann. — Wir werden, sobald dass Programm erschienen ist, unsern geehrten Lesern weitere Mitteilungen hierüber zugehen lassen, da wir annehmen, dass diese Sache für viele von Interesse ist. Vermischtes. Kleine Mitteilungen. — Die diesjährige Chrysanthemum- und Obst-Ausstellung in Paris findet vom 4. bis 11. November statt. Die Früh- jahrsausstellung ist auf die Tage vom 11. bis 16. Mai festgesetzt. — Der städt. GarteninspektorzuKarlsruhe.FriedrichRies feierte am 1. August sein 25jähriges Jubiläum als Leiter der städtischen Anlagen. — Wir machen Interessenten darauf aufmerksam, dass in Geisenheim demnächst zwei Obstver wertungskurse stattfinden; vom 24.—29. August für Frauen und Mädchen und vom 31. August bis 5. September für Männer. — Zwei Samenmärkte finden nächsten Monat in der Schweiz statt und zwar vom 13.— 15. Sep tember in Andelfingen für den Kanton Zürich und vom 22. — 24. September in Willi sau für den Kanton Luzern bezw, ist der letztere für alle Schweizer Landesteile be stimmt. — Eine Gartenbauausstellung veran staltet der „Gartenbau-Verein für Spremberg und Umgegend“ in den Tagen vom 5. — 7. September in dem Gesellschaftshause daselbst. — Die vom Gartenbauverein des Unter-Elsass geplante Herbstausstellung findet vom 3. bis 7. Oktober in der Alten-Metzig, bei der Raben brücke zu Strassburg statt. — Auf Anreg ung des Direktors des Bot, Gartens zu Berlin, Professor Engler, ist daselbst eine „Freie Vereinigung für Systematik und Pflanzengeo graphie“ begründet worden. — Zur Ausrottung der Pflanzen in den Alpen. Wie wir der französischen Zeitschrift „Le Jardin“ entnehmen, hat der Präfekt des „Departement des Hautes-Alpes“ folgendes Verbot erlassen: Durch die bedauerns werte Gewohnheit, die sich in dem Departement durch das Sammeln von wildwachsenden Pflanzen mit Wurzeln in solchem Masse ein geführt hat, steht die vollständige Ausrottung der Alpenflora zu befürchten. Um deren Er haltung zu sichern, sind wir gezwungen, das Ausreissen der Alpenpflanzen zu verbieten: 1. Das Ausreissen folgender Pflanzen wie: Edelweiss, Artemisia, Alpenveilchen, Alpenrosen, Frauenschuh, Alpendistel, blau blühende Gen- tianen, Alpenfarne, Arnica, Lilium Martagon, Fritillaria, Anemonen, Orchideen, Schnee glöckchen, Geranium argenteum, Alpen-Clematis u. s. w. ist in Gehölzen, Wäldern, Wiesen und Alpenweiden verboten, soweit diese Eigentum von Gemeinden sind oder öffentlichen Anlagen an gehören und nicht der Forstverwaltung unter geordnet sind. In diesen letzteren Gebieten ist das Sammeln aller Pflanzenarten schon ge regelt durch die Gesetze von den Jahren 1827 und 1844. 2. Der Transport, Hausieren, so wie Verkauf von Alpenpflanzen mit Wurzeln ist ausdrücklich untersagt. 3. Die Gemeinde vorstände, die Polizei, die Feldhüter und Förster sind beauftragt mit der Vollziehung dieses Ver botes. — Bekanntlich sind in den Gebirgs gegenden der Schweiz und Tirol ähnliche Be stimmungen zum Schutz der heimischen Flora getroffen worden, wenn auch in einer weniger scharfen Form. Sie hatte keine Antwort gehabt auf seine gleichgültige Bemerkung über Felix von Randow, aber nach einer Weile sagte sie, ohne dabei zu ihm aufzusehen: „Der Kohlenhändler am Ende der Strasse hat sich auf mein Ersuchen bereit erklärt, den Hund zu sich zu nehmen. Er wird ihn zur Bewachung seines Lagerplatzes verwenden, und ich denke, Nero ist dazu durch sein mürrisches und tük- kisches Wesen ganz besonders geeignet. Der Mann versprach mir, ihn gut zu behandeln, und er wird ihn am Nachmittag abholen, da Du doch voraussichtlich jetzt nichts mehr gegen die Abschaffung des Tieres einzuwenden hast.“ Hastig und beinahe unfreundlich waren die Worte von ihren Lippen gekommen. Es war ihnen nur zu gut anzu merken, dass sie der Ausfluss einer üblen Stimmung waren. Vielleicht gerade deshalb hielt es Püttner für seine Pllicht, sich desto ruhiger zu zeigen. „Es tut mir leid, dass Du mir von Deinen Absichten nicht früher Mitteilung gemacht hast, liebe Magda. Du würdest dadurch der peinlichen Notwendigkeit überhoben worden sein, eine Zusage zurückzuziehen. Ich werde den Hund so wenig dem Kohlenhändler, als irgend einem anderen überlassen.“ Die junge Frau errötete bis in die Stirne hinauf. „Deine Anhänglichkeit an das abscheuliche Geschöpf vermag in der Tat sehr harte Proben zu bestehen“, sagte sie, und es war vielleicht mehr Schärfe in ihrer Stimme, als sie selbst beabsichtigt hatte. „Nach den letzten Ereignissen bin ich darauf wirklich nicht mehr gefasst gewesen.“ „So hast Du mir eben Unrecht getan. Ich bin allerdings nicht so wankelmütig in meinen Neigungen, dass irgend ein Zufall sie beeinflussen könnte.“ Magda wusste kaum, wie es zuging; aber sie fühlte sich durch diese letzte Bemerkung persönlich gekränkt, und es trieb sie, nur um so hartnäckiger auf ihrem Willen zu be harren. „Aber das ist ja offenbare Torheit“, rief sie mit einer Heftigkeit, welche sonst nicht in ihrem Wesen lag. „Was in aller Welt kannst Du gegen meinen Vorschlag einwenden, wenn Du nicht zugestehen willst, dass Du zu schwach bist, Dich von einem unvernünftigen Tiere zu trennen?“ Ihr hell aufflammender Zorn war nicht imstande, seinen Gleichmut zu erschüttern. „Ich sagte Dir schon einmal, dass ich es als schlechten Lohn für seine rührende Treue ansehen würde, wenn ich den Hund jetzt dem ersten besten überliesse. Zur Bewachung seines Lagerplatzes will ihn der Kohlenhändler verwenden? — Nun wohl, hast Du niemals eines dieser bedauernswerten Geschöpfe gesehen, die man gleichgültig jeder Unbill des Wetters preis gibt und vielleicht gar systematisch hungern lässt, um ihre Reizbarkeit und Gefährlichkeit zu erhöhen ? Nein, liebe Magda, auch wenn mir das Tier nicht durch lange Gewöhnung lieb geworden wäre, würde ich dazu niemals meine Zustimmung geben.“ „Und es scheint Dir ganz bedeutungslos und unbedenk lich, dass sich morgen oder übermorgen wiederholen kann, was vor einigen Wochen geschah?“ „Es wird sich nicht wiederholen, denn ich bin sicher, dass Strups die nachdrückliche Strafe nicht vergisst, die ihm für sein Vergehen zu teil geworden ist. Auch hat er bisher niemals etwas Aehnliches getan. Wahrscheinlich war es ein Reitpferd, dessen Hufschlag ihm seiner Zeit das Bein zerbrach, und diese fatale Erinnerung mag für einen Augenblick über seine gute Erziehung den Sieg davongetragen haben.“ Gerade seine freundliche Ruhe war Magda ein Beweis dafür, dass sie mit ihrem Verlangen auch diesmal nicht durch dringen würde, und in ihrer nervösen, gereizten Stimmung empfand sie diese Niederlage wie ein Zeugnis lieblosester Gleichgültigkeit ihres Gatten — nein, mehr als das, wie eine tödliche Kränkung. Ungestüm aufspringend, stiess sie ihren Stuhl zurück und eilte zur Tür. Die hellen Tränen standen ihr in den Augen, als sie, sich noch einmal zurückwendend, ausrief: „Und wenn es auch hundertmal so wäre — und wenn dieser Hund nicht seinesgleichen hätte auf der ganzen Welt, mir zu Liebe hättest Du ihn doch längst aus dem Hause ent fernen sollen! Ich hasse ihn — ich kann es nicht mehr er tragen, ihn um mich zu sehen — ich fühle mich unglücklich, so oft ich ihn erblicke!“ „Das ist etwas anderes“, erwiderte er sehr ernst. „Du sollst nicht unglücklich sein, so lange es in meiner Macht steht, es zu verhindern.“ Er stand auf und verliess das Zimmer, ohne dass Magda einen Versuch gemacht hätte ihn zurückzuhalten. Es war die erste heftige Szene in ihrer jungen Ehe gewesen und allem Anschein nach hatte sie ja mit ihrem Sieg geendet. Aber sie empfand weder Genugtuung noch Freude über diesen Triumph; vielmehr fühlte sie sich beschämt und unzufrieden mit sich selbst. Ihr Mann hatte ja nachgegeben; aber er hatte kein freundliches und liebevolles Wortfür sie gehabt. Der Riss, der sich zwischen ihnen aufgetan, war nun weiter und tiefer geworden und sie sah keine Möglichkeit, ihn auszu füllen, so lange jenes Unausgesprochene, Heimliche da war, das sie wie eine unsichtbare Scheidewand von ihrem Manne trennte. Magda sah durch das Fenster, wie sich Püttner in der Begleitung des freudig bellenden Hundes entfernte. „Er wird irgend ein anderes Unterkommen für ihn suchen“, sagte sie, „und er tut es sicherlich mit schwerem Herzen.“ Für die Dauer einer Sekunde kämpfte sie mit der Ver suchung, ihn zurückzurufen; aber ehe der plötzlich aufstei gende Gedanke hätte zur Tat .werden können, waren beide bereits an der nächsten Biegung der Strasse verschwunden. Mit bleierner, unerträglicher Langsamkeit schlichen der jungen Frau heute die Stunden dahin. So einsam hatte sie sich noch niemals während der Abwesenheit ihres Gatten ge fühlt, und nicht die Einsamkeit allein war es, welche sie be drückte, sondern auch eine schwere, lastende Empfindung, wie die Vorahnung einer ernsten Krankheit oder eines grossen Unglücks. Um sich zu zerstreuen, nahm sie bald die eine, bald die andere Arbeit vor und versuchte sich an allerlei häuslichen Verrichtungen; aber jedesmal liess sie sehr bald wieder müde die Hände sinken, und der Kopf war ihr so schmerzhaft und benommen, dass sie nicht einmal in Lektüre oder Musik Ablenkung und Erheiterung suchen konnte. Wirklich erleichtet atmete sie auf, als die Stunde schlug, um welche Püttner aus dem Bureau heimzukehren pflegte. Aber er, der sonst in allen Dingen von strenger Pünktlichkeit war, liess heute auf sich warten. Magdas Ungeduld steigerte sich bis zu wirklichem Fieber, die schwärzesten Vorstellungen jagten sich in ihrer Phantasie, und sie verliess, von peinigender Unruhe getrieben, hundertmal ihren Beobachtungsplatz am Fenster, um ebenso oft dahin zurückzukehren. (Fortsetzung folgt.)
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