Volltext Seite (XML)
Lie „Sächsische Elbxettung" erscheint DicnStag, Donner«» tag und Sonnabend. Die Ausgabe deS BlalteS ersolgt Tags vorher Nachm. 4 Uhr. Abonnement«-Preis viertel jährlich l Mk. VO Ps., zwei- monatlich I Mk., eimnonat» lich VN Pf. Einzelne Nummern 10 Pf. PosizeitungSbcstellliste <>243. Alle kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die 5WW MKiU. AmtsNüH ZeltungSträger nehmen stet« Bestellungen auf die „Sächsische Clbzeilung" an. für das Migl. Lntsgertcht und den ZlMralh za Zchandan, sowie für de» Aadtgcnicindcrath !»HohaNcia. Mit „Allustrirl. Sonntngsvtcril". Mit Humor. Beilage „Seifenbkcrfen". Mit „Lcrndn,ivll)sch«sit. Weikerge». Inserate, bei der weiten Verbreitung d. Bl.von großer Wirkung, sind Montags. Mittwoch« undFrcitag« bl« spätesten« vormittag» 0 Uhr aufzugeben. Preis für die gespaltene CorpuSzcile oder derkn Naum 10 Pf.t Inserate unter fünf Zeilen werden mit VN Pf. berechne (tabellarische und complicirte nach Ueberelnkunft). „Eingesasidt" unterm Strich 20 Pf. die Zeile. Bei Wiederholungen ent sprechender Rabatt. Jnscraten-Annahmestellen: In Schandau: Expedition Zaukenstrapc 134, in Hohnstein: bei Herrn Stadlkalsirer Reinhard, in Dresden und Leipzig: die Annoncen «BureauS von Haasenstein L Vogler, Jnvalidcndank und Nndolf Mosse, in Frankfurt a. M.: G. L. Daube L Co. und in Hamburg: Käroly L Liebmann. L. Schandau, Sonnabend, den 2. Januar 1897. 4l. Illhlgllllg. ZUM UMM Ashve! Weriyokd. Du hast vollendet deine Kreise, ES schloss sich hinter dir das Thor — Was immer du ans deinen Schwingen Uns mich gebracht an Lust wie Leid — Vorbei, vorbei — so soll's erklingen — Dir sei ein letztes Glas geweiht! stillt von unversöhnlichen Gegensätzen leben, ja einige Beurtheiler befürchten sogar, daß wir uns einer unvermeidlichen Katastrophe nahen, ähnlich wie sic gegen Ende des vorigen Jahrhunderts in Frankreich ciutrat und daun bald ganz Europa in Mitleidenschaft zog. Aber so ungestüm auch finstere Gewalten heutzutage au die Pforten nud Grundpfeiler der Culturstaateu klopfen, so wird ihnen das Zerstörnngswerk doch schwerlich gelingen, denn die heutigen Cultnr- staaten Und unter ihnen zumal das deutsche Reich sind nicht nnr durch ihre äußeren Machtmittel viel stärker und fester gefügt wie die älteren Staaten, sondern sie sind auch innerlich viel stärker durch die lebendige Theiluahme der Volkskrast au der Staatserhaltung durch die Volksvertretungen in Reichs- und Landtagen und die allgemeine Wehrpflicht im Vvlksheere. Mag auch ferner manche recht trübe sittliche Entartung zn Tage treten, so glauben wir doch, das; im Volke das Rechts- und Pflichtgefühl stark und mächtig geblieben ist und eS auch künftig bleiben wird, zur Erreichung schöner Ziele des Fort schrittes und der edelu Menschlichkeit nnd znr Bekämpfung aller finsteren Mächte. Sv dürfen wir auch mit Zuversicht die Schwelle des neuen Jahres, in welchem uns aller Wahrscheinlichkeit nach auch der Weltfrieden durch eine weise Politik der Regierung gewahrt bleiben wird, überschreiten. Pfeilschnell ist das Jetzt entflogen, Zögernd kommt die Zukunft hergezogeu, Ewig still steht die Vergangenheit. Mit diesen genialen Worten hat ein großer Dichter und Denker das Wesen der ewig flüchtigen, ewig kommenden und ewig bleibenden Zeit gekenn zeichnet, und betrachten wir mit dem Maßstabe dieser Dichterworte das eben verflossene nnd das zögernd heraukommcnde ncne Jahr, so wird unser Herz zugleich von großen und räthsclhaften Empfindungen ergriffen, denn das Wesen der Zeit, also auch jedes Zeitabschnittes und jedes Jahres leitet in die Ewigkeit wie w die unbekannte Znknnft. Wichtig nud werthvvll ist aber auch ein Jahr iu dem kurzen Dasein der Menschen, und wenn im ewigen Strome der Zeiten das alte Jahr dahingcrauschl und das neue emporsteigt, so erhebe» sich im Herzen der Menschen nnd Völker auch Hoffnungen und Wüuscho stärker als zn gewöhnlichen Zeiten. Aber nicht nnr frohe Hoffnungen nnd gute, schöne Wünsche sind es, welche am Jahreswechsel die Herzen der Menschen erfüllen, sondern in denselben steigt auch manche Sorge und Befürchtung empor. Gar mancher Beobachter des öffentlichen, des socialen und wirlhschaftlicheu Lebens unseres Volkes glaubt, daß wir iu einer schweren gährenden Zeit, er- Wohlan, so strahlt »ns nnr das Hoffen Als Leitstern ans dem Pilgerpfad — Und seinem Glanze seien offen Die Herzen Aller früh wie spot — Jst's Freude uur und Glück nnd Lust? Sind's wohl des Schmerzes tiefe Wuudeu, Die zugedacht du uus'rer Brust? Jetzt wenden wir den Blick entgegen Dir, neues Jahr, iu deinem Schein — Du schwebst mit leiscu Flügclschlägeu Geheimuißvoll zu uns herein — Was birgst du nnS in deinen Stunden — Es will das Hoffen uns versöhnen Den, Leben heut' wie immerdar — D'rnm soll's jetzt wiederum ertönen: „Sei nns willkommen, ucncs Jahr!" Nun sangen wir die Abschiedsweise Dir, altes Jahr, im heiter'n Chor — Doch nimmer willst du Antwort stehen Ans unsrer Fragen buntes Heer — Wir spüren wohl dein frisches Wehen, Doch Antwort wird nns nimmermehr — Nicht kündel's nns dein junger Morgen, Was uns beschieden vom Geschick, Es bleibt der Zukunft Loos verborgen Trotz allem Sehnen nuser'in Blick! KZ -5 ß Des hohen Neujahrstages wegen ge langt am Mittwoch keine Zeitung zur Ausgabe. Alle für diese Tage be stimmten Inserate erbitten wir bis S HI». Nach dieser Zeit eingehende Inserate können erst in der Sonnabend-Nummer Aufnahme finden. KM. der „AMM WMung. Politische Jahresrundschau. (Schluß.) Ocstcrreich-Ungarn geht mit einem Fragezeichen in das Jahr 1897 hinüber, denn die Verhandlungen über die Ernenerung des wirlhschaftlichen Ausgleichs zwischen den beiden Neichshälftcu sind trotz ihrer langen Dauer noch immer nicht znm Abschluß gelaugt. Iu Oesterreich wurden Neuwahlen zu den Eiuzellaudtageu vorgeuvmmeu, wobei die Antisemiten neue Erfolge errangen. Bevor stehend sind zum ersten Male die Neuwahlen zum Neichs- rathe auf Grund des Wahlreformgesetzcs, durch welches iu erster Linie die Zahl der Neichsrathswähler eine erheb liche Vermehrung erfahren hat. In der Vereinigten deutschen Linken des österreichischen Abgeordnetenhauses vollzog sich durch den Austritt fast aller denlschböhmischeu und deulschmährischen Abgeordneten eine Spaltung; daß dieselbe im Interesse des Denlschthnms in Oesterreich nothweudig gewelen wäre, ist freilich stark zu bezweifeln. Allgemeine tiefe Theiluahme rief in der gesammten öster reichisch-ungarischen Monarchie das Hiuscheiden des Erz herzogs Carl Ludwig, Bruders des Kaisers Franz Josef, hervor; der ältere Sohn des Verstorbenen, Erzherzog Franz Ferdinand, gilt unnmehr in aller Form als Thron folger. In Ungarn fanden Neuwahlen zum Reichstage stattsie ergaben einen großen Sieg der liberalen Neglernugspartei. Das russische Kaiserpaar stattete iu Wien dem Kaiser Franz Josef seinen Antrittsbesuch ab, mit welchem die große Auslandsreise des Czareupaares eröffnet wurde. Vvu einem furchtbaren Schlage wurde Italien im ersten Viertel der Jahres bei seinen militärischen Unter nehmungen in Afrika betroffen. Das italienische Expe ditionsheer unter General Baratieri erlitt am 1. März bei Adna eine zerschmetternde Niederlage durch die Armee des Negus Meuelik, infolge bereu die von Italien auf afrikanischem Boden gemachten Erobernngcn znm guten Theil wieder verloren gingen. In Italien selbst halte die militärische Katastrophe von Adna die politische Wirkung, daß sich das Ministerium Crispi unter dem Eindrücke des allgemeinen Entrüstungsstnrmes zum Rück tritte geuöthigt sah; ihm folgte das Cabiuet Nudiui- Nicvtti. Dasselbe mußte sich jedoch im Juli einer Um bildung unterziehen, da vier seiner bisherigen Mitglieder, darunter der Kriegsminister Nicotti, wegen der Militär frage nnsschieden. In Afrika hatte inzwischen das von General Baldissera eiligst wieder in besseren Zustand gebrachte italienische Expeditionscorps seinen Rückzug aus der Provinz Tigrv vollzogen, ohne von dem siegreichen Gegner belästigt zu werden. Es folgten daun die schwierigen Fnedeusverhandlungen zwischen Italien und Abessinien nach, die endlich znm Friedeusvertrag vom 26. October mit seinen bekauntiich für Italien verhältniß- mäßig günstigen Bedingungen führten. Ein anderes Unglück erlitt Italien in Afrika dnrch die Niedermetzelung der Expedition Cechi au der ostafrikauischeu Küste durch leiudliche Somalis. Freudige Theiluahme rief in Italien die Vermählung des Kronprinzen Victor Emaunel mit der liebreizenden Prinzessin Helene vvu Montenegro hervor. Das innere politische Leben in England spielte sich während des Jahres 1896 verhältuißmäßig interesselos ab. Dagegen machte die englische Politik nach außen mehrfach von sich reden. In Südafrika versuchte sich England dnrch die Freibeuter Expedition des I>r. Jameson iu die häuslichen Angelegenheiten der Transvaal-Republik eiuzumischen; das Uuteruehmen scheiterte jedoch kläglich, bei Krügersdorp wurden die Truppen Jamesou's vvu den Bveru geschlagen und gefangen genommen. Im ehemaligen eghplischen Sudau setzte England einen neuen Feldzug gegen den Mahdi ins Werk, welcher vorläufig zur Meder- ervbcrung der Provinz Dvngola führte. In den orienta lischen Fragen machte die eigennützige Politik Englands den anderen Großmächten hinter den Cvulissen gar manche Schwierigkeiten, ja, England schied sogar aus dem europäischen Cvucert in den orientalischen Angelegen heiten aus, schließlich hat es aber die britische Politik doch für Hut befunden, sich dem Vvrgeheu der übrigen Mächte wieder auzuschließeu. Die französiche Republik erlebte auch im Jahre 1896 den „landesüblichen" alljährlichen CabinetSwechsel. Im März trat das radicale Ministerium Bourgeois, dessen parlamentarische Stellung unhaltbar geworden war, zurück, ihm folgte das gemäßigt-republikanische Cabiuet Mcfliue nach, welches bis jetzt mit großem Glück und Geschick operirt hat. Das I„große Ereigniß" für die Franzosen war jedoch der im October ausgeführte Besuch des Czareupaares iu ihrem Laude und vor Allem iu der Hauptstadt Paris selbst. Der Czarenbesuch eröffnete natürlich eine neue Reihe von französisch-russischeu Ver- brüdernngsdemonstrationen, aber trotz allem hat auch das Verweilen des russischen Herrschers auf französischem Boden dem Franzoseuvolke das so heiß ersehnte unzweifel hafte Vüuduiß mit Rußland noch nicht gebracht. Im Mai ging Jules Simon, der bekannte französische Staats mann Und Gelehrte, mit dem Tode ab. Für Rußland bildete deu bedeutsamsten Vorgang in der inneren Politik der Tod des Ministers des Aus wärtigen Fürsten Lobanoff; an seiner Stelle wurde Geheimrath Schischkin zum Verweser des Ministeriums des Aeußereu ernannt, als welcher er dasselbe auch jetzt noch leitet. Am 26. Mai fand in Moskau unter großem Gepränge die feierliche Krönung des Czareupaares statt; leider warf aber das entsetzliche Ünglück auf dem Chodiuskh- felde, bei welchem miudesteus 6000 Personell das Leben einbüßten, einen düsteren Schatten ans deu Glanz der Moskauer Festtage. Im Uebrigen haben sich die Er wartungen, welche vielfach in Bezug auf die innere Ent wickelung Rußlands von der Negierung des Czaren Nicolaus II. gehegt wurden, so gut wie gar nicht erfüllt, dafür schreitet Rußlands änßere Politik unleugbar fort vvu Erfolg zu Erfolg. Von den Staaten der Balkauhalb-Jusel zog auch im ablaufenden Jahre die Türkei wiederum am meisten die Aufmerksamkeit auf sich durch die Revolution auf Kreta, die Unruhen in Macedvnien, Armenien n. s. w., die gräulichen Christenmetzeleien in Konstantinopel nnd zahl reichen anderen Punkten des Osmaueureiches, die Umtriebe der jnugtürkischen Neformpartei n. s. w. Wohl hat die energische und einmüthige Haltung der Großmächte eine gefährliche Zuspitzung dieser türkischen Wirren für den europäischen Frieden nud für deu Bestand des türkischen Staates zu verhindern gewußt, immerhiu erfordern die Vorgänge in der Türkei noch fortgesetzt die ernste Auf merksamkeit der europäischen Diplomatie. — In Rumänien folgte das Ministerium Aureliauu dem Cabiuet Stvurdza. — Bulgarien machte durch deu Uebertritt des Erbpriuzeu Boris zur orthodoxen Kirche nnd die Anerkennung des Fürsten Ferdinand von sich reden. Was die bemerkeus- werthesten Ereignisse iu deu übrigen europäischen Ländern anbelangt, so ergiebt sich folgendes Bild : Spanien mnß noch immer verzweifelt um die Erhaltung seines köstlich sten colonialen Besitzes, Cubas, kämpfen, wobei es zugleich gegen die Anmaßnugen der autispanischen Partei in Nvrd- Amerika anzukämpfeu hat, und sieht sich zugleich einem