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122 —l, als meine Person, mein - „ zu setzen; ich will den achten Then deS nothigen Geldes zuschießen, wenn mein Gewinn-Antheil verhältnißmäßig erhöht wird." — „Genug! Genug!" rief der Prälat indem er sich anschickte, den Saal zu verlassen; „ich werde unseren Herren Bericht erstatten, und Sie sollen bald deren WillenSmeinung erfahren." So endete die Konferenz. Die Höflinge verließen das Zimmer. Auch Columbus entfernte sich mit dem Aussehen eines Mannes, dessen Vertrauen auf seine Kräfte nicht durch leeres Geschrei erschüttert worden war, und der die Kleinlichkeit und die Unwissenheit der ihm entgegenstehendcn Ansichten zu gut durchschaute, um das geringste Gewicht darauf zu legen. fahrerS, der die Gelehrten zu Salamanca beschämt hat? Müssen Sie Ihre Majestäten nicht kniefällig um deren Annahme bitten?" — „Lesen Ew. Hochwürden", ertönte cs von allen Seiten. — „ES sind die Bedingungen von geringerer Bedeutung, von denen zu sprechen eS sich nicht der Mühe verlohnt; zwei werden aber Ihren Majestäten zu hoher Befriedigung gereichen. Columbus begnügt sich mit dem Range eines Admirals und Vice-KönigS aller zu entdeckenden Länder; von dem Gewinne fordert er nur ein Zchntheil, den Antheil der Kirche, meine ehrwürdigen Brüder — nur ein Zehntheil!" Ein unwilliges Gemurmel durchlief die Versammlung, in der Columbus auf keinen Schutz mehr zu rechnen hatte. „Das ist noch nicht Alles, edle Herren und heilige Priester; damit die Last dieser Würden nicht zu schwer auf den Schultern Ihrer Majestäten drücke, hat der großmüthige Genuese sich bereit erklärt, seine Nachkommen schaft für immer damit zu belasten. Das Reich Cathap glaubt er zur Nutznießung seiner Familie bestimmt, und um seine Wurde auf recht zu erhalten, nimmt er den Zehnten aller Einkünfte in Anspruch." — Ohne die edle Haltung des Columbus wäre lautes Lachen durch den Saal erschallt. Aber sein strenger Blick und seine ruhige Hal tung imponirten selbst dem Erzbischof, der zu glauben anfing, daß er zu weit gegangen sey. „Entschuldigen Sic, Tenor Columbus", sagte er, „aber die Bedingungen find so hoch gestellt, daß ich nicht glauben kann, Sie wollten sie im Ernste vertheidigen." — „Ich werde auch nicht ein Jota «blassen, Herr Erzbischof. Was ich fordere, das verdiene ich, und wer weniger in Anspruch nimmt, als er be rechtigt ist, wird das Werkzeug seiner eigenen Schande. Ich werde Ihren Majestäten ein Reich geben, welches ihre anderen Besitzungen an Werth übertrifft, und ich fordere meinen Lobn. UeberdieS muß ich bemerken, daß zu meinen Bedingungen Klauseln gehören, die ver vollständigt werden müssen." — „Das sind in der That bescheidene Bedingungen für einen Genuesen ohne Herkunft!" rief einer der Höf linge. „Tenor Columbus erhält die Gewißheit, im Dienste Ihrer Majestäten zu befehligen, und wenn er nichts erreicht, so hat er die Ehre, ohne etwas gethan zu haben. Glückt dagegen lein Unter nehmen, so wird er Vlce-Könrg und begnügt sich mit den Einkünften der Kirche." Diese Bemerkung schien die noch Schwankenden zu entscheiden, und die Anwesenden erhoben sich insgesammt, als ob sie die Angele genheit jeder weiteren Besprechung unwcrth erachteten. Um aber den Schein der Unparteilichkeit zu bewahren, wendete sich der Erz bischof zu ColumbuS und sagte zu ihm im sanftesten Tone: „Zum letztenmale, Sektor, frage ich Sie, ob Sie auf diesen seltsamen Bedingungen bestehen?" — „Ich nehme keine anderen an. Ich kenne di« Größe meiner Arbeiten und werde sie nicht herabwürdigrn, in dem ich mir schlechtere Vorschläge gefallen lasse. Aber, Herr Erz- bischof, und Sie, edle Herren, die Sie meine Ansprüche so leichtfertig behandeln, ich bin bereit, mehr zu thun, " ' " ' ' Leben und meinen Ruf aufs Spiel zu s Glasunossö Erkurfion im nordwestlichen Amerika. (Schluß.) Das Dorf Magimut bestand aus fünf großen Wohngebäuden, vierzig Magazinen und einem großen Versammlungs-Lokale; es zahlte 120 Seelen, darunter Z8 erwachsene Männer. Glasunoff ließ die Einwohner in dem Kaschim zusammrnkommen, wie er in dem ande ren Dorfe gethan, und auch hier wurde seine Rede, worin er den Zweck seiner Erpedition ankündigte, mit denselben BeisallSzeichen aus genommen. Die Greise redeten laut, aber die jungen Leute schwie gen, obwohl sie dem Redner sehr aufmerksam zimehort hatten. Die Bewohner dieses Dorfes gleichen den Anwikmut's in allen Stücken. Glasunoff rastete hier mit seinen Gefährten 24 Stunden lang. Da zwei Indianer von den Ufern des Tschagiluk zum Besuche kamen, stellte ihnen Glasunoff allerlei Fragen; er erfuhr auf diesem Wege, daß der Tschagiluk zwischen dem Kwischpak und dem KuSkowim fließe und in den ersteren einmünd«; seine Ufer, sagten sie, sepen sehr bevölkert, da eine Menge Wild von verschiedener Art an denselben zu finden sep. Die barbarischen Kpltschan'S oder Jnkalischluat's, deren Wohnsitze von den Europäischen Niederlassungen am weitesten entfernt sind, handeln mit den näher wohnenden Stämmen, d>e ne gegen Taback mit Pelzwerk versorgen. Da diese Indianer keine vegetabi lische Stricke haben, so flechten sie sehr dünne Streifen aus Biberfell in einander, nachdem sie daS Haar weggeschabt haben, und machen Schlingen zum Rcnnthierfange daraus. — . , , Am 7. Februar brach Glasunoff von Magimut auf und gelangte des folgenden Tages in das Dorf Anulpschtpschpak, am rechten Ufer des Kwischpak. Bei der Annäherung unserer Reisenden ergriffen alle Einwohner die Flucht und schickten ihre Frauen und Kinder auf einen nahen Berg. Sobald aber die Magimutschen Führer ihnen den Zweck der Erpedition erklärt hatten, beruhigten sie sich, und neun Greise kamen den Russen bewillkommnend entgegen. vorübergehende günstige Stimmung verrieth die Frage eines der Anwesenden: „Haben Sie, Tenor ColumbuS, die Absicht, die Staaten deS Priesters Johannes aufzusuchen?" — „Ich weiß nicht, edler Herr, ob eS je einen Herrscher dieses NamenS gegeben hat", sagte Columbus; „mir ist nichts bekannt, was das Vorhandensein dieses Monarchen und seines Reiches auf eine sichere Weise darthäte." — Dieser Zweifel war der Sache des Columbus nicht günstig, indem er das Wunderbare und die Möglichkeit gegen eine auf Gründen beruhende Ucbcrzeugung zurückstellte, mit welcher gewöhnliche Geister sich nicht gern zu schaffen machen. „Viele Personen messen der Kö niglichen Macht des Priesters Johannes Glauben bei und bezweifeln die runde Gestalt der Erde, denn wir wissen alle, daß es Könige giebt, und wir sehen, daß das Meer und die Erde eine Fläche find." Dieser Einwand wurde von einem Mitgliede des Ausschusses erhoben und von den meisten Anwesenden mit beifälligem Lächeln ausgenom men. — „Sekior", erwiederte ColumbuS mit sanftem Tone, „wenn beruhende Ueberzeuguna zurückstellt Waffen machen. mglichen Macht d " " -- in dieser Welt Alles wirklich so wäre, wie eS zu sepn scheint, so würde man keiner Beichte bedürfen, und die Büßungen würden weit gelinder sepn." — „Ich halte Sie für einen guten Christen, Tenor Columbus", sagte der Erzbischof gereizt. — „Ich bin eS, so weit die göttliche Gnade und meine schwache Natur es »erstatten; aber ich bin in aller Demuth überzeugt, daß ich nach Vollführung meines PlanS des göttlichen Schützet weit würdiger sepn werde." — „Man sagt, Sie glaubten, daß die Vorsehung Sie zu diesem Werke auS- rrsehen habe." — „Ich kühle in mir etwas, daS mich zu dieser Ber- muthung treibt, aber ich begründe nichts aus Geheimnisse, welche meiner Einficht verschlossen sind." ES möchte schwer zu sagen sepn, ob Columbus diese Antwort bei seinen Zuhörern förderlich oder nachtheilig war. Die religiösen Anschauungen der Zeit standen in vollkommenem Einklänge mit seiner Aeußerung, aber die anwesenden Geistlichen fanden es unbescheiden, daß «in unbekannter Laie sich für ein Werkzeug der Vorsehung hielt. Dennoch sprachen sie diese Meinung nicht aus, weil sein Gottver trauen einen tiefen Eindruck auf sie machte. „Sie wollen auf dem Atlantischen Ocean nach Cathav gelangen, und dennoch leugnen Sie dit Eristenz deS Priesters Johannes?" — „Verzeihen Sie, Herr Erz bischof, obgleich ich auf dem angegebenen Wege nach Cathap zu ge langen gedenke, so stelle ich doch die Eristenz dieses Herrschers nicht ganz in Abrede. Für die Wahrscheinlichkeit meines Unternehmens habe ich schon mehrere Gründe beigebracht, welche viele aufgeklärte Geistliche zufrieden gestellt haben; aber kein Zeugniß bestätigt di« Aussagen über den Priester Johannes." — „ES wird aber doch be hauptet, vor zweihundert Jahren sep ein König dieses NamenS vom Bischof Giovanni di Montecorvino zum wahren Glauben bekehrt worden." — „Der Macht Gottes ist nichts unmöglich, und ich möchte nicht gern die Macht seiner Diener bezweifeln. Ader ich sehe keinen Wissenschaftlichen Grund, auf den ich mich stützen könnte, wenn ich ein Reich suchen wollte, das vielleicht so trügerisch ist, wie der Licht- schein, der vor der Hand entweicht, wenn sic ihn zu fassen strebt. Bon Cathap und seinen Wundern haben uns dagegen die berühmten Benetianer Marco und Nicolo Polo sehr genaue Nachrichten über- liefert. Richt nur haben sie diese Gegenden besucht, sondern sich auch mehrere Jahre am Hofe des Fürsten aufgehalten. In jedem Falle, edler Herr, mag cs nun einen Priester Johannes und ein Cathap geben oder nicht, ist eS ausgemacht, daß der Atlantische Ocean im Westen eine Gränze hat, und diese Gränz« will ich suchen." Der Erzbischof machte ein Zeichen des Unglaubens; aber eS waren an ihn die Befehle der Fürsten ergangen, denen er gehorchen mußte. Er wußte, daß die Theorie des ColumbuS zu Salamanca einer ernstlichen Untersuchung unterworfen worden war. Ohne seine eigenen Ansichten auszusprechen, setzte er also die ihm aufgetragenr Untersuchung fort. „Sekior", sagte er, „Sic haben die Vorthcile angeführt, die unseren Fürsten aus Ihrem Unternehmen erwachsen wurden; sie sind glänzend, wenn Ihre Hoffnungen sich erfüllen- Es fragt sich aber noch, welche Belohnung Sic sich für vicljährige ange- strengte Arbeiten und für dir Gefahren, denen Sie sich auSsetzcn wollen, Vorbehalten haben." — „Ich hab« die Bedingungen reiflich pkwogen und bis aus einige untergeordnete Bestimmungen hier aus gezeichnet." — ColumbuS ttichte dem Erzbischof das Papier; dieser durchflog eS erst hastig, dann aber betrachtete er eS aufmerksamer. Als «r «S auf den Tisch legte, malten sich Spott und Unwille auf seinem Gesicht«, und er betrachtete ColumbuS, als ob er sich über- zruarn wolle, daß derselbe nicht wahnsinnig scp. „Stellen Si« dies« Bedingungen in vollem Ernste, Tenor?" — „Herr Erzbischof", erwiedkrte ColumbuS würdevoll und ohne sich aus der Fassung brin gen zu lassen, „diese Angelegenheit hat mich achtzehn Jahre lang unausgesetzt beschäftigt. Jeden Tag steigt die Wahrheit glänzender vor meinen Augen auf. Ich vertraue auf den Erfolg; ich glaube, daß mich Gott zur Erfüllung von Plänen auSersehen hat, deren Zukunft sich nicht allein auf den Erfolg meines Unternehmens be schränkt. Ich muß also mit der nöthigcn Würde und dem erforder lichen Ansehen bekleidet werden; ich kann nichts von meinen Forderun gen Nachlassen." Obgleich der Ton, mit dem diese Worte gesprochen wurden, ihnen einiges Gewicht verlieh, so glaubte der Erzbischof doch, daß der Verstand des Seefahrers durch die unausgesetzte Richtung auf «inen Gegenstand gelitten habe. Die Methode und die Wissenschaft deS Columbus, die Wahrscheinlichkeit seiner geographischen Voraus setzungen hatten den Erzbischof nicht überzeugt, aber ihn doch schwan- kcnd gemacht. Aber die ihm vorgrlegten Bedingungen schienen ihm so ausschweifend, daß das Mitleid allein den AuSbruch seines Un- willen« zurückhielt. „Was sagen Sic, «dle Herren", äußerte er zu den Mitgliedern der Kommission, die jetzt das Papier durchflogen, „was sagen Sie zu den bescheidenen Vorschlägen deS berühmten Tee