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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. PränumeralionS- Prei« 22j Sgr. sj Thlr.) vierteljährlich, Z Thlr. sür da« ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen her Preußischen Monarchie. Magazin für die Man prönumerirt aus diese« Literatur-Blatt in Berlin in der Exoedition der Allg. Pr. Staats-Zeitung (FriedrichSstr. Rr. 72); in Ler Provinz so wie im Auslande bei den Wohliöbl. Post-Aemiern. Literatur des Auslandes. 31. Berlin, Freitag den 12. Mär, 1841 Nord - Amerika. Columbus vor dem Prüfungs-Ausschuß. Bon I. Fenimore Cooper.") In der Alhambra drängte sich die Schaar der Höflinge, die theils Gunstbezeigungen, theils die Abstellung eingebildeter Beschwer den forderten. Die Vorzimmer waren überfüllt; die Bittsteller be trachteten sich mit mißtrauischem Blicke, und Jeder suchte in den Augen des Anderen zu lesen, ob er von demselben Begünstigung oder Durchkreuzung seiner Pläne zu erwarten habe. Man begrüßte sich kalt und mißtrauisch und wechselte Komplimente von studirter Höflichkeit. . Während die Neugierde sich in tausend Vermuthungen über die Pläne der Anwesenden erschöpfte, während die älteren Höflinge sich ihre vermeintlichen Geheimnisse zuflüstertcn, stand ruhig in einer Ecke ein Mann, der durch seinen Wuchs, durch seine ernste Haltung und die Aufmerksamkeit, die er erregte, auffallcn mußte. Wenige der Anwesenden näherten sich ihm, und diejenigen, die bei ihm vor übergingen, nahmen, sobald sie ihm den Rücken zugekehrt hatten, die selbstzufriedene und höhnische Miene an, welche anzeigt, daß gewöhn liche Geister sich über Jemand lustig machen. Dieser Mann war Columbus, der allgemein als ein Phantast verrufen war. Die Höf linge waren indeß schon des Spottes über ihn müde geworden, und die Ungeduld der Wartenden hatte den höchsten Grad erreicht, als die Thür mit einer Schnelligkeit geöffnet wurde, welche auf den Eintritt einer Person von hohem Range schließen ließ. Don Luis de Bobadilla erschien. „Das ist der Reffe der Günstlingin der Königin", murmelte einer der Bittsteller. — „Er stammt aus einer der ältesten Familien Castiliens", bemerkte ein Anderer, „aber er kann sich dreist mit Columbus paaren, denn weder der Einfluß seiner Vormünder, noch die Wünsche der Königin, noch seine Stellung halten ihn ab, ein ausschweifendes Leben zu führen." — „Er würde einer der besten Degen scpn", sagte ein Dritter, „wenn seine Klug heit nur einigermaßen seiner Körpergewandtheit entspräche." — „Es ist der junge Offizier", brummte ein Unter-Offizier vor sich hin, „der sich im letzten Feldzüge so wacker gehalten hat; er hat Don Alonzo de Ojeda besiegt; er ist tapfer, aber von unbeständigem Charakter und läßt sich auf Alles ein." Luis schien diese Behauptung rechtfertigen zu wollen, indem er auf Columbus zuschritt. Das Lächeln und Flüstern, welches sich er hob, zeigte, wie die Versammlung darüber denke. Aber da sich jetzt die Thür des KabinetS der Königin öffnete, so wendeten sich alle Blicke dorthin und man vergaß Don Luis- „Ich grüße Sie, Tenor", sagte dieser zu Columbus, indem er sich ehrfurchtsvoll vor ihm verneigte; „seit unserer Unterhaltung von neulich Abend habe ich an nichts Anderes gedacht und möchte sie gern erneuern." — ColumbuS fühlte sich augenscheinlich durch diese Huldigung ge schmeichelt, aber er mußte das Vergnügen, welches ihm jede Be sprechung über sein Unternehmen verursachte, noch etwas hinauS- schieben. „Edler Herr, ich bin vom Erzbischof von Granada hierher berufen worden, der, wie es scheint, den Auftrag hat, meine Ange legenheit schleunigst zu Ende zu führen. Wir sind großen Ereignissen nahe, und der Tag ist nicht mehr fern, wo die Dinge, welche der Schleier der Zukunft verhüllt, die Eroberung Granada'S in den Hintergrund drängen werden." — „Beim heiligen Pedro, meinem neuen Schutzheiligen, ich glaube Ihnen, Tenor. Cathap muß da liegen, wo Sie sagen, und Ihre Augen werden cs nicht früher sehen als die meinigen. Denken Sie an Pedro de Munoz, Tenor Colum bus." — »3ch werde an ihn denken, mein junger Herr, das ver spreche ich Ihnen, und alle Thaten Ihrer Vorfahren werden durch den Ruhm ihres Enkels verdunkelt werden. Aber ich höre, daß ich aufgerufen werde; wir wollen ein andermal davon sprechen." — »Der Tenor Christoph Columbus!" hatte ein Page gerufen, und der Seefahrer schritt hoffnungserfüllt und freudig vor. Daß ein Mann, auf den man mit Gleichgültigkeit, ja mit Verachtung niedcrsah, zuerst aufgerufen ward, erregte einige Ver wunderung. Sie legte sich, als einige Offiziere erschienen, um die 'vittschristcn in Empfang zu nehmen und auf die Fragen zu ant- , °"en. Luis zog sich verdrießlich zurück, denn er hatte auf eine >ange Unterhaltung gerechnet. Wir lassen ihn indeß im Gewühle von neuestem in Nr. 8 d. I. erwähnten Roman: „Mercedes der Höflinge zurück, um dem berühmten Seefahrer in die Zimmer des Palastes zu folgen. Fernando de Talavera war seines Auftrages eingedenk; aber anstatt diesem Prälaten Männer beizugesellen, welche vermögend ge wesen wären, die Vorschläge des Columbus zu würdigen, hatten der König und die Königin sechs oder acht Höflinge ausgewählt, welche sicherlich rechtschaffene Leute waren, die aber den wissenschaftlichen Forschungen zu fern standen, um den Werth der vorgeschlaaenen Entdeckungen zu würdigen. Zu diesen wurde Columbus cingeführt. Der Erzbischof von Granada nahm das Wort im Namen der Kom mission. „Wir erfahren, Sektor ColumbuS, daß, wenn die Macht Ihrer Majestäten Ihnen zu Hülfe kömmt, Sie beabsichtigen, eine Reise über das Atlantische Meer zu machen, um Cathap und die be rühmte Insel Cipangu aufzusuchen." — „Das ist meine Absicht, hochwürdiger und heiliger Herr. Die Sache ist zwischen den Bevoll mächtigten Ihrer Majestäten und mir so oft zur Sprache gekommen, daß es überflüssig scpn würde, sie weiter zu entwickeln." — „In der Versammlung zu Salamanca theilten mehrere Geistliche Ihre An sichten, aber die Mehrzahl war Ihnen entgegen. Dennoch sind Ihre Majestäten Ihnen günstig gesinnt, und die Kommission ist zusammen- berufen worden, um die Grundlagen einer Abkunft zu entwerfen und die beiderseitigen Ansprüche zu regeln. Welche Unterstützung verlan gen Sie, um Ihren Plan mit Gottes Hülfe auszuführen?" — „Sie haben sehr recht, Herr Erzbischof, wenn Sie Gottes Beistand an rufen, denn sein Ruhm und die Ausbreitung seines Dienstes kömmt bei dem Unternehmen in Betracht. Mit seinem Beistände werde ich nur weniger menschlicher Mittel bedürfen. Zwei Caravelen von an sehnlichem Tonnengehalte, die Flagge Ihrer Majestäten und eine hinlängliche Anzahl von Seeleuten sind Alles, was ich verlange." Die Mitglieder der Kommission betrachteten sich mit erstaunten Blicken; sie sahen in diesem bescheidenen Ansuchen theils die Sorg losigkeit eines Enthusiasten, theils ein festes Vertrauen auf Gott. Zu jenen gehörte der Erzbischof. „Sic fordern nicht viel", sagte er, „und obgleich der Krieg Castilien von Geld entblößt hat, können wir doch die Caravelen stellen und die Matrosen aushcbcn, ohne daß es eines Wunders bedürfte. Zuvor müssen wir uns aber über einen wichtigen Punkt vereinigen. Sie gedenken, Sektor, in eigener Person das Unternehmen zu leiten?" — „Nur in dieser Voraussetzung kann ich den Erfolg verbürgen. Ich fordere die unbeschränkte Macht eines Admirals Ihrer Majestäten. Die zu verwendenden Kräfte sind an scheinend gering, aber das Wagnifi ist groß, und das Ansehen beider Kronen muß den Mann unterstützen, der das ganze Gewicht der Verantwortlichkeit auf sich nimmt." — „Das ist nicht mehr als billig, und Niemand wird etwas dagegen einwenden; aber, Sektor, haben Sie auch an die Vortheile gedacht, welche den Herrschern zufallen, wenn dieselben Sie in Ihrem Unternehmen unterstützen?" — „Seit ächtzchn Jahren beschäftigt mich dieser Gegenstand Tag und Nacht. In dieser ganzen langen Zeit habe ich nicht leicht etwas gethan, was nicht darauf Bezug hatte. Mir sind also alle Vortheile, die sich aus dem Gelingen des Unternehmens ergeben müssen, gegenwärtig." — „So geben Sic sie an, Sektor." — „Zuerst wird Gott die Ehre er halten, die sein allmächtiger Schutz verdient, indem wir den Glanz seiner Kirche und die Zahl seiner Bekenner vermehren." — Der Erzbischof und die Geistlichen bekreuzten sich, und Columbus folgte ihrem Beispiele. „Sodann wird die Herrschaft Ihrer Majestäten über neue Reiche ausgcbrcitct werden. Nach Castilien und Arrago- nien werden reiche Schätze strömen, wenn der heilige Vater den christlichen Monarchen die Länder der ungläubigen Fürsten bewilligt." — „Das läßt sich hören und beruht aus ganz richtigen Grundsätzen. Unser heiliger Vater hat sicherlich diese Macht und wird sic zum Ruhme Gottcs auSübcn. Sie wissen ohne Zweifel, Sektor Columbus, daß Johann von Portugal und seine Vorgänger schon Entdeckungs reisen unternommen haben, und daß ihnen von Rom gewisse Vorrechte bewilligt sind, die wir nicht antastcn dürfen." — „Ich kenne sehr wohl die Unternehmungen der Portugiesen. Ihre Schiffe fahren längs der Westküste Afrika's hin, in einer ganz anderen Richtung, als ich einzuschlagen gedenke. Mein Plan ist, dem Niedergange der Sonne zu folgen und die östliche Gränze Indiens auf einem Wege zu erreichen, der die Fahrt um mehrere Monate abkürzen wird." Obgleich der Erzbischof und die meisten seiner Beisitzer durchaus vom Wahnsinn des Columbus überzeugt waren, so machten doch die großartige Einfachheit, mit welcher er seine Pläne darlegte, der Enthu siasmus, welcher aus seinen Augen hcrvorsprühtc, und die Sicher- heit seiner Haltung einen tiefen Eindruck auf die Anwesenden. Diese