Volltext Seite (XML)
462 Albcrt-Platz genannt, und "dies von der gewöhnlichen Aussprache, in Maubert-Platz verstümmelt wordrin Wenigstens ist dies eine der Ewmologiecu, die hierüber in Umlauf sind; denn bekanntlich baden die Name» solcher allen Straßen deren gewöhnlich mehrere, über welche die Gelehrten ihrerseits dann niemals sich vereinigen können. — Eine solche ist ferner die Straße ?etit ßlusc in Paris, deren Name ganz offcndar verän dert ist und den Einige von I'otlinus adleitcn. Dies war nämlich das erste Wort in allen Bittschriften, welche die zahlreichen gewöhnlich in jener dem Ilütel 8l. kol ganz nahen Straße wohnenden Sollicilantcn nach diefem Palaste des Königs brachten. Eine andere etwas wahrschein lichere Meinung aber hält die Worte zielst inusc für eine Corruplion von zmle ) müsse, welche an manchen Orten für die um ihrer Bewoh nerinnen willen früher einmal übel berüchtigt gewesenen Straßen noch jetzt als Name sich finden. Und auch der glänzende Haufe des Ilütel 8t. ?o> schloß dergleichen Nachbarinnen von seinen Umgebungen ja kci- ncsweges gänzlich aus. Wie also die wunderlichsten Veränderungen dieser,Art alte Benen nungen verwischen, so finden wir im Laufe der Jahrhunderte zuweilen auch Namen großer, bedeutender Personen ejngcrahmt in burleske Aus drücke, deren traditionelle Ableitung ost nur mit vieler Schwierigkeit zu verfolgen ist: Weshalb z. B. muß ein so herrlicher Fürst, ivie König Dagobert, in einer solchen Menge von ganz gewöhnlichen Sprüchwör- tern fignriren — und obendrein nicht etwa als ein TvpnS dcr Herrlich keit, sondern vielmehr als ein Bild trivialer Gutmülhigkeit? — Wes halb verdankt ei» Edler aus dem Hause Monlmorcncv, lloan sioe sie Kivolle, die barocke Popularität seines Namens seinem Hundes — Fragen, die von dem Scharfsinne der Gelehrten noch immer nicht be antwortet worden sind. — Eine Ueberliescrung derselben Gattung, und deren groteske Trivialität von einer platten und üdcrdics auch völlig antinationalcn Posse verrührt, ist der einfältige Gebrauch des Nämen« La Palissc. Lurch welches Berhängniß geschah cs doch, daß dcr trcne Freund und Waffenbruder des Ritter Bavard, der treffliche Lieutenant des Königs Franz I., an dessen Seite cr auch gclödtcl worden, in den Volks - Ucbcrtiesernngen Nichts von sich hinterlassen konnte, als "das lächerliche Privilegium der Chorsübrcrschaft bei einer dcr lhörichlstcn allcr Albernheiten? (Schluß folgt.) Bibliographie. chm« IXioVelunzen. — Ucbersctzt von Mad. Charlotte Mercan Le Lameltivre. 2 Bde. IS Fr. k'incüs en cnntrelaxnn entrs les esiilencs Höret et Henault. Ilisloir« st«« ÜIunAoIs -le la fterse. — Nach dem Persischen des Raschid-Eldin, mit Anmerklmgen von Qualremere de Quincy. Eister Band. . ' - I.e Gumz, sie VVallstein. — Nach Schiller, von Villcnavc. 2 Fr. Dlemoste sur Io sianzer sies iiiliumaliaiiS zireciziit, es et LUV los si^nes sie In inert. — Bon I. B. Vigne. 2 Fr. Pnvie.-Nt cmnziartit' (lo la ralonr nutritive lies siivors alimens sivunr-s au hetail. — Nanci. Schweden. Die Schwedischen Universitäten. II. Upsala. (Schluß.) Mil dcr letzten Halste des ISlen Jahrhunderts brach das Licht einer besseren Zukunft für Kultur und Wissenschaft herein. Die Buchdrucker kunst gab den Anstoß zu raschen Fortschritten, nnd die Studien, mit denen man sich bisher begnügt hatte, erschienen jetzt dürftig und siüm- vcrbast. Dem Beispiele Deutschlands, wo um diese Zeil mehrere Uni versitäten rasch hinter einander ausstiegen, solgte dcr Hove Norden; im Jahre 1477 gründete Sten Sture, der Schwedische Reichs-Statthalter, die Universität Upsala. Sie war in den ersten Zeiten nach ibrcr Grün dung nicht im Stande, viel Gutes zu wirken. Innere Unruhen, Kriege mit Dänemark und Rußland, mancherlei andere Notv und Bedrängniß machten den Großen nnd dem Volke zu schaffe». Niemand dachte an die ncuc Hochschule zu Upsala, und sie selbst gab lange kein Lebens zeichen von sich. Zwar Gustav Wasa, dcr als junger Mann süns Jahre daselbst studier batte, erwies sich ihr nach seiner Thronbesteigung als gnädiger Schutzherr; aber alles Gute, was er sür die Universität gctban öder beabsichtigt haue, wurde unter seinen Nachfolgern, und namentlich unter Johann III., rückgängig oder-zum-bte gemacht. Dieser Letztere batte eine bigott katholische Prinzessin, Katharina, aus dem Polnischen Königshanse dcr Iagcllvncn gehcirathet und wollte in Schweden eine Reaktion in demselben Geiste und in derselben Weise, wie die katholische Maria in England, durchsetzet,. Er untersagte und verbannte den luthe rischen Glauben und Gottesdienst aus seinem Reiche, zog die Dotalio- »cn der Universität Upsala ein und stiftete davon zu Stockholm ein Gymnasium, zu dcsscn Leitung Jcfuitcn berufen wurden. Die wahre Blüthe dcr Universität begann in den Tagen Gustav Adolph's. Er riß sie au? der Vernachlässigung, worin sie bisher gelegen batte, ließ sich all ihre Bcdürsnissc angelegen sevn und stauctc sie reich aus. Ec bclrachtcic sic als scinc Psiegctochtcr, schenkte ihr all seine Bücher und einen großen Theil seinss Vermögens, das ganze Stamm- gut des Hauses Wasa, in Allem dreihundert Grundstücke und viele Prabcnden. Seit dieser Regeneration cnceul die Hochschule sich unun terbrochenen Gedeihens, bat an Ancdcbnuna nnd Wichtigkeit a«ßer- vrdcntlich zugenommen und nimmt jetzt eine dcr ersten nnd chrcnvcllstkn Stcllcn untir dcn Eitroväischcn Universitäten ein. Hier lebten und lehrten Olav Rudbeck, der Verfasser dcr .4tlantiea, der Philolog Be- reliuS (?), Ihre, dcr das (liussarium 8veu'-6utlu<'um schrieb, Celsius, der mit Maupcrwis zur Gradmessung nach dcm Nordkap reiste, dcr Botaniker Thunberz, dcr große Linne und dec Chemiker Wergtliaml, Bcrzclius' Vorgänger. In dem großen Vcrsammlungssaale des akade mischen Konsistoriums hängen die Bildnisse aller berühmter Männer, die der Universität angehört haben, so wie allcr Gönncr und Woblibä- ter dcr Hochschulc. Üuicr den Traucrweibcngänzcn dcs KirchdoscS zu Upsala stößt man bci jedem Schritt auf einen Grabstein, der eiuen denkwürdigen, dcr Wissenschaft lbcuerwerlhcu Namen trägt. So lebt und wirkt noch heule zu Upsala cm Vcrein von wiueuschafllichcn Män nern, der ihren Ruhm gründen würde, wenn derselbe nicht schon seit langer Zeil sest bestände: Geijer, dcr Dichter und Historiker; Allerbom, Professor der Literatur, dcn die jüngere reformatorische literarische Schule zu ihren vorzüglichsten Häuptern zählt; Swanberg, der den Mcridian- grad in Lappland neuerdings gemessen Hai; Schröder, dcm man mehrere gelehrte und iuhalttciche Abhandlungen über Schwedische und überhaupt Nordische Alttrthümer verdankt. Dcr Erzbischof von Upsala und Vice- Kanzler der Universität, Wallin, ist selbst ein ausgezeichneter Schriftsteller und vorzüglicher Dichter. ES lese» an dcr Universität 20 ordctilliche, 12 außerordentliche Professoren und 2S Privaidoccnlcn. Sic ist ungcmcin reich und bestrei tet alle ihre Ausgaben aus eigenen Mitlekn. Ihre Einkünfte bestehe» ans dcm Ertrage dcr Ländereien, welche sie aus dcm Vermächtnisse Gustav Adolph's besitzt, und aus den Zinse» ihrer Kapitale; beides zusammen beläuft sich jährlich aus 73,000 Rcichsbankthaler, etwa 130,000 Franck. Die Verwaltung dcs gesannnlcn Vermögens dcr Universität lciiet cin Intendant (Amlmann) unter Aussicht zwncr Professoren, die in dieser Function jährlich wechseln. Jeter ordentliche Professor bezieht jährlich ZOO Reichsbanklhaler und 223 Tonnen Gctraidc, was zusammen aus Z300 Francs abgeschätzt werden kann. Die Enraordmanen bckommrn nur 03 Tonnen jährlich, und die Privaidocenlen sind lediglich ans das Honorar ibrcr Vorlefungni verwieset:. — Bei dieser Veranschlagung der Einkünfte dcr Univcrstlät sind jedoch mehrere Legate, die ausdrücklich zur UntcrhaHnng bestimmter Lehrstühle, z. B. für praktische Theologie, für politische Ockonomic u. a. in. dienen sollen, desgleichen die große Zahl der jährlich unter die Studenten zu verlbcilcntcn Stipendien nicht milgcreckncl. Die vom Könige und vom Staate bcrrübicndkn Stipendien betragen jährlich 6Z00, die von Privatleuten gestifteten 34,242 Francs. Sehr ost sind dergleichen Stipendien jungen Leuten, die ihre Studien schon vollendet batten, bewilligt worden, um zu ibrcr wcilcrcn Ausbil dung.wissenschaftlicht Reisen ins Ausland zu machen. Die Univcrstlät wird von etwa 850 Smtircnden, sämmtlich gebv- reiieii Schwedcn, besucht. -Wer zur Immalriculation zugclaffc» werden will, muß vor dcr phllosopbischeu Fakultät, unter Zuziehung von fünf anßerordcnUichen Professoren, eine Prüfung belieben. Er wird über die Grundsätze dcr evangclischen Rcligisnslchre, über Geschichic, Nalurge- schichic, Geographie, Logik und Mathematik, ferner in dcr Hebräischen, Griechischen, Lateinischen, Französtschcn lind Deutschcu Sprache erami- »irt. Bci der Ausnahme muß er dcm Könige und dem Königlichen Hause eidlich Treue geloben, worauf ihn dcr Rektor in die Negisier der Universität cinschrcibt. Wird cr nicht zur Innnatriculalion zugclasscn, so darf er sich glcichwvbl, wenn ein immatrikulirlcr Student sür ihn bürgt, bci dcr Universität ausbalte», auch dic Vorlesungen besuchen; aber von allen Rechten und Privilegien dcr Universität ist cr ausge schlossen. Diese Privilegien bestehen hauptsächlich in dcr Freiheit der Sludirenden vom Militairdienst und von allen Abgaben, und in dem Vorrecht, daß sie auf sechs Meilen rund um Upsala keiner anderen Jurisdiction unterworfen sind, als dcr akadcmischcn. Dic Organisation dcr Univcrstlät, die Einrichtung und Disziplin ist übrigcnS hier ganz so, wie ich cs schon zu Lund gefunden bade. Auch hier lhcilcn sich die Stndirendcn in Landsmannschaften; diese sind aber viel zahlreicher, als zu Lund, sie besitzen großes- Vermögen, angesammclle Kapitalien, ange- kaufic Häuser und Grundstücke. In dcm Stadttheilc von Upsala, der das Lateinische Quarlicr beißt, bat man mir ein großes, schönes, elegant eingerichtetes HanS gezeigt, mit cincr grünen, nmgillcrlen Vordcilcrraffe, einem großen Hos-und Garten; cs gehört dcr Dalekarlischcn LandSmanu- schaft, enthält einen Saal zu gymnastischen Hebungen, einen Konferenz saal, eine auSgcwähltc Bibüolbck; an dcn Wänden hängen die Bild nisse aller ehemaliger Mitglieder der Landsmannschaft, die sich durch Thatcn und Schriften ausgezeichnet haben; man hält Zeitungen und Journale und versammelt sich zu bestimmten Tagen in dcr Woche, sich zu unterhalten, zu lesen, Mnsik zu wachen, oder über wissenschaftliche Fragen zu dispuliren. Die Universität bietet an Hülssmittcln, Anstalten und Sammlungen zum Unterricht einen solchen Reichtbum dar, wie man ibn sonst nur in weit größeren Städten beisammen findet: cin Münzkabinct, das höchst scllcnc und mcrkwürdigc Stücke enthält, rin naturbistorischcs Muieum. einen großen botanischen Garten, eine Sternwarte und eine Bibliothek von 100,000 Bänden und beinahe 6000 Manuskripten.") Das jähr liche Einkommen der Bibliothek beträgt OlXlO Francs, überdies muß von allen in Schweden erscheinenden Büchern und periodischen Schrif ten ei» Exemplar an sie abgegeben werden- Ihr früheres Lokal war ibr längst zu eng geworden; der gcgcnwärlige König bat ein neues, großes, stattliches Gebäude sür sie aussübcen lassen, wo sie Naum baden und »ach Herzenslust wachsen kann. Gewiß, wenige Orte und Anstal ten können sich einer so reichen und wichtigen Bibliothek rühmen, und doch ist diese hier, mit anderen verglichen, noch gar nicht alt. Gustav Adolph bat den Grund dazu gelegt; durch Einvcrlcibung von Klostcr-- Bibliotbckcn, durch Geschenke und Vermächtnisse von Privatleuten ist sie bereichert worden; im dreißigjährigcn Kriege bat sie aus Deutscher Beute manches werthvollc Stück erworben. Die Schwedischen Generale und Oberste,die mit Gustav Adolph als Kämpfer für die Aiesormation nach Deutschland gingen, müssen eben so treffliche Bibliographen, als Der in, Jahre 1814 erschienene Katatoa der gedruckten Bucher nimmt dr:i üuartbande ein; an einem Kataloac der Manuskripte, d:r nächstens her- auskommcn wird, arbeitet Professor Schroder.