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340 Schlacht wie alle Schlachten. Aber war in dieser Zeit, wo auch zwei Nebenbuhler sich den Thron streitig machen, besonder« merkwürdig bleibt, ist der Kontrast der damaligen Energie mit der heutigen Weich lichkeit, ein auf mehr als eine Art seltsamer Kontrast. Um was han delte es sich damals? Um weiter nichts, als ob eine Französische oder Ocsterrcichische Dynastie über Svanien herrschen sollte, und ob der ein« faltige Karl II. durch fein Testament Eine» der beiden Prätendenten mehr als den Anderen begünstigen könne. Heutzutage will man auS- machcn (wenigstens scheint die« Jedermann zu glauben), ob ein alle« Regierungs-System mit hundertjährigen Mißbrauchen wieder hergestellt werden, oder ob Svanien zuletzt in die gemeinschaftliche Bahn der civiligrien Volker cintreten soll. Die Sache scheint heutzutage ei» wenig ernstlicher, als es der Streik Philipp'« V. mit dem Erzherzog war, und doch, welcher Unterschied in dem Auswand von Kräften. Wer wollte die nachdructsvollen Erklärungen, die einfachen und rüh renden Aufopferungen de« Erbfolge-Kriege« mit der Lauigkeit und Träg heit vergleichen, mit welcher man Spanien mit jedem Tage mchc.ab- sicrben läßt? Philipp V., durch die Erscheinung einer Flotte der Ver bündeten gezwungen, die Belagerung von Barcelona aufzuheben, ward genölbigt, zich nach Navarra zuriickzuzichcn; fein Nebenbuhler gelangt bi« Madrid, Caialouicn und Aragonien waren für den Erzherzog. Jeder hielt Philipe für verloren; aber er, voll Vertrauen auf die Bic- oerkeit dec Castilianer, legt da« ihm anverlrauie Gul seiner Krone in ihre Hände und schwor, sie nicht zu verlassen. Nun machte das ritter liche Volk, welche« der Edelsinn und Heldenmulh nie lässig sand, heroische Anstrengungen, die wenigen Reichen verkauften oder verpfän deten ihre Güler, die Sache ward eine National-Angclegcubeil. Ein armer Pfarrer in Alt-bastilien besteuerte sich selbst mit seinen Pfarr« kindcrn und brachte 120 Lire zusammen, welche er dem König sandte. „Sirk", sagte er ihm, „was wir Ihnen anbielen können, ist nur sehr wenig, aber wir bitten Sic, in Erwägung zu ziehen, daß in dem Dorse noch hunderlundzwanzig Personen verbleiben, welche, in Ermangelung einer stärkeren Summe zur Unterstützung Ew. Majestät, ihr Lebcii und ihre Arme darbieicn." Der Marschall von Berwick, der mit großer Klugheit die kleine Armee, welche die letzte Hoffnung Philipp« auS- machic, zu schonen wußte, ergriff endlich wieder bei Almanza die Offen sive, warf den Feind aus dem Königreich Murcia und au« Valencia und besetzte aus« neue einen Theil von Eatalouicn, während der Her zog von Orleans Lcrida wcgnahm und ein abgesondertes Eorp« unter ecm Beseht tc« Marguis von Bav an der Portugiesischen Seile die Gränze deckle. Einige Monale reichten bin, um das Glück wieder zurückzufübren, aber cS gab damals Ucbcrzeugung und Hingebung; die allen monarchischen und religiösen Borurtbcile bestanden noch in ihrer ganzen Kraft. Heutzutage ist diese mächtige Tricbseder mehr als zur Hälfte verschwunden, ohne daß etwas an ihre Stelle getreten wäre. Svanien sperrt sich, inner dem Panier eine« blinden Glauben« weiter zu schreiten, und seine Augen sind noch nicht stark genug, das durch- vringcndc Licht der Aufklärung zu ertragen; e« hat die Leidenschaft in dem Blute und den Zweifel in dem Geiste; und endlich, wo ist der Anführer, welcher aus der Sache Evaniens die seinige gemacht hätte? Wie Viele haben seit zwanzig Jahren verbrochen, feine Wunden zu heilen, und haben dieselben nur verschlimmert, und wie groß auch wirk lich oder scheinbar die Interessen im Spie! seyu mögen, e« süblt sich ermattet und kämpst nur noch durch einen Nest von Hartnäckigkeit und ehrenhalber; es hat aber nicht das Bcwußiseyn der Kraft, die Sicher heit des Erfolg«, welche der Sieg verleiht. ES ist der Kamps zweier Sterbenden. Ich habe mich sehr weit von Huerta, wovon ich sprechen wollte, verirrt; da ich indeß noch sehr viel über diese« schöne Land sagen mochte und dieser Bries schon ziemlich lang ist, so mag es ein ander Mal geschehen. Italien. Notizen über die Wirkungen der Cholera in Neapel. Bei dem neueren und mehr al« irgendwo gesteigerten Wiederauf- ireien der Cholera in Neapel möchte es nicht uninteressant seyn, die nachstehenden statistischen Notizen zu kennen. In der Stadt Neapel erlagen im Jahre 1836 an der Cholera c 2304 Individuen männlichen Geschlecht« 2783 - weiblichen - Bon der Geburt bi« zum lOten Jahre 365 Individuen Vom Ilten - - 20sten - 476 - - Listen - « Msten - 737 - - 3Isten - - Een - SSL - - 4Istcn - - SOstrn - 873 - - Slsten - - 60sten - 758 - - 6Istcn - - 70stcn - 513 - - 71ste» - - 80sten - 2SS - - 8Istcn - - SOsten - 100 - - Slsten - - lOOsten - 14 - Diese gehörten folgenden Stabt- verhalt sich zur respektive» Vc, vierteln an - vötkcrung Les Stadtviertels San Ferdinando 2SS wie I zu IIS,er Chiaja 432 - 63,S4 San Giuseppe 204 - I - 35,7S Latu« . . 8SS Transport. . 8S5 Porto 1410 wie 1 zu 25,»; Mercaio SS2 - I - 32,rt Pcndino 554 - I » 33,70 Vicaria 384 - IO2,IS San Lorenzo 100 ..... , l , 111,7s San Earlo all' Arena . . .243 - 1 - 86,«r Stella 127 - 1 - I82,rn Avoocaia 144 - z , 225,or Montecalvario LOS ..... - 1 , 147,!7 Real Silo di Portici . . 135 Unter Lem Militair. . . . 134 5287 Diejenigen vom König!. Schlosse in Capodimonle sind unter denen de« Quartier« San Carlo all' Arena begriffen. Die Zahl der Rentiers und Reichen war 506 - < - Militair« 134 - - - bürgerlichen Gewerbtreibenden und Individuen au« dem niederen Volk 4647 ES ist zu bemerken, daß die Quartiere, wo die Opfer der Cholera am zahlreichste» waren, die nächste» am Meere, von geringerer Aus dehnung und mehr bevölkert, daher auch die Wohnungen enger und folglich von weniger wohlhabenden Leuten bewohnt sind. Gleichfalls muß bemerkt werden, daß in den 5 Monaten in einander gerechnet, wo die Cholera herrschte, der Tobten an anderen Krankheiten in nicht ge ringerer Zahl vorkamcn. Mannigfaltiges. — Pferdezucht in England. Die Anzahl der Pferde in Eroß- britanien wird vom 8z>ortiuA Üla^arino auf 2,116,195 angegeben, die, im Durchschnitte auf 15 bi« 18 Psd. Sterl, geschätzt, einen Werth von 36 Millionen Psd. (240 Millionen Thaler) rcpräsentircn. Das viel volkreichere und größere Frankreich besitzt nur ungefähr eben so viel Pferde, nämlich 2,147,278, die jedoch keinen so bedeutenden Werth re« piäsenlircn, indem das Stück nur aus 300 bi« 350 Franken geschätzt wird, was einen Totalwerth von 730 Millionen Franken (200 Mil- lioneii Thaler) crgiebt. Man zählt aber auch in Frankreich unter der angegebenen Zahl nur 132,850 LuruS- und Kavallerie-Pferde, während man in Großbritanicn fast ein Viertel der ganzen Zahl al« LupuS« odcr Renn-Pferde ansieht, die natürlich einen viel größeren Werth zwar nicht für das Land und sein Gedeihen, aber doch für de» Liebhaber und Spekulanten haben. Von den 9000 Pferden, die jetzt i» England jährlich erzeugt werden, will man ungefähr 8000, deren Werth etwa« hoch auf 200,000 Psd. geschätzt wird, für den Landbäu und 1000, die man aus 40,000 Pfd. lapirt, zu anderen Zwecke» bestimmen. Da« obengenannte Englische Journal beklagt sich jedoch darüber, daß die Pserdezüchler heutzutage gar zu sehr auf den Vortbcil sehen, den ihnen die Schnelligkeit der Pscrdc verspricht, weshalb sie bei der Kreuzung der Rayen besonders daraus bedacht scyen, ein Allongement de« Ske lette« zu erzeugen, wodurch dem Pserde seine eigentliche Kraft und Schönheit genommen werde. Früher sey das in England ganz anders gewesen. Die berühmte „Eclipse", die im vorigen Jahrhundert den Stolz der Englischen Pferdezucht ausgemacht, habe breite und starke Schullern, ein muskulöses Vorderbein und in ihrem Hinlertrain wahr haft bewundernSwerthe Proportionen gezeigt, und doch sey sie viertau send Fuß in der Minute gelaufen, ein Resultat, das man bei den ma geren und gestreckten Gäulen unserer Zeit schwerlich je erzielen werde. Diese« ausgezeichnete Thier, dessen Nachruhm in den Annalen der Pferde« Kultur einzig und unangefochten dasteht, ward in den Stutereien de« Herzog« von Cumberland (Sohnes Georg'« II.) geboren, nach dem Tode desselben an den Obersten O'Kelly für nicht mehr al« 75 Guineen ver kauft und soll seinen späteren Besitzern nicht weniger al« 623.000 Pfd. (vier Millionen Thaler) al« Rennpferd und Beschäler eingebracht haben. Die wackere „Eclipse" starb im Jahre 1789 im Lüsten Zaire ihre« Alters und bat eioe zahlreiche auch über den ganzen Kontinent verbreitete Nachkommenschaft hinterlassen. Sie ist indessen noch nicht das älteste Pferd, dessen die Englischen Pserdezüchter mit Wehwiiih zugleich und mit Stolz gedenken. Noch älter sind der Beschäler „Turc blanc" und die Stute „Cossin Mare", die beide dem Protektor Cromwell gehör ten, der zuerst die Pferderennen in England begünstigt haben soll, und die bei den Rennen jedesmal den Sieg davontrugen. „Coffin Mare" soll ihren Namen (Sarg-Stute) daher erhalten haben, daß sie sich zur Zeil der Restauration der StuartS, al« Cromwell'« Eigentbum öffentlich versteigert wurde, in ein Grabgewölbe geflüchtet halte. „Coffin Mare" bat sich also nicht bloß einen historischen, sondern auch einen politischen Namen erworben. Unter der Königin Anna haben sich besonder« der „Darley", Aeltervater der „Eclipse", sein Rival „Flying Childers" und da« sogenannte bärtige Pferd „Curwcn" berühmt gemacht. Zn der neueren Zeit ist in England der „Kopenhagen" al« historisches Pferd bekannt geworden. E« war nämlich da« Schlacht-Roß, das der Herzog von Wellington sechzehn Stunde» lang hinter einander bei Waterloo ge ritten und das er seitdem nicht wieder bestiegen, sondern vielmehr in seinem Maistall fürstlich pflegen ließ, bi« es vor wenigen Jahren starb. Die Herzogin trägt jctzi noch ei» Armband von den Haaren diese« treuen Pferde«, da« am Tage der Seeschlacht von Kopenhagen geboren worden war, und aus Befehl de« Herzog« von Wellington ist eS mit kriegerischen Ehren förmlich zur Erde bestallet worden. x HcrauSgegeden von der Redaction der Allg. Preuß. SlaatS-Zeitung. Redigiri von I. Lehmann. Gedruckt bei A. W. Hahn.