Volltext Seite (XML)
WöchemUch erscheinen drei Nummern. Pränumeration«- Preis 22 s Sgr. (j Thlr.) vierteljährlich, 3 Thlr. für da- ganze Jahr, ohne Er- HSHung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Man pränumerirt auf diese« Rcidlatt der Allg. Pr. Staal-. Zcitiinz in Berlin in der Expedition (Mohren-Straße Nr. Z4); in der Provinz so wie im Auslände bei den Wohll-bl. Post-Aemtern. Literatur des Auslandes. »W' 77. Berlin, Mittwoch den 28. Juni 1837. Nord-Amerika. Washington Irving'« „Capitain Bonneville". °) Wäre dieses Buch auch nicht mit allem bekannte» Reiz Jrviuascher Erzählung-weise ausgestattel, die Neuheit und der Reichlhum seines Inhalte- würden ihm gleichwohl ein bedeutendes Interesse sichern. Es schließt uns den entlegenen Nordwesten des Amerikanische» Slaaten- GebieleS auf, schildert u»S die Stämme der Urbevölkerung, ihre Lebens» weise, ihren Charakter, ihren Kamps mit den weißen Einwanderern. Die Bereicherung, welche hier der geographischen Wissenschaft zu Gute kommt, verdankt man ganz und gar de» Handelsleute» und de» kühne» Jägern, welche der Reiz des Gewinns hinauslockt in die von Pelz- Thieren aller Art bevölkerte Wildniß. Ohne den Pclzhandel wäre da« ganze Gebiet, welche- von den westlichsten Staaten der Union an die bioel-x Älnuntaiim (Felsengedicge) und über diese hinweg bis zum große» westlichen Ocean reich«, noch wer weiß wie lange torra iacoxnlta ge» blieben. Denn an Expeditione» im Interesse der Wissenschaft, wie sie von Europäischen Regierungen mi« edler Freigebigkeit ausgerüstet wer den, ist in Amerika nicht zu denke». Auf Dinge, wobei'kcin runder, baarer Prosit abzusehe» ist, läßt man sich hier nicht ein. Irving beulet mit leisem Tadel daraus hi», aber auch durch den lautesten und schärfste» würde er seine Land-leute nicht bessern. WaS macht sich die junge Republik daraus, in den geistigen Bahnen der Wissenschaft weit hinter dem veralteten Europa zurückzublciben? Dafür hat sie uns siegreich um weile Strecke» überholt auf den Bahnen der Gewinnsucht und Uner, sättlichkeit. Erst seit wenigen Jahren ist da- jenseits der Nocky Mountains belegene Land dem Pelzhandel zugänglich geworden, und noch sind ge waltige Schwierigkeiten und Gefahre» dabei zu überwinden. Die Rocky MounlaiiiS sind durchaus ungangbar; ihre Hochstächen sind kable Stein- wüste oder Sumps, ihre Abhänge tief und wild zerklüftet; über steile Wände und Abgründe muß der Wanderer klettern, über Berg-Seen und reißende Bcrg-SlrLme setzen. Ucderall lauern die Eingebornen, nament lich die Indianer vom Stamme der Erows (Krähen) und der Blackfeet (Schwarzsüßer), den weißen Ankömmlingen aus, und um sich ihrer An fälle zu erwehren, ziehen die Jäger in Banden zu sechs, zwölf, auch wohl zwanzig und mehr- Aber Lie List der Indianer ist groß und mit der zähesten Hartnäckigkeit verbunden; Monate lang schleichen sie dem Lag«r der Weißen nach, bis sie einmal die Gelegenheit erlauern, die Schläfer bei Nachtzeit zu überfallen, auszuplündern, zu ermorden oder gefangen milzuschleppen. — Ueber Hindernisse und Gefahre» triumphirt jedoch der unlernehmende Mulh der Amerikaner, und immer zahlreicher ergießt sich der Schwarm der Abenteurer über da- ganze Westland, das im Süden an Kalifornien, im Norden an die Russischen Niederlassun gen stößt. Leider fehlt eS noch immer an einer Karte diese- Land striche-, die auch nur den mittelmäßigsten Anforderungen entspräche; die Amerikanischen und Englischen Kartenzeichner haben, wie es scheint, ganz versäumt, da« stcss reicher zuströmeude Detail geographischer An« gaben und Ott-bestimmungen zu benutzen und einzttlragen. Eapitain Bonneville ist keine von Washington Irving erdichtete, sondern eine wirkliche, noch gegenwärtig lebende Person, Offizier in Diensten der Vereinigten Staaten und weitberühml durch seine zahl reichen und verwegenen Slreiszüge jenseits der Berge. Mehr und genauer al« irgend ein Anderer weiß er von der Leden-weise und den Gebräuchen der Indianer, von der Beschaffenheit des Lande« und seinen Erzeug nissen, von den Thieren de« Urwaldes, von den Fährte» und Abenteuern der Pelzhändlcr, der Jäger und der Trapper zu erzählen- Trapper beißen die Leute, welche den Bären in der Wildniß am Ufer der Ströme Fallen stellen, nm sie lebendig zu fangen. Washington Irving hat die Mitlheilungen de« Eapitain« zu gegenwärtigem Buche verarbeitet, dasselbe jedoch mit vielen Zusätzen au« anderer Quelle bereichert. Wir können dem Eapitain hier nicht auf seinen Kreuz- und Querzügen folgen; was er für Mühseligkeit und übermenschliche Gefahren überstanden, wie ost er den Tod nur um eine- Haare« Breite gefehlt, da- wögen die Leser in dem Buche selbst aufsuchen, da« ihnen wahrscheinlich sehr bald auch in Deutscher Uebersetzung vorliegen wird. Uebrigen« ist die Erzählung so lose vtrknüpst und springt so schntll und oft von einem Gegenstände zum anderen über, daß wir ganz nach Belieben diese« und jene« hcr- auSheden können, ohne dem Zusammenhänge Eintrag zu thun. ES ist eine Reihe von Bildern mit beständig wechselnder Scenerit. ') ^srr-tur«, »s <k»pi«i» Soiw.viii«, — Vgl- den Artikel Mannigfal tig,« in Nr N de« Magazins. „In so unaufhörlicher Bewegung und Anstrengung", sagt Bonne» Ville, „in so beständiger Aufregung und Lebensgefahr, wie der nomadische Trapper im Westen, lebt gewiß kein anderer Menschenschlag auf Golles Erdboden. Dafür lieben sie aber auch ihren Berus leidrnschasllich. Ei» Trapper wird lieber alle Mühsal, alle Enlbebrung tragen und der augenscheinlichsttn Gefahr Trotz bieten, al« von seiner Jagd abstehen. So überspaunl ist ihr Eifer, so unbändig ihre Hast, daß sie einem Fremden wie Wahnsinnige Vorkommen müssen. Ob draußen die blut dürstigen Wilden jeden Pfad belagern, ob Feise» und Abgründe und Gießbäche voll geschmolzenen Dchncewasscr« ihm den Weg versperren — wenn er auf dem Sande oder Nase» die Fährte eine« Liber« gewahr wird, so setzt er ihm »ach und trotzt aller Mühe und Gefahr. Nicht selten sieht man ihn, sein Fallnctz über die Schulter geworfen, durch reißende Strome sich hiiidurchardeilen, oder über schwimmende EiSblöckc von einem Ufer zum anderen springen, die schroffsten Berge hinanklim men, über schwindelnden Abgründen auf« und niederklettern. Auf un zugänglichen Pfaden, die noch kcines weißen Wanderer« Fuß betreten, sucht er die tief verborgenen Quellen und Wald-Seen auf, von wo noch keines Jägers Büchsenschuß da« Wild verscheucht hat. So ist der wilde Jäger, der freie, abgehärtete Nomade in den Bergen des Westen« beschaffen; eine unstäle, sonderbar gemischte Bevölkerung treibt ihr aben teuerliche«, waghalsiges Wälderleben in der Wildniß jenseits der Rocky Mountain«." Gewiß liegt eben in der beständigen Gefahr und Unruhe dieser Lebensweise der Reiz, welcher den Jäger daran fessel»; kein an derer menschlicher Lohn wäre vermögend, Jemanden zur Wahl eine« solchen Leben- zu bewegen. Der Kühne sucht in der Gefahr seinen Stolz und seine Lust. Aber freilich Leute gewöhnlichen Schlages an« der civilisirten Welt, solche namentlich, die an der Civilisation die Be quemlichkeiten und den Genuß lieben, dürfen sich nicht einfallen lassen, eine Wanderung nach jenem Lande anzmretcn. Sie würden, ehe sie noch der Mühsal und Entbehrung erlägen, wehrlos de» Indianern iw die Hände fallen, die beständig auf der Lauer liegen, voll Kühnheit, voll Schlauheit, voll Rachsucht, mit jedem Schleichpfade in der Wildnist bekannt und in der Führung der Feuerwaffen den besten Amerikanischen Schütze» nicht« nachgebend. „Das beständige Zuströmen ter weißen Handelsleute und Jäger Hal aus die Sitten und den Charakter der Eingebornen eine» bedeu tenden Einfluß gehabt. Die Wilden Haden sich seitdem vorzugsweise auf die Biberjagd verlegt, weil diese ihnen am meisten rinbrachte. Durch den Verkehr mit den Weißen baden sie bisher ganz unbekannte Gegenstände des Luxus kennen und begehren gelernt. Seitdem man ihnen den Gebrauch der Feuerwaffen gelehrt hat, ist ihre Jagd glück licher und ertragreicher, aber auch ihre Feindschaft gefährlicher geworden. Mehrere Stämme von besonders wildem und raubsüchtigem Charakter habe» die Wahrnehmung gemacht, daß keine Jagd und kein Abenteuer so reichliche Beute gewähre, al« ei» Anfall auf die reisenden Züge, oder auf die Blockhäuser und Niederlassungen der Pelzhändler. Einer Bande Trapper aufzulauern, die mit ihren Lastpferden in den engen und steilen Schluchten de« Gebirge« mühsam ihren Weg sucht, sie zu übersatten, au« dem Hinterhalte niedcrzuschießen und die Beute wegzusühren, gilt bei diesen Indianern für eine Ehren- und Heldcnibat, wie bei den Beduinen die Plünderung einer Karawane in der Wüste. Die Stämme der Crow« und der Blackkect, die schon vor Jahren den Jägern und Gesellen von Astoria so furchtbar gewesen waren, treiben ihr Raud wesen noch zur Stunde, aber sie haben e« jetzt in ein System von größtem Umsauge gebracht. Sie kennen jeden Pfad und jeden Schlupf winkel der Trapper; sie wissen genau, wo man ihnen einen Hinterhalt legen kann, wo man ihrem Zuge in der guten Zabrr«zeit auflauert, und wie man in der schlechten ihr Winter »Quartier umzingelt. De« Trap per« Lede» ist daher ein beständiger Kriegszustand, ein Kamps auf Leben und Tod, und ohne sein Gewehr in der Hand darf er nicht schlafen." Eine andere Art von Jägern wird unseren Lesern kaum oder noch gar nicht bekannt feyn: die Äienenjäaer nämlich. Die« sind Leute, die wahrend der Herbstmonate in den Wäldern umberzirhen, die Neste ter wilden Bienen aussuchen und die Waben herauSnrhmtn. — „Der Bie nenjäger ist in der Regel einer von den Ansiedlern am Saume der Prairie, ein langer, hagerer Gesell, von Farbe gelb wie da« Fieber, weil er beständig auf frisch gebrochenem Boden und in einer Hütte von noch grünen, nassen Holzstämmen lebt. Im Herbste, wenn die Aerndtr einge bracht ist, thun fich diese Leute zu zweien oder zu dreien zusammen und gehen auf die Bicnenjagd. Sie schaffen sich «inen Wagen, legen eine Anzahl leerer Fässer darauf, werfen ihre gezogenen Flinten über die Schulter, und so ziehen sie au« in die Wildniß, nach Ost und West, nach Süd und Nord, ohne fich »m geringsten um das Gebot brr