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Ortskrankenkasse ein Einbruch versucht. Durch ein stark vergittertes Fenster im Archiv hatten stch der oder vermutlich die Diebe durch Aus wuchten einer Traverse Eingang in daS Kassen lokal verschafft, wo der eiserne Geldschrank zu sprengen versucht worden sein mag. Ein Bohrversuch mißlang, um weitere OeffnungS- versuche zu machen, wurde der Geldschrank von der Wand abgerückt, wobei er den Dieben beim Umlegen entglitten sein mag und umstürzte. Das entstandene Geräusch verscheuchte die Diebe, die ein nach der Straße führendes, von Innen versichertes Fenster öffneten und durch dasselbe die Flucht ergriffen haben mögen. Gestohlen ist nichts worden. Die polizeilichen Erörter ungen nach dem resp. den Einbrechern sind im Gange. Leipzig. Im Verlaufe des Streites, der zwischen dem Rate der Stadt Leipzig und dem ärztlichen Bezirksverein Leipzig» Land wegen der Schularztaffaire entstanden ist, war von genanntem Vereine dem Nach folger des vom Rat entlassenen D». Douath in L.-Eutritzsch, Herrn Dr. Benecke, der schulärztliche Vertrag mit der Stadt sicht genehmigt worden. Der Rat hatte sich des» halb mit einer Beschwerde an die Krcishaupt- Mannschaft gewendet, die hierauf das Vor geben des ärztlichen Bezirksvereins als ge setzwidrig erkannte. Dr. Benecke kann sonach seine schulärztlichen Pflichten ungehindert ausüben. — Der Rat sprach sich gestern gegen die Verschmelzung der Bürger- und Bezirksschulen au«, die von den Stadtver ordneten angeregt worden war. Rochlitz. Um den neuen Glaubensge nossen in Oesterreich, die infolge der Loos von Rom-Bewegung sich zu Gemeinden zu- sammengethan haben, mit brüderlicher Hilfe beizuspringen, wollen die Gemeinden der Ephorie Rochlitz, einer Anregung des auS Geistlichen und Nichtgeistlichen unter dem Vorsitz des Ephorus zusammengesetzten Diözesan ausschusses folgend, auf 5 Jahre aus ihren Mitteln das Pfarrgehalt für eine bedürftige Gemeinde aufbringen. (Bravo!) Die für einen jungen Vikar erforderliche Summe beträgt rund 2000 Mk. und ist auf die einzelnen Gemeinden nach Verhältnis der Kopfzahl, sowie der sonstigen Leistungsfähig keit verteilt worden. Welche Gemeinde AugSburgischer Konfession, wie man die Lutheraner in Oestereich zu nennen pflegt, ausgewählt werden wird, steht noch dahin. In Bäreuwalde fiel die an Krämpfen leidende Frau des Schneidermeisters Georgi in eine Kalkgrube. Sie verbrannte sich derart, daß an dem Aufkommen der Be dauernswerten gezweifelt wird. Kohren. Herr Pastor Männel in Niedergräfenhain wurde ohne vorhergegangene Probepredigt einstimmtg zum Pfarrer von Gnandstein gewählt. Ein ruchloser Eisenbahnfrevel, der leicht großes Unglück zur Folge haben konnte, wurde an der Mittwoch in Zschaitz verübt. In der Zeit zwischen 10^—11^ Uhr nachts wurden nach Durchgang des von Chemnitz nach Riesa fahrenden letzten Abend güterzuges, 450 Meter oberhalb des Bahn hofsgebäudes 7 sog. Laschen, wie sie zur Befestigung der zusammenstoßenden Schienen benützt werden, auf dem rechten Gleise der Länge nach niedergelegt. Außerdem wurde quer über das Gleis ein sog. Druckbaum, der zur Hebung der Schienen benutzt wird, gelegt. Dieser eichene mit Eisen beschlagene Druckbaum ist von den Räumern der Maschine 50 Meter weit geschleift, und an dem Kreuzstück der Weiche bei der Einfahrt in den Bahnhof zerbrochen worden. Weiter wurde in Gärtitzer Flur auf dem anderen Gleise eine große Eisenbahnschwelle, quer über das Gleis gelegt, vorgefunden. Einen interessanten Versuch, den ost- und westpreußische Gutsbesitzer schon mehrfach und zwar bis jetzt nicht ohne Erfolg ge macht haben, unternimmt auch Herr Ritter gutsbesitzer Huhn auf Leisenau. Er hat zwei sibirische Kameele gekauft und wird sie als Zugtiere in der Landwirtschaft verwenden. Dresden. Um den vielen Arbeitslosen Beschäftigung zu geben, beschloß der Ge- meinderat Trachau-Dresden, größere Straßen- und Schleusenbauten ausführen zu lassen. Falkenstein. Der Maurer Karl Hug hier, welcher seit einiger Zeit die Kirchenheizungs anlage bedient, wurde am Sonntag früh im Heizraum der Kirche tot aufgefunden. Der Mann ist während der Nacht durch aus- strömendes Kohlenoxdgas betäubt worden, ein- geschlafen und erstickt. Als Kuriosum von den neuen Brief marken ist die Wahrnehmung zu machen, daß auf den linken runden Brustschildchen der Germania deutlich die Zahl 15 zu lesen ist, hervorgerufen durch die eigentümliche Schattenbildung an dieser Stelle. Man hat zuerst Schwierigkeiten, es zu sehen; hat man die Zahl aber erst einmal entdeckt, so geht e« einem wie mit den Vexierbildern, man sieht es fortwährend. Eine Absicht ist hier wohl ganz ausgeschlossen, was sollte die Zahl 15 dort auch besagen? ES ist ein Spiel des Zufalles. Mittweida. Beide städische Kollegien be schlossen, Herrn Justizrat Schneider, der sich große Verdienste um das hiesige städtische Gemeinwesen erworben hat, das Ehrenbürger- recht der Stadt Mittweida zu verleihen. * Altenburg. Ein schrecklicher Unglücks fall trug sich am Sonnabend bei Reparatur arbeiten an der Stadtkirche in Kahla (Sachsen- Altenburg) zu, indem ein Schieferdeckermeister Namens Schweiger aus Orlamünde in Folge Ausgleitens von der Spitze des Kirchturmes herabstürzte und mit zerschmetterten Gliedern tot liegen blieb. * Zeitz. Ein Hornissenbau in der Größe eines Handkorbes wurde dieser Tage am Giebel de« Rohmor'schen Hauses in Lonzig entdeckt und losgetrennt. Das hochinteressante Jnsektenbauwerk ist hierher gebracht worden und soll dem Naturalienkabinet einer hiesigen Schulanstalt — wahrscheinlich der Mittelschule — überwiesen werden. „N. Weißens. Anz." Aufforderung zum Turnen! An gar viele Eltern, deren Söhne zu Ostern die Schule verlassen haben tritt nun ¬ mehr die Frage heran: „Wie können wir unserem Sohne nach des Tages Arbeit einen bildenden und nützlichen Umgang verschaffen, wohin sollen wir in schicken, damit er unter fröhlichen Altersgenossen doch der für einen jungen Menschen nötigen Aufsicht nicht ent behrt?" Diele Sorge abzunehmen, ist sehr wohl ein Turnverein berufen. Die nach allgemeiner, nicht nur einseitiger Ausbildung des Körpers strebende Turnkunst übt auf die Stählung der Kräfte, die Gewandtheit der Glieder, die Frische des jugendlichen Geistes einen überaus wohlthätigen Einfluß aus, dem sich niemand entziehen sollte. Dazu tragen neben erfahrenen Vorturnern, denen Wohl und Wehe der ihrer Leitung Anver- vertrauten am Herzen liegt, die Zucht und Ordnung auf dem Turnplätze zur Er ziehung der Jugend wesentlich mit bei. Es gilt besonders, da« Vorteil vieler zu be kämpfen, die den Turnplatz deshalb meiden, weil sie „nichts können". Nicht das soge nannte „Gipfelturnen" ist der Endzweck der Turnerei, sondern eine allseitige Körper bildung des gesamten Volkes. Des Körpers Ungeschick, Mangel an Kraft werden gar bald durch regen Turneifer überwunden. Unser Rat gilt auch jenen, die im Herbste des Königs Rock tragen sollen. Immer mehr hat sich im Heere die Erkenntnis vom Werte turnerischer Ausbildung Balm ge brochen ; darum kann ein flotter Turner vieler Erleichterungen und baldiger Beförderung gewiß sein. Möchten an den Turnstunden der Turnvereine recht viele Turnfreudige teilnehmen! Vermischte Nachrichten. * Ungemütliche Ostertage hatte ein Bär aus dem Berner Bärengraben, der am Char- freitag in keckem Frühlingsdrange den Wipfel einer dürren Tanne in der Mitte des Grabens erklettert hatte. Er war auf einen abwärts geneigten Ast hinausgeraten und konnte nicht mehr zurück. Vier Tage und vier Nächte hing er wie ein unförmliches Schwarzes Vogelnest in dem Wipfel, bi« ihm die Feuerwehr Erlösung brachte. Es gelang, ein Seil über den Bären zu werfen, der sich aber so fest angeklammert hatte, daß der ganze Wipfel abbrach als man das Seil anzog. So wurde Meister Petz wieder in die Tiefe des Grabens hinabgelassen, wo er vor allem darauf bedacht war, seinen sehr beträchtlichen Hunger zu stillen. * Die erste Milliarde Minuten seit Christi Geburt wird am 28. April, vormittags 10 Uhr 40 Minuten verflossen sein. In jubiläumslustigen Kreisen Berlins rüstet man zu einer würdigen Feier. Ein Gastwirt der Friedrichstadt hat Einladungen zum „Erd- jubiläums-Frühschoppen" ergehen lassen. * Zu den wildreichsten Ländern Europas gehört ohne Zweifel Böhmen. Da hat die Regierung, um den Wildreichtum auf seiner Höhe zu erhalten, eine Verfügung erlassen nach welcher alljährlich „nur" geschossen werden dürfen: 500 000 Hasen, 570 000 Rebhühner, 11000 Rehe, 3400 Edel« und Damhirsche, 8000 Wildschweine, 25000 wilde Kaninchen, 5000 Birk- nnd Auerhühner, 600 Haselhühner, 41000 Fasanen, 12000 Wachteln, 300 Schnepfen, 15000 verschiedene Wasservögel. Daneben schätzt man die Zahl der alljährlich erlegten Raubtiere (Vierfüßler und Vogel) auf ungefähr 50 000 Stück. * Ein wahres Wundertier ist der Hund des Arbeiters Karl Peter in Cölleda. Er hat seit Juli 1898, von welcher Zeit er erst beobachtet wurde, bis Oktober 1901 nicht weniger wie 1641 Hamster erbissen. Erst als dem Besitzer die große Masse der von dem Hunde gebrachten toten Hamster auffiel, kam er auf den Gedanken, dieselben zu zählen, und da mußte er noch schnell bei der Hand sein, denn alsbald nachdem das Tier einen Hamster getötet, begräbt es ihn verständiger weise auch noch und „battelt" den Kadaver so gut ein, daß man kaum etwas von der Erdoberfläche sieht. Der Hund ist jetzt 12 Jahre alt. Der Besitzer nennt ihn einen Wachtelhund. * Wie wir Norddeutschen leben, das können wir uns vom Pariser „Figaro" erzählen lassen: In Norddeutschland genügt eine Familie sich nicht selbst. Sonntags gehen alle zusammen aus und lassen sich an großen Tischen nieder. Die streng erzogenen Kinder sind sehr artig, die Mutter schlummert, der Vater trinkt ein Glas nach dem andern und raucht eine Zigarre nach der anderen; die ganze kleine Welt ist schweigsam. In den Wohnungen dieser guten Bürger sucht man vergebens einen originellen Reiz. Die ge erbten und billig erworbenen Möbel bilden mit den Hochzeilsgeschenken ein Gemisch von schreienden Farben. Nirgends fühlt man die Gegenwart einer Frau von Geschmack. Das Leben fließt immer gleichmäßig und lang weilig. Mittags verschlingen Arbeiter und Bürger schnell ihr Fleisch und ihre Kartoffeln und lecken schließlich die Sauce mit ihrer Messerspitze auf. Dazu trinken sie in großen Zügen ein Liter Bier, rauchen ihre Pfeife oder Zigarre hinterher und machen ein Schläfchen. Abends ißt der Vater harte Eier, Wurst und eine Schinkenstulle, und dann geht er mit einigen Freunden in die Kneipe. . . . Das Bier ist ein günstiges Anregungs mittel, es erzeugt keine Gedanken, erhöht die Gefühle nicht, es wiegt ein und beruhigt die Leidenschaften. Der gute Bürger kehrt nach zwei, drei oder 4 Glas Bier deshalb sehr ruhig nach Hause zurück, schläft gut und nimmt am nächsten Tage wieder mutig seine Arbeit auf. Mrchennachrichtr«. Freitag, den 18. April vormittags 10 Uhr: Wochenkommunion in Klinga. Astronomischer Kalender. Mittwoch, den 16. April 1902. Sonnenaufgang 5 Uhr 13 Min. Sonnenuntergang 7 Uhr 1 Min- Mondaufgang 11 Uhr 3 Min. Monduntcrgang 1 Uhr 37 Min. Gedenktage. 15. April 1808. Oesterreich erklärt an Frankreich den Krieg. Am Manne der Schuld. Roman von Egon Rothenfel». 60 „Sie reden von meinem Herzen, nun, Herr Walberg, das hat gleich vom ersten Tage für Sie gesprochen, und wenn Mama und Papa nichts dagegen haben .. ." „Darf ich mit den Eltern reden, darf ich?" rief Richard in lautem Jubel ans. „O, Dank, tausend Dank für dieses Wort, mein liebes, süßes Mädchen!" Und mit Thranen der Rührung und der Freude begann der so ernste Mann einen lustigen Tanz auf der glatten Fläche aus zuführen, so daß Martha, der das Weinen eigentlich auch näher war, als das Lache», schließlich von der Lustigkeit mit angesteckt wurde und de» zierlichen Pirouette», welche ihr Kavalier u»d Herzliebster schlug, zu folge» versuchte. DaS war ein gar ge schicktes Hasche» und wieder Entfliehe»: endlich jedoch gelange- Richard, sei» Liebchen dingfest z» mache», und beseligt fuhren sie Hand in Hand zum vordere» Teil deS Teiches zurück, wo ma» sicher ihre lange Abwesenheit schon bemerkt hatte. Nie vorher war wohl ein glücklichere- Paar über die Bahn dahin geglitten. * * * Bleich wie der Tod, an allen Glieder» zitternd sah Gertrud In das ernste Gesicht, welches sich mit zärtlichen Blicke über sie beugte, in das Gesicht des Mannes, welchen sie liebte, und den sie, gerade dieser Liebe wegen, mied; vor dein sie geflohen war, deS Mannes, der, Ivie sie glanbte, jetzt um Marthas Liebe warb. Da stand er vor ihr, noch fast ebenw bleich wie im vergange nen Sommer; der Grain hatte seine Furchen ihm mit ehernen Griffel in das Antlitz geschrieben. Stumm stand er vor ihr; es schien, al- getraue er sich nicht zu sprechen, und mit unsicherer Stimme begann er endlich: „Ich dachte nicht, Dich hier zu finden und .. so zu finden." Die Worte trafen sie wie ein schwerer Borwurf und mit einem traurigen, lebensmüden Blick sah sie auf. „Auch ich hätte eS vor- gezogen, zu sterben, als mich von Dir hier ausfiuden zu lasse»." „Das sind harte Worte," entgegnete Hohlfeld in schmerzlichem Tone, „bitter für mich, der ich sie anhören muß." »Glaubst Du, e- sei für mich nicht noch bitterer sie auSzu- sprechen?" fragte Gertrud mit schluchzender Stimme, .aber sie stutz wahr," setzte sie nach einer Pause hinzu. „Wahr?" wiederholte er in gepreßtem Tone, „diese Worte sind lvahr? Und da- muß ich hören, von Dir hören?" „Ja," meinte sie kurz. Er trat näher auf sie zu und versuchte ihre kleinen zittern den Hände zu erfassen; doch sie wich zurück, ihm heftig die Hände entziehend. „Nein," schrie sie in schrillem, unnatürlich lautem Tone, „be rühre mich nicht, berühre mich ja nicht! Warum bist Du hier her gekommen, warum hast Du mich nicht in meiner Einsam- keit, in meiner Verborgenheit gelassen?" „Warum ich kam?" fragte der Rittmeister, mit besorgter Miene die furchtbare Erregung Gertruds beobachtend. „Ger trud, weißt Du den» nicht, daß ich seit Deinem Verschwinden nicht- unversucht gelassen habe, um Deinen Aufenthalt zu ent decke» ?" „Und doch wußtest Du, daß ich verschwand, um Dir zu ent fliehen." „Um mir zu entfliehen?" rief Hohlfeld mit einem Schrei des Schmerzes aus, „Gertrud,da-kostet mich meinLeben!" „Ich weiß, daß Du krank, leidend warst, ich weiß eS; aber jetzt, Arthur, jetzt bist Du genesen, letzt bist Du doch gesund und . . glücklich?" „Wie kann ich glücklich sein, wenn ich Dich so wiederfinde?" „Wie hast Du mich hier wiedergefuttden, wie hast Du mei nen Aufenthalt entdeckt? Ich wollte, ich wäre am Ende der Welt und nicht h,er!" „Aber, Gertrud, ich bitte Dich, wie kannst Du so sprechen? Mein einziger Wunsch tm Leben ist doch der, Dich glücklich, Dich in Frieden zu sehen." «Ich ging .. ich ging .." die Stimme versagte ihr und die Worte erstorben ihr auf den Lippe». Müde sank ihr der Kopf auf die Brust herab und mit gefalteten Häuden saß sie teilnahms los da. Mit Rührung betrachtete der Rittmeister da-geliebte Weib. „Ichwill Dirsagen," begannerendlich, „warum Du flohest und Dich verborgen hieltest. Du glaubtest in Deinen» Edelmut und Deiner Selbstlosigkeit, ich würde Dich vergessen. Gertrud, ich Dich vergessen!" „Ich danke dem Himmel, daß er uiir den Gedanke» einblie», zu fliehen; o, wäre ich doch noch weiter gegangen, bl» in die fernste Wüste!" Furchtbar war die Veränderung, welche jetzt mit den» Ritt meister vorging. DaS ohnehin schon bleiche Gesicht wurde erd fahl, die Augen traten fast aus ihren Höhlen und init einer Angst, die ihm fast die Kehle znschnürte, stieß er die Worte keu chend hervor: „Ich weiß .. ich .. weiß, Du zweifelst an mir. O mein Gott, mein Gott, auch sie, auch sie!" Gertruds Augen ruhte»» verwundert und verständnislos aus dem gequälten Manne. „Ich zweifle au Dir?" fragte sie, „wa- soll das heißen, wie meinst Du das?" „O, ich fürchte, Du, auch Du, Gertrud, o, das wäre gräß lich, das könnte ich nicht ertragen, Gertrud, Du glaubst, ich sei der Mörder . . ." „Der Mörder?" wiederholte sie fast mechanisch. „Welche« Mörder?" „Hast Du'« vergessen, Gertrud, hast Du'S vergessen? O, ar mes Kind, könntest Du'S doch. Geliebte, schrick nicht vor mir zurück, ich will Dich nicht berühren, weim Du es nicht willst; aber ich habe Dir so viel, so viel zu sage»», und dann . . Du darfst auch nicht hier bleiben." „Nein, das darf ich freilich nicht," rief sie mit einen»bitteren Lache»» aus, „ich bin ja entlassen, wie Du wohl schon wissen wirst. Gewiß hast Du doch auf Billa Eden auch schor» davon gehört, in welchem Rufe die Lehrerin steht?" Es war eiir herber Ton, in welchen» sie die letzter» Worte gesprochen hatte, fast klang es wie Hohn von ihren Lippen und verwundete bei« arme»» Hohlfeld tief. Mit ei»»ern flehenden Blick trat er jetzt au ihre Seite und mit zärtlichem Zwange nötigre er sie, sich in eine»» Sessel nie- derzulasseu, während er einen zweiten für sich heranzvg und neben ihr Platz nahm. „Armes Kind, wie entsetzlich hast Di» Dich verändert. Frei- lich.als Du hierher kamst, jo erzählte man mir, warst Du ,a . .." „Halb verhu»»gert," vollendete sie seine Worte, „ja, halb ver hungert." Wieder klang es wie bitterer Hohn und hastig fügte sie hinzu: „Du mußt das vergesse», Arthur, das ist ja nun vor über, Du »mißt das vergessen!" „Glaubst Du, das Vergesse» sei so leicht?" „Mag sei», daß es schwer ist, aber Du sollst vergessen! Denke doch von mir ebenso, »vie alle anderen hier von mir denken. Halte mich doch auch für ein Weib, welches nicht einmal mehr wert, diesen bescheidene»» Platz hier auszusülleu!" 82,20