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Es gelang den Lehrern, heimlich manche zu- rückzusühren; vielen aber, die bei ihren Mei nungen beharrten, ward dec Prozeß gemacht, und Strafe auferlegt. Nach allen diesen heimlichen Vorspielen erschien öffentlich der Plan, die Inquisition über das ganze Reich auszudehnen , und Mendoza war's, der ihn entwarf und den Königen (so nannte man Ferdinand und Isabella) vorlegte. Sie ge nehmigten den Entwurf zu einer Anstalt, wel che nicht nur dem Verfolgungsgeiste des Zeit alters drenen, sondern auch als politische Ma schine trefflich benutzt werden konnte. Zwei große Schwierigkeiten mußten über- wunden werden, ehe die Inquisition fest ge gründet war. Die Einwilligung der Stände' war nöthig, und der Genehmigung des Papstes mußte man Werth beizulegen schet- nen. Auf dem Reichstage zu Toledo 1480 war das neue Gericht die' wichtigste Angele genheit, die der Kardinal betrieb, Ais die obern Verwaltungs - Behörden, die man hoher Rath von Castilten (enns^jo real de Ousrida), Staatsrath (cnnsejo de estado), Finanzrarh (conkejo de kaciencla) und Rath von Aragon (consejo de nannte, von dm Standen bestättigt waren, stellte der Kardinal vor, es sey schicklich und nöthig, auch ein beständiges Gericht zu bestellen, das mit Religionsangelegenheiten und mit Ver waltung der geistlichen Polizei sich beschäf tigte. Alles Widerspruchs ungeachtet, ward beschlossen, ein Inquisittonsgericht unter denr Nahmen höchste General-Inquisition (Zenera! rnhuisicion Luurem») zu errichten. Gleich nach dem Reichstage ward das neue Tribunal (1481) in Sevilla eröffnet. Thomas de Torquemada, Prior des Dominikanerklosters zu Segovia, und Beicht vater des Kardinals Mendoza, seines Beför derers, war schon 1478 von Ferdinand und Isabella zum ersten General-Inquisitor er nannt worden. Gleich anfangs, von den Königen unterstützt, ein furchtbarer Ketzer richter ! Er hatte zweihundert Znquisitions- bedients, Familiäres genannt, und Zv Rei ter als Wache und Beschützer; aber stets quälte ihn die Furcht vor Vergiftung. Das Dominikanerkloster zu Sevilla war bald zu enge für die zahlreichen Gefangenen, und der König verlegte den Sitz des Gerichts auf das Ccklcß in der Vorstadt Triana, In dem ersten Auto da fe' (Glaubenshandlung) wur den 7 abgefallene Christen verbrannt, und größer noch war die Zahl der Büßenden. Ueber 17,000 gaben sich, wie spanische Ge schichtschreiber erzählen , selbst bei der Inqui sition an; über 2000 wurden in den ersten Jahren zum Scheiterhaufen *) verurtheilt, und noch weit mehrere flüchteten in die Nach barländer, Viele Juden flohen erschrocken nach Portugal, Afrika und in andre Gegen den , und mehrere Häuser in Sevilla und an dern Städten standen leer. (Die Fortsetzung nächstens ) A n e c d 0 t e, Ein Pfarrer hielt in einem Städtchen seine Antrittepredigt, Die Kirche war voll von Andächtigen und Neugierigen. Der Pfarrer, der vielleicht noch nie Angesichts *) Von 1482 bis 1520 wurden über 4000 Menschen verbrannt»