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140 Theile entzünde! «iid daher sehr Irriiirl ist. Da« Fieber dauert in gleicher Stärke fort. Dann und wann schläft er, obwohl sehr uner quicklich — aber seine Lebenskraft schwinde! zusehent-, und seine Stimme ist so gut al» nickt mehr vorhanden. Loch — Nott hat Mittel sür Mes: seine unendliche Güte und da- Gebel der Mittler können Biel thun. Ich selbst bi» wie au-gelrccknel. Ob ich noch Geschäfte über- »cbmen'kann, da« hängl von seiner Wiederherstellung ab." Endlich kam die Katastrophe, deren rührende Einzelnheften Lr. Lawrence in einem Briese au Mistreß Haviland, eine Brrwaudle de« Burkcschen Hause-, mil solgendcn Worten erzählt: „Sie wissen Alle-, wa- bis zu ter Nackt vor scincm Tode sich ereignele. In dieser Nacht war er unruhig und konnte nicht schlascn. Am Morgen bemerkte man, daß seine Lippen sich geschwärt« hallen. Seine Summe war jedoch kräftiger geworden. — Die günstigen Shmplome ballen ans Baler und Mauer keine Wirkung mehr; ihr Weinen und Wehklagen drang bis zu den Obren kes kraulen Sohnes. Er stieg aus dem Belte und ließ sich vc» den Brticnlen nach tem Gemache sühren, wo seine Aeltern in Tbränrn saßen. An der Thürc hieß er diejenigen, die ibn unlcrstütz- len, wieder abtrelen und ging allein in das Zimmer, um vor seinen Aellcrn so zu erscheinen, als ob er kräftiger geworden wäre. Er sam- nielle mil großer Anstrengung seine gan,c noch übrige Kraft und schrill quer durch kas Zimmer bis zu der Stelle, wo Later und Muller in ängstlicher Spannung und unfähig, ein Woil zu reden, nach ibm hin- starrlen. Er versuchte, ein Gtipräch auzuknüpscn, und sagte, gegen seine» Baler gewcndcl: „Ich bcsürchle nickis. Ich süble mich besser und ausgrräuml; aber mein Herz ist doch unruhig, ick weiß nichl, warum. Smich doch mil mir, Baler; sprich von Religion, von Sittlichkeit, ober, weiiu Du willst, von gleickgülligrn Dingen." Als er sich bald daraus weil schwächer sübllc, sühnen ihn seine Aclleru wieder in sein Schlasgrmach. Er Hörle ein Geräusch draußen und fragle, ob es regneie. Der Baler bemerkte ihm, cs sc» tcc Wind in bcu Baumen. Bald daraus deklamirle brr Kranke mit silberheller Summe und u»gc- mriner Anmuih einige schöne Zeilen aus „Atam'S Morgen-Hvmnc." Bei den letzten Wonen sank er i» die Arme seiner Aeltcrn zurück, wie in einen sestcn und süßen Schlaf; und nach wenige» Augenblicken war seine Seele entflohen." „Am ersten Tage (so fährt Lawrence fori) soll der Schmerz lc- Balrrs wahrhaft beunruhigend gewesen sehn. Bon Zeil zu Zeit stürzte er, wie wahnsinnig, in bas Zimmer, wo sein Sohn lag, wais sich auf da- Beite, oder gar an den Fußboden, und ries mit herzzerreißender Stimme: „O mein Richard! letzter Trost, letzte Stütze meines Alters!" Dann kamen wieder Zwischenräume der Rube, in denen er sich zu resignireu versuchte. In solchen Augenblicken beschäftigte er sich mil jeder kleine» Aibcil, au der sein Soh» Brrgnüge» gesunde» balle, oder von der er glaubte, daß sic seinem Richard Freude machen würde, wenn er noch lebte. Der Schmerz der Muller war nichl weniger lief, ob schon weniger stürmisch. Ec offenbarte sich i» muuucrbrochenen Thrä- nenströmen, wobei sie unaufhörlich beklagte, daß Goll sic nichl abge- rusen habe, cbe sie von dem Untergang aller ihrer Hoffnungen Zeuge sevn mußte. Aus da» wicdclhollc Zureden ihre- Maunes, von dem traurigen Orte sich entfernen zu lassen, antwortete sic unverändert: „Nein, Edmund; so lange Er noch hier ist, werte ich auch hier bleiben." Brruunst nnd Religio» sanden nach einiger Zeit in den Herzen der unglücklichen Acltrrn wieder Eingang. Burke'- Gemüthkruhe kehrte insoweit zurück, daß er in Betreff der letzten 'Pflichten, die man dem Torten zu erweisen hatte, die nölhigen Borschristen geben konnte; und seine Gatlin ließ sich endlich durch die Bitten ihrer Freunde bewegen, da- Hali- vor ter Beerdigung zu verlasse». k)r. Lawrence beschreibt tie Lage der Acltcrn, al- er sie »ach Richard s Tode zum eisten Male gese hen, in solgrntrn Worten: „Ich habe teil armen Burke gesehen. Sein Schmerz schic» mir doch nichl so unerträglich, al- ich vermulhct balle. Er stand aus cinmal vor mir, sonst würde ich ibm ansgewichcu schm Er sagie mir, daß er sein Hcrz nach und nach an seine traurige Lage zu gewöhne» sticke, und beklagte r- nur, taß er seinen Sobn im Tote «eschen. Die Miene kes Todle», — so meinte er — habe sich seincr ^Phantasie zu lies eingcpeägt, nnd er könne nun die Züge des lebenden Richard in seinem Gedächlmß kaum wieder ansrischen." In cincm an- tcrcii Briese gedenk« Lawrence seiner Unterhaltung mil Mistreß Burke. — „Nach unserem erste» Zusammeulrcffeu", so schreib! er. „war sie gesaßlrr. al- Er, oder sie spicllc ihre Rolle »alürlicker, damil ibr Galle nickt alle Fassung verliere» mochte. Er ergriff meine Hand und sprach in einem Tone cikünstcllcr Standhaftigkeit; allein sic durckschaulc ibn und gab ihm einen sansiei: Bcrwcis daiüber, daß er sich nichl, wie er versprochen, zu beherrschen wisse." Sollte Jemand, lrotz dem, wa- wir von dem innigcn Berhällniß zwischen Baier und Sohu gesagt, behaupten wolle», der Schmerz dc- Erstere» seh j» Itürmisck gewesen, so möge er bedenken, weich' et» glü hendes tiiid empsänglichcs Temperameul niiscreil Burke in feinem gaiize» Lebe» au-zeichneie. Außerdem war ter so früh Bcrklärtc des Vaicr« Tröster und kluger Ralhgebrr gewesen. Richard Burke betrachtete feinen Baler al- eine» trr bekculcudsten historischen bharaklcrc, und ter Ba ker schätzte Rickart's Talents höher, als scinc eigenen Der alte Burke nholle sieh nie vo» titscui Schlage; und alle seine nachmaligen Schrif ten lind Briese — die ihm nur kas Bedürfnis?, «eine politischen Mei nungen zu vceibeikige», emgab, — sind roll schwermüihigcr Erinne rungen an diese Harle Prüfung. Wir bescklicßrn unseren Artikel mit einer solche» Sickle, die tem Andenken eine« Sohnes ,inci> etlcrcn Tribut weiht, als ihn jemals ein Soh» dem Andenken seines ValcrS gezollt Hal. „Hille e- Golt gefallen, mir die Hoffnung auf einen Nachfolger zu lassen, so würde ich, sofern meine eigene Mittelmäßigkeit und die Mittel mäßigkeit meine« Zeitalter- es gestaltete», in gewissem Betrachte der Stifter einer Familie geworden sehn. Ich würde einen Sobn hinterlassen baden, dec in keinem persönliche» Verdienste, seh es nun Wissenschaft, Geist, Ebre, oder liberale Gesiilnung, dem edlen Lord oder jedem Anderen nachge- stcmden bälle. Er würde bald jedem Bedürsmß abgebolscn, icde« Miß- verhältinß ausgeglichen baden. ES wäre nickt feine Sache gewesen, an dem siebende» und sumpsig gewordenen Wasser meine- Verdienste« zu schöpft»; denn er trug in der eigenen Brust einen stillen und dock lebens- volle» Born edler und männlicher Lbäligkelt. Der Sturm hat mich niedergcschmeitcrt, und ich liege am Boden, wie eine der alten Eiche» iu meiner Nachbarschaft, die von dem letzten Orkane entwurzelt worden sind. Ich erkenne tie Hand der göttliche» Gerechtigkeit; während ich aber vor Goll mich demülhigc, glaube ich doch nickl, daß es mir ver holen ist, die Angriffe ungerechter und unkluger Menschen von mir ab- zuwrhreii. ... Ich stehe allein — habe Niemanden, der meine» Fein de» am Lborc begegne!. Ich führe eine verkehrie EMenz; die, welche mir folge» sollic», sind vor mir vom Schauplatz abgetreten — meine Nachkommenschaft har den Platz meiner Borsabrc» eingenommen. Ich bin dem ihcurrstcn Bcrwaiidlcn jenen Akk der Piela! schuldig, den er mir selbst erwiese» haben würde — bin e« ihm schuldig, der Welt zu zeigen, daß er keine» »»würdigen Baler gcbabl." Edmund Burke überlcblc seinen Sobn Richard nur drei Jahre. Er starb am 8. Juli 1797, im 68sten Jahre seines Aller-. (Obambci' s Lüinhurgh ffuurnal.) Bibliographie. Linkisch b'Iora meüica. — Bon Barlon und Castle. Erster Band. 21 Sh. Harvies nf Ilarvle - Ilnllnvv. — Von Bird. 3 Bdc. 27 Sh. I-ntt-rrs; l'rnin Ilse Lioulb. (Thomak Campbell'- qksanunellc Briese au- Algier, von denen unser „Magazin" im vorigen Jahre die in- lercssanlcre» mftgclhciil Hal.) 2 Bte. 3Ij Sb. I-ettors ko 1-nrü Ilrnuuluun. — Vo» Sir Anbur L. Falstkner. 9 Sh. Licowli. — Nach Heft» v. Sainline. 2 Bde. 16 Sb. Ou civilisakin». (Slatistische Belrachluuge».) Bou Morclon. (chriclNun. — Roma» von W. Harrison Ainsworth. Zlj Sh. ij.uuiluss« zn Irina. 3 Bdc. — Eine Ucbkrsctzuiig der bekannlen Schilderungen des Fürste» von Pückler-Muskau. Mannigfaltiges. — Lettische Lileralur in Holland. In der lrcffiichcn Hol ländische» Zeitschrift „^tbnnanum", die seil tcm Ansangc de« vorigen Jahres nn Haag erscheint, äußerl sich Herr va» Ghcn, einer der Her ausgeber, bei Gelegenheit seiner eben so gründlichen als anerkennenden Kritik der Holländische» Uebersetzung von Tieck s Novelle „die Verlo bung", folgendermaßen: „Es ist in der Thal scllsam, taß unsere Ucber- sctzcr aus tem Deutschen, so überaus zahlreich auch ihre Aibeilen sind, sich toch so häufig, um nichl zu sagen immer, an die mittelmäßigsten uud oberflächlichste» Produklc unserer Nachbarn machen, während man da« Tiesste und Würdigste enlwcter nichl zu beacklen scheint oder e- wohl gar bei Seile legt, weil man unseren Landsleuten nichl Geschmack, Kcnnlniß oder Eiser genug zulraul, um es wagen zu können, ihnen tergieichc» im Holländischen Gewände tarzubielen. Wie wenig ist toch bisher noch von Sckiller und Gorlhe, diesen beiten Heroen der Deulschen Lileralur — um Tieck-, von dem wir jetzt erst eine Probe erhalle», und Anderer nichl zu gedenken — in unsere Sprache übertragen, ob schon man e- wohl al« allgemein bekannt voraussetze» darf, daß in ihren Werken die reichsten Schätze Ler Kunst und Wissenschaft, ter er- babcnstcn und tiefsten Poesie, mit Einem Worte, vc» Allem, wa« Ver stand und Herz ansprickt, erschlösse» sind? Allerdings ist nichl zu über sehen, daß, wer in unserem Valcrlandc zu de» gebildetere» Kreise» ge hört, auch da- Drulsche versteht, weshalb man sich den» wohj in vielen Fällen »ickl wundern darf, wen» das Original einer lltbersetzung vor- ge;oge» wird; aber warum werde» nun gerade doch tie schlechten Sachen aus dein Deulschen übersetzt? Soll derjenige Kreis, ter einmal Ueber- seymrgen liest, nicht auch Gelegenheit haben, die gute» Schriftsteller kenne» zu lernen ? Merkwürdig ist es übrigens, taß die Franzosen, die wir so oft als leichtfertig und oberflächlich tarstellen, doch mehr Eiser an den Tag lege», al- wir, uni die gründlichen und wiffewchastlichen Erscheinungen der Dculsckcn Literatur zu stutircn. Es gilt dies auch in Bezug auf die nettere Pbilolophic, wie au- den Werken Lermmier'-, Victor Cousiu -, Michclel's und Anderer zn ersehen ist, obwohl toch tie Franzose» selbst unendlich lftscr in das Gebiet ter Philosophie ein- gedrungen sind, als leider wir i» neuercr Zeit." — Die Klage, in die Herr van GbeN hier au-bricht, findet übrigens in ter Zeitschrift selbst, ter wir sie entlehnen, ihre sprechendste, obgleich stillschweigende Bestä tigung; denn nm da- Journal dem Holländischen Publikum angenehm zu machen, habe» die He.au-gcber von ibrcm ursprünglichen Plane, ausschließlich ter Wissenschaft find Kunst zu huldigen, adgeben und die malreielle» Iulcrcffcn. Handel, Schifffahrt und Industrie, bi,>ei»jiebeii müssrn. Inzwischen bleibt da- Holläntischc Athenäum doch ein ebren- wcnbcs Zrugttiß von dem gebildeten Streben ter Herausgeber, die, eben so wie mit Deutscher Wissenschaft und Literalur, ganz besondcr- auch mit Deutscher Musis vertraut sind und fast i» jedem Hefte einen Drutschen Komponisten zum Gegenstände ihrer lehrreichen Betrachtun gen macken. Heeau-ze,geben von ter Nekaclion der Allg. Preuß. Staals-Zeitung. Rcdigirl von I. Lehmann. Gedruckt bei A. W. Hov».