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glühend geliebt Hat, lange zu liebe» und der eifrigste Freund derjeni gen zu bleiben, die ihre riebe schon längst einem Anderen zuwandte. Herr von Narboune Hal auch durch edle und muthige Thalen bewiese», Satz er mehr als bloß liebenswürdig sepn konnte; man denke nur an den Brief, den er dem National-Konvent zu Gunsten Ludwig'« XVI. schrieb, als dieser angeklagt war, die Mittel, sein Königreich in den VcrtheidignngSzustand zu versetzen, vernachlässigt zu baden. Und doch konnte dieser Schrill Herrn von Narboune in den Auge» der Seinen nicht von dem Verdachte reinigen, die Volkspartci ergriffen zu baden. Und diesem aristokratischen Grolle verdankte der Kaiser eine» eifrigen Minister, einen seiner tapfersten Adjutanten und einen liebenswürdigen Hofmann. Der Vicomte von Sögur liebte ihn nicht; er konnte sich nie von einer kleinen Eifersüchtelei gegen ihn frei mache», und so «st er dem Verdienste des Herrn von Nardonne Gerechtigkeit widersabrcn ließ, war «r eifrig bemüht, auch auf die Fehler desselben hinzuweisen. Er warf ihm besonders den Leichtsinn vor, mit dem er sich, al« Kriegsminister, auf seiner VisitationS-Reife nach den Gränzfcstungen von Frau v. Staül hatte begleiten lassen, und erzählte mir bei dieser Gelegenheit einen hübschen Zug von Hrn. v. Staül, der mir bis jetzt noch nicht bekannt war. Kurze Zeit nachdem Herr v. Narboune vom Ministerium abgegau- gcn war, waren seine VermögenSumständc so zerrüttet, daß er sich von feinen Gläubigern bart bedrängt sah. Ein indiskreter Freund verräth Ler Frau v. Staül, daß Herr v. Nardonne noch an demselben Tage in« Gefängniß wandern müsse, wenn er sich nicht augenblicklich die Summe von ZOMl) Franken verschaffen könne. Frau von Staül sucht ihren Galten auf, und dem Antriebe einer leidenschaftlichen Freund schaft nachgebend, schildert sic ihm mit den lebhaftesten Farben die un glückliche Lage de« Grasen Lottis und fragt, ob c« kein Mittel gäbe, ihn zu retten. „Oh, Du machst mich unendlich glücklich!" rief Herr Von Staül, nahm dann aus seiner Briesläsche die Summe, die zu Herrn von Nardonne'« Freiheit nothwendig war, übergab sie seiner Frau und fügte mit bewegter Stimme hinzu: „Stelle Dir meine Freude vor; ich dachte, es scv Dein Liebhaber." (Schluß folgt.) Bertin de BeUiöle. Diesen Namen trugen zur Zeit Ludwig'« XV. zwei bekannt ge wordene Männer, von denen dec Line ein sehr reicher Arzt und der Andere, sein Neffe, Polizei-Präfekt von Paris und späterhin Minister dec auswärtigen Angelegenheiten und StaatSrach Ludwig'« XV. war. lieber beide Männer enthalt da« Franzvstsche Journal In Drnit fol gende Notizen: „Ein Hospodar der Moldau, der mit seinem Leibarzt im höchsten Grade unzufrieden war, rief den berühmten Doktor Bertin, Mitglied der medizinische» Fakultät zu Paris, an seine» Hof. Kaum hatte dieser gelehrte Mann, den zu gewinnen man keine Opfer gescheut batte, die 'Residenz de« Hospodar« erreicht, al« jener unglückliche Zögling de« AeSkulap, an dessen Stelle Berlin berufen war, unter den Äugen de« Ankömmling« enthauptet wurde. Der Moldauische Fürst hatte — ob mit Recht oder Unrecht, haben wir hier nicht zu erörtern — den Un glücklichen in Verdacht, daß er ihn auf Betrieb des Grvßherrn habe vergiften wollen. Da« Schauspiel der Hinrichtung verfehlte seinen Ein druck nicht, aber es war nicht dazu gemacht, Herrn Bertin ein beson dere« Zutraue» zu seinem Kranken einzustößen; Unwillen, Schrecken und Furcht bemächtigten sich seiner von diesem Augenblick an, und er faßte auf der Stelle den Entschluß, so kurze Zeit als möglich an einem so gefährlichen Orte zu verweilen. Als nach Verlaus von zwei Jahren der Französische Konsul am dortigen Hose nach Pari« zurückkebrte, benutzte er die Gelegenheit, bei dem HoSpodar seine Entlassung kiuzureichen, und er kehrte in sein Vaterland zurück, nicht ohne sich furchtsamen Blicke» umzusehen, bi« er glücklich über die Eränze gelangt war. Im Monat Dezember 1748 kam er wieder in Paris an. Er hatte diese Hauptstadt als ein armer Mann verlassen und kebrke al« ein Kapitalist zurück. Er war im Besitz höchst bedeutender Sum men, die er, fast ohne zu wissen, wie? während seine« gezwungenen zweijährigen Aufenthaltes am Hofe de« Hospodars gewonnen Halle. Für ein Gemülh wie daS scinigc war der Reichihum nur ein Mittel mehr, Wohlthun um sich her zu verbreilcn- Der wackere Mann errich tete in der Brelagne, im Dauphinec und iu Pari« neue Lehrstühle der Medizin, gründclc Freistellen in den Hospitälern, schenkte den Findel häusern bedeutende Fond« und übcrhäustc seine im Verborgenen lebende Familie mit Wohlthaten, deren sie kaum würdig war. Einer seiner Neffen, voll Fleiß und Anstelligkeit, vertrauerte seine Tage in der Schreibstube eine« Prokurators im Chalclet. Er entriß ihn diesem düsteren Ansenthaltc, setzte ibn in Stand, die Rechte zu stndircn, und als der junge Mann seine Sludic» beendigt hatte, kaustc er ihm eine Rathsstellc im Parlament. Dieser glückliche junge Man» hieß Jakob Anton Berti» de Bellisle. Vorn Parlamcntsrath wurde er zum General-Einnehmer des Stcucr- Departemenl« Riom befördert und nicht lange darauf zum Polizci- Präsekien der Stadt Paris ernannt. Durch den Einfluß des Herzog« von Aiguillon und der Frau von Pompadour zu dieser Würbe erhoben, behielt Berlin alle Jrrlhümer und Fehler in der Verwalkung bei, ganz wie sie ihm von seinem Vor gänger überliefert worden war. Berlin de Bcllisle balle weder Festig keit, uock Gewalt genug, um die Polizei-Verwaltung zu dem zu machen, was sie sehn sollte; er ließ sich von der mächtige» Hof-Partei beherr schen . anstatt über da« Wohl und die Sicherheit der Stadt zu wachen, Lie ihm anvertraul war." — Um nun zu erkläre», warum Bertin de Bellisle, trotz seiner nicht großen geistigen Fähigkeiten, so lange Polizei-Präfekt gewesen und dann auch noch Minister geworden, erzählt da« obengenannte Journal, an geblich nach einem erst jetzt aufgesundcnrn Dokumente, wie der Polizci- Präsekl einmal dem Könige da« Leben gerettet, indem er noch zeitig genug ei» Komplott entdeckte, wonach der König durch einen ihm scicr- lich überreichten vergifteten Blumenstrauß in Gegenwart de« ganzen Hofe« gelöttct werden sollte. Die Geschichte trägt jedoch so sehr da« Gepräge ds« Unwahrscheinlichen, daß das Journal le vroit, welche«, seiner Tendenz nach, einen juridisch-historischen Charakter trägt, wohl- gelhan hätte, seine Quelle näher zu beisichiicn, Bon der Polizei-Verwaltung Bertin de Bellisle's wird dann noch Folgendes erzählt: „Trotz der Vorurtheile, die man gegen die Ber- tinsche Verwaltung hegt, ist doch nicht zu verkennen, daß er einige sehr nützliche Anordnungen getroffen. Die Administration der Fran zösischen und der Schweizer Garde versteigerte alle fünf Jahre sämmt- liche auSrangirte Uniformstückc. Die Hefe de« Pöbel« kaufte diese Gegenstände süc eine Kleinigkeit an sich, und cs war nicht« Seltene«, die Savoyarden auf dem Pomucnf, die Lumpensammler und ähnliche Individuen mit verschiedene» Unisormstücken bekleide« zu sehen. Diese Vermummung führte eine doppelte Unannehmlichkeit herbei: ersten« wurde das Ehrenkleid de« Soldaten auf solche Art entweiht, und zwei tens wurden oft unter dieser MaSkc Diebereien und andere Unthalen verübt, die dem Soldatenstandc zur Last gelegt wurden. Berti» wollte diesem eben so unmoralischen al» gefährlichen Handel ein Ende machen und befahl, daß dergleichen Bekleidungs-Gegenstände nicht ferner zum Verkauf gebracht werden dürsten, wenn nicht vorher die Farbe und der Schnitt derselben geändert worden. Bon dem Zeitpunkt ab wurde das Auge nicht mehr durch die groteske Tracht der niederen Bvlkskiassc beleidigt, und der Soldat halte ferner ktinc Ursache, über Unthalen zu crröthen, durch die seine Uniform beschimpft worden war. Ferner hatten seil den Kriegen der Fronde viele herumzicbende Handwerker die Gewohnheit bcibehalten, sich des Klanges kriegerischer Instrumente zu bedienen, um die Aufmerksamkeit der Käuser rege zu machen. Schccrenschlcifer, Kesselflicker und Steingulhändler zogen unter dissoni- rcnden Klängen einer Trompete oder eine« Jagdhbrns durch die Straßen; ja, selbst die Milchverkäufcr wanderten unter brausenden Fanfaren ein her. Diese Sitte war eben so lächerlich al« gefahrvoll. Bertin unter sagte diese widersinnigen Konzcrtc und duldete nur die Klapper. Eben so verbot er den Taschenspielern, Sciltänzcrn und Marktschreiern, sich einer Trommel und anderer kriegerischer Musik zu bedienen, und erwarb sich auf diese Weise sowohl den Beifall der KriegSleute, al« den der ruhigen Bürger. Bertin traf auch einige neue Anordnungen hinsichtlich der Slraßenrcinignng, die aber nicht von solcher Wirkung wie die seiner Borgänger waren." Bertin de Bellisle ist als StaatSratb im Jahre 1764 gestorben und hat den Ruf eine« rechtlichen ManncS hinterlassen was damals in Frankreich etwa« Ungewöhnliches war. Mannigfaltiges. — Französische Gelehrlcn-Bersammlungen. Die nächste Zusammenkunft der Französischen Nalur- und Geschichtsforscher wird im September d. I. in Vietz stattsinden. Auch an mehrere Berliner Gelehrte sind Aufforderungen dazu ergangen, von denen uns eine vor- lieqt, die die pomphafte Ucberschrist „(sonores nolentiliguu cl» HVance' trägt. Nun, bei unsere» überrheinischen Nachbarn kommt ja Alles ans den Namen an. Lin „wissenschaftlicher Kongreß von Frankreich", auch wenn er gar nicht« leistet, impouirt doch schon durch seinen Namen mehr, al« eine bloß- „Versammlung Deutscher Naturforscher und Acrztc." Die Versammlung in Metz wird bereit« dkd fünfte in Frankreich seh», ohne daß von den vier vorhergegangenen viel bekannt geworden wäre. Frei lich nehmen auch die Pariser Zeitungen von den Vorgängen in der Provinz keine sonderliche Notiz, und so kann cs wohl sepn, daß wir nur deshalb nicht viel von den vier „wissenschaftlichen Kougrrssen" erfahren haben, weil wir in Deutschland keine andere Französische Zeitungen, al« die Pariser zu halten pflegen. Der letzte „Kongreß", der in Caen statlsand, tbeilie sich in folgende Sektionen: I) für Naturgeschichte; 2) sür Landbau, Gewerbe und Handel; 3) für Physik und Medizin; 4) für Geschichte und Archäologie; 8) sür schöne Künste, Literatur und Philologie und 6) sür Staatshaushalt und Statistik. Zu Mctz wird auch noch eine siebente Abtheilung, die sür mathema tische Wissenschaften, binzukommen. In der un« vorliegenden gedruck ten Aufforderung wird Pletz durch seine vielfachen historischen Erinne rungen. die c« sowohl mit Frankreich als mit Deutschland verbänden, al« besonders geeignet für den „wissenschaftlichen Kongreß" gehalten, zu welchem mau auch, wegen der Nähe von Deutschland, sehr viele Demschc Gelehrte erwarten dürfe. — Jüdische Soldaten in Ostindien. Ein ansehnlicher Theil der Armee von Bombay besteht aus Juden, die sich in Sprache, Kleidung und Sitte von den Mahrattcn, unter dencn sie so lange ge wohnt, nur sehr wenig uuterscheidcn. Diese Indischen Juden würden vielleicht von allen übrigen Eingcborncn die besten Soldaten scyn, wenn sie nicht dem Lrnnkc so ergeben wären. Sie sind weder so stolz noch so indolent wie die Muselmänner und haben kein so lästiges Eercmoniell wie die Hindu «. Die meisten könne» in der Mabratta- Sprachc lesen und schreiben, unk viele verstehe» auch Hebräisch. Mit einem starken Körperbau verbinden Uc vielen Sin» sür Arbeit und Tbätigkeit. Ihre Frauen und Kinder baden meisten« sehr schöne Gc- sichlSjüge. s-Vsiat. ffouvn»I.) HerauSgegcbcn von der Redaction der Mg. Preuß. Staats-Zeitung. Redigirt von Z- Lehmann Gedruckt bei A. W. Hap»