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Wdckmliiw erscheinen dre Nummern. Pränumeration«, Drei« 22j Sgr. (j Tdlr.) oitrtel^hküch, Z Tdlr- für da« ganze Jahr, ohne Er- döbung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Man xrLnunierirt ans diese« Beiblatt der Allg. Pr. SiaatS- Zeitung in Berlin in der Expedition (Mohren-Straße Nr. Z4); in der Provinz so >oie im Auslande bei de» WohllSbl. Post-Aemiern. Literatur des Auslandes. LS. Berlin, Freitag den 3. Februar 1837. Asien. Houigberger'S archäologische Forschungen. Marlin Honigberger, ein Deutscher an« Siebenbürgen, wurde I79!ü in Kronstadt geboren. Nachdem er die Apothckerkünst stndirl Halle, verließ er l81S seine Heimath, um eine lang genährte Sehnsucht, die lhn nach dem Orient trieb, befriedigen zu können. Er ging zunächst nach Konstantinopel, wo er nur kurze Zeit verweilte, und reiste dann durch Anatolien und Syrien nach Aegypten. Dori trat er in die Dienste Mehmed Ali«; aber die Verwüstungen, welche die Pest in Kahira anrichtete, bestimmten ihn, diese Sladl und Aegypten bald zu verlassen und seine ursprünglichen Rciscplänc auszusührcn. Während seine« Ausenlhall« in Aegypten halte er sich in der Medizin gründliche Kennlniß epworden und mit den Sitten des Oriente vertraut gemacht. Er durchwanderte Syrien als Arzl, begab sich mit einer kleinen Kara wane von Lamaekus nach Bagdad und besuchte dann hinter einander dir Städte Baffora, Buschir, Schirae und Zspahan. Dae westliche unabhängige Indien und die beinahe noch unbekannten Länder zwischen Persien und zenem Theile Indien« waren sein hauptsächlichste« Augen merk. Er beabsichtigte, die östlichen Provinzen Persien« zu bereisen und über Heral nach Kabul und Kaschmir ober nach dem Pendschab vorzudringen. Da der Krieg mil Rußland ibm die Reise in die östli chen Provinzen von Persten sehr erschwerte, so kcbrlc er über Kerman schah nach Bagdad und Bassora zurück, an welchem letzteren Orte er sich nach Maskat und von da nach Bender-Karaschi, dein bcsuchlesien Hasen von Sinde, einschisslc. Dann besuchte er, den Indu«, Dschunad und Nawai hinansegelnd, die Stadie Heidcrabad, Cbairpuhr, Mullan und Lahohr. Rundschii Singh bebiell ihn als Arzl an seinem Hose und Lberlrug ihm dabei die Leitung der Pharmakopoen link' Pulver- Fabriken. Die Güte dieses Fürsten und die Freundschaft der ihn um- gebcnde» Europäischen Beamten konnten unseren Reisenden jedoch von dem Wunsche, seine Heimalb wieder zu besuchen, nicht abbringen. Rundschil Singh würde ihm die Erlaubniß zur Abreise noch lange vor- euthalten Haden, hätte nicht Honigderger einen vornehmen jungen MoS- tim zurückgelaffen, der sich unter seiner Leitung zum Arzte gebildet balle. Ler Reisende wollte anfangs den Indu« hinab und nach Bombay fahren, um dort nach Baffora sich einzüschiffen, von wo er über Atgyp- le» in di« Europäische Heimat zurückzukebreu gedachte. Al« er aber in Mullan ankam, fand er sich veranlaßl, seinen Plan zu ändern und die Handel«-Elraßen in Eenlral-Asten bi« nach Rußlands Kränze zu ver folgen. Er besuchte zunächst Afghanistan, wo Dschaber Ehan, der Bruder de« Dost Muhammed Chan und jetziger Regent des Lande«, ibm gast freie Aufnabmc gewährte. Hier konnte er seine wiffenschastlichen Nach forschungen ungehindert anstelle». Honigderger verweilte ein paar Monate in Afghanistan, vertrante dann seine archäologischen Sammlungen der Obhul de« Herrn Allard in Labohr, nnd verließ Kabul mit einer Karawane, die nach Balch und Bochara abging. Sein Aufenthalt in Bochara dauerte beinahe vier Monate. Dann zog er mit einer anderen Karawanen-Gelegenheit durch die Steppen Kisilkum, Karakum und ter Kirgbiscu nach Orenburg und endlich von Orenburg über St. Petersburg in seine Heimat. In der Folge besuchte er Frankreich und England. In Paris stellte ibm der damals dort anwesende General Allard seine Sammlungen wieder zu. Herr Honigderger dal die Absicht, seine reichhallgcn Noiizen zur Grundlage einer Reisebeschrcibnng zn machen, in der er besonder« aus führlich von Afghanistan und dem Pendschab bandeln wird, zweien Ländern, deren gründliche Erforschung ihm weit eher möglich war, al« jedem früheren Reisenden. Auf seinen Wanderungen durch Syrien und Kleinasien widmete Herr Honigderger einem Handelszweige, der in Europa wenig bekannt, aber in jenem Theil de« Orienl« sehr blühend ist und einer Menge Familien sicheren Erwerb giebt, leine Aufmerksam keit. Es ist die« der Handel mil Medaillen und antiken geschnittenen Steinen, welcher fast ganz in den Händen der Goldschmiede nnd Geld wechsler sich befindet Liese Leute kaufen dergleichen Antiquitäten zu einem niedrigen Preise und schmelzen sie nm, oder verkaufen sic mit ungeheurem Bortbeil Honigderger bewahrte viele werlhvolle Münzen der Seleuciden und Arsaciden vor den Schmelziiczcl», denen sie bereit« zugedocht waren. Höchst interessant ist besonders dasjenige, was un« Herr Honig- brrger über die allen gewöhnlich ans Anhöhen befindlichen Denkmäler mitlheili, in denen sich in der Regel Denkmünzen und andere Kostbar keiten befinden, und die höchst wahrscheinlich Mausoleen längst verstor bener Großen sind. Herr Honigberger nennt sie in der Regel bloß Top«, doch werden sie in der Sprache der Eingeborenen gewöhnlich Dagop« genannt. Diese Denkmäler wurden bi« vor kurzem gar nicht gekannt, da sic meistcn« die nalürlichcn Gipfel der Anhöhen bilden nnd crst die angestellten Nachgrabungen zur Entdeckung völlig massiver Bauwerke ge führt haben, die meisten« da« Ansehen eine« alten platten Thurmes haben. Während Honigderger'« Auscnlhalt in Lahohr öffnete der General Ventura den berühmten Top von Manikyala, der ihm eine reich liche Ausbeute von Medaillen gewährte. Der günstige Erfolg veran laßte unseren Reisenden, als er, auf seiner Wanderung nach Kabul, zu dem schöne» Top von Schekeri-Bala kam, dieses Monument unter dem Beistände Dschabar-Cban'S zu öffnen. Hier traf er auch Herrn Masson, der einige Zeil vor ihm nach Afghanistan gekommen war und die Ruinen adzeichncle. Beide Alterlhumssorschcr wirkten jetzt gemein schaftlich zum Besten der Wissenschaft Fu Dschalalabad, welchen Ort Honigderger kurz vor seiner Abreise nach Bochara besuchte, entdeckte er ungefähr dreißig Top« von verschie denen Dimensionen, aber nur sechs oder sieben derselben lieferten ihm Artikel von cinigcm Werthc. Er erfuhr bald, daß die Eingebvrncn in dem Wahne ständen, diese antiken Monumente lieferten ihm gewaltige Schätze, und er hielt r« darum für gcralben, die Ergebnisse seiner Nach grabungen öffcnllich vorzuzeigen; die« besriedtglr aber den Argwohn und Geiz der Afghanen kcineswegc«, und beinahe hätte die Sache einen schlimmen AnSgang genommen. Man wollte durchaus nicht glauben, daß ein gcscheidlcr Mann, und obendrein rin Franke, so viel Zeil und Mühe an bloße Lappalien verwenden würde, und schloß daher, die Stücke Mörtel und Asche, welche Honigderger zu Tage förderte, müßten irgend »ine geheime Kraft besitzen. Auf Befehl de« Statthalter« von Ba- mian wurde der Reisende an den Gränzen von Kabul fesigcnommen und nach der Festung Achradad geschleppt, wo man einen Theil seiiltr Effekten in Beschlag nahm. Dcr Staltballcr suchte unter den au«ge- grabrneu Stücken öergcblich den mit Bestimmtheit erwarteten Stein der Weisen und entließ Honigderger endlich mit vielen Entschuldigun gen. Der Letztere berichtete über diese Behandlung an Dost Muhammed Chan, erhielt adcr nur eine Antwort voll nichtiger Ausflüchte und Versprechungen. Während seiner Anwesenheit in Bamian und Balch kam er in den Besitz einiger aller Baktrischer Münzen, worunter ein sehr schön erhal tener goldener Mokadpbise«,°j von demselben Gepräge, wie eine andere Münze dirser Art, die er i» dem Top von Kemri entdeckt halte. Auch sammelte er in Bochara eine Anzahl sehr wertbvoller Silbermun- zcn und zwei goldene, von denen eine au« den späteren Feilen der Indo-Skylhischcn Dynastie zu sehn scheint. Die numismatische Samm lung de« Reisenden wurde hier ferner durch beinahe fünfzig grschniltenc Gemmen bereichert, darunter: ein Karniol, auf welchem ein Mann in langem Medischcn Gewände einem beflügelten Löwen mit einem Dolche droht — ein gefärbtes Gla«, da« einen 'Löwenkopf zeigt, nebst Inschrift in Pchlwi - Charakteren — ein dergleichen mit dem vortrefflich au«- geführten Portrait eine« Fürsten und einer Inschrift in unbekannten Charakteren. Der erste Lop, der Herrn Honigberger besonder« intercssirle, war der oben erwähnte, den die Eingebornen den Thurm der schwarzen Säule von Schckeri-bala nennen. Er ist vier Stunden von Kabul entfernt und steht auf einer künstlichen Anhöhe. Diese« Denk mal bat da« äußere Ansehen einer Kuppel, ist von oben verstümmelt, muß aber von sehr eleganten Verhältnissen gewesen seyn. Das Material bilde» ungeheure, sehr harte und fast unbehauene Steine, mit einem Anwurfe von Kalk, den dcr Regen beinahe ganz weggespült hat. Der untere Theil de« Gebäude« ist so gut als Ruine; aber man darf wohl daran zweifeln, ob e« jrmal« eine vollkommen gleichförmige Oberfläche batte: denn die Basis fast aller übriger Top« von Afghanistan ist unregelmäßig oder vielmehr eine formlose Masse von Steinen und Mörtel. Ueber der Basis befindet sich eine Art Gürtel, sechs di« sieben F„ß hoch und von kleinen Säulen gebildet, die einer Reihe von Bogen al« Stützen dienen. Dieser Theil dcr Archi tektur, dessen Projektion nur gering ist, macht den schönsten Effekt. Der Erdwall, welcher dem Top al« Basis dien«, ist hohl und ruht vcrmutblich auf unterirdischen Grundlagen Sei» Umfang beträgt etwa 2000 Schritt. Der Besitzer de« Grundstücks, auf welchem der Top siebt, erzählte Herrn Honigberger, er bad« vor zehn oder zwölf Iabren in einiger Entfernung von dem Monumente einen Kanal zur Wässe rung seiner Felder anlegen lassen. Da entdeckten die Arbeiter, wie er ') Di» Herren Masson, Prinse» und Honigderger lesen den Namen die se« König« wobt minder richtig Kad»ht>e«.