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Sächsische Elbzeitung : 15.11.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-189311155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-18931115
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-18931115
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-11
- Tag 1893-11-15
-
Monat
1893-11
-
Jahr
1893
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 15.11.1893
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vom 107. Änfauterie Regiment fcstzunehmen, der in der Nach! zum Dienstag sich i» das Haus eines in seiner Begleitung befindlich gewesenen Kellners im Brühl zu drängen versucht, hierbei seinen Begleiter mit dem. Seiten gewehr einen Hieb über den Kopf verseht und dem Ver letzten sein Geld abgeprcßl holte. Schmidt wurde an die Militärbehörde abgclicsert. — Am 9. d. M. abends gelang cs wiederum, zweier Uebcrzichcrdicbc habhaft zu werden. Dem Poitier eines größeren VergnügungSlocalS in Leipzig siel co beim Fort gehen zweier Gäste auf, daß der eine Herr, der ohne lieber- ziehcr gekommen war, mit einem solchen den Heimweg au- trat. Deshalb vom Portier angchalicn, ergriff er die Flucht, wurde aber cingcholt und dingfest gemacht. Nachdem bald darauf auch der andere fcslgcnommcu worden war, konnte fcstgcstcllt werden, daß beide Spitzbuben im Laufe der zwei letzten Wochen nicht weniger als sieben Ueberzichcr im Werlhc von 250 Mark aus Wirtschaften gestohlen und zu Gclde gemacht haben. Kaum haben die kalten Tage begonnen, so hat auch schon eine diiunc Eisdecke ein Opfer gefordert. Am Sonu- ubeud spielte ein Iljähriger Knabe aus Thicmcu, der einzige Sohn seiner Eltern, ans dem frisch gefrorenen Teiche in Gaußig, brach ein und versank sofort in der Tiefe. Am Sonnabend Nachmittag in der 5. Stunde hatte der Lehrling eines Drvgcngcschäflcs am Fricdrichsplatzc in Chemnitz eine mit Benzin gefällte Flasche, welche einen Niß zeigte, auf den der Niederlage unweit einer mit Licht versehenen Laterne, an welcher eine Scheibe gefehlt haben soll, gestellt. Das aus dem Nisse quellende Benzin fing Feuer, wobei die Flasche unter starkem Knall cxplodirtc und den Prinzipal snmmt seinen beiden Lehrlingen, mit welchen er den Brand durch Bewerfen mit Sand unterdrücken wollte, in den angrenzenden Laden zurückwarf. Dnrch das wcitcr- brennde Benzin wurden nicht nur verschiedene Waarcu, wie Thee, Farbeu rc., sowie die Negalc der Niederlage ange kohlt, sondern auch zwei große Schaufensterscheiben infolge der Erschütterung zertrümmert nud die Glasscherben auf die Straße geschleudert. Der Geschäftsinhaber, sowie ein zur Zeit der Explosion den Plaltcnfußwcg passircnder Mann trugen leichte Verletzungen davon, während die beiden Lehr linge unverletzt blieben. — Der in die bekannte, an der sächsisch-böhmischen Grenze vorgekommcne Schmuggler.Affairc verwickelte und seiner Zeit in Haft genommene Kaufmann ist seit acht Tagen ans derselben entlassen, doch dauern die Uulcisuchungcu noch fort und sind nun bis jetzt 200 Personen in die Angelegen, heil hereingezogcn worden. Nachdem bereits vor einigen Jahren erst größere Ge winne der König!. Sächs. LandcSlotterie, und zwar der 300 000 Mark- und der 100000 Mark-Gewinn, in die Collcctionen in Hainichen gefallen sind, fiel am 9. No vember „das große LooS", 500 000 Mark, auf die Nummer 47 413 in die Collection des Lollcric-Colleclcniö N. Süß mann. Giohe Freude herrschte natürlich über die aber malige Segnung FortuunS, besonders auch deshalb, weil größlcnlheilS bedürftige nud ärmere Familien Hainichens und der Umgebung die glücklichen Gewinner sind. — Einen Einwohner in Hainichen, der einen Lehrer gröblichst beleidigt nnd der vci sucht halte, in die Schulzucht cinzugreifen, traf jetzt die wohlverdiente Strafe, indem er vom dasigen König!. Amlögcrichle zu einer Woche Grfäugniß, 10 Mark Geldstrafe und zur Tragung der Kosten deö Verfahren« vcrurlheilt wurde. Ein bedauerlicher Uuglücksfall ereignete sich am Frei tag in Bnrkersdnrf. Die beiden Gutsbesitzer Funke und Wetzel waren mit noch drei anderen Herren auf die Jagd gegangen. Nachdem dieselbe beendet war und alle fünf Jäger bei einander standen, nm gemeinsam nach Hanse zu gehen, entlud sich plötzlich das Gewehr des Herrn Funke und der Schuß drang Henn Wetzel so unglücklich iu den Rücken, daß Letzterer nach drei Stunden vn starb. Daö Königliche Schwurgericht in Zwickau verunheiltc den Bürstenmacher Fuchs aus Schönheide wegen Morde« zum Tode. Fuchs Halle, wie kurz bemerkt sei, zwei sciucr Kinder durch Ertnosscl» voisätzlich gctvdtcl, sein diitteö Kind aber ebenfalls durch Eilränken ermorden wollen. Das dritte Kind flehte fortgesetzt den Vater um Erbarmen für sein Leben an und wehrte sich mit der Kiaft der Verzweif- lung gegen den Moidanschlag, sodaß Fuchs schließlich die Kraft verlor, den Mordplan zu beenden und floh, worauf daö Kind sich aus dem Wasser retten konnte. Die kvuigl. Spitzenllöppcl-Mnstci schule zu Schneeberg ist für ihre vorzüglichen Arbeiten in Chicago ebenfalls mit einem Preise ausgezeichnet worden. Der Maurer Tauzcr aus Uulergncuß, welcher den Raubmord am Weber Schlegel im Kahmcuer Walde be gangen, wurde gefangen und in daö Gcfänguiß iu Greiz eingelicfcrt. Einen cigcuthümlichcn Tod fand iu Johanngeorgen stadt der über 60 Jahre alte Hansmann Gündel der Schu- bcrl'schcn Brauerei iu Willigslhal. Als er über die Brücke des Brciteubaches ging, wurde er ohumächlig und fiel iu den Bach, wobei er auf einen Stein anfschlug. Obwohl Gündel sofort aus dem Wasser gezogen wurde, lebte er uur noch knrzc Zeil; ein Herzschlag halte wahrscheinlich seinem Leben ein Ende gemacht. Am Freitag Abend stürzte in Auerbach der Auflädcr Gustav Lcuk, währcud er im Begriff war, ciuc schwere Kiste in den Keller zu tragen, die Treppenstufen hinab. Lenk wurde, da nm Abcud deö Vorfalles den Keller Niemand mehr betreten hatte, erst nm Sonunbcnd früh nm Boden liegend lobt — erdrückt — aufgefnudcu. Am Sonntag Nachmittag machte der Slellmachermcister Claus in Pauschwitz bei Trebsen einen interessanten Fund, indem er in seinem Garten auf eine Schleuse stieß und daselbst iu einem irdenen Krug 215 Silbcrmüuzcu fand. Dieselben stammen aus den Jahren 1611, 1625 nnd 1630, haben lhcils das bischöfliche Wappen mit dem Bild- niß des heil. Rudolf'«, lhcils das churfürstliche Wappen mit dem Bilduiß Georgs des Bärtigen. Auch sind einige österreichische Münzen dabei. Wahrscheinlich sind diese Münzen im 30jährigcu Kriege vergraben worden und dürften dieselben für Münzsammlcr von Werth sein. Iu Mylau sind auf behördliche Anordnung zehn Hunde erschossen worden, welche am Sounlag fnih von einem tollen Hunde gebissen worden sind. Der tolle Hund, eine maus graue Dogge, ist iu Buchwald e> schossen und durch die be- zirkslhicrärzlliche Scctiou ist die Tollwuth an demselben festgcstellt worden. In Bautzen wurde am Freitag Vormittag ciu Ju welier durch einen unbekannten Schwindler empfindlich gc. schädigt. Der Letztere, ein etwa 25 Jahre alter Mensch mit hagerem, bartlosen Gesicht, anständig gekleidet, fand sich In dem betreffenden Goldwaa'cngeschäfl ein und veranlaßte den Inhaber, sofort mit ihm in ein Holcl zu gehen nnd dort eine Bestellung cnlgcgcnzunchmcn. Der Geschäftsmann folgte ihm, der Unbekannte ging zunächst allein in daö an geblich von dem Kanstustigcu bewohnte Zimmer, kam zunick und bat den Jnwclier, einen Augenblick im Hofe zu warten, bis der Herr ihn empfangen könne. Inzwischen lief dcr Gauner unbemerkt iu dcu Goldwaarcnladen zurück, iu wel chem sich inzwischen ciuc Dame allein befand, Ihal, als ob er im Anftrag des Geschäftsinhabers komme und ließ sich für diesen 8 wcnhvollc Ringe, (3 mit Brillanten, 1 Sa phir-, l Amethyst- nnd l Jaöpiöring, sowie 2 mit geschult, lcncu Köpfen) im Gesammlwcrth von 350 Mark aushäudi« gen. Nii! den Ringen verschwand er dann. In dem frag lichen Hotel wohnte überhaupt Niemand, der nach einem Juwelier veilaugt hätte. Iu Großpostwitz bei Bautzen starb dieser Tage iu Folge einer Blutvergiftung die 18jährigc Minna Ottilie Keiling. Daö junge Mädchen halte bunte Wäsche gewaschen, sich bei irgend einer Gelegenheit in einen Finger gestochen, worauf in kurzer Zeit der Finger, später nach nnd nach die ganze Hand sowie c er Arm stark nnschwoll. Aerztlichc Hilfe wurde leider zu spät zu Nathc gezogen. Im Kloster Marienthal legten am 7. d. in feier- lichcr Weise die am 17. November 1891 als Novizen ein- getretenen Jungfrauen, als: 1. NobcUa Anna Reime aus Schirgiswalde; 2. Margarita Juliana Grob aus Traun stein in Bayern ; 3. LuflgardiS Macia Bogowöky an« Zicgcu- hals ici Schlesien; 4. Cäcilia Theresia Schmidt aus Nieden in Baiern und 5. Thekla Agnes Scula anö Crostwitz, die für immer bindenden OrdcnSgclübdc ab. Zu der Feierlichkeit hatten sich, anßcr einer großen Menge Andächtiger, zahlreiche geistliche Herren ans Sachsen, Böhmen, Bayern und Preußen cingefuudcn. Der Oidcusvisilalor Herr Stifts- probst ?. Vincenz Viclkind anö St. Marienstcrn leitete unter großer Assistenz die durch Ordensregel vorgcschricbc- ncn Ccrcmonicn währcud deö feierlichen Hochamtes. Mil dem schwarzen Schleier und grünen Myclhcnkcänzcn ge schmückt, wurden die Ordcuöjungfranen von den anwesenden geistlichen Herren gesegnet nnd von der Acbtissiu und den imPrcsbylcrium versammelten Convcntualinncn mit schwester lichem Kuß herzlich begrüßt. Durch einen siechen Betrug ist eine arme Frau iu Zittau, die sich ihre» Lebensunterhalt durch Waschen ver dient, um ihcc ganzen Ersparnisse gebracht worden. Die Frau ließ sich vor einigen Tagen von ihccm Qnauicrgängcr überreden, ihm ihr Sparkassenbuch znr Abhebung von 300 Mk., die er nach seinen schwindelhaften Angaben beim Antritt einer Stellung zur Hinterlegung als Cantiou gebrauchte, zu übergeben. Der freche Bcliügcr erhob das Geld und machte sich aus dem Staube. Zu ihrem nicht geringen Schi cckcn wurde die arme Frau gewahr, daß sic ciucm Bc- lrügcr in die Hände gefallen war nnd daß die Angaben über die Camioushinicrlcgung nuc Schwindeleien gewesen waren. Den Dieb hat mau noch erwischen können. L n q r s q r > cli > est > r. Deutsches Reich. Abermals stehen wir am Vor abend eine« hochbcdcnliau.cn N<ichsingsiession. Ihre B.cnn- punklc werden cmcOeils die ans sie Finanz und Stcncr refarm lm Reiche bezüglichen VoOag-u, anderseits die nencu Handelsverträge des deutschen Reichs mit Spanien, Nnmä- ulen und Serbien bilden. Wenn der Geietzcmwmf über die Neuregelung des fiuauzi-ll.u Ve>hältmsses des Reiches zu den Eiuzclslaateu die Grundzügc der geplanten RefociN aufwecst, so enthalten die Gesetzculwüc sc über die Tabak- fabrikalsteucr, über die Weiuslcucr und über die neuen Stempelsteuern die Vorschläge der vcibüudelcu Negierungen zur Beschaffung der Mittel, welche sowohl zur Durchführ ung dci Finauzreguli. ung im Ncichc als auch zur Deckung der Koste» dcr in voriger Session beschlossenen HeereS- vcrslärluug crfmderlich sind. Die genannten vier Vo. lagen stellen demnach den Reichstag vor eine ungemein wichtige, aber auch sehr schwierige Doppelaufgnbc, und daß es hierüber zu ausgedehnten lebhaften parlamentarische» Kämpfen komme» wird, dies steht schon jetzt fest. Wichtig in ihrer Art sind auch die crwähntcu neuen Handelsverträge, welche bestimm! sind, die handelspolitische» Beziehungen DcutschlaudS auch mit Spanicu, Rumänien und Serbien zu regeln. Da im Reichstage jedoch zahlreiche Gegner der unter dcr Kanzler schaft deö Grafen Caprivi eiugelcilclcn Hnndetsvcrlragö- polilik sitzen, so stchcu auch nach dieser Richtung hin mit Bestimmtheit erregte Debatte» z» erwarten. Weitere gc setzgcbcrischc Aufgaben des Reichstages iu dcr kommcudeu Session werde» durch de» Etat für 1893/94 »nd die mit demselben zusammenhängenden Gesetzentwürfe, durch die anf'ö Neue erscheinenden Vorlagen, bctr. die rcichögcsctzlichc Seuchen- abwehr, die Reform des AbzahlungswcscuS, die Abänderung deö Jnvalidcufondögesetzes, die Abänderung deö Untcrslütz- uugswohusitzgesetzcö, dcu Schutz von Waarcubczcichmmgcu uud »och durch verschiedene andere Sachen rcpräscutirt, cs erwartet demnach den Reichstag diesmal ei» sehr umfang reiches und dabei in viele» Punkte» besonders bedciitmigS, volles Arbcitöprogramm. Ganz zurücktrctcn dürfte in dem ai» nächste» DounerSlag auhcbendc» neue» parlamentarischen Abschnitte daö socialpolitische Moment, das doch in früheren Neichsiagösessioncn eine so hervorragende Nolle spielte; in- dessen ist eö ganz gut, wenn jetzt in den socialpolilischcn Neuerungen einmal eine Pause gemacht wird, denn cs lhut wahrhaftig noth, daß die in dieser Beziehung ergangenen Gesetze sich in unserem Volke erst richtig ciulcbeu. — Die Meldung, daß eine kaiserliche Cabiuctöordrc gegen das Hazmdspiel in dec Armee ergangen sei, wird von dcr „Kreuzzciluug" als durchaus glaubwürdig bezeichnet. Eine öffentliche Bekanntgabe der zur Bekämpfung dcr Spiel wuth im Offizicr-Corps entweder schon ergangenen oder schon zu erwartende» Verfügungen deö obersten Kriegsherrn ist aber wohl nicht zu erwarte». Wenigste»« meint das citirte Blatt, da die ganze Angelegenheit eine dnrchauö innere der Armee sei, so würden selbstverständlich auch alle die betreffenden Maßnahme» geheimer Nat»r sei» und inner halb derjenigen Kieisc bleiben, in denen die entsprechenden Vorgänge stattgcfundcn hätten. — Ob die infolge des Haunovci'schcn Spieler- uud Wucherer-Prozesses wieder ein- mal zu Tage gelretcuc Frage wiiklich nur ciuc Angelegen heit ist, die lediglich die Armee angelst, möchte freilich einiger- maßcn zu bezweifeln scin, vielmehr besitzt anch die Gesammt- hcit unserer Nation ciu gewichtige« Interesse daran, daß die durch den Piozeß von Hannover so drastisch anfgedeckten Schäden endlich einmal gn'indlich beseitigt werden. — Die denlsch-rnssischen Handelsvertrags-Unterhand lungen solle» »»» doch eine» Schrill nach vorwärts gcthan habe». Dcr „Beilincr Local Anzeiger" weiß zu melden, daß in einer der jüngsten Sitzungen dcr deutsch russischen Dclcgirtcu-Confcrcuz zu Berlin die russischen Unterhändler mehrere wichtige Forderungen Deutschlands zugestandcu hätten, es habe nunmehr dcu Anschein, daß die russischen Dclcgirlcn im Besitze ausicichcndcr Vollmachten seien uud sich in streitigen Fälle» nicht immer wieder erst nach Peters burg zu wenden brauchten. — Die „D. Tabak-Ztg." schreibt, daß das NcichS- schatznmt eine Verminderung des Tabak Consums in Folge dcr Fabrikalsteucr um 29 Proc., also um etwa ei» Drittel auuchme. Falls der Cousum unverändert bleibe, würden Fabrikalslcucr uud Zoll im Gauzeu 143600000 Maik er geben. Das Ncichsschatzamt aber berechne die Einnahme ans nur 104 Millionen Maik, also nur auf rnnd7I P.oc. Daraus cig.be sich, daß die Enllnssimg von 30—40000 Ar- beilcr» »ach Einführung der neue» Steuer auch nach der Ansicht des Ncichsschatzamls unvermeidlich sein würde. — Im Moabitcr CriminalgerichlS-Gcbäude wurde iu den drei ersten Tagen voriger Wochc, nachdem in dem wider Ahlwardt geführlcu Prozeß wegen seiner „Judcuflinlen- Broschüre" da« Urlhcil rcchtskräflig geworden war, mit den Ucberblcibsclu des Prozesses aufgeräuml. In dcr Vcrwahr- ungskammer des GcrichlS lagcn noch ctwa 50,000 beschlag nahmte Broschüren, welche, dem Erkcnnlniß gemäß, veruichlct werden mußten. Das ganze Material wandcrlc nun in die Heizung des GcrichtSgebäudes. Zum großen Theil waren die Druckbogen noch nicht gesalzt und geheftet, ganze Ballen verschlang daö Feuerloch eines riesigen Dampfkessels. Da Papier aber sehr langsam brennt, so dauerte dfe Prozedur drci Tage. Dcr große Schornstein auf dem Crimiualgericht warf zuweilen derarlige Nauch uud Aschcumeugcu aus, daß die nächste Umgebung von weißen Flocken wie »ach ciucm Schuccfalle bedeckt war. Einmal crknndigtc sich sogar die Polizei danach, ob ciu Braud auSgcbrochcu sei. Die Ver- brcnimug fand uulcr strengster Aufsicht statt. Am Mittwoch wurden der Firma Ludwig Löwe die Bücher, ciu ganzer Wagen voll, anögchäudigl, welche während des Prozesses beschlagnahmt waren. I» dcr Aciicnpapierfabrik in Hallc brach Sonntag früh Feuer aus, durch das ciu Theil der Fabrik zerstört wurde. Der Schaden wird ans 60 000 Mk. geschätzt. Dinch dcu Einsturz dcr Drahtseilbahn wurde ein A> bester gclödlcl und ein anderer schwer verletzt. Dcr Betrieb dcr Fabrik erleidet keine Unlcrbiechung. Am Sonnabend wurde in Altenburg die Leiche des Gulsbcsitzcrs Theodor Vchmanu aus Ftößberg bei Borua hmlcr ciucm Fabiikgcbäudc am Teichplan mil ciuc, liefen tödlichen Stichwunde iu dcr Brust ausgcfuudc». Dcr E.- moidelc isl am Abend vohcr in dcr elften Stunde iu Be- glciluug einer F.ammöpcison au« einem dasigen Gastbaus weggcgaugen. E. Hal eine Baarschaft von 300 Maik bei sich gehabt, die vermißt wi>d, dagegen bat man nocb 40 M , die e. in den Taschen Halle, bei dci Leiche gefunden. Dün gend di.ses Mo des vc.düästig soll II sein ein angeblicher Max B.aunc, Znhäliei und Spule., 27 Jahre all und d.e nm 17. Fcb.uar 1858 zu Halle a. S. geborene P.osliluirte Hcnneile Wilhelmine Friederike Marie Schmidl geb. Fisäier. Vorgedachic beide Personen reisen vcrmnlhlich zusammen. Im Prüfilugslermin in dem Konkurse Pfeiffer LHarl. dcgen in Kassel e> klärte dcr Konkursverwallcr, er schätze die Passive» auf 800000 Maik, dic Aktive» auf 300000 Mark, wovon mir 16000 Mark cmbringlich sind Der Vertrauensmann dcr Zahlstelle de« Dcutschcu Holzarbcilervnbandcs, Georg Herzer, in Grciz ist untcr Mitnahme dcr Kasse und des gcsamusteu Geschäftsmatcrialö verschwunden. Der Hamstcrfäuger Maigatlcr aus Löbnitz hat in den Fluren des Alvcnslcbcn'scheu Gutes in Neugattersleben an 15600 Hamster in etwa sechs Monate» gefangen, »ud in vier Woche» auf 100 Morgen Acker 18 Schock Mäuse. Bei den iii Eisleben anfgedeckten große» Silber- dicbslählen n»s de» Beständen dcr ManSfeldi'schcn Kupfer- schiefer bauenden Geweikschnft handelt cö sich nm Silber- abfällc, dic seil lange» Jahren cntweiidcl nnd an einen da- sigcii Goldarbcstcr abgegeben wiirdcu. Dic Dicbstählc sollen 15 Jahi c zurück, ciäicn; man berechnet die gcslohlcuc Menge auf mouatlich 20 leg. Ob diese Angabe» ziitrcffc», wird die Untersuchung c,geben. Thalsachc ist, daß von den grö. ßcrcu Handelsplätzen Dcnlschlands Nachfragen über dort gc- machte billige Silbcrangcbotc dahin kamen; durch diese Nach frage» wurde die Gewerkschaft aufmerksam und stellte Nach forschungen au, die eine Anzeige bei der Polizeibehörde zur Folge hatte. Iu Verbindung mit dcr Angelegenheit stand dic beschlossene Verhaftung des dasigen GoldarbesterS Nein- hold Böttger, der indcß Wind bekam nnd sich vor seiner Verhaftung entfernte. Seine Leiche wurde in ciiicm nahen Stcinbruchc gcfimdcu; er halte sich vergiftet. Man sucht nach dem Dieb. Der ganze gemauerte Seukbrnuncu in Sch n e idcmü hl ist in die Tiefe versunken und die Lage dadurch wieder höchst bedenklich geworden. Der Brunnen sank ctwa zehn Meter tief. Uugtückssälle sind glücklicherweise nicht vorgekommen, da dic Arbeiten zur Zeit gerade eingestellt waren. Brunnen- mcislcr Beycr befand sich noch kurz vor dem Einsturz nm Brunnen. An der Stelle, wo sich der Brunnen befand, sicht mau jetzt nur noch cincn mil schmutzigem, schaumige» Was ser attgcfülllen Tümpel. I» bmstcm Durcheinander liegen um ihn herum Gcrüslstaugcu, Balken uud Bretter. Der vom Scukbruuucu zu Küddow aufgeworfene Graben ist mit dickflüssiger Masse, wie sie bisher den Bohrlöchern entquoll, angefttllt. Die Polizeibehörde sperrte die Uuglücksslellc so fort gänzlich ab. -- Die Stadtverordneten von Schneidemühl genehmigten
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