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Man spricht manchmal von Ladungen Mißhandelter vor den Richterstuhl Gottes und Oetker berichtet hierüber in den Preußischen Jahrbüchern. — Manchmal scheint bei diesen „Ajournemcnts" Fern sehen zu Grunde zu liegen, anderemal dürfte die Gewissensqual der unbarmherzigen Henker deren Tod herbeigeführt haben. Bernard de Tirvn, von Rom ungerecht verurtheilt, lud Pascal II. und sein Conseil vor den Nichterstuhl Gottes; 11. Jahrh. Ein Erzbischof von Mainz, Heinrich, wurde 1158 durch den Cardinal des Malins ungerecht ver urtheilt und rief den Cardinal und seine bestochenen Zeugen vor Gottes Gericht, die daun zur bestimmten Zeit auf die grausamste Weise starben. Robert Großensteht citirte im Augenblick des Todes Pabst Innozenz IV. 1253, der ihn ungerecht excommunizirt hatte und dieser starb zur bestimmten Zeit. Clemens IV. verjagte Gaulier, Erzbischof von Poitiers, der verlangte, man solle auf sein Grab schreiben: Ich rufe ihn vor den Nichterstuhl Gottes. Als Jemand Clemens dieses las, starb er zur selben Stunde. Ferdinand IV. von Castilien wurde von zwei Edelleuten Carvajal, die er von einem Thurme der Stadtmauer zu Martos hatte herab stürzen lassen, 1312, auf 30 Tage geladen und er starb um diese Zeit. Er hieß deshalb LI LmMrnäo, I'Afournö. Die Ladung geschah am 18. Aug. und am 17. Sept, fand man den König todt im Bette. Die beiden letzten Tempelherren, Großmeister Molay und Guido von der Normandie luden 1313 auf dem Scheiterhaufen Pabst Clemens V. und den König Philipp IV. vor Gottes Gericht, ersterer starb nach 33 Tagen, der zweite nach 10 Monaten. Franz I., Herzog der Bretagne, wollte nach Aenras Sylvius 1450 seinen Bruder Gilles wegen eines ungegründeten Verdachts im Kerker verhungern lassen, aber man konnte ihm heimlich Brod zustecken, weshalb die Schergen glaubten, er werde durch teuflische Kunst am Leben erhalten und ihn am 25. April erdrosselten. Nach der Einnahme von Avranches passirte der Herzog den Berg St. Michel, wo er in der Festung schlafen wollte, als plötzlich ein Franziscaner vor ihm sich präsentirte, der Beichtvater von Gilles gewesen war und ihn im Namen des Bruders aufforderte, in 40 Tagen vor dem Richterstuhle Gottes zu erscheinen. Der Herzog, von Gewissensbissen gefoltert, starb am 19. Juli, erkennend die Strafe und die Verkün digung. Das Ajournement des Pater Laclance, durch Grandier auf I Monat, wo Lactance am 30. Tage verrückt starb, steht in den 0MI868 66l6dr68 1. 8sr. IV. 194. Es starben auch in andern Fällen manche ajournirte Richter. Thomas Eractius hat über den Gegen stand schon 1579 geschrieben. Wenn man folgenden zwei Erzählungen Glauben schenken darf, so wäre damit ein Beweis geliefert, daß Tod und Bestattung von Jemand längere Zeit zuvor dem Gefühl wahrnehmbar angezeigt werden kann. Der dänische Capitän Lange in Glückstadt war ein hoch-