194 Da wurden Flintenschüsse hörbar und Kanonenschüsse don nerten drein. Ein zweiter russischer Soldat stürzte herbei zur Gruppe und erfaßte den Arm des aufgebrachten Kameraden. — „Schnell, Ignaz, komm," sagte er, „ich glaube, es gicbt etwas; ich fürchte, daß die Tscherkesscn uns überfallen haben." Ignaz schien weder das Schießen noch die Worte seines Freundes zu hören, sondern fuhr zu seiner Mutter gewendet fort: — „Ich rathe dir, wenn dir dein altes Gerippe was werth ist, dem Mädchen Nichts mehr zu Leide zu thun." — „Aber so komm doch," schrie der Kamerad. — „Denn ich sage dir," —fuhr der Andere fort, „ich liebe sie! ich liebe sic mehr, als mich und dich und die ganze Welt zusammen!" Der andere Soldat mußte ihn mit Gewalt fortziehcn. Unterdessen nahm das Schießen immer mehr zu. Auf den Gassen entstand ein Lärmen, Jammern und Hin-und Hcrrenncn. — „Die Tschcrktsscn, Schamyl!" ertönte cs von allen Seiten. — „Hinein mit dir ins Zimmer," fuhr die durch den vo rigen Auftritt cingcschüchterte Mutter Sclima an, „hinein!" Da erwachte der Muth des Mädchens, angcfcuert durch den tobenden KriegSlärm, welchen sie hörte. — „Ich will nicht! ich will hinaus, hinaus will ich, denn man kömmt mich zu befreien!" rief Sclima, dic das Gespräch zwischen Muttcr und Sohn zwar nicht verstanden, aber den we sentlichen Inhalt desselben begriffen hatte, mit srcudiger Ah nung aus.